Ein anderer Blick auf die Welt
Dieser Beitrag ist nicht über Göttinnen, sondern im Geiste der weiblichen göttlichen Schau geschrieben. Seherinnen waren bei den Germanen auch Göttinnen, und so ist der folgende Text ein Beispiel für die praktische Anwendung einer beseelten und vergeistigten Schau auf die Welt, in der alles lebendig ist. Die germanischen Göttinnen und die Nornen wirken hier gemeinsam mit männlichen Gottheiten und den Menschen am großen Weltenwesen mit.
Die EXTERNSTEINE
Erinnerung an meine Vorfahren
Zugedeckt von der teutonischen Nacht,
beschützt von dem heldenhaften Wald,
heimgeleuchtet von dem magischen Mond,
umarmt von dem See –
in seinen Wassersternen spiegelnd –
ragt ihr, meine geliebten Vorfahren,
jeglicher Vernichtung trotzend,
kraftvoll
aufrecht stehend
erhobenen Hauptes
allwissenden Blickes
den Kosmos in EUCH tragend,
in mein Herz.
Holzhausen – Externstein, 17. Mai 2007
Das waren meine ersten Gefühle, meine ersten Empfindungen, als ich in die uralte Wirkstätte meiner Ahninnen und Ahnen eintauchte. Seitdem bin ich mit ihnen gemeinsam auf Weltenreise, so wie es in unserer Kultur seit Urzeiten Sitte und Brauch ist: Göttliches Schicksal ist Menschenschicksal – Menschenschicksal ist göttliches Schicksal. So »einfach« lebten unsere Vorfahren in und mit der All-Einheit.
Ihre göttliche Selbsterfahrung geleitete ihr alltägliches Erdenleben. Aus diesem unmittelbaren und unverfälschten Erleben in sich schöpften sie ihre unermessliche Kraft, Seelen- und Sittenreinheit, so wie Cornelius Tacitus sie in seiner »Germania« (98 v. u. Z.) beschrieb. Ja, sie wagten schier Unermessliches für das Göttliche, denn ihr Schicksal war untrennbar mit diesem verwoben. Im Bunde mit dieser himmlischen Kraft wankte und versank sogar das einst so mächtige römische Riesenreich. Es blieb für die Römer ein immerwährendes Rätsel, woher diese Germanen kamen, was ihr göttlicher Urgrund und ihre Kulte – ihre Kultur – waren.
Liebe ist die Urquelle des Kosmos
Jahrtausende vor der Zeitenwende wurde in den germanischen Gebieten eine besonders tiefe Innigkeit bezüglich der Geburtsmysterien gepflegt. Das bezeugen keineswegs »nur« die Urmutter-Figurine (genannt: Venus) vom Hohlen Fels bei Blaubeuren mit ihrem nachgewiesenen Alter von 42.000 Jahren, sondern auch die Herta-Sagen und der Nertus-Kult. Diese Kulte waren Sonnenmysterien zur Harmonisierung der schwarzen und der lichten sichtbaren Sonne. Durch sie verband sich der bewusste Mensch mit dem kristallinen Herzen der Erde (= dem schwarzen Loch), seinem nuklearen Klange und seinem Rhythmus so lange, bis er den lichten Sonnenfunken in seinem Herzen geschaut, empfunden und gefühlt hat. Er sah und spürte das Verschmelzen beider Sonnen in seinem Herzen (kalte Fusion); er wurde dadurch neu geboren. Denn unsere irdische Welt ist ein Projekt voller Kommunikationsöffnungen zu den Paralleluniversen.1Giuliana Conforto, Das Sonnenkind, Genius Verlag 2013, S. 85 Den Ort hierfür beschrieb ich bereits in meinem Buche »Esu Krist der gebürtige Germane«: Es ist die fünfte Herzkammer.
Da unser Herzchakra von dem Rhythmus der Venus durchpulst wird, sind die fünf Herzkammern das menschliche Organ (Antennen), um die Schwingungen ihres fünfstrahligen Sternes (das Pentagramm, das in ihrer achtjährigen Umlaufbahn um den Planeten Erde gebildet wird) zu empfangen. Denn wir Menschen sind unserem Ursprunge nach Sternengeborene, dies galt es in unseren Ur-Kulten mit jeder Körperzelle zu spüren. Vor allem in den Sonnenmysterien spürte das menschliche Wesen durch Selbsterfahrung, dass die Liebe die göttliche Kraft und die göttliche Macht ist, die wahrlich alles bewegt und harmonisiert: »Liebe ist Bindung im Urgefüge«, »Liebe ist die Urquelle des Kosmos«, so fasste es der Physiker Prof. Dr. Hans-Peter Dürr in seinem wunderbaren Buche zusammen.2Hans-Peter Dürr/Raimon Panikkar, Liebe – Urquelle des Kosmos, Verlagsgemeinschaft topos premium 2017
Dieses kosmische Wissen unserer Ahninnen und Ahnen spiegelt sich auch in der sprachlichen Verwandtschaft von »Herz« und »Erde« im Altsächsischen wider: »herta« = Herz3Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, Digitale Ausgabe 2001, Band 10/1207/1; »ertha« = Erde4a. a. O., Band 3/749/74. Dieses Sprachbeispiel bezeugt, dass unsere Vorfahren »Herz« und »Erde« in einer unmittelbaren belebten All-Einheit empfanden. Sie spürten in ihren Herzen den Pulsschlag der Göttin ERDA, indem sie sich mit der schwarzen Erdensonne verbanden. So empfanden wir: Das Göttliche ist in meinem Herzen.
»Die Seele ist eines unserer ältesten gemeingermanischen Worte.«
»Im ganz frühen Stadium der Embryologie finden wir im jungen Embryo pulsierendes Blut, noch ganz ohne Gefäße, geschweige denn mit einem Herzen. Erst allmählich bilden sich um das pulsierende Blut herum die Gefäße aus. Die Herzanlage liegt beim Embryo oberhalb der Struktur, die später der Kopf wird inklusive des Gehirns, und wandert dann in einer halbkreisförmigen Bewegung in den Brustkorb hinein. Mit anderen Worten: Herz und Gehirn vertauschen in der frühen Embryonalentwicklung ihre Aufenthaltsräume. Das, was einmal miteinander verbunden war, bleibt miteinander verbunden, auch wenn es räumlich getrennt wird.«5Markus Peters, Das Herz – Teil 1: Gestalter von Raum und Zeit, raum&zeit 234/2021, S. 7 Dieses Phänomen nennt die Quantenphysik Verschränkung. Es steht in enger Verbindung zum raum- und zeitlosen Sein, in enger Kommunikation mit den Paralleluniversen, in einem immerwährenden Verbund mit der Liebe als emotionaler Eigenschaft des Urfeldes. Deshalb lehrten die germanischen Göttinnen/Seherinnen die inkarnierten Seelen ihrer Stämme von Geburt an, die Außenwelt durch ihr Herz zu schauen und in ihrer All-Einheit zu verstehen. Das war eine ihrer vorrangigsten Aufgaben6Diese Kulte habe ich in meinen Büchern »TANFANA – Die Göttin der Marser« und »TANFANA – Die letzte Seherin der Germanen« belletristisch geschaut. Beide erschienen im Tanfana Verlag, Inhaberin Petra Baumgart. . Die Gleichstellung der Begriffe »Göttin« und »Seherin« ist statthaft. Auch eine Seherin, auch eine Göttin war bei den Germanen stets »Erste unter Gleichen«. Zu dem Wort »Göttin« führt Grimm aus: »… in eigentlichen gebrauch von weiblichen gottheiten auszerchristlicher religionen, aber durchaus ohne fühlbaren akzent im sinne des götzenhaften … in vergleichender beziehung oder unmittelbarer übertragung auf irdische frauen. Verbindliche vorstellungen sind die schönheit, aber auch die der übermenschlichen vollkommenheit, verehrungs- und anbetungswürdigkeit.7Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, Digitale Ausgabe 2001, Band 8/1348/36« Die Seele ist eines unserer ältesten gemeingermanischen Worte8a. a. O., Band 15/2851/5.
Sie webt mit ihrem Silberfaden das Gehirn des Herzens mit dem des Kopfes in ein Gewand aus wahrlich göttlicher Liebe. Denken wir hierbei an das Wirken unserer drei Nornen/Göttinnen. Die harmonische Drei (Körper, Seele, Geist) stellt ein neuronales Webwerk/Netzwerk ungeahnten Ausmaßes für einen jeden Menschen dar, denn sie führt ihn in »das Meer aller Möglichkeiten« (Ulrich Warnke, Biophysiker; nachfolgend ohne Anführungszeichen und Urheber).
Das Reich der Göttinnen: Die Geistin im Meere aller Möglichkeiten
Die wahrliche Welt schwingt in einem weiblichen Rhythmus, was der Artikel »die« bezeugt: Die Liebe, die Quelle, die Schöpfung, die Geistin, die Göttin, die Seele, die Sonne, die Eingebung, die Vorahnung, die Empfindung, die Welt, die Kugel, die Erde, die Natur, die See/die Herz (beide ursprünglich weiblich), die Macht (ursprünglich im Sinne als Fähigkeit des Gebärens geschöpft), die Kraft, die Wissenschaft (die Mathematik, die Philosophie etc.).
»Die wahrliche Welt schwingt in einem weiblichen Rhythmus.«
ICH BIN diejenige, die alles erschaffen hat, ohne jemals geboren worden zu sein, oder: »Er ist der Wille, die Handlung, welche sie beschloss.«9Giuliana Conforto, Das Sonnenkind, Genius Verlag 2013, S. 257
In einem Gespräch gingen der Physiker Prof. Dr. Hans-Peter Dürr und Raimon Panikkar (promovierter Chemiker, Philosoph und Theologe, em. Universitätsprofessor in Santa Barbara/Kalifornien) darauf wie folgt ein:
Raimon Panikkar: Was uns fehlt, ist die weibliche Dimension des Bewusstseins, was mit Mann und Frau, männlich und weiblich nichts zu tun hat.
Hans-Peter Dürr: Und das heißt: Vielleicht müssen wir das Weibliche in uns entwickeln.10Hans-Peter Dürr/Raimon Panikkar, Liebe – Urquelle des Kosmos, Verlagsgemeinschaft topos premium 2017, S. 150
»Menschen, die nicht wissen, dass es ein höchstes Ziel im Leben gibt,
halten alles andere als das höchste Ziel für wertvoll.
So irren sie wie Blinde umher, die von anderen Blinden geführt werden,
und verstricken sich immer mehr in das Netz der Ziellosigkeit.«
Srimad-Bagavatam, 31. Mai 2007
Hier wird der alles entscheidende Unterschied zwischen der feinstofflichen Interwelt, ihrem schauenden göttlichen Selbst einerseits, und der Alltagswelt, ihrer Materie sowie dem Ego als Herrscher andererseits dargestellt. In meinen Büchern und Artikeln nenne ich diesen Gegensatz den alles entscheidenden Unterschied zwischen Kult-Ur, dessen Fundament unzerstörbar seit Äonen aus den Herzen durch unsere Ur-Kulte erschaffen wurde, und Zivilisation; zwischen Entwicklung und Wachstum, zwischen Germanen und Römern, zwischen Selbsterfahrung und fremdem Zwang, zwischen Frieden und Krieg. (Das Wort Krieg tritt erst im Mittelhochdeutschen auf11Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, Digitale Ausgabe 2001, Band 11/2212/31; Frieden hingegen finden wir bereits im Althochdeutschen: gifridon12a. a. O., Band 4/188/41.) Da die Urschwingung einer jeden Seele Selbsterfahrung ist, bekundeten die vier spirituellsten Stämme, Cherusker, Marser, Brukterer und Chatten, ihren Ur-Kultverbund mit dem Namen Germanen; sie gaben sich diesen selbst! Er umhüllte spiralförmig ihre spirituelle Gefühlswelt, den weit überwiegenden Teil der Selbstinstanz eines jeden Menschen: »Mein Ich verwendet den angeborenen Unterbewusstseinsprozess, um die Materie zu steuern und Erfahrungen zu erleben und abzuspeichern.«13Ulrich Warnke, Quantenphilosophie und Spiritualität, Wilhelm Goldmann Verlag, München 2017, S. 226
Ein Mensch, der sich von seiner wahrhaftigen göttlichen Natur und seiner kosmischen Lebensenergie entfremdet, ist dem Zweifel und somit jeglicher manipulatorischen Energie ausgeliefert. Er wird zum leichten Spielball der einstigen Dunkelmächtigen – inzwischen Dunkelkraftlosen – in allen Bereichen des alltäglichen irdischen Lebens. Dass ein Mensch eine quantenphilosophische Wesenheit in einer materiell verdichteten Form auf dem Planeten Erde ist, sahen unsere germanischen Göttinnen/Seherinnen.
Da Rudolf Steiner zu Recht in der EDDA eine Vorstufe des geisteswissenschaftlichen Bildes der Weltenentwicklung schaut, möchte ich kurz auf das erste, älteste und wohl bedeutendste Lied dieser Sammlung eingehen: die Wöluspa. Die Wölwa ist die Sängerin und beginnt, von Wotan-Odhin, dem Walvater, aufgefordert, ihre Schau zu verkünden. Wotan-Odhin bittet die Wölwa um ihre schauende Verkündigung! Das weibliche Prinzip hat keineswegs nur zu Beginn der EDDA den Vorrang, es ist ihr geistig-künstlerisches Fundament:
»Allen Edlen gebiet ich Andacht,
Hohen und Niedern von Heimdalls Geschlecht;
Ich will Walvaters Wirken künden,
Die ältesten Sagen, der ich mich entsinne.«14Die Edda, Die ältere und jüngere Edda und die mythischen Erzählungen der Skalda, übersetzt von Karl Simrock, Essen, ohne Jahr
Die Menschen aller nordisch-germanischen Stämme werden als heilig angesprochen, zum Lauschen aufgefordert. Darüber hinaus weist Wölwa die Urquelle ihrer Schau, ihres geweihten Wissens nach:
»Riesen acht ich die Urgeborenen,
Die mich vor Zeiten erzogen haben.
Neun Welten kenn ich, neun Äste weiß ich
An dem starken Stamm im Staub der Erde.«15a. a. O.
Sie darf so sprechen, denn die Seherin stammt aus dem Geschlechte der Riesen, der Thursen, und kennt die neun Werdewelten sowohl der Göttin ERDA als auch des Menschen. Wölwa (später Wala, Weleda oder auch Fe-Eda genannt) weiß ob ihrer wahrlich göttlichen Herkunft und gibt diese singend, rhythmisch im kosmischen Einklange kund. Alllauschend, herzenswissend und verstandesfühlend wurden ihre Weissagungen von den Anwesenden empfangen. Dieses kollektive Empfindungsgedächtnis spiegelt unsere Sprache in dem Worte All-Eine wider, auf das alle drei Artikel gleichermaßen angewandt werden können: Die/der/das All-Eine gibt Auskunft über die wahrliche Welt unserer Ahninnen und Ahnen.
Sowohl die Quantenphilosophie als auch die germanischen Göttinnen/Seherinnen schauen in den gleichen Urgrund, der ein Teil ihres Selbst ist: das Meer aller Möglichkeiten, in dem Information und subjektives Bewusstsein Materie erschaffen und steuern. Denn Quanteninformation ist die Grundsubstanz; sie zeigt, dass die Materie im Prinzip aus demselben Stoff ist wie unsere Gedanken.16Ulrich Warnke, Quantenphilosophie und Spiritualität, Wilhelm Goldmann Verlag, München 2017, S. 22
»Lebendiges wird von Lebendigem erzeugt, Beseeltes nur von Beseeltem, Geistiges nur von Geistigem hervorgebracht.«
Lorenz Oken (1779–1851; Mediziner, Zoologe, Philosoph und Professor in Zürich) brachte es wie folgt auf den Punkt: Die Natur ist der Ausdruck des göttlichen Geistes.17a. a. O., S. 27
»Lebendiges wird von Lebendigem erzeugt, Beseeltes nur von Beseeltem, Geistiges nur von Geistigem hervorgebracht. Der Satz von der Erhaltung der Energie gilt auch im Bereich des Geistes.«18a. a. O., S. 27 Ich habe in meinem Buche »Esu Krist«19Petra Baumgart, Esu Krist der gebürtige Germane, Tanfana Verlag 2020 wahrliche Lobeshymnen auf die Geistin gesungen und somit auf das Meer aller Möglichkeiten. Dafür ist unsere licht-geistige Sprache – was das Wort deutsch seinem Ursprunge nach bedeutet – hervorragend geeignet, denn sie schwingt im Sonnengeflecht des Menschen. »Die nordisch-germanischen Völker hatten die besondere Möglichkeit, ihre Ich-Entwicklung zu beobachten, da sie noch zur Zeitenwende und langsam abklingend bis ins achte Jahrhundert hellsichtig waren. … Diese Völker hatten durch ihre lang erhaltene Hellsichtigkeit eine besondere Stellung unter den europäischen Völkern. So sind die Mythen der Griechen aus der Erinnerung geformt, während die Germanen ihre mythischen Bilder aus dem unmittelbaren Erleben schöpften. … Der nordische Mensch fühlte, wie er als Mikrokosmos aus dem Makrokosmos gebildet wurde. Er vermochte zu sehen, wie aus dem Makrokosmos der einzelne Mensch herausgebaut wird; wie er im Makrokosmos ruht.«20Rudolf Steiner, Gesamtausgabe Dornach, Schweiz, 121, Die Mission einzelner Volksseelen in Zusammenhang mit der nordisch-germanischen Mythologie, 14.06.1910, S. 139
Nun könnten wir uns berechtigt fragen: Warum und weshalb wurde das wahrlich quantenphilosophische Wissen unserer Vorfahren ausgerottet, verdunkelt, verballhornt? 869/870 fand das achte Ökumenische Konzil statt, das den Kirchenbann über den Geist/die Geistin erließ. Einer der folgenschwersten Akte der damals noch Dunkelmächtigen, der geistlosen Herren von Welt, die in ihrem Machtwahne glauben, sich alles Untertan machen zu können: die Geistin, die Göttin Erde und vor allem die auf ihr lebenden Mädchen und Frauen, denn das Meer aller Möglichkeiten schwingt in einem weiblichen Rhythmus; denken wir hierbei auch an die singende Wölwa.
Rudolf Steiner wertete die Nachwirkungen dieses verhängnisvollen Konzilbeschlusses wie folgt: »Das Ziel, es lag darinnen, den Menschengeist von seiner individuellen, seiner persönlichen Beschäftigung mit dem Geistigen abzuhalten. … Dadurch konnte sich die Kirche nach und nach dazu entwickeln, Menschen unter sich zu haben, die nur Profanverständnis haben, die immer mehr und mehr zu dem Glauben kommen: Über das Übersinnliche kann man überhaupt nicht nachdenken, denn das Übersinnliche entzieht sich den Kräften der eigenen Menschenseele. Das menschliche Nachdenken soll sich nur auf das beschränken, was hier in der physischen Welt lebt.«21Aus: Markus Osterrieder, Verschweigen des Geistes, Einige Anmerkungen zur geistesgeschichtlichen Bedeutung des Konzils von 869/870, S. 306 [entnommen dem Weltnetz/Internet]
Da nach dem Gesetz der Erhaltung der Energie Geistiges nur Geistiges erzeugen kann, macht das Verbot der Geistin/des Geistes für die ehemaligen Dunkelmächte Sinn: Je mehr Menschen sich von ihrem wahrhaftigen göttlichen Selbst in dem Meer aller Möglichkeiten abnabeln, umso leichter lassen sie sich manipulieren. Das Ergebnis nach fast 1.200 Jahren ist offensichtlich: Geistlosigkeit vielerorts … noch. Denn die Göttin Erde taucht im Jetzt geistig höchst schwingend, rasant schnell und himmlisch klingend immer tiefer in dieses Meer ein; sie will endlich nach Hause. Es gibt weder ein Zurück noch ein Aufhalten. Ihr Antrieb: selbstlose Liebe für alles Leben auf und in ihr.
Das Reich des Gefühls: Die große Leere
Die Gefühlswelt ist die Leere, das Vakuumfeld ohne Masse, Kraft und Zeit, aus dem sich der Mensch kontinuierlich Energie/Information holt/abruft. Information in diesem Zusammenhang ist ein geistiges Prinzip mit physikalischer Grundlage. Erst das Verstehen der Information macht sie zur Information.22Ulrich Warnke, Quantenphilosophie und Spiritualität, Wilhelm Goldmann Verlag, München 2017, S. 68 »Alles, was im Vakuum eingeprägt wird, verbreitet sich quasi instantan im ganzen Universum. Es gibt kein Lichtgeschwindigkeitslimit, da die Definition der Lichtgeschwindigkeit an Komponenten von Kräften gebunden ist, die es im Vakuum nicht gibt, also null gesetzt werden kann.«23a. a. O., S. 148 Wer in uns kann Bedeutung und Sinn geben? Es ist unsere Gefühlswelt! »Die wichtigsten Impulse unseres Daseins kommen aus unserer Gefühlszentrale.
»Gefühle und Denken lassen sich nicht trennen.«
Gefühle und Denken lassen sich nicht trennen. Gefühle sind der Begleitstoff aller Gedanken. Alle Interessen, jede Motivation, alle Werte beruhen auf Gefühlen. Selbst der Vorsatz, eine Situation streng logisch anzugehen, ist eine Gefühlsentscheidung.«24a. a. O., S. 92
Somit sind Gefühle die Energiespezialisten für die Realitätsschaltung. Was als wahr empfunden wird, steuert die Realität.25a. a. O., S. 99
Es ist das Verdienst der von mir hochgeschätzten italienischen Astrophysikerin Giuliana Conforto, die alles beherrschende Dunkle Energie (73 Prozent) und die Dunkle Materie (23 Prozent) in einem engen Zusammenhang mit der Gefühlswelt zu sehen: Die Relation des menschlichen Unterbewusstseins entspricht der Präsenz der Dunklen Energie und der Dunklen Materie im Universum von fast 95 Prozent. Auch die Dunkle Materie folgt keinem Naturgesetz, sie ist somit übernatürlich. Das Übernatürliche hat einen deutlich größeren Anteil an unserer Welt als das Natürliche. Unsere Materie, die wir Augenwesen an der elektromagnetischen Strahlung festmachen, ist nur Zugabe. Die wahre Macht im All bleibt unsichtbar. Doch sie dirigiert fast alles. Wir leiten unsere sichtbare Welt fast ausschließlich von der elektromagnetischen Kraft ab, vom Licht. Doch diese Energie macht nur vier Prozent der Energien unserer Wirklichkeit aus.
Es war das Ziel der spirituellen Kultgemeinschaft der Germanen, aus diesem Meer aller Möglichkeiten vorrangig zu schauen, zu schöpfen und zu schaffen: Ein Sinnbild hierfür sind die drei Nornen am Urd-Brunnen.
Die Drei schwingt im kosmischen Gleichklange, in der Harmonie; die Neun ist ihre göttliche Vollendung, ihre Potenzierung: 3² = 9. Quantenphilosophisch formuliert, kann ein jeder Mensch über die Harmonisierung von Körper (= Sichtbare Materie von vier Prozent) und Seele (= Dunkle Materie von 23 Prozent), also nach dem Erreichen dieser 27 Prozent, in das Reich des Geistes/der Geistin (= Dunkle Energie von 73 Prozent) eintauchen. Ausschließlich aus der Geistdimension kann er als göttlicher Mensch/Göttermensch irdisch selbstlos liebend wirken und das wahrhaftige Friedensreich erschaffen.
»Das ist die Grundschwingung der EDDA: Götterschicksal ist Menschenschicksal und Menschenschicksal ist Götterschicksal.«
»Heute ist erwiesen: Dunkle Materie wirkt tatsächlich messbar gravitativ. Ohne sie gäbe es keineswegs unser Sonnensystem mit seinen konstanten Umlaufbahnen. Dunkle Materie ist eine Art Stabilisator. Ohne diesen geheimnisvollen Klebstoff, der alles konstant zusammenhält, wäre niemals Leben auf der Erde entstanden, geschweige denn, dass der Mensch auf ihr erschienen wäre.«26Ulrich Warnke, Quantenphilosophie und Interwelt, Wilhelm Goldmann Verlag, München 2020, S. 198/199
Im Gegensatz zu der Dunklen Materie lässt sich die Dunkle Energie durch keinerlei Messgeräte erfassen. Man hat nur ein Indiz für ihre Existenz: die durch Messung gesicherte Expansion des Universums.27a. a. O., S. 196
Für den Biophysiker Dr. Warnke ergibt sich diese messbare Expansionszunahme durch den immer größer werdenden energetischen Zuwachs innerhalb des Vakuumfeldes. Vergegenwärtigen wir uns die Zusammensetzung dieses Feldes: Wir und alle andere Materie bestehen zu mehr als 99,999999999 Prozent des Raumvolumens aus masseleerem Vakuum. Würde man es entfernen, müsste man unseren so veränderten Körper mit dem Mikroskop suchen. Mengenmäßig sind wir ein Nichts.28Ulrich Warnke, Quantenphilosophie und Spiritualität, Wilhelm Goldmann Verlag, München 2017, S. 60
Ich möchte hinzufügen: Durch unsere selbstlose Liebe sind wir alles! Liebe ist die Urquelle des Kosmos, und wir Erdenmenschen haben uns vor der Reinkarnation die wohl schwerste Aufgabe gestellt, die es für ein irdisches Wesen mit mehr als 99,999999999 Prozent masseleerem Vakuum gibt: zu schauen, wer wir wahrlich sind. Das Göttliche braucht uns Menschen zur Ausdehnung des lichten Reiches im Himmel wie auf Erden. »Es mussten unzählige Bedingungen entstehen und ineinandergreifen, um den Menschen zu erschaffen – ein Lebewesen, das selbst zum Schöpfer werden kann. Er ist damit Sinnbild und gleichberechtigter Partner des alles erschaffenden intelligenten Geistes, der im Universum wirkt. Das Universum schuf den Menschen, um sich selbst zu erfahren, um Neues Realität werden zu lassen und immer neue Informationen der Schöpfungsereignisse abzuspeichern.29Ulrich Warnke, Quantenphilosophie und Interwelt, Wilhelm Goldmann Verlag, München 2020, S. 191/192 Das ist die Grundschwingung der EDDA: Götterschicksal ist Menschenschicksal und Menschenschicksal ist Götterschicksal.
Vererbtes Trauma
Vielleicht kennst Du diesen Satz, mit dem ich aufwuchs, den meine Mutter sagte: »Ich habe den Krieg erlebt« – in diesem Satz steckt schon das Maximum an Beschreibung. Ich konnte diesen Satz als Kind überhaupt nicht begreifen. Erst später, als ich tiefer und tiefer in die Heilarbeit eingedrungen bin, konnte ich verstehen: Das hat auch etwas mit mir zu tun, das habe ich völlig unterschätzt.
Und vielleicht denkst du dir jetzt: »Meine Eltern sind meine Eltern, und ich bin Ich.« Aber Trauma wird vererbt – das ist bewiesen, und damit befasst sich auch die Epigenetik. Durch die Erkenntnisse der Epigenetik wird deutlich, wie Umweltfaktoren auf Gene wirken. Die Grundidee des vererbten Traumas ist, dass sich chemische Verbindungen – sogenannte Methylierungen an unserem Erbgut der DNA verändern. Also nicht die Struktur der Doppelhelix und der Sequenzen, sondern chemische Verbindungen, die an der Doppelhelix »draußen« dranhängen. Diese Methylierungen sind für verschiedene Prozesse zuständig, zum Beispiel für Regulationsmechanismen in der Eiweißsynthese und den Nervenregulationsystemen sowie für das An- und Ausschalten bestimmter Abschnitte in der DNA. Diese biochemischen Veränderungen werden weitervererbt. In jeder unserer Zelle findet sich also auch die Information von dem, was unsere Vorfahren erlebt haben. Wenn man es genau nimmt – alle Vorfahren. Wie ein feingetunter biochemischer Riesenrechner und Prozessor.
Die Neue Erde: Eine herzzentrierte Schöpfung der Liebe
»Der Weg führt nicht in den Himmel,
der Weg führt in das Herz.« (Buddha)
Mit dem Herzen denken und mit dem Gehirn des Kopfes empfinden, fühlen. Stets seinen Verstand durch das Herz ausleuchten, um Einlass in das Heiligtum der Göttlichen und ihres Reiches – das Meer aller Möglichkeiten – gewährt zu bekommen: Das ist die Selbstzündung des Göttlichen im Menschen, die uns in zeit- und grenzenlose Räume führt, zu ungeahnter Fülle, Schönheit, Sittlichkeit, Glanz und Größe. Das ist die Ausbildung zum schillerschen Menschen, wie sie der größte deutsche Dichter Friedrich von Schiller vorlebte und in seinem umfangreichen künstlerisch-philosophischen Schaffen niederschrieb. »Als Geistmensch hat der Deutsche die Aufgabe von dem Göttlichen erhalten, in der Menschheitsfamilie der geistige Berater und Wegweiser zu sein. Daher hat noch nie und wird nimmer den deutschen Geistmenschen eine äußerliche Weltherrschaft liegen. Dem Deutschen hat das Göttliche eine andere Aufgabe zugedacht, nämlich die Welt zu durchdringen mit Gemüt, mit Vergeistigung, mit Verinnerlichung, mit seelischem und geistigem Erleben.«30Die Geheimlehre des Eremiten, Bruder Amo, Mangalam Books, Lautersheim 2002, S. 17/18 Soweit der hochgradig eingeweihte Meister aus dem Hoch-Himalaja. Der Dreiklang aus Sicherheit (Stabilität), Regelmäßigkeit (Rhythmus) und Ordnung (Struktur) ist die harmonische Schwingung des »geheimnisvollen Klebstoffes« – der Dunklen Materie –, ohne den es weder unser Sonnensystem noch uns Menschen geben würde. Eine jede Seele sucht sich vor ihrer Reinkarnation aus dem Meer aller Möglichkeiten die Rahmenbedingungen für ihre weitere Vervollkommnung bewusst aus. Wer auf der Erde einen himmlischen Turm erbauen möchte, braucht dafür ein besonders festes Fundament (Sicherheit). Vor allem darüber beratschlagten die Asen in der EDDA (EDDA = Das Heilige Urwort31Gundula Jäger, Die Bildsprache der Edda, Verlag Urachhaus 2019, S. 15). Täglich (Regelmäßigkeit) ritten die Göttinnen und Götter über die Regenbogenbrücke Bifröst nach Asgard zu einer ihrer Wurzeln – Urds Brunnen –, um eine wahrhaft göttliche Erschaffung des Menschen (Struktur) im Bunde mit den drei Nornen zu vollbringen. Es gibt keinen göttlicheren Ort, um über die Menschheitsentwicklung zu beratschlagen und diese auch umzusetzen, als Asgard! Aus dem Urd-Brunnen schöpften hier die germanischen Göttinnen/Götter gemeinsam mit den Nornen ihren Weisheits-, Liebes- und Friedenstrank. Im Hebräischen heißt »uurd« = »Rose«, so wurde mir berichtet. Ich finde das wunderbar passend zu unserer Mythologie: Urd-Brunnen = Liebes-Brunnen, dessen Sinnbild die fünfblättrige Rose ist. Denken wir hierbei an unsere fünf Herzkammern und den Fünfstern der Venus-Umlaufbahn um die Erde, so ergibt sich auch hier ein wunderbarer Dreiklang. Alles, wahrlich alles wurde einst aus Liebe erschaffen. Für Rudolf Steiner sind die nordisch-germanischen Mysterien eine Vorbedingung für die Verbindung des Christus mit der Erde: »… es hätte das Göttliche sich nicht mit der Erdenentwicklung vereinigen können, wenn nicht im Anfange der Erdentage in anderer aber auch in göttlicher Weise, Göttliches auf die Erde heruntergestiegen wäre.«32Rudolf Steiner, Gesamtausgabe Dornach, Schweiz, S. 173, Zeitgeschichtliche Betrachtungen. Das Karma der Unwahrhaftigkeit, 21.12.1916
Und die EDDA nennt uns dafür auch den Ort ihres Schaffens: Asgard. Nach einem seiner Vorträge wurde Rudolf Steiner gefragt, ob er dieses Asgard lokalisieren könne. Er antwortete darauf, dass im Gebiet der Externsteine ein großes Inspirationszentrum lag, von dem aus die erhabensten Geister ihre Mission ausstrahlten, und dass man sich darüber die Götterwelt, von der die EDDA singt, eben Asgard, das Reich der Asen, denken könne.33Rudolf Steiner, Gesamtausgabe Dornach, S. 21, Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der nordisch-germanischen Mythologie, 12.06.1910, 7. Vortrag[/mfn]
Da sich durch die Wappenkunde (Heraldik) oft Ur-Altes, Unterbewusstes in die sichtbare Materie formt, sollten wir uns das Wappen des Landes Lippe anschauen, in dem sich die Externsteine befinden: Es ist die »Lippische Rose« (= das Sinnbild des Urd-Brunnens/des Liebes-Brunnens der EDDA).
Der Deutsche als Geistmensch hat die Aufgabe, für den Frieden dieser Welt wirkmächtig zu schaffen und die göttliche Flamme – gleich einem Fackelträger – voller Inbrunst im Herzen (Richard Wagner) in jede noch so dunkle Ecke unseres wunderbaren Planeten zu tragen. Das ist unser Vermächtnis als Nachkommen der germanischen Göttinnen/Seherinnen und das ist unser Vermächtnis als Kinder Esu Krists: das Heilige Herz der Völker dieser Erde zu werden! Das Künden und irdische Schaffen aus der wahrlichen Welt allen Seins ist die Geistdimension von Esu Krist, dem gebürtigen Germanen und seinen Marien. Es ist die Geistdimension der germanischen Göttinnen Asanna, Tanfana, Thursnelda (der Gemahlin von Hermann dem Cherusker), Huldana, Nertus, Herta, Wölwa, Wala, Weleda, Frigg, Freia, der Gertruden etc. Es ist die Geistdimension Europas: der Göttin mit dem schauenden Blick, in der unser Kontinent auch namentlich schwingt.
Unbeirrt dem Weg seines Herzens zu folgen, bedeutet, immer wieder aufs Neue das große Vertrauen in sich selbst stetig weiterzuentwickeln.
Der Hauch meiner Dichtung
geboren in lautlosem Klange,
erstrahlend in dem Schwarz
der vollkommenen Ewigkeit,
gewoben in unsterblicher Liebe,
umhülle Dich!
Das, was ich als Göttliches schaue,
wirst Du bald als Wahrhaftiges empfinden.
Tanfana, 12.12.2022
Petra Baumgart, Studium der Germanistik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Humboldt-Universität Berlin; Abschluss mit dem Diplom. Seit 2007 krankheitsbedingter Rückzug: Authentizität ist Heilung.
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