Sri Preethaji – Jenseits des Verstandes das Göttliche erkennen

Jenseits des Verstandes das Göttliche erkennen

Der innere Weg als Lösung für die Probleme der Welt

 Autorin: Preethaji

In diesem Interview spricht die indische spirituelle Lehrerin Preethaji über die Probleme, die der Verstand erzeugt, wenn wir zu sehr mit ihm identifiziert sind. Wir erfahren, wie wir über den Verstand hinausgehen können und welche Bewusstseinszustände uns dort erwarten. Auf dem Entwicklungsweg zum erleuchteten Bewusstsein können die individuellen und gesellschaftlichen Probleme der Menschheit gelöst werden.

Tattva Viveka: Hallo Preethaji. Ich möchte mit den Grundlagen beginnen: Was ist der Verstand deiner Auffassung nach und wie beeinflusst er unsere innere Erfahrung?

Preethaji: Namaste. Der Verstand, wie wir ihn definieren, ist im Grunde eine Erinnerungs- und Erwartungsmaschine. Um das Leben wirklich zu erfahren, müssen wir über die Vergangenheit und die Zukunft hinausgehen. Wir müssen in den gegenwärtigen Moment gehen, und wenn man im Verstand verstrickt ist, ist man nicht wirklich lebendig: nicht lebendig für das Lächeln deines Partners, für die Freude deines Kindes, für die Aufmerksamkeit, die du brauchst, um deine Probleme zu bewältigen, oder für die Kreativität, die du für alles brauchst, was du im Leben tust.

»Wenn du ein Sklave des Verstandes bist, gibt es eine nagende Sinnlosigkeit, eine Langeweile, die jeden Aspekt des Lebens färbt.«

Du musst über den gewöhnlichen, sich wiederholenden Verstand hinausgehen und das Bewusstsein erfahren. Das Bewusstsein ist immens. Es ist mächtig. Und diejenigen, die diese Erfahrung des Bewusstseins gemacht haben und über den Verstand hinausgegangen sind, erleben das Leben anders, und für diejenigen, die zuhören, und auch für diejenigen, die lesen werden: Wenn du ein Sklave des Verstandes bist, gibt es eine nagende Sinnlosigkeit, eine Langeweile, die jeden Aspekt des Lebens färbt. Du gehst eine Zeit lang eine Beziehung ein und dann fragst du dich: Ist das alles? Oder du erreichst etwas und fragst dich dann: Gibt es noch mehr im Leben? Oder du gewinnst einen Rechtsstreit, für den du schon sehr lange gekämpft hast. Dann gewinnst du, bist glücklich und freust dich, aber dann ist es vorbei, und du fragst dich wieder: Ist das wirklich alles, was es im Leben gibt? Gibt es noch etwas anderes?

»Der Verstand ist das Element, das dich ständig davon abhält, die Realität zu erleben.«

Der Verstand ist das Element, das dich ständig davon abhält, die Realität zu erleben. Wenn du die Realität nicht wahrnimmst, wie sie ist, bist du in diesem Moment auch nicht lebendig. Weil du nicht lebendig bist, stellt sich die Frage: Ist das alles im Leben? Denn wenn du vom Verstand verschlungen wirst, dann ist es nicht möglich, im Moment präsent zu sein, und das ist es, wonach sich die Menschheit sehnt.

Leider sind die Menschen davon abgekommen, diesen Moment zu erreichen, und glauben, dass mehr Erfolg, mehr Reichtum und mehr Beziehungen sie erfüllen werden. Doch das passiert nie, und du fängst an zu glauben, dass etwas mit deinem Leben nicht stimmt, und machst dich daran, dein Leben zu ändern.

Ich bin nicht gegen äußeren Komfort und nicht gegen Luxus. Ich bin nicht gegen irgendetwas im Außen. Aber was ich damit sagen will, ist: Wonach du dich sehnst, ist viel mehr als nur das. Wonach sich der Einzelne sehnt, ist eine vollständige Lebenserfahrung, die nicht möglich ist, wenn du im Verstand lebst. Man kann sagen, dass der Verstand für viele Fortschritte verantwortlich ist, die wir im Leben sehen. Wir haben so viele Fortschritte gemacht, und ja, der Verstand hat viele Probleme gelöst und ist da, um Lösungen für zahlreiche Krisen zu finden. Aber du kannst den Verstand nicht benutzen, um eine nährende Beziehung zu genießen. Du kannst den Verstand nicht benutzen, um diesen Moment, genau diesen Moment, voll und ganz zu genießen. Das ist – wie soll man sagen – ein Fehler, den die Menschheit begeht.

TV: Wie kam es zu diesem Fehler? Warum passiert das?

Preethaji: Es gibt viele Gründe, warum das passiert. Alles auf dieser Welt macht Momente des Hungers durch. Mit Sicherheit gibt es Hunger. Aber dann kommt ein Moment der Sättigung. Es ist immer eine Bewegung. Alles im Universum, alles erlebt einen Moment der Sättigung. Die Löwen sind nicht ewig hungrig, die Ziegen sind nicht ewig hungrig. Es gibt eine Bewegung, eine Schwingung, welche die ganze Zeit stattfindet. Nur beim menschlichen Verstand nicht. Er ist dem Trott von mehr, mehr, mehr verfallen. Er hat sich in diesen Raum des Hungers begeben. Er weiß nicht mehr, was es heißt, sich satt zu fühlen, was Sättigung ist. Er hat einfach die Fähigkeit verloren, sich satt zu fühlen. Wir können sagen, es ist wie eine Krankheit. Wir haben einfach irgendwo angefangen und wurden dann von den Medien angeheizt, heutzutage von den sozialen Medien. Das führt dazu, dass der menschliche Geist ein abnormales Maß an Hunger verspürt, bis wir als Menschheit innehalten und erkennen, was für uns im Leben wichtig ist, wonach wir wirklich suchen und uns sehnen.

Wenn wir innehalten und uns ein paar Fragen stellen, können der Hunger und die Besessenheit des hungrigen Verstandes ein wenig langsamer werden. Dabei würden intelligentere Handlungen entstehen. Man würde nicht etwas zerstören, um etwas anderes zu schaffen. Das würden wir nicht tun, aber genau das passiert gerade.

»Der hungrige Verstand zerstört alles Schöne am Leben – er erlaubt es dir nicht, das Leben zu feiern, und lässt dich unzufrieden sein.«

TV: Würdest du sagen, dass diese Krankheit im Laufe der Zeit zugenommen hat? Gab es in der Vergangenheit eine Situation, in der es nicht so war?

Preethaji: Ich glaube, dass die Menschen in der Vergangenheit mehr miteinander verbunden waren. Ich spreche von sehr alten Zeiten. Ich glaube, es gab bestimmte Zivilisationen, die mehr mit der Natur, mit dem Göttlichen verbunden waren. Nicht als Idee, sondern einfach aus der Fähigkeit heraus, das Göttliche zu sehen. Das heilige Wesen, das in allem Leben präsent ist. Das war ein Teil der frühen Existenz der Menschheit. Irgendwann haben sie es verloren, und wenn man sich dieses Hungers nicht bewusst ist, wirkt er wie ein Moloch. Der hungrige Verstand zerstört alles Schöne am Leben – er erlaubt es dir nicht, das Leben zu feiern, und lässt dich unzufrieden sein. Solange du nicht bewusst die Aufmerksamkeit darauf lenkst und innehältst, rollt er weiter – das ist es, was heute passiert.

»Es gibt eine Göttlichkeit, die existiert, es gibt eine Intelligenz, die in jedem Atom der Existenz vorhanden ist.«

TV: Du erwähntest bereits das Göttliche. Würdest du sagen, dass es auch etwas damit zu tun hat, dass sich die Menschheit vom Göttlichen abwendet?

Preethaji: Ich würde nicht sagen, dass sich die Menschheit vom Göttlichen abgewandt hat. Wir haben nur dieses Bewusstsein und diese Verbindung mit dem Heiligen verloren. Wir haben vergessen, das Leben als mehr zu sehen als Materieklumpen, das Leben als mehr als Geburt und Tod zu sehen. Wir leben ein Leben, ohne zu wissen, dass es viel mehr ist als das Materielle, Irdische. Es gibt eine Göttlichkeit, die existiert, es gibt eine Intelligenz, die in jedem Atom der Existenz vorhanden ist. Wenn du die Heiligkeit ins Leben zurückbringst, wird dieser verrückte, ständige Hunger verschwinden. Sobald du in der Lage bist, eine tiefe Verbindung mit dem Göttlichen herzustellen, die Heiligkeit zu spüren und die universelle Intelligenz zu fühlen, werden dieser zwanghafte Hunger und diese zwanghafte Hektik definitiv nachlassen.

TV: Leider sehen wir, dass die Heiligkeit in der Gesellschaft abnimmt.

Preethaji: Ja. Das menschliche Herz ist immer gefühlloser geworden und sieht die Dinge zunehmend als Materie. Sie sind materialistisch. Aber eine schöne Erfahrung ist möglich, wenn du dich mit der Heiligkeit im Leben, mit dem Göttlichen im Leben verbindest. Was passiert dann? Du machst mehr Erfahrungen mit dem Göttlichen, erlebst mehr Wunder und mehr Synchronizitäten. Du fühlst dich gehalten und unterstützt, du wirst geliebt und umsorgt. Andernfalls lebst du wie ein Bettler. Ständig sehnst du dich und hast das Gefühl, dass es nicht genug ist. Die Liebe ist nicht genug, der Reichtum ist nicht genug. Du erschaffst nichts aus einem Zustand der Erfüllung heraus. Es herrscht nur ein Zustand des Mangels. Wenn du um Liebe bettelst und dann eine Beziehung eingehst, hast du das Gefühl, dass die Liebe nicht da ist. Das ist die fortlaufende Saga des Lebens heutzutage.

TV: Viele Menschen, die sich mit Spiritualität auskennen, haben das Gefühl, dass wir in ein neues Zeitalter eintreten, zum Beispiel in das Wassermann-Zeitalter. Aus astrologischer Sicht stehen die Planeten jetzt in anderen Positionen. Würdest du dem zustimmen, dass sich das allgemeine Bewusstsein bald verändern wird?

Preethaji: Was ich definitiv sagen kann, ist, dass wir positiv darauf hinarbeiten. Wir konzentrieren uns auf unsere Vision, 80.000 erleuchtete Wesen hervorzubringen und damit einen Wandel im Bewusstsein der Menschheit herbeizuführen. Wir sind fokussiert darauf, und bereits Millionen von Menschen befinden sich auf irgendeiner Ebene auf diesem Weg. Nicht unbedingt auf der höchsten Ebene, aber Millionen von Menschen gehen diesen Weg, und sie glauben und wissen, dass Erwachen und Erleuchtung möglich sind, und sie machen Fortschritte auf dem Weg dorthin.

TV: Wie du gibt es auch viele andere Bewegungen und Menschen, die an diesem spirituellen Erwachen arbeiten.

Preethaji: Auf jeden Fall!

»Wir sehen ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass wir mehr als nur Materie sind.«

TV: Wir haben also etwas Hoffnung. Hoffentlich.

Preethaji: Wir brauchen sie. Wir können sagen, dass die Menschheit an einem Scheideweg steht, und die eine Seite des Weges ist Krise und Konflikt,  Krieg, Klima- und Umweltprobleme. Wir können diesen Weg der Krise einschlagen oder die andere Seite des Scheidewegs: Harmonie und Ordnung. Wir sehen ein wachsendes Umweltbewusstsein, ein größeres Bewusstsein dafür, dass wir mehr als nur Materie sind, dass wir miteinander verbunden sind. Wir erkennen, dass die Grundströmung des ersten Weges Egozentrik, Trennung und Spaltung ist. Auf dem anderen Weg der Harmonie hingegen geht es um Verbindung und Einheit. Deshalb glauben wir daran, dass wir das Bewusstsein der Menschen verändern können, indem wir an den einzelnen Menschen arbeiten, aber auf der ganzen Welt über alle Unterschiede hinweg: verschiedene Ethnien, Kulturen, Religionen. Denn wir sprechen nicht von Religion, sondern von Spiritualität.

TV: Jetzt haben wir den Verstand und das Problem des Verstandes definiert. Wie gehen wir mit dem Verstand um, um über ihn hinauszugehen? Wie können wir diese andere Stufe des Bewusstseins erreichen, die du sakshi bava genannt hast? Vielleicht kannst du uns ein wenig aufklären.

Preethaji: In Ekam in Indien führen wir Menschen auf tiefere Reisen. Wenn wir Menschen auf diese tiefere Reise führen, dann leiten wir sie durch Weisheit, durch Meditationen, tiefe mystische Prozesse: Deekshas und auch die Oneness Field Meditationen, die eine Übertragung von erleuchteten Bewusstseinszuständen sind. Es ist ein Entwicklungsprozess, der als Krönung zum erwachten Zustand führt. Dieser Weg hält viele Erkenntnisse bereit. Es braucht viel Weisheit, viel Heilung. Dies führt dazu, dass du die Erfahrung des Erwachens machst und begreifst, wie man mit dem Verstand umgeht, um über ihn hinauszugehen. Selbst für diejenigen, die nicht an einer unserer tieferen Reisen teilnehmen (was ich jedoch empfehlen würde), besteht der erste Schritt darin, innezuhalten. Wir werden vom Verstand hin- und her geschubst, und das muss aufhören. Mach eine Meditation, halte inne. Ich würde die Soul Sync Meditation empfehlen, denn sie ermöglicht es dir, zur Ruhe zu kommen und innezuhalten. Du wirst bewusster, du fühlst dich ausgedehnter, du fühlst dich mehr mit dem Universum verbunden. Das würde ich sehr empfehlen. Für den Anfang die Soul Sync Meditation. Sie ist online verfügbar: https://www.breathingroom.com/videos/soul-sync-deutsche.

Zu diesem Innehalten muss es kommen, sonst geht das Wirbeln des Verstandes weiter.

»Jede Erfahrung ist unglaublich glückselig, egal was auftaucht.«

TV: Was ist dieses sakshi bava?

Preethaji: Sakshi bava ist einer der erwachten Zustände. Es gibt viele erwachte Bewusstseinszustände, wir können Glückseligkeit erleben oder eine völlige Stille. Wenn ich Stille sage, meine ich nicht die Abwesenheit von Geräuschen, sondern innere Stille, wie ein See. Oder es kann eine kraftvolle Vereinigung mit dem Göttlichen sein. Sakshi bava ist vor allem ein Zustand des Zeugenbewusstseins, der sich einstellt. Bewusstheit kann auf zwei Ebenen stattfinden. Die eine ist, dass du dir jeder deiner Erfahrungen bewusst wirst, also deiner Gedanken, deiner Gefühle, deiner Emotionen. Du nimmst sie bewusst wahr. Das ist ein guter Anfang.

Aber wenn wir von sakshi bava sprechen, geht es um ein bezeugendes Bewusstsein, das entsteht. Du kannst jedes Geschehen in deinem Bewusstsein klarsehen. Es ist keine bewusste Anstrengung, sondern ein Zustand. Es ist ein Zustand, der sich manifestiert und der es dir ermöglicht, Abstand zu dem zu gewinnen, was in deinem Bewusstsein auftaucht, und es klar zu sehen. Wenn du in diesem Zustand bist, kann es Freude oder etwas anderes sein. Aber du bist nicht darin verstrickt, und jede Erfahrung ist sehr schön. Jede Erfahrung ist unglaublich glückselig, egal was auftaucht.

TV: Also auch Gefühle wie Traurigkeit?

Preethaji: Ja, weil du bemerkst, dass ein trauriger oder ein einsamer Gedanke aufkommt, aber du nicht in diesen Gedanken oder in diesem Zustand verstrickt bist. In diesem Sehen, egal was es ist, liegt die Glückseligkeit.

»Die Natur des Lebens ist Glückseligkeit.«

TV: Warum ist diese Glückseligkeit da? Woher kommt sie und was ist ihre Quelle?

Preethaji: Die Natur des Lebens ist Glückseligkeit. Die Alten haben dieses Universum als sat chit ananda beschrieben. Das bedeutet Dasein, Intelligenz und Glückseligkeit. Das ist die Natur dieses Universums. Wenn dein Verstand ruhig ist, stimmst du ihn auf die Natur des Universums ein und dann bleibt nur Glückseligkeit.

TV: Du kehrst einfach zum natürlichen Zustand zurück?

Preethaji: Ganz genau.

TV: So sind wir im Grunde genommen aufgebaut und …

Preethaji: So sollten wir leben.

TV: Zu traurig, dass wir das verloren haben.

Preethaji: Aber wir sehen, dass die Menschen wieder dazu zurückkehren. Sogar in der Halle, in der wir gerade saßen, weiß ich von Schülern, die im Zustand eines starken Zeugenbewusstseins leben. Sie befinden sich auch in einem Zustand ungestörter Ruhe. Sie sind einfach nicht beunruhigt durch irgendetwas, das im Außen auftaucht. Sie befinden sich in diesem Zustand.

TV: Würdest du sagen, dass es möglich ist, diesen Zustand dauerhaft zu halten?

Preethaji: Es gibt keinen dauerhaften Zustand, aber selbst wenn Leid auftaucht, ist es auf diese Weise mühelos, aus ihm herauszukommen, denn dann bist du nicht daran gewöhnt, es ist nicht Teil deiner DNA, deines Gedächtnisses, deiner Zellen. Du bist davon gereinigt, und dann ist es leicht und mühelos, Emotionen zu überwinden oder zu erkennen, dass sie in Ordnung sind und zum Leben gehören.

Infolgedessen blüht die Intelligenz, dann blühen die Beziehungen, dann blüht der Reichtum. Denn wenn du in dir selbst verstrickt bist, in Leid und Schmerz, bist du verloren. Und wenn man verloren ist, verursacht man noch mehr Leid und Schmerz bei anderen. Das muss sich ändern.

TV: Vor kurzem war ich krank, ich hatte Covid. Und ich war überrascht, wie leicht es mir fiel, die Krankheit zu ertragen. Mein Körper war richtig krank, aber irgendwie war mein Bewusstsein friedlich. Mir wurde bewusst, dass ich in meinem spirituellen Leben Fortschritte gemacht hatte, denn ich war nicht so besorgt.

Preethaji: Wunderbar! Je weniger du geistig und emotional von Stress betroffen bist, wenn du mit Herausforderungen konfrontiert wirst, desto mehr bist du spirituell weiterentwickelt. Deshalb wird Erleuchtung auch als sthitha pragnatva oder ein Zustand des ungestörten Friedens definiert. Lass uns über Sorgen sprechen. Denn Sorgen sind ein stressiger Bewusstseinszustand, der das Immunsystem zerstört. Sorgen verursachen Turbulenzen in der Funktionsweise des Immunsystems. Du hilfst dem System nicht mit Sorgen, du hilfst dem System nicht mit Bedauern. Sei es in einer Beziehung, in deinem Körper oder in deinem Leben. Mit Sorgen hilfst du ihm nicht.

Das ist es, was wir versuchen, den Menschen zu vermitteln: Deine Sorgen, dein Bedauern, deine Schuldgefühle und deine Traurigkeit erzeugen mehr Leiden und Probleme. Sie zerstören mehr.

TV: Und das wirkt sich auf den physischen Körper aus?

Preethaji: Auf jeden Fall! Denn dann werden die Stress-Chemikalien im Körper freigesetzt und es ist, als würde dein Gehirn in Giften schwimmen. Wenn du in diesem Zustand kreativ und intelligent sein willst, wie soll das gehen? Es gelingt nicht.

Also müssen die Reinigung und Entgiftung dieser Giftstoffe stattfinden. Und es sollte auch nicht mehr davon produziert werden! Du musst also lernen, in einem schönen, erwachten Zustand zu leben. Das muss Teil des Lebens werden. Leider konzentrieren wir uns so sehr auf die äußere Welt und darauf, wie wir die äußere Welt erschaffen und wie wir die äußere Welt in Ordnung bringen können. Das kann man natürlich machen.

Aber um gut darin zu sein, musst du deine innere Welt in Ordnung bringen. Strategien, Fähigkeiten, Lernen, Wissen … das hilft bis zu einem gewissen Grad, ich sage nicht, dass das Verschwendung ist, es hilft definitiv. Aber solange du deine innere Welt nicht in Ordnung bringst, wird sich wahrscheinlich das gleiche Muster im Leben immer wiederholen.

TV: Euer Hauptzentrum ist in Indien und heißt ›Ekam‹. Was erwartet uns dort?

Preethaji: Ekam ist ein Ort, der unter Verwendung aller mystischen und wissenschaftlichen Elemente mit der Vision gebaut wurde, die Menschheit zu erwecken. Wenn die Menschen Ekam betreten, erleben sie auf der einen Seite das Göttliche, sie erleben eine kraftvolle Vereinigung mit dem Göttlichen, all das. Auf der anderen Seite erleben sie einen kraftvollen, erwachten Bewusstseinszustand. Und ich kann sagen, dass es keinen anderen Ort gibt, der nur mit der Vision gebaut wurde, die Menschheit auf der Erde zu erwecken. Es wäre also toll, wenn deine Zuhörer und Leser davon erfahren würden. Und auch, dass sie wissen, dass es einen Ort für das Erwachen der Menschheit gibt. Und dies geschieht bereits.

TV: Okay, dann lass mich eine Frage stellen, die mich persönlich interessiert, denn ich praktiziere Bhakti-Yoga und ich mag Krishna sehr. Ich möchte dich nach deinem Verständnis von Krishna fragen: Wie stehst du zu diesem indischen Pantheon der Götter?

Preethaji: Im Hinduismus ist jeder Aspekt des Lebens Gott. Sie haben nie die Göttlichkeit aus dem Leben genommen. Alles war Gott. Reichtum ist Gott. Gesundheit ist Gott. Liebe ist Gott. Jeder Aspekt des Lebens ist Gott. Die Trennung und der Glaube, dass Gott separat existiert, entspricht nicht der Denkweise der indischen Kultur. Und sie personifizieren die Götter, damit wir mit ihnen in Beziehung treten und die Energie dieser Götter spüren können. Oder sie machen Dharana auf diese Götter. Wenn du z. B. Dharana auf Rama machst, wäre diese Person ein liebevoller Sohn, ein wunderbarer Ehemann. Rama steht für Dharma. Krishna repräsentiert die engagierte Erleuchtung oder die Liebe jenseits von Konventionen. Und wenn du Dharana auf Krishna machst, erfährst du diesen Aspekt des Bewusstseins. Das ist das Dharana, die Essenz dieses Gottes zu verkörpern und zu sein.

TV: Dharana? Was ist das?

Preethaji: Dharana bedeutet, über die Essenz dieses Wesens zu meditieren. Wenn du Dharana auf die Sonne machst, ist das so, als würdest du die Kraft und die Stärke der Sonne verkörpern. Oder du kannst Dharana auf Hanuman, den Affengott und hingegebenen Diener Ramas, machen. Dann verkörperst du den Mut von Hanuman. Du kannst Dharana auf die Essenz von Ganesha, den elefantenköpfigen Geweihten Shivas und Schreiber der Veden, machen. Du verkörperst dann die Intelligenz von Ganesha. Und so ist es im Hinduismus. Die Götter und Göttinnen sind verschiedene Erfahrungen des Universums und jede Erfahrung des Universums ist heilig. Das gilt auch für Krishna.

Meine Großmutter war eine sehr, sehr große Verehrerin von Krishna. Wir als Familie haben so viel von ihren Gebeten zu Krishna gehört und wurden selbst Zeuge davon, wie viele ihrer Gebete von Krishna erhört wurden.

Das Interview führte Ronald Engert.

Zur Autorin:

Für Suchende aus aller Welt ist die Meditationsschule EKAM in Südindien eine wahre Pilgerstätte: Mithilfe von alten indischen Weisheiten, Erkenntnissen der modernen Neurowissenschaft und alltagstauglichen Meditationsübungen zeigt Sri Preethaji hier einen Weg auf, leidvolle Bewusstseinszustände dauerhaft zu verringern. www.ekam.org 

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Du musst über den gewöhnlichen, sich wiederholenden Verstand hinausgehen und das Bewusstsein erfahren. Das Bewusstsein ist immens. Es ist mächtig. Und diejenigen, die diese Erfahrung des Bewusstseins gemacht haben und über den Verstand hinausgegangen sind, erleben das Leben anders, und für diejenigen, die zuhören, und auch für diejenigen, die lesen werden: Wenn du ein Sklave des Verstandes bist, gibt es eine nagende Sinnlosigkeit, eine Langeweile, die jeden Aspekt des Lebens färbt. Du gehst eine Zeit lang eine Beziehung ein und dann fragst du dich: Ist das alles? Oder du erreichst etwas und fragst dich dann: Gibt es noch mehr im Leben? Oder du gewinnst einen Rechtsstreit, für den du schon sehr lange gekämpft hast. Dann gewinnst du, bist glücklich und freust dich, aber dann ist es vorbei, und du fragst dich wieder: Ist das wirklich alles, was es im Leben gibt? Gibt es noch etwas anderes?

»Der Verstand ist das Element, das dich ständig davon abhält, die Realität zu erleben.«

Der Verstand ist das Element, das dich ständig davon abhält, die Realität zu erleben. Wenn du die Realität nicht wahrnimmst, wie sie ist, bist du in diesem Moment auch nicht lebendig. Weil du nicht lebendig bist, stellt sich die Frage: Ist das alles im Leben? Denn wenn du vom Verstand verschlungen wirst, dann ist es nicht möglich, im Moment präsent zu sein, und das ist es, wonach sich die Menschheit sehnt.

Leider sind die Menschen davon abgekommen, diesen Moment zu erreichen, und glauben, dass mehr Erfolg, mehr Reichtum und mehr Beziehungen sie erfüllen werden. Doch das passiert nie, und du fängst an zu glauben, dass etwas mit deinem Leben nicht stimmt, und machst dich daran, dein Leben zu ändern.

Ich bin nicht gegen äußeren Komfort und nicht gegen Luxus. Ich bin nicht gegen irgendetwas im Außen. Aber was ich damit sagen will, ist: Wonach du dich sehnst, ist viel mehr als nur das. Wonach sich der Einzelne sehnt, ist eine vollständige Lebenserfahrung, die nicht möglich ist, wenn du im Verstand lebst. Man kann sagen, dass der Verstand für viele Fortschritte verantwortlich ist, die wir im Leben sehen. Wir haben so viele Fortschritte gemacht, und ja, der Verstand hat viele Probleme gelöst und ist da, um Lösungen für zahlreiche Krisen zu finden. Aber du kannst den Verstand nicht benutzen, um eine nährende Beziehung zu genießen. Du kannst den Verstand nicht benutzen, um diesen Moment, genau diesen Moment, voll und ganz zu genießen. Das ist – wie soll man sagen – ein Fehler, den die Menschheit begeht.

TV: Wie kam es zu diesem Fehler? Warum passiert das?

Preethaji: Es gibt viele Gründe, warum das passiert. Alles auf dieser Welt macht Momente des Hungers durch. Mit Sicherheit gibt es Hunger. Aber dann kommt ein Moment der Sättigung. Es ist immer eine Bewegung. Alles im Universum, alles erlebt einen Moment der Sättigung. Die Löwen sind nicht ewig hungrig, die Ziegen sind nicht ewig hungrig. Es gibt eine Bewegung, eine Schwingung, welche die ganze Zeit stattfindet. Nur beim menschlichen Verstand nicht. Er ist dem Trott von mehr, mehr, mehr verfallen. Er hat sich in diesen Raum des Hungers begeben. Er weiß nicht mehr, was es heißt, sich satt zu fühlen, was Sättigung ist. Er hat einfach die Fähigkeit verloren, sich satt zu fühlen. Wir können sagen, es ist wie eine Krankheit. Wir haben einfach irgendwo angefangen und wurden dann von den Medien angeheizt, heutzutage von den sozialen Medien. Das führt dazu, dass der menschliche Geist ein abnormales Maß an Hunger verspürt, bis wir als Menschheit innehalten und erkennen, was für uns im Leben wichtig ist, wonach wir wirklich suchen und uns sehnen.

Wenn wir innehalten und uns ein paar Fragen stellen, können der Hunger und die Besessenheit des hungrigen Verstandes ein wenig langsamer werden. Dabei würden intelligentere Handlungen entstehen. Man würde nicht etwas zerstören, um etwas anderes zu schaffen. Das würden wir nicht tun, aber genau das passiert gerade.

»Der hungrige Verstand zerstört alles Schöne am Leben – er erlaubt es dir nicht, das Leben zu feiern, und lässt dich unzufrieden sein.«

TV: Würdest du sagen, dass diese Krankheit im Laufe der Zeit zugenommen hat? Gab es in der Vergangenheit eine Situation, in der es nicht so war?

Preethaji: Ich glaube, dass die Menschen in der Vergangenheit mehr miteinander verbunden waren. Ich spreche von sehr alten Zeiten. Ich glaube, es gab bestimmte Zivilisationen, die mehr mit der Natur, mit dem Göttlichen verbunden waren. Nicht als Idee, sondern einfach aus der Fähigkeit heraus, das Göttliche zu sehen. Das heilige Wesen, das in allem Leben präsent ist. Das war ein Teil der frühen Existenz der Menschheit. Irgendwann haben sie es verloren, und wenn man sich dieses Hungers nicht bewusst ist, wirkt er wie ein Moloch. Der hungrige Verstand zerstört alles Schöne am Leben – er erlaubt es dir nicht, das Leben zu feiern, und lässt dich unzufrieden sein. Solange du nicht bewusst die Aufmerksamkeit darauf lenkst und innehältst, rollt er weiter – das ist es, was heute passiert.

»Es gibt eine Göttlichkeit, die existiert, es gibt eine Intelligenz, die in jedem Atom der Existenz vorhanden ist.«

TV: Du erwähntest bereits das Göttliche. Würdest du sagen, dass es auch etwas damit zu tun hat, dass sich die Menschheit vom Göttlichen abwendet?

Preethaji: Ich würde nicht sagen, dass sich die Menschheit vom Göttlichen abgewandt hat. Wir haben nur dieses Bewusstsein und diese Verbindung mit dem Heiligen verloren. Wir haben vergessen, das Leben als mehr zu sehen als Materieklumpen, das Leben als mehr als Geburt und Tod zu sehen. Wir leben ein Leben, ohne zu wissen, dass es viel mehr ist als das Materielle, Irdische. Es gibt eine Göttlichkeit, die existiert, es gibt eine Intelligenz, die in jedem Atom der Existenz vorhanden ist. Wenn du die Heiligkeit ins Leben zurückbringst, wird dieser verrückte, ständige Hunger verschwinden. Sobald du in der Lage bist, eine tiefe Verbindung mit dem Göttlichen herzustellen, die Heiligkeit zu spüren und die universelle Intelligenz zu fühlen, werden dieser zwanghafte Hunger und diese zwanghafte Hektik definitiv nachlassen.

TV: Leider sehen wir, dass die Heiligkeit in der Gesellschaft abnimmt.

Preethaji: Ja. Das menschliche Herz ist immer gefühlloser geworden und sieht die Dinge zunehmend als Materie. Sie sind materialistisch. Aber eine schöne Erfahrung ist möglich, wenn du dich mit der Heiligkeit im Leben, mit dem Göttlichen im Leben verbindest. Was passiert dann? Du machst mehr Erfahrungen mit dem Göttlichen, erlebst mehr Wunder und mehr Synchronizitäten. Du fühlst dich gehalten und unterstützt, du wirst geliebt und umsorgt. Andernfalls lebst du wie ein Bettler. Ständig sehnst du dich und hast das Gefühl, dass es nicht genug ist. Die Liebe ist nicht genug, der Reichtum ist nicht genug. Du erschaffst nichts aus einem Zustand der Erfüllung heraus. Es herrscht nur ein Zustand des Mangels. Wenn du um Liebe bettelst und dann eine Beziehung eingehst, hast du das Gefühl, dass die Liebe nicht da ist. Das ist die fortlaufende Saga des Lebens heutzutage.

TV: Viele Menschen, die sich mit Spiritualität auskennen, haben das Gefühl, dass wir in ein neues Zeitalter eintreten, zum Beispiel in das Wassermann-Zeitalter. Aus astrologischer Sicht stehen die Planeten jetzt in anderen Positionen. Würdest du dem zustimmen, dass sich das allgemeine Bewusstsein bald verändern wird?

Preethaji: Was ich definitiv sagen kann, ist, dass wir positiv darauf hinarbeiten. Wir konzentrieren uns auf unsere Vision, 80.000 erleuchtete Wesen hervorzubringen und damit einen Wandel im Bewusstsein der Menschheit herbeizuführen. Wir sind fokussiert darauf, und bereits Millionen von Menschen befinden sich auf irgendeiner Ebene auf diesem Weg. Nicht unbedingt auf der höchsten Ebene, aber Millionen von Menschen gehen diesen Weg, und sie glauben und wissen, dass Erwachen und Erleuchtung möglich sind, und sie machen Fortschritte auf dem Weg dorthin.

TV: Wie du gibt es auch viele andere Bewegungen und Menschen, die an diesem spirituellen Erwachen arbeiten.

Preethaji: Auf jeden Fall!

»Wir sehen ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass wir mehr als nur Materie sind.«

TV: Wir haben also etwas Hoffnung. Hoffentlich.

Preethaji: Wir brauchen sie. Wir können sagen, dass die Menschheit an einem Scheideweg steht, und die eine Seite des Weges ist Krise und Konflikt,  Krieg, Klima- und Umweltprobleme. Wir können diesen Weg der Krise einschlagen oder die andere Seite des Scheidewegs: Harmonie und Ordnung. Wir sehen ein wachsendes Umweltbewusstsein, ein größeres Bewusstsein dafür, dass wir mehr als nur Materie sind, dass wir miteinander verbunden sind. Wir erkennen, dass die Grundströmung des ersten Weges Egozentrik, Trennung und Spaltung ist. Auf dem anderen Weg der Harmonie hingegen geht es um Verbindung und Einheit. Deshalb glauben wir daran, dass wir das Bewusstsein der Menschen verändern können, indem wir an den einzelnen Menschen arbeiten, aber auf der ganzen Welt über alle Unterschiede hinweg: verschiedene Ethnien, Kulturen, Religionen. Denn wir sprechen nicht von Religion, sondern von Spiritualität.

TV: Jetzt haben wir den Verstand und das Problem des Verstandes definiert. Wie gehen wir mit dem Verstand um, um über ihn hinauszugehen? Wie können wir diese andere Stufe des Bewusstseins erreichen, die du sakshi bava genannt hast? Vielleicht kannst du uns ein wenig aufklären.

Preethaji: In Ekam in Indien führen wir Menschen auf tiefere Reisen. Wenn wir Menschen auf diese tiefere Reise führen, dann leiten wir sie durch Weisheit, durch Meditationen, tiefe mystische Prozesse: Deekshas und auch die Oneness Field Meditationen, die eine Übertragung von erleuchteten Bewusstseinszuständen sind. Es ist ein Entwicklungsprozess, der als Krönung zum erwachten Zustand führt. Dieser Weg hält viele Erkenntnisse bereit. Es braucht viel Weisheit, viel Heilung. Dies führt dazu, dass du die Erfahrung des Erwachens machst und begreifst, wie man mit dem Verstand umgeht, um über ihn hinauszugehen. Selbst für diejenigen, die nicht an einer unserer tieferen Reisen teilnehmen (was ich jedoch empfehlen würde), besteht der erste Schritt darin, innezuhalten. Wir werden vom Verstand hin- und her geschubst, und das muss aufhören. Mach eine Meditation, halte inne. Ich würde die Soul Sync Meditation empfehlen, denn sie ermöglicht es dir, zur Ruhe zu kommen und innezuhalten. Du wirst bewusster, du fühlst dich ausgedehnter, du fühlst dich mehr mit dem Universum verbunden. Das würde ich sehr empfehlen. Für den Anfang die Soul Sync Meditation. Sie ist online verfügbar: https://www.breathingroom.com/videos/soul-sync-deutsche.

Zu diesem Innehalten muss es kommen, sonst geht das Wirbeln des Verstandes weiter.

»Jede Erfahrung ist unglaublich glückselig, egal was auftaucht.«

TV: Was ist dieses sakshi bava?

Preethaji: Sakshi bava ist einer der erwachten Zustände. Es gibt viele erwachte Bewusstseinszustände, wir können Glückseligkeit erleben oder eine völlige Stille. Wenn ich Stille sage, meine ich nicht die Abwesenheit von Geräuschen, sondern innere Stille, wie ein See. Oder es kann eine kraftvolle Vereinigung mit dem Göttlichen sein. Sakshi bava ist vor allem ein Zustand des Zeugenbewusstseins, der sich einstellt. Bewusstheit kann auf zwei Ebenen stattfinden. Die eine ist, dass du dir jeder deiner Erfahrungen bewusst wirst, also deiner Gedanken, deiner Gefühle, deiner Emotionen. Du nimmst sie bewusst wahr. Das ist ein guter Anfang.

Aber wenn wir von sakshi bava sprechen, geht es um ein bezeugendes Bewusstsein, das entsteht. Du kannst jedes Geschehen in deinem Bewusstsein klarsehen. Es ist keine bewusste Anstrengung, sondern ein Zustand. Es ist ein Zustand, der sich manifestiert und der es dir ermöglicht, Abstand zu dem zu gewinnen, was in deinem Bewusstsein auftaucht, und es klar zu sehen. Wenn du in diesem Zustand bist, kann es Freude oder etwas anderes sein. Aber du bist nicht darin verstrickt, und jede Erfahrung ist sehr schön. Jede Erfahrung ist unglaublich glückselig, egal was auftaucht.

TV: Also auch Gefühle wie Traurigkeit?

Preethaji: Ja, weil du bemerkst, dass ein trauriger oder ein einsamer Gedanke aufkommt, aber du nicht in diesen Gedanken oder in diesem Zustand verstrickt bist. In diesem Sehen, egal was es ist, liegt die Glückseligkeit.

»Die Natur des Lebens ist Glückseligkeit.«

TV: Warum ist diese Glückseligkeit da? Woher kommt sie und was ist ihre Quelle?

Preethaji: Die Natur des Lebens ist Glückseligkeit. Die Alten haben dieses Universum als sat chit ananda beschrieben. Das bedeutet Dasein, Intelligenz und Glückseligkeit. Das ist die Natur dieses Universums. Wenn dein Verstand ruhig ist, stimmst du ihn auf die Natur des Universums ein und dann bleibt nur Glückseligkeit.

TV: Du kehrst einfach zum natürlichen Zustand zurück?

Preethaji: Ganz genau.

TV: So sind wir im Grunde genommen aufgebaut und …

Preethaji: So sollten wir leben.

TV: Zu traurig, dass wir das verloren haben.

Preethaji: Aber wir sehen, dass die Menschen wieder dazu zurückkehren. Sogar in der Halle, in der wir gerade saßen, weiß ich von Schülern, die im Zustand eines starken Zeugenbewusstseins leben. Sie befinden sich auch in einem Zustand ungestörter Ruhe. Sie sind einfach nicht beunruhigt durch irgendetwas, das im Außen auftaucht. Sie befinden sich in diesem Zustand.

TV: Würdest du sagen, dass es möglich ist, diesen Zustand dauerhaft zu halten?

Preethaji: Es gibt keinen dauerhaften Zustand, aber selbst wenn Leid auftaucht, ist es auf diese Weise mühelos, aus ihm herauszukommen, denn dann bist du nicht daran gewöhnt, es ist nicht Teil deiner DNA, deines Gedächtnisses, deiner Zellen. Du bist davon gereinigt, und dann ist es leicht und mühelos, Emotionen zu überwinden oder zu erkennen, dass sie in Ordnung sind und zum Leben gehören.

Infolgedessen blüht die Intelligenz, dann blühen die Beziehungen, dann blüht der Reichtum. Denn wenn du in dir selbst verstrickt bist, in Leid und Schmerz, bist du verloren. Und wenn man verloren ist, verursacht man noch mehr Leid und Schmerz bei anderen. Das muss sich ändern.

TV: Vor kurzem war ich krank, ich hatte Covid. Und ich war überrascht, wie leicht es mir fiel, die Krankheit zu ertragen. Mein Körper war richtig krank, aber irgendwie war mein Bewusstsein friedlich. Mir wurde bewusst, dass ich in meinem spirituellen Leben Fortschritte gemacht hatte, denn ich war nicht so besorgt.

Preethaji: Wunderbar! Je weniger du geistig und emotional von Stress betroffen bist, wenn du mit Herausforderungen konfrontiert wirst, desto mehr bist du spirituell weiterentwickelt. Deshalb wird Erleuchtung auch als sthitha pragnatva oder ein Zustand des ungestörten Friedens definiert. Lass uns über Sorgen sprechen. Denn Sorgen sind ein stressiger Bewusstseinszustand, der das Immunsystem zerstört. Sorgen verursachen Turbulenzen in der Funktionsweise des Immunsystems. Du hilfst dem System nicht mit Sorgen, du hilfst dem System nicht mit Bedauern. Sei es in einer Beziehung, in deinem Körper oder in deinem Leben. Mit Sorgen hilfst du ihm nicht.

Das ist es, was wir versuchen, den Menschen zu vermitteln: Deine Sorgen, dein Bedauern, deine Schuldgefühle und deine Traurigkeit erzeugen mehr Leiden und Probleme. Sie zerstören mehr.

TV: Und das wirkt sich auf den physischen Körper aus?

Preethaji: Auf jeden Fall! Denn dann werden die Stress-Chemikalien im Körper freigesetzt und es ist, als würde dein Gehirn in Giften schwimmen. Wenn du in diesem Zustand kreativ und intelligent sein willst, wie soll das gehen? Es gelingt nicht.

Also müssen die Reinigung und Entgiftung dieser Giftstoffe stattfinden. Und es sollte auch nicht mehr davon produziert werden! Du musst also lernen, in einem schönen, erwachten Zustand zu leben. Das muss Teil des Lebens werden. Leider konzentrieren wir uns so sehr auf die äußere Welt und darauf, wie wir die äußere Welt erschaffen und wie wir die äußere Welt in Ordnung bringen können. Das kann man natürlich machen.

Aber um gut darin zu sein, musst du deine innere Welt in Ordnung bringen. Strategien, Fähigkeiten, Lernen, Wissen … das hilft bis zu einem gewissen Grad, ich sage nicht, dass das Verschwendung ist, es hilft definitiv. Aber solange du deine innere Welt nicht in Ordnung bringst, wird sich wahrscheinlich das gleiche Muster im Leben immer wiederholen.

TV: Euer Hauptzentrum ist in Indien und heißt ›Ekam‹. Was erwartet uns dort?

Preethaji: Ekam ist ein Ort, der unter Verwendung aller mystischen und wissenschaftlichen Elemente mit der Vision gebaut wurde, die Menschheit zu erwecken. Wenn die Menschen Ekam betreten, erleben sie auf der einen Seite das Göttliche, sie erleben eine kraftvolle Vereinigung mit dem Göttlichen, all das. Auf der anderen Seite erleben sie einen kraftvollen, erwachten Bewusstseinszustand. Und ich kann sagen, dass es keinen anderen Ort gibt, der nur mit der Vision gebaut wurde, die Menschheit auf der Erde zu erwecken. Es wäre also toll, wenn deine Zuhörer und Leser davon erfahren würden. Und auch, dass sie wissen, dass es einen Ort für das Erwachen der Menschheit gibt. Und dies geschieht bereits.

TV: Okay, dann lass mich eine Frage stellen, die mich persönlich interessiert, denn ich praktiziere Bhakti-Yoga und ich mag Krishna sehr. Ich möchte dich nach deinem Verständnis von Krishna fragen: Wie stehst du zu diesem indischen Pantheon der Götter?

Preethaji: Im Hinduismus ist jeder Aspekt des Lebens Gott. Sie haben nie die Göttlichkeit aus dem Leben genommen. Alles war Gott. Reichtum ist Gott. Gesundheit ist Gott. Liebe ist Gott. Jeder Aspekt des Lebens ist Gott. Die Trennung und der Glaube, dass Gott separat existiert, entspricht nicht der Denkweise der indischen Kultur. Und sie personifizieren die Götter, damit wir mit ihnen in Beziehung treten und die Energie dieser Götter spüren können. Oder sie machen Dharana auf diese Götter. Wenn du z. B. Dharana auf Rama machst, wäre diese Person ein liebevoller Sohn, ein wunderbarer Ehemann. Rama steht für Dharma. Krishna repräsentiert die engagierte Erleuchtung oder die Liebe jenseits von Konventionen. Und wenn du Dharana auf Krishna machst, erfährst du diesen Aspekt des Bewusstseins. Das ist das Dharana, die Essenz dieses Gottes zu verkörpern und zu sein.

TV: Dharana? Was ist das?

Preethaji: Dharana bedeutet, über die Essenz dieses Wesens zu meditieren. Wenn du Dharana auf die Sonne machst, ist das so, als würdest du die Kraft und die Stärke der Sonne verkörpern. Oder du kannst Dharana auf Hanuman, den Affengott und hingegebenen Diener Ramas, machen. Dann verkörperst du den Mut von Hanuman. Du kannst Dharana auf die Essenz von Ganesha, den elefantenköpfigen Geweihten Shivas und Schreiber der Veden, machen. Du verkörperst dann die Intelligenz von Ganesha. Und so ist es im Hinduismus. Die Götter und Göttinnen sind verschiedene Erfahrungen des Universums und jede Erfahrung des Universums ist heilig. Das gilt auch für Krishna.

Meine Großmutter war eine sehr, sehr große Verehrerin von Krishna. Wir als Familie haben so viel von ihren Gebeten zu Krishna gehört und wurden selbst Zeuge davon, wie viele ihrer Gebete von Krishna erhört wurden.

Das Interview führte Ronald Engert.

Zur Autorin:

Für Suchende aus aller Welt ist die Meditationsschule EKAM in Südindien eine wahre Pilgerstätte: Mithilfe von alten indischen Weisheiten, Erkenntnissen der modernen Neurowissenschaft und alltagstauglichen Meditationsübungen zeigt Sri Preethaji hier einen Weg auf, leidvolle Bewusstseinszustände dauerhaft zu verringern. www.ekam.org 

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TV 95: Ronald Engert – Seele, Körper und Befreiung in der Bhagavad-gita. Leben in der göttlichen Ordnung

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TV 92: Ronald Engert – Ewiger Frieden durch Transzendenz. Was sagen die spirituellen Traditionen?

TV 61: Ronald Engert – Der Yoga der Liebe. Ein spiritueller Meister des Bhakti-Yoga zu Besuch in Deutschland

TV 58:  Radhanath Swami – Suche die Essenz! Ein Leben in der göttlichen Liebe

TV 51: Schwerpunkt ›No Mind‹

TV 33:  Didi Sudesh – Die Töchter Adams. Weibliche Yogis verändern die Welt

SO 19: Symposium-Podiumsgespräch »Gefühle, Geist, Epigenetik« mit Prof. Dr. Dr. Matthias Beck, Sacinandana Swami und Vivian Dittmar

 Autorin: Preethaji

In diesem Interview spricht die indische spirituelle Lehrerin Preethaji über die Probleme, die der Verstand erzeugt, wenn wir zu sehr mit ihm identifiziert sind. Wir erfahren, wie wir über den Verstand hinausgehen können und welche Bewusstseinszustände uns dort erwarten. Auf dem Entwicklungsweg zum erleuchteten Bewusstsein können die individuellen und gesellschaftlichen Probleme der Menschheit gelöst werden.

Tattva Viveka: Hallo Preethaji. Ich möchte mit den Grundlagen beginnen: Was ist der Verstand deiner Auffassung nach und wie beeinflusst er unsere innere Erfahrung?

Preethaji: Namaste. Der Verstand, wie wir ihn definieren, ist im Grunde eine Erinnerungs- und Erwartungsmaschine. Um das Leben wirklich zu erfahren, müssen wir über die Vergangenheit und die Zukunft hinausgehen. Wir müssen in den gegenwärtigen Moment gehen, und wenn man im Verstand verstrickt ist, ist man nicht wirklich lebendig: nicht lebendig für das Lächeln deines Partners, für die Freude deines Kindes, für die Aufmerksamkeit, die du brauchst, um deine Probleme zu bewältigen, oder für die Kreativität, die du für alles brauchst, was du im Leben tust.

»Wenn du ein Sklave des Verstandes bist, gibt es eine nagende Sinnlosigkeit, eine Langeweile, die jeden Aspekt des Lebens färbt.«

Du musst über den gewöhnlichen, sich wiederholenden Verstand hinausgehen und das Bewusstsein erfahren. Das Bewusstsein ist immens. Es ist mächtig. Und diejenigen, die diese Erfahrung des Bewusstseins gemacht haben und über den Verstand hinausgegangen sind, erleben das Leben anders, und für diejenigen, die zuhören, und auch für diejenigen, die lesen werden: Wenn du ein Sklave des Verstandes bist, gibt es eine nagende Sinnlosigkeit, eine Langeweile, die jeden Aspekt des Lebens färbt. Du gehst eine Zeit lang eine Beziehung ein und dann fragst du dich: Ist das alles? Oder du erreichst etwas und fragst dich dann: Gibt es noch mehr im Leben? Oder du gewinnst einen Rechtsstreit, für den du schon sehr lange gekämpft hast. Dann gewinnst du, bist glücklich und freust dich, aber dann ist es vorbei, und du fragst dich wieder: Ist das wirklich alles, was es im Leben gibt? Gibt es noch etwas anderes?

»Der Verstand ist das Element, das dich ständig davon abhält, die Realität zu erleben.«

Der Verstand ist das Element, das dich ständig davon abhält, die Realität zu erleben. Wenn du die Realität nicht wahrnimmst, wie sie ist, bist du in diesem Moment auch nicht lebendig. Weil du nicht lebendig bist, stellt sich die Frage: Ist das alles im Leben? Denn wenn du vom Verstand verschlungen wirst, dann ist es nicht möglich, im Moment präsent zu sein, und das ist es, wonach sich die Menschheit sehnt.

Leider sind die Menschen davon abgekommen, diesen Moment zu erreichen, und glauben, dass mehr Erfolg, mehr Reichtum und mehr Beziehungen sie erfüllen werden. Doch das passiert nie, und du fängst an zu glauben, dass etwas mit deinem Leben nicht stimmt, und machst dich daran, dein Leben zu ändern.

Ich bin nicht gegen äußeren Komfort und nicht gegen Luxus. Ich bin nicht gegen irgendetwas im Außen. Aber was ich damit sagen will, ist: Wonach du dich sehnst, ist viel mehr als nur das. Wonach sich der Einzelne sehnt, ist eine vollständige Lebenserfahrung, die nicht möglich ist, wenn du im Verstand lebst. Man kann sagen, dass der Verstand für viele Fortschritte verantwortlich ist, die wir im Leben sehen. Wir haben so viele Fortschritte gemacht, und ja, der Verstand hat viele Probleme gelöst und ist da, um Lösungen für zahlreiche Krisen zu finden. Aber du kannst den Verstand nicht benutzen, um eine nährende Beziehung zu genießen. Du kannst den Verstand nicht benutzen, um diesen Moment, genau diesen Moment, voll und ganz zu genießen. Das ist – wie soll man sagen – ein Fehler, den die Menschheit begeht.

TV: Wie kam es zu diesem Fehler? Warum passiert das?

Preethaji: Es gibt viele Gründe, warum das passiert. Alles auf dieser Welt macht Momente des Hungers durch. Mit Sicherheit gibt es Hunger. Aber dann kommt ein Moment der Sättigung. Es ist immer eine Bewegung. Alles im Universum, alles erlebt einen Moment der Sättigung. Die Löwen sind nicht ewig hungrig, die Ziegen sind nicht ewig hungrig. Es gibt eine Bewegung, eine Schwingung, welche die ganze Zeit stattfindet. Nur beim menschlichen Verstand nicht. Er ist dem Trott von mehr, mehr, mehr verfallen. Er hat sich in diesen Raum des Hungers begeben. Er weiß nicht mehr, was es heißt, sich satt zu fühlen, was Sättigung ist. Er hat einfach die Fähigkeit verloren, sich satt zu fühlen. Wir können sagen, es ist wie eine Krankheit. Wir haben einfach irgendwo angefangen und wurden dann von den Medien angeheizt, heutzutage von den sozialen Medien. Das führt dazu, dass der menschliche Geist ein abnormales Maß an Hunger verspürt, bis wir als Menschheit innehalten und erkennen, was für uns im Leben wichtig ist, wonach wir wirklich suchen und uns sehnen.

Wenn wir innehalten und uns ein paar Fragen stellen, können der Hunger und die Besessenheit des hungrigen Verstandes ein wenig langsamer werden. Dabei würden intelligentere Handlungen entstehen. Man würde nicht etwas zerstören, um etwas anderes zu schaffen. Das würden wir nicht tun, aber genau das passiert gerade.

»Der hungrige Verstand zerstört alles Schöne am Leben – er erlaubt es dir nicht, das Leben zu feiern, und lässt dich unzufrieden sein.«

TV: Würdest du sagen, dass diese Krankheit im Laufe der Zeit zugenommen hat? Gab es in der Vergangenheit eine Situation, in der es nicht so war?

Preethaji: Ich glaube, dass die Menschen in der Vergangenheit mehr miteinander verbunden waren. Ich spreche von sehr alten Zeiten. Ich glaube, es gab bestimmte Zivilisationen, die mehr mit der Natur, mit dem Göttlichen verbunden waren. Nicht als Idee, sondern einfach aus der Fähigkeit heraus, das Göttliche zu sehen. Das heilige Wesen, das in allem Leben präsent ist. Das war ein Teil der frühen Existenz der Menschheit. Irgendwann haben sie es verloren, und wenn man sich dieses Hungers nicht bewusst ist, wirkt er wie ein Moloch. Der hungrige Verstand zerstört alles Schöne am Leben – er erlaubt es dir nicht, das Leben zu feiern, und lässt dich unzufrieden sein. Solange du nicht bewusst die Aufmerksamkeit darauf lenkst und innehältst, rollt er weiter – das ist es, was heute passiert.

»Es gibt eine Göttlichkeit, die existiert, es gibt eine Intelligenz, die in jedem Atom der Existenz vorhanden ist.«

TV: Du erwähntest bereits das Göttliche. Würdest du sagen, dass es auch etwas damit zu tun hat, dass sich die Menschheit vom Göttlichen abwendet?

Preethaji: Ich würde nicht sagen, dass sich die Menschheit vom Göttlichen abgewandt hat. Wir haben nur dieses Bewusstsein und diese Verbindung mit dem Heiligen verloren. Wir haben vergessen, das Leben als mehr zu sehen als Materieklumpen, das Leben als mehr als Geburt und Tod zu sehen. Wir leben ein Leben, ohne zu wissen, dass es viel mehr ist als das Materielle, Irdische. Es gibt eine Göttlichkeit, die existiert, es gibt eine Intelligenz, die in jedem Atom der Existenz vorhanden ist. Wenn du die Heiligkeit ins Leben zurückbringst, wird dieser verrückte, ständige Hunger verschwinden. Sobald du in der Lage bist, eine tiefe Verbindung mit dem Göttlichen herzustellen, die Heiligkeit zu spüren und die universelle Intelligenz zu fühlen, werden dieser zwanghafte Hunger und diese zwanghafte Hektik definitiv nachlassen.

TV: Leider sehen wir, dass die Heiligkeit in der Gesellschaft abnimmt.

Preethaji: Ja. Das menschliche Herz ist immer gefühlloser geworden und sieht die Dinge zunehmend als Materie. Sie sind materialistisch. Aber eine schöne Erfahrung ist möglich, wenn du dich mit der Heiligkeit im Leben, mit dem Göttlichen im Leben verbindest. Was passiert dann? Du machst mehr Erfahrungen mit dem Göttlichen, erlebst mehr Wunder und mehr Synchronizitäten. Du fühlst dich gehalten und unterstützt, du wirst geliebt und umsorgt. Andernfalls lebst du wie ein Bettler. Ständig sehnst du dich und hast das Gefühl, dass es nicht genug ist. Die Liebe ist nicht genug, der Reichtum ist nicht genug. Du erschaffst nichts aus einem Zustand der Erfüllung heraus. Es herrscht nur ein Zustand des Mangels. Wenn du um Liebe bettelst und dann eine Beziehung eingehst, hast du das Gefühl, dass die Liebe nicht da ist. Das ist die fortlaufende Saga des Lebens heutzutage.

TV: Viele Menschen, die sich mit Spiritualität auskennen, haben das Gefühl, dass wir in ein neues Zeitalter eintreten, zum Beispiel in das Wassermann-Zeitalter. Aus astrologischer Sicht stehen die Planeten jetzt in anderen Positionen. Würdest du dem zustimmen, dass sich das allgemeine Bewusstsein bald verändern wird?

Preethaji: Was ich definitiv sagen kann, ist, dass wir positiv darauf hinarbeiten. Wir konzentrieren uns auf unsere Vision, 80.000 erleuchtete Wesen hervorzubringen und damit einen Wandel im Bewusstsein der Menschheit herbeizuführen. Wir sind fokussiert darauf, und bereits Millionen von Menschen befinden sich auf irgendeiner Ebene auf diesem Weg. Nicht unbedingt auf der höchsten Ebene, aber Millionen von Menschen gehen diesen Weg, und sie glauben und wissen, dass Erwachen und Erleuchtung möglich sind, und sie machen Fortschritte auf dem Weg dorthin.

TV: Wie du gibt es auch viele andere Bewegungen und Menschen, die an diesem spirituellen Erwachen arbeiten.

Preethaji: Auf jeden Fall!

»Wir sehen ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass wir mehr als nur Materie sind.«

TV: Wir haben also etwas Hoffnung. Hoffentlich.

Preethaji: Wir brauchen sie. Wir können sagen, dass die Menschheit an einem Scheideweg steht, und die eine Seite des Weges ist Krise und Konflikt,  Krieg, Klima- und Umweltprobleme. Wir können diesen Weg der Krise einschlagen oder die andere Seite des Scheidewegs: Harmonie und Ordnung. Wir sehen ein wachsendes Umweltbewusstsein, ein größeres Bewusstsein dafür, dass wir mehr als nur Materie sind, dass wir miteinander verbunden sind. Wir erkennen, dass die Grundströmung des ersten Weges Egozentrik, Trennung und Spaltung ist. Auf dem anderen Weg der Harmonie hingegen geht es um Verbindung und Einheit. Deshalb glauben wir daran, dass wir das Bewusstsein der Menschen verändern können, indem wir an den einzelnen Menschen arbeiten, aber auf der ganzen Welt über alle Unterschiede hinweg: verschiedene Ethnien, Kulturen, Religionen. Denn wir sprechen nicht von Religion, sondern von Spiritualität.

TV: Jetzt haben wir den Verstand und das Problem des Verstandes definiert. Wie gehen wir mit dem Verstand um, um über ihn hinauszugehen? Wie können wir diese andere Stufe des Bewusstseins erreichen, die du sakshi bava genannt hast? Vielleicht kannst du uns ein wenig aufklären.

Preethaji: In Ekam in Indien führen wir Menschen auf tiefere Reisen. Wenn wir Menschen auf diese tiefere Reise führen, dann leiten wir sie durch Weisheit, durch Meditationen, tiefe mystische Prozesse: Deekshas und auch die Oneness Field Meditationen, die eine Übertragung von erleuchteten Bewusstseinszuständen sind. Es ist ein Entwicklungsprozess, der als Krönung zum erwachten Zustand führt. Dieser Weg hält viele Erkenntnisse bereit. Es braucht viel Weisheit, viel Heilung. Dies führt dazu, dass du die Erfahrung des Erwachens machst und begreifst, wie man mit dem Verstand umgeht, um über ihn hinauszugehen. Selbst für diejenigen, die nicht an einer unserer tieferen Reisen teilnehmen (was ich jedoch empfehlen würde), besteht der erste Schritt darin, innezuhalten. Wir werden vom Verstand hin- und her geschubst, und das muss aufhören. Mach eine Meditation, halte inne. Ich würde die Soul Sync Meditation empfehlen, denn sie ermöglicht es dir, zur Ruhe zu kommen und innezuhalten. Du wirst bewusster, du fühlst dich ausgedehnter, du fühlst dich mehr mit dem Universum verbunden. Das würde ich sehr empfehlen. Für den Anfang die Soul Sync Meditation. Sie ist online verfügbar: https://www.breathingroom.com/videos/soul-sync-deutsche.

Zu diesem Innehalten muss es kommen, sonst geht das Wirbeln des Verstandes weiter.

»Jede Erfahrung ist unglaublich glückselig, egal was auftaucht.«

TV: Was ist dieses sakshi bava?

Preethaji: Sakshi bava ist einer der erwachten Zustände. Es gibt viele erwachte Bewusstseinszustände, wir können Glückseligkeit erleben oder eine völlige Stille. Wenn ich Stille sage, meine ich nicht die Abwesenheit von Geräuschen, sondern innere Stille, wie ein See. Oder es kann eine kraftvolle Vereinigung mit dem Göttlichen sein. Sakshi bava ist vor allem ein Zustand des Zeugenbewusstseins, der sich einstellt. Bewusstheit kann auf zwei Ebenen stattfinden. Die eine ist, dass du dir jeder deiner Erfahrungen bewusst wirst, also deiner Gedanken, deiner Gefühle, deiner Emotionen. Du nimmst sie bewusst wahr. Das ist ein guter Anfang.

Aber wenn wir von sakshi bava sprechen, geht es um ein bezeugendes Bewusstsein, das entsteht. Du kannst jedes Geschehen in deinem Bewusstsein klarsehen. Es ist keine bewusste Anstrengung, sondern ein Zustand. Es ist ein Zustand, der sich manifestiert und der es dir ermöglicht, Abstand zu dem zu gewinnen, was in deinem Bewusstsein auftaucht, und es klar zu sehen. Wenn du in diesem Zustand bist, kann es Freude oder etwas anderes sein. Aber du bist nicht darin verstrickt, und jede Erfahrung ist sehr schön. Jede Erfahrung ist unglaublich glückselig, egal was auftaucht.

TV: Also auch Gefühle wie Traurigkeit?

Preethaji: Ja, weil du bemerkst, dass ein trauriger oder ein einsamer Gedanke aufkommt, aber du nicht in diesen Gedanken oder in diesem Zustand verstrickt bist. In diesem Sehen, egal was es ist, liegt die Glückseligkeit.

»Die Natur des Lebens ist Glückseligkeit.«

TV: Warum ist diese Glückseligkeit da? Woher kommt sie und was ist ihre Quelle?

Preethaji: Die Natur des Lebens ist Glückseligkeit. Die Alten haben dieses Universum als sat chit ananda beschrieben. Das bedeutet Dasein, Intelligenz und Glückseligkeit. Das ist die Natur dieses Universums. Wenn dein Verstand ruhig ist, stimmst du ihn auf die Natur des Universums ein und dann bleibt nur Glückseligkeit.

TV: Du kehrst einfach zum natürlichen Zustand zurück?

Preethaji: Ganz genau.

TV: So sind wir im Grunde genommen aufgebaut und …

Preethaji: So sollten wir leben.

TV: Zu traurig, dass wir das verloren haben.

Preethaji: Aber wir sehen, dass die Menschen wieder dazu zurückkehren. Sogar in der Halle, in der wir gerade saßen, weiß ich von Schülern, die im Zustand eines starken Zeugenbewusstseins leben. Sie befinden sich auch in einem Zustand ungestörter Ruhe. Sie sind einfach nicht beunruhigt durch irgendetwas, das im Außen auftaucht. Sie befinden sich in diesem Zustand.

TV: Würdest du sagen, dass es möglich ist, diesen Zustand dauerhaft zu halten?

Preethaji: Es gibt keinen dauerhaften Zustand, aber selbst wenn Leid auftaucht, ist es auf diese Weise mühelos, aus ihm herauszukommen, denn dann bist du nicht daran gewöhnt, es ist nicht Teil deiner DNA, deines Gedächtnisses, deiner Zellen. Du bist davon gereinigt, und dann ist es leicht und mühelos, Emotionen zu überwinden oder zu erkennen, dass sie in Ordnung sind und zum Leben gehören.

Infolgedessen blüht die Intelligenz, dann blühen die Beziehungen, dann blüht der Reichtum. Denn wenn du in dir selbst verstrickt bist, in Leid und Schmerz, bist du verloren. Und wenn man verloren ist, verursacht man noch mehr Leid und Schmerz bei anderen. Das muss sich ändern.

TV: Vor kurzem war ich krank, ich hatte Covid. Und ich war überrascht, wie leicht es mir fiel, die Krankheit zu ertragen. Mein Körper war richtig krank, aber irgendwie war mein Bewusstsein friedlich. Mir wurde bewusst, dass ich in meinem spirituellen Leben Fortschritte gemacht hatte, denn ich war nicht so besorgt.

Preethaji: Wunderbar! Je weniger du geistig und emotional von Stress betroffen bist, wenn du mit Herausforderungen konfrontiert wirst, desto mehr bist du spirituell weiterentwickelt. Deshalb wird Erleuchtung auch als sthitha pragnatva oder ein Zustand des ungestörten Friedens definiert. Lass uns über Sorgen sprechen. Denn Sorgen sind ein stressiger Bewusstseinszustand, der das Immunsystem zerstört. Sorgen verursachen Turbulenzen in der Funktionsweise des Immunsystems. Du hilfst dem System nicht mit Sorgen, du hilfst dem System nicht mit Bedauern. Sei es in einer Beziehung, in deinem Körper oder in deinem Leben. Mit Sorgen hilfst du ihm nicht.

Das ist es, was wir versuchen, den Menschen zu vermitteln: Deine Sorgen, dein Bedauern, deine Schuldgefühle und deine Traurigkeit erzeugen mehr Leiden und Probleme. Sie zerstören mehr.

TV: Und das wirkt sich auf den physischen Körper aus?

Preethaji: Auf jeden Fall! Denn dann werden die Stress-Chemikalien im Körper freigesetzt und es ist, als würde dein Gehirn in Giften schwimmen. Wenn du in diesem Zustand kreativ und intelligent sein willst, wie soll das gehen? Es gelingt nicht.

Also müssen die Reinigung und Entgiftung dieser Giftstoffe stattfinden. Und es sollte auch nicht mehr davon produziert werden! Du musst also lernen, in einem schönen, erwachten Zustand zu leben. Das muss Teil des Lebens werden. Leider konzentrieren wir uns so sehr auf die äußere Welt und darauf, wie wir die äußere Welt erschaffen und wie wir die äußere Welt in Ordnung bringen können. Das kann man natürlich machen.

Aber um gut darin zu sein, musst du deine innere Welt in Ordnung bringen. Strategien, Fähigkeiten, Lernen, Wissen … das hilft bis zu einem gewissen Grad, ich sage nicht, dass das Verschwendung ist, es hilft definitiv. Aber solange du deine innere Welt nicht in Ordnung bringst, wird sich wahrscheinlich das gleiche Muster im Leben immer wiederholen.

TV: Euer Hauptzentrum ist in Indien und heißt ›Ekam‹. Was erwartet uns dort?

Preethaji: Ekam ist ein Ort, der unter Verwendung aller mystischen und wissenschaftlichen Elemente mit der Vision gebaut wurde, die Menschheit zu erwecken. Wenn die Menschen Ekam betreten, erleben sie auf der einen Seite das Göttliche, sie erleben eine kraftvolle Vereinigung mit dem Göttlichen, all das. Auf der anderen Seite erleben sie einen kraftvollen, erwachten Bewusstseinszustand. Und ich kann sagen, dass es keinen anderen Ort gibt, der nur mit der Vision gebaut wurde, die Menschheit auf der Erde zu erwecken. Es wäre also toll, wenn deine Zuhörer und Leser davon erfahren würden. Und auch, dass sie wissen, dass es einen Ort für das Erwachen der Menschheit gibt. Und dies geschieht bereits.

TV: Okay, dann lass mich eine Frage stellen, die mich persönlich interessiert, denn ich praktiziere Bhakti-Yoga und ich mag Krishna sehr. Ich möchte dich nach deinem Verständnis von Krishna fragen: Wie stehst du zu diesem indischen Pantheon der Götter?

Preethaji: Im Hinduismus ist jeder Aspekt des Lebens Gott. Sie haben nie die Göttlichkeit aus dem Leben genommen. Alles war Gott. Reichtum ist Gott. Gesundheit ist Gott. Liebe ist Gott. Jeder Aspekt des Lebens ist Gott. Die Trennung und der Glaube, dass Gott separat existiert, entspricht nicht der Denkweise der indischen Kultur. Und sie personifizieren die Götter, damit wir mit ihnen in Beziehung treten und die Energie dieser Götter spüren können. Oder sie machen Dharana auf diese Götter. Wenn du z. B. Dharana auf Rama machst, wäre diese Person ein liebevoller Sohn, ein wunderbarer Ehemann. Rama steht für Dharma. Krishna repräsentiert die engagierte Erleuchtung oder die Liebe jenseits von Konventionen. Und wenn du Dharana auf Krishna machst, erfährst du diesen Aspekt des Bewusstseins. Das ist das Dharana, die Essenz dieses Gottes zu verkörpern und zu sein.

TV: Dharana? Was ist das?

Preethaji: Dharana bedeutet, über die Essenz dieses Wesens zu meditieren. Wenn du Dharana auf die Sonne machst, ist das so, als würdest du die Kraft und die Stärke der Sonne verkörpern. Oder du kannst Dharana auf Hanuman, den Affengott und hingegebenen Diener Ramas, machen. Dann verkörperst du den Mut von Hanuman. Du kannst Dharana auf die Essenz von Ganesha, den elefantenköpfigen Geweihten Shivas und Schreiber der Veden, machen. Du verkörperst dann die Intelligenz von Ganesha. Und so ist es im Hinduismus. Die Götter und Göttinnen sind verschiedene Erfahrungen des Universums und jede Erfahrung des Universums ist heilig. Das gilt auch für Krishna.

Meine Großmutter war eine sehr, sehr große Verehrerin von Krishna. Wir als Familie haben so viel von ihren Gebeten zu Krishna gehört und wurden selbst Zeuge davon, wie viele ihrer Gebete von Krishna erhört wurden.

Das Interview führte Ronald Engert.

Zur Autorin:

Für Suchende aus aller Welt ist die Meditationsschule EKAM in Südindien eine wahre Pilgerstätte: Mithilfe von alten indischen Weisheiten, Erkenntnissen der modernen Neurowissenschaft und alltagstauglichen Meditationsübungen zeigt Sri Preethaji hier einen Weg auf, leidvolle Bewusstseinszustände dauerhaft zu verringern. www.ekam.org 

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 Autorin: Preethaji

In diesem Interview spricht die indische spirituelle Lehrerin Preethaji über die Probleme, die der Verstand erzeugt, wenn wir zu sehr mit ihm identifiziert sind. Wir erfahren, wie wir über den Verstand hinausgehen können und welche Bewusstseinszustände uns dort erwarten. Auf dem Entwicklungsweg zum erleuchteten Bewusstsein können die individuellen und gesellschaftlichen Probleme der Menschheit gelöst werden.

Tattva Viveka: Hallo Preethaji. Ich möchte mit den Grundlagen beginnen: Was ist der Verstand deiner Auffassung nach und wie beeinflusst er unsere innere Erfahrung?

Preethaji: Namaste. Der Verstand, wie wir ihn definieren, ist im Grunde eine Erinnerungs- und Erwartungsmaschine. Um das Leben wirklich zu erfahren, müssen wir über die Vergangenheit und die Zukunft hinausgehen. Wir müssen in den gegenwärtigen Moment gehen, und wenn man im Verstand verstrickt ist, ist man nicht wirklich lebendig: nicht lebendig für das Lächeln deines Partners, für die Freude deines Kindes, für die Aufmerksamkeit, die du brauchst, um deine Probleme zu bewältigen, oder für die Kreativität, die du für alles brauchst, was du im Leben tust.

»Wenn du ein Sklave des Verstandes bist, gibt es eine nagende Sinnlosigkeit, eine Langeweile, die jeden Aspekt des Lebens färbt.«

Du musst über den gewöhnlichen, sich wiederholenden Verstand hinausgehen und das Bewusstsein erfahren. Das Bewusstsein ist immens. Es ist mächtig. Und diejenigen, die diese Erfahrung des Bewusstseins gemacht haben und über den Verstand hinausgegangen sind, erleben das Leben anders, und für diejenigen, die zuhören, und auch für diejenigen, die lesen werden: Wenn du ein Sklave des Verstandes bist, gibt es eine nagende Sinnlosigkeit, eine Langeweile, die jeden Aspekt des Lebens färbt. Du gehst eine Zeit lang eine Beziehung ein und dann fragst du dich: Ist das alles? Oder du erreichst etwas und fragst dich dann: Gibt es noch mehr im Leben? Oder du gewinnst einen Rechtsstreit, für den du schon sehr lange gekämpft hast. Dann gewinnst du, bist glücklich und freust dich, aber dann ist es vorbei, und du fragst dich wieder: Ist das wirklich alles, was es im Leben gibt? Gibt es noch etwas anderes?

»Der Verstand ist das Element, das dich ständig davon abhält, die Realität zu erleben.«

Der Verstand ist das Element, das dich ständig davon abhält, die Realität zu erleben. Wenn du die Realität nicht wahrnimmst, wie sie ist, bist du in diesem Moment auch nicht lebendig. Weil du nicht lebendig bist, stellt sich die Frage: Ist das alles im Leben? Denn wenn du vom Verstand verschlungen wirst, dann ist es nicht möglich, im Moment präsent zu sein, und das ist es, wonach sich die Menschheit sehnt.

Leider sind die Menschen davon abgekommen, diesen Moment zu erreichen, und glauben, dass mehr Erfolg, mehr Reichtum und mehr Beziehungen sie erfüllen werden. Doch das passiert nie, und du fängst an zu glauben, dass etwas mit deinem Leben nicht stimmt, und machst dich daran, dein Leben zu ändern.

Ich bin nicht gegen äußeren Komfort und nicht gegen Luxus. Ich bin nicht gegen irgendetwas im Außen. Aber was ich damit sagen will, ist: Wonach du dich sehnst, ist viel mehr als nur das. Wonach sich der Einzelne sehnt, ist eine vollständige Lebenserfahrung, die nicht möglich ist, wenn du im Verstand lebst. Man kann sagen, dass der Verstand für viele Fortschritte verantwortlich ist, die wir im Leben sehen. Wir haben so viele Fortschritte gemacht, und ja, der Verstand hat viele Probleme gelöst und ist da, um Lösungen für zahlreiche Krisen zu finden. Aber du kannst den Verstand nicht benutzen, um eine nährende Beziehung zu genießen. Du kannst den Verstand nicht benutzen, um diesen Moment, genau diesen Moment, voll und ganz zu genießen. Das ist – wie soll man sagen – ein Fehler, den die Menschheit begeht.

TV: Wie kam es zu diesem Fehler? Warum passiert das?

Preethaji: Es gibt viele Gründe, warum das passiert. Alles auf dieser Welt macht Momente des Hungers durch. Mit Sicherheit gibt es Hunger. Aber dann kommt ein Moment der Sättigung. Es ist immer eine Bewegung. Alles im Universum, alles erlebt einen Moment der Sättigung. Die Löwen sind nicht ewig hungrig, die Ziegen sind nicht ewig hungrig. Es gibt eine Bewegung, eine Schwingung, welche die ganze Zeit stattfindet. Nur beim menschlichen Verstand nicht. Er ist dem Trott von mehr, mehr, mehr verfallen. Er hat sich in diesen Raum des Hungers begeben. Er weiß nicht mehr, was es heißt, sich satt zu fühlen, was Sättigung ist. Er hat einfach die Fähigkeit verloren, sich satt zu fühlen. Wir können sagen, es ist wie eine Krankheit. Wir haben einfach irgendwo angefangen und wurden dann von den Medien angeheizt, heutzutage von den sozialen Medien. Das führt dazu, dass der menschliche Geist ein abnormales Maß an Hunger verspürt, bis wir als Menschheit innehalten und erkennen, was für uns im Leben wichtig ist, wonach wir wirklich suchen und uns sehnen.

Wenn wir innehalten und uns ein paar Fragen stellen, können der Hunger und die Besessenheit des hungrigen Verstandes ein wenig langsamer werden. Dabei würden intelligentere Handlungen entstehen. Man würde nicht etwas zerstören, um etwas anderes zu schaffen. Das würden wir nicht tun, aber genau das passiert gerade.

»Der hungrige Verstand zerstört alles Schöne am Leben – er erlaubt es dir nicht, das Leben zu feiern, und lässt dich unzufrieden sein.«

TV: Würdest du sagen, dass diese Krankheit im Laufe der Zeit zugenommen hat? Gab es in der Vergangenheit eine Situation, in der es nicht so war?

Preethaji: Ich glaube, dass die Menschen in der Vergangenheit mehr miteinander verbunden waren. Ich spreche von sehr alten Zeiten. Ich glaube, es gab bestimmte Zivilisationen, die mehr mit der Natur, mit dem Göttlichen verbunden waren. Nicht als Idee, sondern einfach aus der Fähigkeit heraus, das Göttliche zu sehen. Das heilige Wesen, das in allem Leben präsent ist. Das war ein Teil der frühen Existenz der Menschheit. Irgendwann haben sie es verloren, und wenn man sich dieses Hungers nicht bewusst ist, wirkt er wie ein Moloch. Der hungrige Verstand zerstört alles Schöne am Leben – er erlaubt es dir nicht, das Leben zu feiern, und lässt dich unzufrieden sein. Solange du nicht bewusst die Aufmerksamkeit darauf lenkst und innehältst, rollt er weiter – das ist es, was heute passiert.

»Es gibt eine Göttlichkeit, die existiert, es gibt eine Intelligenz, die in jedem Atom der Existenz vorhanden ist.«

TV: Du erwähntest bereits das Göttliche. Würdest du sagen, dass es auch etwas damit zu tun hat, dass sich die Menschheit vom Göttlichen abwendet?

Preethaji: Ich würde nicht sagen, dass sich die Menschheit vom Göttlichen abgewandt hat. Wir haben nur dieses Bewusstsein und diese Verbindung mit dem Heiligen verloren. Wir haben vergessen, das Leben als mehr zu sehen als Materieklumpen, das Leben als mehr als Geburt und Tod zu sehen. Wir leben ein Leben, ohne zu wissen, dass es viel mehr ist als das Materielle, Irdische. Es gibt eine Göttlichkeit, die existiert, es gibt eine Intelligenz, die in jedem Atom der Existenz vorhanden ist. Wenn du die Heiligkeit ins Leben zurückbringst, wird dieser verrückte, ständige Hunger verschwinden. Sobald du in der Lage bist, eine tiefe Verbindung mit dem Göttlichen herzustellen, die Heiligkeit zu spüren und die universelle Intelligenz zu fühlen, werden dieser zwanghafte Hunger und diese zwanghafte Hektik definitiv nachlassen.

TV: Leider sehen wir, dass die Heiligkeit in der Gesellschaft abnimmt.

Preethaji: Ja. Das menschliche Herz ist immer gefühlloser geworden und sieht die Dinge zunehmend als Materie. Sie sind materialistisch. Aber eine schöne Erfahrung ist möglich, wenn du dich mit der Heiligkeit im Leben, mit dem Göttlichen im Leben verbindest. Was passiert dann? Du machst mehr Erfahrungen mit dem Göttlichen, erlebst mehr Wunder und mehr Synchronizitäten. Du fühlst dich gehalten und unterstützt, du wirst geliebt und umsorgt. Andernfalls lebst du wie ein Bettler. Ständig sehnst du dich und hast das Gefühl, dass es nicht genug ist. Die Liebe ist nicht genug, der Reichtum ist nicht genug. Du erschaffst nichts aus einem Zustand der Erfüllung heraus. Es herrscht nur ein Zustand des Mangels. Wenn du um Liebe bettelst und dann eine Beziehung eingehst, hast du das Gefühl, dass die Liebe nicht da ist. Das ist die fortlaufende Saga des Lebens heutzutage.

TV: Viele Menschen, die sich mit Spiritualität auskennen, haben das Gefühl, dass wir in ein neues Zeitalter eintreten, zum Beispiel in das Wassermann-Zeitalter. Aus astrologischer Sicht stehen die Planeten jetzt in anderen Positionen. Würdest du dem zustimmen, dass sich das allgemeine Bewusstsein bald verändern wird?

Preethaji: Was ich definitiv sagen kann, ist, dass wir positiv darauf hinarbeiten. Wir konzentrieren uns auf unsere Vision, 80.000 erleuchtete Wesen hervorzubringen und damit einen Wandel im Bewusstsein der Menschheit herbeizuführen. Wir sind fokussiert darauf, und bereits Millionen von Menschen befinden sich auf irgendeiner Ebene auf diesem Weg. Nicht unbedingt auf der höchsten Ebene, aber Millionen von Menschen gehen diesen Weg, und sie glauben und wissen, dass Erwachen und Erleuchtung möglich sind, und sie machen Fortschritte auf dem Weg dorthin.

TV: Wie du gibt es auch viele andere Bewegungen und Menschen, die an diesem spirituellen Erwachen arbeiten.

Preethaji: Auf jeden Fall!

»Wir sehen ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass wir mehr als nur Materie sind.«

TV: Wir haben also etwas Hoffnung. Hoffentlich.

Preethaji: Wir brauchen sie. Wir können sagen, dass die Menschheit an einem Scheideweg steht, und die eine Seite des Weges ist Krise und Konflikt,  Krieg, Klima- und Umweltprobleme. Wir können diesen Weg der Krise einschlagen oder die andere Seite des Scheidewegs: Harmonie und Ordnung. Wir sehen ein wachsendes Umweltbewusstsein, ein größeres Bewusstsein dafür, dass wir mehr als nur Materie sind, dass wir miteinander verbunden sind. Wir erkennen, dass die Grundströmung des ersten Weges Egozentrik, Trennung und Spaltung ist. Auf dem anderen Weg der Harmonie hingegen geht es um Verbindung und Einheit. Deshalb glauben wir daran, dass wir das Bewusstsein der Menschen verändern können, indem wir an den einzelnen Menschen arbeiten, aber auf der ganzen Welt über alle Unterschiede hinweg: verschiedene Ethnien, Kulturen, Religionen. Denn wir sprechen nicht von Religion, sondern von Spiritualität.

TV: Jetzt haben wir den Verstand und das Problem des Verstandes definiert. Wie gehen wir mit dem Verstand um, um über ihn hinauszugehen? Wie können wir diese andere Stufe des Bewusstseins erreichen, die du sakshi bava genannt hast? Vielleicht kannst du uns ein wenig aufklären.

Preethaji: In Ekam in Indien führen wir Menschen auf tiefere Reisen. Wenn wir Menschen auf diese tiefere Reise führen, dann leiten wir sie durch Weisheit, durch Meditationen, tiefe mystische Prozesse: Deekshas und auch die Oneness Field Meditationen, die eine Übertragung von erleuchteten Bewusstseinszuständen sind. Es ist ein Entwicklungsprozess, der als Krönung zum erwachten Zustand führt. Dieser Weg hält viele Erkenntnisse bereit. Es braucht viel Weisheit, viel Heilung. Dies führt dazu, dass du die Erfahrung des Erwachens machst und begreifst, wie man mit dem Verstand umgeht, um über ihn hinauszugehen. Selbst für diejenigen, die nicht an einer unserer tieferen Reisen teilnehmen (was ich jedoch empfehlen würde), besteht der erste Schritt darin, innezuhalten. Wir werden vom Verstand hin- und her geschubst, und das muss aufhören. Mach eine Meditation, halte inne. Ich würde die Soul Sync Meditation empfehlen, denn sie ermöglicht es dir, zur Ruhe zu kommen und innezuhalten. Du wirst bewusster, du fühlst dich ausgedehnter, du fühlst dich mehr mit dem Universum verbunden. Das würde ich sehr empfehlen. Für den Anfang die Soul Sync Meditation. Sie ist online verfügbar: https://www.breathingroom.com/videos/soul-sync-deutsche.

Zu diesem Innehalten muss es kommen, sonst geht das Wirbeln des Verstandes weiter.

»Jede Erfahrung ist unglaublich glückselig, egal was auftaucht.«

TV: Was ist dieses sakshi bava?

Preethaji: Sakshi bava ist einer der erwachten Zustände. Es gibt viele erwachte Bewusstseinszustände, wir können Glückseligkeit erleben oder eine völlige Stille. Wenn ich Stille sage, meine ich nicht die Abwesenheit von Geräuschen, sondern innere Stille, wie ein See. Oder es kann eine kraftvolle Vereinigung mit dem Göttlichen sein. Sakshi bava ist vor allem ein Zustand des Zeugenbewusstseins, der sich einstellt. Bewusstheit kann auf zwei Ebenen stattfinden. Die eine ist, dass du dir jeder deiner Erfahrungen bewusst wirst, also deiner Gedanken, deiner Gefühle, deiner Emotionen. Du nimmst sie bewusst wahr. Das ist ein guter Anfang.

Aber wenn wir von sakshi bava sprechen, geht es um ein bezeugendes Bewusstsein, das entsteht. Du kannst jedes Geschehen in deinem Bewusstsein klarsehen. Es ist keine bewusste Anstrengung, sondern ein Zustand. Es ist ein Zustand, der sich manifestiert und der es dir ermöglicht, Abstand zu dem zu gewinnen, was in deinem Bewusstsein auftaucht, und es klar zu sehen. Wenn du in diesem Zustand bist, kann es Freude oder etwas anderes sein. Aber du bist nicht darin verstrickt, und jede Erfahrung ist sehr schön. Jede Erfahrung ist unglaublich glückselig, egal was auftaucht.

TV: Also auch Gefühle wie Traurigkeit?

Preethaji: Ja, weil du bemerkst, dass ein trauriger oder ein einsamer Gedanke aufkommt, aber du nicht in diesen Gedanken oder in diesem Zustand verstrickt bist. In diesem Sehen, egal was es ist, liegt die Glückseligkeit.

»Die Natur des Lebens ist Glückseligkeit.«

TV: Warum ist diese Glückseligkeit da? Woher kommt sie und was ist ihre Quelle?

Preethaji: Die Natur des Lebens ist Glückseligkeit. Die Alten haben dieses Universum als sat chit ananda beschrieben. Das bedeutet Dasein, Intelligenz und Glückseligkeit. Das ist die Natur dieses Universums. Wenn dein Verstand ruhig ist, stimmst du ihn auf die Natur des Universums ein und dann bleibt nur Glückseligkeit.

TV: Du kehrst einfach zum natürlichen Zustand zurück?

Preethaji: Ganz genau.

TV: So sind wir im Grunde genommen aufgebaut und …

Preethaji: So sollten wir leben.

TV: Zu traurig, dass wir das verloren haben.

Preethaji: Aber wir sehen, dass die Menschen wieder dazu zurückkehren. Sogar in der Halle, in der wir gerade saßen, weiß ich von Schülern, die im Zustand eines starken Zeugenbewusstseins leben. Sie befinden sich auch in einem Zustand ungestörter Ruhe. Sie sind einfach nicht beunruhigt durch irgendetwas, das im Außen auftaucht. Sie befinden sich in diesem Zustand.

TV: Würdest du sagen, dass es möglich ist, diesen Zustand dauerhaft zu halten?

Preethaji: Es gibt keinen dauerhaften Zustand, aber selbst wenn Leid auftaucht, ist es auf diese Weise mühelos, aus ihm herauszukommen, denn dann bist du nicht daran gewöhnt, es ist nicht Teil deiner DNA, deines Gedächtnisses, deiner Zellen. Du bist davon gereinigt, und dann ist es leicht und mühelos, Emotionen zu überwinden oder zu erkennen, dass sie in Ordnung sind und zum Leben gehören.

Infolgedessen blüht die Intelligenz, dann blühen die Beziehungen, dann blüht der Reichtum. Denn wenn du in dir selbst verstrickt bist, in Leid und Schmerz, bist du verloren. Und wenn man verloren ist, verursacht man noch mehr Leid und Schmerz bei anderen. Das muss sich ändern.

TV: Vor kurzem war ich krank, ich hatte Covid. Und ich war überrascht, wie leicht es mir fiel, die Krankheit zu ertragen. Mein Körper war richtig krank, aber irgendwie war mein Bewusstsein friedlich. Mir wurde bewusst, dass ich in meinem spirituellen Leben Fortschritte gemacht hatte, denn ich war nicht so besorgt.

Preethaji: Wunderbar! Je weniger du geistig und emotional von Stress betroffen bist, wenn du mit Herausforderungen konfrontiert wirst, desto mehr bist du spirituell weiterentwickelt. Deshalb wird Erleuchtung auch als sthitha pragnatva oder ein Zustand des ungestörten Friedens definiert. Lass uns über Sorgen sprechen. Denn Sorgen sind ein stressiger Bewusstseinszustand, der das Immunsystem zerstört. Sorgen verursachen Turbulenzen in der Funktionsweise des Immunsystems. Du hilfst dem System nicht mit Sorgen, du hilfst dem System nicht mit Bedauern. Sei es in einer Beziehung, in deinem Körper oder in deinem Leben. Mit Sorgen hilfst du ihm nicht.

Das ist es, was wir versuchen, den Menschen zu vermitteln: Deine Sorgen, dein Bedauern, deine Schuldgefühle und deine Traurigkeit erzeugen mehr Leiden und Probleme. Sie zerstören mehr.

TV: Und das wirkt sich auf den physischen Körper aus?

Preethaji: Auf jeden Fall! Denn dann werden die Stress-Chemikalien im Körper freigesetzt und es ist, als würde dein Gehirn in Giften schwimmen. Wenn du in diesem Zustand kreativ und intelligent sein willst, wie soll das gehen? Es gelingt nicht.

Also müssen die Reinigung und Entgiftung dieser Giftstoffe stattfinden. Und es sollte auch nicht mehr davon produziert werden! Du musst also lernen, in einem schönen, erwachten Zustand zu leben. Das muss Teil des Lebens werden. Leider konzentrieren wir uns so sehr auf die äußere Welt und darauf, wie wir die äußere Welt erschaffen und wie wir die äußere Welt in Ordnung bringen können. Das kann man natürlich machen.

Aber um gut darin zu sein, musst du deine innere Welt in Ordnung bringen. Strategien, Fähigkeiten, Lernen, Wissen … das hilft bis zu einem gewissen Grad, ich sage nicht, dass das Verschwendung ist, es hilft definitiv. Aber solange du deine innere Welt nicht in Ordnung bringst, wird sich wahrscheinlich das gleiche Muster im Leben immer wiederholen.

TV: Euer Hauptzentrum ist in Indien und heißt ›Ekam‹. Was erwartet uns dort?

Preethaji: Ekam ist ein Ort, der unter Verwendung aller mystischen und wissenschaftlichen Elemente mit der Vision gebaut wurde, die Menschheit zu erwecken. Wenn die Menschen Ekam betreten, erleben sie auf der einen Seite das Göttliche, sie erleben eine kraftvolle Vereinigung mit dem Göttlichen, all das. Auf der anderen Seite erleben sie einen kraftvollen, erwachten Bewusstseinszustand. Und ich kann sagen, dass es keinen anderen Ort gibt, der nur mit der Vision gebaut wurde, die Menschheit auf der Erde zu erwecken. Es wäre also toll, wenn deine Zuhörer und Leser davon erfahren würden. Und auch, dass sie wissen, dass es einen Ort für das Erwachen der Menschheit gibt. Und dies geschieht bereits.

TV: Okay, dann lass mich eine Frage stellen, die mich persönlich interessiert, denn ich praktiziere Bhakti-Yoga und ich mag Krishna sehr. Ich möchte dich nach deinem Verständnis von Krishna fragen: Wie stehst du zu diesem indischen Pantheon der Götter?

Preethaji: Im Hinduismus ist jeder Aspekt des Lebens Gott. Sie haben nie die Göttlichkeit aus dem Leben genommen. Alles war Gott. Reichtum ist Gott. Gesundheit ist Gott. Liebe ist Gott. Jeder Aspekt des Lebens ist Gott. Die Trennung und der Glaube, dass Gott separat existiert, entspricht nicht der Denkweise der indischen Kultur. Und sie personifizieren die Götter, damit wir mit ihnen in Beziehung treten und die Energie dieser Götter spüren können. Oder sie machen Dharana auf diese Götter. Wenn du z. B. Dharana auf Rama machst, wäre diese Person ein liebevoller Sohn, ein wunderbarer Ehemann. Rama steht für Dharma. Krishna repräsentiert die engagierte Erleuchtung oder die Liebe jenseits von Konventionen. Und wenn du Dharana auf Krishna machst, erfährst du diesen Aspekt des Bewusstseins. Das ist das Dharana, die Essenz dieses Gottes zu verkörpern und zu sein.

TV: Dharana? Was ist das?

Preethaji: Dharana bedeutet, über die Essenz dieses Wesens zu meditieren. Wenn du Dharana auf die Sonne machst, ist das so, als würdest du die Kraft und die Stärke der Sonne verkörpern. Oder du kannst Dharana auf Hanuman, den Affengott und hingegebenen Diener Ramas, machen. Dann verkörperst du den Mut von Hanuman. Du kannst Dharana auf die Essenz von Ganesha, den elefantenköpfigen Geweihten Shivas und Schreiber der Veden, machen. Du verkörperst dann die Intelligenz von Ganesha. Und so ist es im Hinduismus. Die Götter und Göttinnen sind verschiedene Erfahrungen des Universums und jede Erfahrung des Universums ist heilig. Das gilt auch für Krishna.

Meine Großmutter war eine sehr, sehr große Verehrerin von Krishna. Wir als Familie haben so viel von ihren Gebeten zu Krishna gehört und wurden selbst Zeuge davon, wie viele ihrer Gebete von Krishna erhört wurden.

Das Interview führte Ronald Engert.

Zur Autorin:

Für Suchende aus aller Welt ist die Meditationsschule EKAM in Südindien eine wahre Pilgerstätte: Mithilfe von alten indischen Weisheiten, Erkenntnissen der modernen Neurowissenschaft und alltagstauglichen Meditationsübungen zeigt Sri Preethaji hier einen Weg auf, leidvolle Bewusstseinszustände dauerhaft zu verringern. www.ekam.org 

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Jenseits des Verstandes das Göttliche erkennen

Der innere Weg als Lösung für die Probleme der Welt

 Autorin: Preethaji

In diesem Interview spricht die indische spirituelle Lehrerin Preethaji über die Probleme, die der Verstand erzeugt, wenn wir zu sehr mit ihm identifiziert sind. Wir erfahren, wie wir über den Verstand hinausgehen können und welche Bewusstseinszustände uns dort erwarten. Auf dem Entwicklungsweg zum erleuchteten Bewusstsein können die individuellen und gesellschaftlichen Probleme der Menschheit gelöst werden.

Tattva Viveka: Hallo Preethaji. Ich möchte mit den Grundlagen beginnen: Was ist der Verstand deiner Auffassung nach und wie beeinflusst er unsere innere Erfahrung?

Preethaji: Namaste. Der Verstand, wie wir ihn definieren, ist im Grunde eine Erinnerungs- und Erwartungsmaschine. Um das Leben wirklich zu erfahren, müssen wir über die Vergangenheit und die Zukunft hinausgehen. Wir müssen in den gegenwärtigen Moment gehen, und wenn man im Verstand verstrickt ist, ist man nicht wirklich lebendig: nicht lebendig für das Lächeln deines Partners, für die Freude deines Kindes, für die Aufmerksamkeit, die du brauchst, um deine Probleme zu bewältigen, oder für die Kreativität, die du für alles brauchst, was du im Leben tust.

»Wenn du ein Sklave des Verstandes bist, gibt es eine nagende Sinnlosigkeit, eine Langeweile, die jeden Aspekt des Lebens färbt.«

Du musst über den gewöhnlichen, sich wiederholenden Verstand hinausgehen und das Bewusstsein erfahren. Das Bewusstsein ist immens. Es ist mächtig. Und diejenigen, die diese Erfahrung des Bewusstseins gemacht haben und über den Verstand hinausgegangen sind, erleben das Leben anders, und für diejenigen, die zuhören, und auch für diejenigen, die lesen werden: Wenn du ein Sklave des Verstandes bist, gibt es eine nagende Sinnlosigkeit, eine Langeweile, die jeden Aspekt des Lebens färbt. Du gehst eine Zeit lang eine Beziehung ein und dann fragst du dich: Ist das alles? Oder du erreichst etwas und fragst dich dann: Gibt es noch mehr im Leben? Oder du gewinnst einen Rechtsstreit, für den du schon sehr lange gekämpft hast. Dann gewinnst du, bist glücklich und freust dich, aber dann ist es vorbei, und du fragst dich wieder: Ist das wirklich alles, was es im Leben gibt? Gibt es noch etwas anderes?

»Der Verstand ist das Element, das dich ständig davon abhält, die Realität zu erleben.«

Der Verstand ist das Element, das dich ständig davon abhält, die Realität zu erleben. Wenn du die Realität nicht wahrnimmst, wie sie ist, bist du in diesem Moment auch nicht lebendig. Weil du nicht lebendig bist, stellt sich die Frage: Ist das alles im Leben? Denn wenn du vom Verstand verschlungen wirst, dann ist es nicht möglich, im Moment präsent zu sein, und das ist es, wonach sich die Menschheit sehnt.

Leider sind die Menschen davon abgekommen, diesen Moment zu erreichen, und glauben, dass mehr Erfolg, mehr Reichtum und mehr Beziehungen sie erfüllen werden. Doch das passiert nie, und du fängst an zu glauben, dass etwas mit deinem Leben nicht stimmt, und machst dich daran, dein Leben zu ändern.

Ich bin nicht gegen äußeren Komfort und nicht gegen Luxus. Ich bin nicht gegen irgendetwas im Außen. Aber was ich damit sagen will, ist: Wonach du dich sehnst, ist viel mehr als nur das. Wonach sich der Einzelne sehnt, ist eine vollständige Lebenserfahrung, die nicht möglich ist, wenn du im Verstand lebst. Man kann sagen, dass der Verstand für viele Fortschritte verantwortlich ist, die wir im Leben sehen. Wir haben so viele Fortschritte gemacht, und ja, der Verstand hat viele Probleme gelöst und ist da, um Lösungen für zahlreiche Krisen zu finden. Aber du kannst den Verstand nicht benutzen, um eine nährende Beziehung zu genießen. Du kannst den Verstand nicht benutzen, um diesen Moment, genau diesen Moment, voll und ganz zu genießen. Das ist – wie soll man sagen – ein Fehler, den die Menschheit begeht.

TV: Wie kam es zu diesem Fehler? Warum passiert das?

Preethaji: Es gibt viele Gründe, warum das passiert. Alles auf dieser Welt macht Momente des Hungers durch. Mit Sicherheit gibt es Hunger. Aber dann kommt ein Moment der Sättigung. Es ist immer eine Bewegung. Alles im Universum, alles erlebt einen Moment der Sättigung. Die Löwen sind nicht ewig hungrig, die Ziegen sind nicht ewig hungrig. Es gibt eine Bewegung, eine Schwingung, welche die ganze Zeit stattfindet. Nur beim menschlichen Verstand nicht. Er ist dem Trott von mehr, mehr, mehr verfallen. Er hat sich in diesen Raum des Hungers begeben. Er weiß nicht mehr, was es heißt, sich satt zu fühlen, was Sättigung ist. Er hat einfach die Fähigkeit verloren, sich satt zu fühlen. Wir können sagen, es ist wie eine Krankheit. Wir haben einfach irgendwo angefangen und wurden dann von den Medien angeheizt, heutzutage von den sozialen Medien. Das führt dazu, dass der menschliche Geist ein abnormales Maß an Hunger verspürt, bis wir als Menschheit innehalten und erkennen, was für uns im Leben wichtig ist, wonach wir wirklich suchen und uns sehnen.

Wenn wir innehalten und uns ein paar Fragen stellen, können der Hunger und die Besessenheit des hungrigen Verstandes ein wenig langsamer werden. Dabei würden intelligentere Handlungen entstehen. Man würde nicht etwas zerstören, um etwas anderes zu schaffen. Das würden wir nicht tun, aber genau das passiert gerade.

»Der hungrige Verstand zerstört alles Schöne am Leben – er erlaubt es dir nicht, das Leben zu feiern, und lässt dich unzufrieden sein.«

TV: Würdest du sagen, dass diese Krankheit im Laufe der Zeit zugenommen hat? Gab es in der Vergangenheit eine Situation, in der es nicht so war?

Preethaji: Ich glaube, dass die Menschen in der Vergangenheit mehr miteinander verbunden waren. Ich spreche von sehr alten Zeiten. Ich glaube, es gab bestimmte Zivilisationen, die mehr mit der Natur, mit dem Göttlichen verbunden waren. Nicht als Idee, sondern einfach aus der Fähigkeit heraus, das Göttliche zu sehen. Das heilige Wesen, das in allem Leben präsent ist. Das war ein Teil der frühen Existenz der Menschheit. Irgendwann haben sie es verloren, und wenn man sich dieses Hungers nicht bewusst ist, wirkt er wie ein Moloch. Der hungrige Verstand zerstört alles Schöne am Leben – er erlaubt es dir nicht, das Leben zu feiern, und lässt dich unzufrieden sein. Solange du nicht bewusst die Aufmerksamkeit darauf lenkst und innehältst, rollt er weiter – das ist es, was heute passiert.

»Es gibt eine Göttlichkeit, die existiert, es gibt eine Intelligenz, die in jedem Atom der Existenz vorhanden ist.«

TV: Du erwähntest bereits das Göttliche. Würdest du sagen, dass es auch etwas damit zu tun hat, dass sich die Menschheit vom Göttlichen abwendet?

Preethaji: Ich würde nicht sagen, dass sich die Menschheit vom Göttlichen abgewandt hat. Wir haben nur dieses Bewusstsein und diese Verbindung mit dem Heiligen verloren. Wir haben vergessen, das Leben als mehr zu sehen als Materieklumpen, das Leben als mehr als Geburt und Tod zu sehen. Wir leben ein Leben, ohne zu wissen, dass es viel mehr ist als das Materielle, Irdische. Es gibt eine Göttlichkeit, die existiert, es gibt eine Intelligenz, die in jedem Atom der Existenz vorhanden ist. Wenn du die Heiligkeit ins Leben zurückbringst, wird dieser verrückte, ständige Hunger verschwinden. Sobald du in der Lage bist, eine tiefe Verbindung mit dem Göttlichen herzustellen, die Heiligkeit zu spüren und die universelle Intelligenz zu fühlen, werden dieser zwanghafte Hunger und diese zwanghafte Hektik definitiv nachlassen.

TV: Leider sehen wir, dass die Heiligkeit in der Gesellschaft abnimmt.

Preethaji: Ja. Das menschliche Herz ist immer gefühlloser geworden und sieht die Dinge zunehmend als Materie. Sie sind materialistisch. Aber eine schöne Erfahrung ist möglich, wenn du dich mit der Heiligkeit im Leben, mit dem Göttlichen im Leben verbindest. Was passiert dann? Du machst mehr Erfahrungen mit dem Göttlichen, erlebst mehr Wunder und mehr Synchronizitäten. Du fühlst dich gehalten und unterstützt, du wirst geliebt und umsorgt. Andernfalls lebst du wie ein Bettler. Ständig sehnst du dich und hast das Gefühl, dass es nicht genug ist. Die Liebe ist nicht genug, der Reichtum ist nicht genug. Du erschaffst nichts aus einem Zustand der Erfüllung heraus. Es herrscht nur ein Zustand des Mangels. Wenn du um Liebe bettelst und dann eine Beziehung eingehst, hast du das Gefühl, dass die Liebe nicht da ist. Das ist die fortlaufende Saga des Lebens heutzutage.

TV: Viele Menschen, die sich mit Spiritualität auskennen, haben das Gefühl, dass wir in ein neues Zeitalter eintreten, zum Beispiel in das Wassermann-Zeitalter. Aus astrologischer Sicht stehen die Planeten jetzt in anderen Positionen. Würdest du dem zustimmen, dass sich das allgemeine Bewusstsein bald verändern wird?

Preethaji: Was ich definitiv sagen kann, ist, dass wir positiv darauf hinarbeiten. Wir konzentrieren uns auf unsere Vision, 80.000 erleuchtete Wesen hervorzubringen und damit einen Wandel im Bewusstsein der Menschheit herbeizuführen. Wir sind fokussiert darauf, und bereits Millionen von Menschen befinden sich auf irgendeiner Ebene auf diesem Weg. Nicht unbedingt auf der höchsten Ebene, aber Millionen von Menschen gehen diesen Weg, und sie glauben und wissen, dass Erwachen und Erleuchtung möglich sind, und sie machen Fortschritte auf dem Weg dorthin.

TV: Wie du gibt es auch viele andere Bewegungen und Menschen, die an diesem spirituellen Erwachen arbeiten.

Preethaji: Auf jeden Fall!

»Wir sehen ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass wir mehr als nur Materie sind.«

TV: Wir haben also etwas Hoffnung. Hoffentlich.

Preethaji: Wir brauchen sie. Wir können sagen, dass die Menschheit an einem Scheideweg steht, und die eine Seite des Weges ist Krise und Konflikt,  Krieg, Klima- und Umweltprobleme. Wir können diesen Weg der Krise einschlagen oder die andere Seite des Scheidewegs: Harmonie und Ordnung. Wir sehen ein wachsendes Umweltbewusstsein, ein größeres Bewusstsein dafür, dass wir mehr als nur Materie sind, dass wir miteinander verbunden sind. Wir erkennen, dass die Grundströmung des ersten Weges Egozentrik, Trennung und Spaltung ist. Auf dem anderen Weg der Harmonie hingegen geht es um Verbindung und Einheit. Deshalb glauben wir daran, dass wir das Bewusstsein der Menschen verändern können, indem wir an den einzelnen Menschen arbeiten, aber auf der ganzen Welt über alle Unterschiede hinweg: verschiedene Ethnien, Kulturen, Religionen. Denn wir sprechen nicht von Religion, sondern von Spiritualität.

TV: Jetzt haben wir den Verstand und das Problem des Verstandes definiert. Wie gehen wir mit dem Verstand um, um über ihn hinauszugehen? Wie können wir diese andere Stufe des Bewusstseins erreichen, die du sakshi bava genannt hast? Vielleicht kannst du uns ein wenig aufklären.

Preethaji: In Ekam in Indien führen wir Menschen auf tiefere Reisen. Wenn wir Menschen auf diese tiefere Reise führen, dann leiten wir sie durch Weisheit, durch Meditationen, tiefe mystische Prozesse: Deekshas und auch die Oneness Field Meditationen, die eine Übertragung von erleuchteten Bewusstseinszuständen sind. Es ist ein Entwicklungsprozess, der als Krönung zum erwachten Zustand führt. Dieser Weg hält viele Erkenntnisse bereit. Es braucht viel Weisheit, viel Heilung. Dies führt dazu, dass du die Erfahrung des Erwachens machst und begreifst, wie man mit dem Verstand umgeht, um über ihn hinauszugehen. Selbst für diejenigen, die nicht an einer unserer tieferen Reisen teilnehmen (was ich jedoch empfehlen würde), besteht der erste Schritt darin, innezuhalten. Wir werden vom Verstand hin- und her geschubst, und das muss aufhören. Mach eine Meditation, halte inne. Ich würde die Soul Sync Meditation empfehlen, denn sie ermöglicht es dir, zur Ruhe zu kommen und innezuhalten. Du wirst bewusster, du fühlst dich ausgedehnter, du fühlst dich mehr mit dem Universum verbunden. Das würde ich sehr empfehlen. Für den Anfang die Soul Sync Meditation. Sie ist online verfügbar: https://www.breathingroom.com/videos/soul-sync-deutsche.

Zu diesem Innehalten muss es kommen, sonst geht das Wirbeln des Verstandes weiter.

»Jede Erfahrung ist unglaublich glückselig, egal was auftaucht.«

TV: Was ist dieses sakshi bava?

Preethaji: Sakshi bava ist einer der erwachten Zustände. Es gibt viele erwachte Bewusstseinszustände, wir können Glückseligkeit erleben oder eine völlige Stille. Wenn ich Stille sage, meine ich nicht die Abwesenheit von Geräuschen, sondern innere Stille, wie ein See. Oder es kann eine kraftvolle Vereinigung mit dem Göttlichen sein. Sakshi bava ist vor allem ein Zustand des Zeugenbewusstseins, der sich einstellt. Bewusstheit kann auf zwei Ebenen stattfinden. Die eine ist, dass du dir jeder deiner Erfahrungen bewusst wirst, also deiner Gedanken, deiner Gefühle, deiner Emotionen. Du nimmst sie bewusst wahr. Das ist ein guter Anfang.

Aber wenn wir von sakshi bava sprechen, geht es um ein bezeugendes Bewusstsein, das entsteht. Du kannst jedes Geschehen in deinem Bewusstsein klarsehen. Es ist keine bewusste Anstrengung, sondern ein Zustand. Es ist ein Zustand, der sich manifestiert und der es dir ermöglicht, Abstand zu dem zu gewinnen, was in deinem Bewusstsein auftaucht, und es klar zu sehen. Wenn du in diesem Zustand bist, kann es Freude oder etwas anderes sein. Aber du bist nicht darin verstrickt, und jede Erfahrung ist sehr schön. Jede Erfahrung ist unglaublich glückselig, egal was auftaucht.

TV: Also auch Gefühle wie Traurigkeit?

Preethaji: Ja, weil du bemerkst, dass ein trauriger oder ein einsamer Gedanke aufkommt, aber du nicht in diesen Gedanken oder in diesem Zustand verstrickt bist. In diesem Sehen, egal was es ist, liegt die Glückseligkeit.

»Die Natur des Lebens ist Glückseligkeit.«

TV: Warum ist diese Glückseligkeit da? Woher kommt sie und was ist ihre Quelle?

Preethaji: Die Natur des Lebens ist Glückseligkeit. Die Alten haben dieses Universum als sat chit ananda beschrieben. Das bedeutet Dasein, Intelligenz und Glückseligkeit. Das ist die Natur dieses Universums. Wenn dein Verstand ruhig ist, stimmst du ihn auf die Natur des Universums ein und dann bleibt nur Glückseligkeit.

TV: Du kehrst einfach zum natürlichen Zustand zurück?

Preethaji: Ganz genau.

TV: So sind wir im Grunde genommen aufgebaut und …

Preethaji: So sollten wir leben.

TV: Zu traurig, dass wir das verloren haben.

Preethaji: Aber wir sehen, dass die Menschen wieder dazu zurückkehren. Sogar in der Halle, in der wir gerade saßen, weiß ich von Schülern, die im Zustand eines starken Zeugenbewusstseins leben. Sie befinden sich auch in einem Zustand ungestörter Ruhe. Sie sind einfach nicht beunruhigt durch irgendetwas, das im Außen auftaucht. Sie befinden sich in diesem Zustand.

TV: Würdest du sagen, dass es möglich ist, diesen Zustand dauerhaft zu halten?

Preethaji: Es gibt keinen dauerhaften Zustand, aber selbst wenn Leid auftaucht, ist es auf diese Weise mühelos, aus ihm herauszukommen, denn dann bist du nicht daran gewöhnt, es ist nicht Teil deiner DNA, deines Gedächtnisses, deiner Zellen. Du bist davon gereinigt, und dann ist es leicht und mühelos, Emotionen zu überwinden oder zu erkennen, dass sie in Ordnung sind und zum Leben gehören.

Infolgedessen blüht die Intelligenz, dann blühen die Beziehungen, dann blüht der Reichtum. Denn wenn du in dir selbst verstrickt bist, in Leid und Schmerz, bist du verloren. Und wenn man verloren ist, verursacht man noch mehr Leid und Schmerz bei anderen. Das muss sich ändern.

TV: Vor kurzem war ich krank, ich hatte Covid. Und ich war überrascht, wie leicht es mir fiel, die Krankheit zu ertragen. Mein Körper war richtig krank, aber irgendwie war mein Bewusstsein friedlich. Mir wurde bewusst, dass ich in meinem spirituellen Leben Fortschritte gemacht hatte, denn ich war nicht so besorgt.

Preethaji: Wunderbar! Je weniger du geistig und emotional von Stress betroffen bist, wenn du mit Herausforderungen konfrontiert wirst, desto mehr bist du spirituell weiterentwickelt. Deshalb wird Erleuchtung auch als sthitha pragnatva oder ein Zustand des ungestörten Friedens definiert. Lass uns über Sorgen sprechen. Denn Sorgen sind ein stressiger Bewusstseinszustand, der das Immunsystem zerstört. Sorgen verursachen Turbulenzen in der Funktionsweise des Immunsystems. Du hilfst dem System nicht mit Sorgen, du hilfst dem System nicht mit Bedauern. Sei es in einer Beziehung, in deinem Körper oder in deinem Leben. Mit Sorgen hilfst du ihm nicht.

Das ist es, was wir versuchen, den Menschen zu vermitteln: Deine Sorgen, dein Bedauern, deine Schuldgefühle und deine Traurigkeit erzeugen mehr Leiden und Probleme. Sie zerstören mehr.

TV: Und das wirkt sich auf den physischen Körper aus?

Preethaji: Auf jeden Fall! Denn dann werden die Stress-Chemikalien im Körper freigesetzt und es ist, als würde dein Gehirn in Giften schwimmen. Wenn du in diesem Zustand kreativ und intelligent sein willst, wie soll das gehen? Es gelingt nicht.

Also müssen die Reinigung und Entgiftung dieser Giftstoffe stattfinden. Und es sollte auch nicht mehr davon produziert werden! Du musst also lernen, in einem schönen, erwachten Zustand zu leben. Das muss Teil des Lebens werden. Leider konzentrieren wir uns so sehr auf die äußere Welt und darauf, wie wir die äußere Welt erschaffen und wie wir die äußere Welt in Ordnung bringen können. Das kann man natürlich machen.

Aber um gut darin zu sein, musst du deine innere Welt in Ordnung bringen. Strategien, Fähigkeiten, Lernen, Wissen … das hilft bis zu einem gewissen Grad, ich sage nicht, dass das Verschwendung ist, es hilft definitiv. Aber solange du deine innere Welt nicht in Ordnung bringst, wird sich wahrscheinlich das gleiche Muster im Leben immer wiederholen.

TV: Euer Hauptzentrum ist in Indien und heißt ›Ekam‹. Was erwartet uns dort?

Preethaji: Ekam ist ein Ort, der unter Verwendung aller mystischen und wissenschaftlichen Elemente mit der Vision gebaut wurde, die Menschheit zu erwecken. Wenn die Menschen Ekam betreten, erleben sie auf der einen Seite das Göttliche, sie erleben eine kraftvolle Vereinigung mit dem Göttlichen, all das. Auf der anderen Seite erleben sie einen kraftvollen, erwachten Bewusstseinszustand. Und ich kann sagen, dass es keinen anderen Ort gibt, der nur mit der Vision gebaut wurde, die Menschheit auf der Erde zu erwecken. Es wäre also toll, wenn deine Zuhörer und Leser davon erfahren würden. Und auch, dass sie wissen, dass es einen Ort für das Erwachen der Menschheit gibt. Und dies geschieht bereits.

TV: Okay, dann lass mich eine Frage stellen, die mich persönlich interessiert, denn ich praktiziere Bhakti-Yoga und ich mag Krishna sehr. Ich möchte dich nach deinem Verständnis von Krishna fragen: Wie stehst du zu diesem indischen Pantheon der Götter?

Preethaji: Im Hinduismus ist jeder Aspekt des Lebens Gott. Sie haben nie die Göttlichkeit aus dem Leben genommen. Alles war Gott. Reichtum ist Gott. Gesundheit ist Gott. Liebe ist Gott. Jeder Aspekt des Lebens ist Gott. Die Trennung und der Glaube, dass Gott separat existiert, entspricht nicht der Denkweise der indischen Kultur. Und sie personifizieren die Götter, damit wir mit ihnen in Beziehung treten und die Energie dieser Götter spüren können. Oder sie machen Dharana auf diese Götter. Wenn du z. B. Dharana auf Rama machst, wäre diese Person ein liebevoller Sohn, ein wunderbarer Ehemann. Rama steht für Dharma. Krishna repräsentiert die engagierte Erleuchtung oder die Liebe jenseits von Konventionen. Und wenn du Dharana auf Krishna machst, erfährst du diesen Aspekt des Bewusstseins. Das ist das Dharana, die Essenz dieses Gottes zu verkörpern und zu sein.

TV: Dharana? Was ist das?

Preethaji: Dharana bedeutet, über die Essenz dieses Wesens zu meditieren. Wenn du Dharana auf die Sonne machst, ist das so, als würdest du die Kraft und die Stärke der Sonne verkörpern. Oder du kannst Dharana auf Hanuman, den Affengott und hingegebenen Diener Ramas, machen. Dann verkörperst du den Mut von Hanuman. Du kannst Dharana auf die Essenz von Ganesha, den elefantenköpfigen Geweihten Shivas und Schreiber der Veden, machen. Du verkörperst dann die Intelligenz von Ganesha. Und so ist es im Hinduismus. Die Götter und Göttinnen sind verschiedene Erfahrungen des Universums und jede Erfahrung des Universums ist heilig. Das gilt auch für Krishna.

Meine Großmutter war eine sehr, sehr große Verehrerin von Krishna. Wir als Familie haben so viel von ihren Gebeten zu Krishna gehört und wurden selbst Zeuge davon, wie viele ihrer Gebete von Krishna erhört wurden.

Das Interview führte Ronald Engert.

Zur Autorin:

Für Suchende aus aller Welt ist die Meditationsschule EKAM in Südindien eine wahre Pilgerstätte: Mithilfe von alten indischen Weisheiten, Erkenntnissen der modernen Neurowissenschaft und alltagstauglichen Meditationsübungen zeigt Sri Preethaji hier einen Weg auf, leidvolle Bewusstseinszustände dauerhaft zu verringern. www.ekam.org 

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