Typengerechte Persönlichkeitsentwicklung und spirituelle Entfaltung mit der Lebensmatrix
»Nicht dadurch ist das Grundrätsel des Lebens zu lösen,
dass wir abstrakte Vorstellungen und Begriffe hinpfahlen.
Das allgemeine Menschenrätsel kann man in Bildern lösen.«
(Rudolf Steiner)
Dieser Artikel beschreibt eine integrale Persönlichkeits- und Bewusstseinsentwicklung. Wer »bloß« meditiert, kann auf seinem Weg der Entwicklung nicht alle Herausforderungen meistern. Es braucht ein multidimensionales Vorgehen, das letztlich auch die Kluft von östlich-spirituellen und westlich-psychologischen Ansätzen verbindet. Martin Bertsch gelingt mit der eigenständigen Methode des Integralen Tiefen Coachings ITC dieser Brückenschlag. Grundlage dieses Ansatzes ist ein transparentes holistisches Typenmodell, das eine gezielte typengerechte Entwicklung ermöglicht.
Herausforderungen der Bewusstwerdung
Für rein triebgesteuerte Menschen ist subjektiv weder Persönlichkeitsentwicklung noch Bewusstseinsentfaltung ein Thema. In der Bewusstseinsentwicklung kommt der Mensch früher oder später meist durch leidvolle Erfahrungen aber unweigerlich an den Punkt, an dem er sich selber als Teil des Geschehens gewahr wird. Der innere Beobachter (Zeuge oder das Zentauren-Bewusstsein) beginnt, sich selber als originäre Gestaltungskraft seiner Welt zu erkennen. Damit verlässt der Mensch die bis dato unbewusst vorherrschende Opferrolle im sich ewig drehenden Hamsterrad des Lebens.
Wir alle sind geboren ohne Gebrauchsanweisung.
Diese zunehmende Gewissheit und Erkenntnis, Schöpfer seines Lebens zu sein, entfacht in uns ein Feuer einer unbändigen Lebensgestaltungskraft. Sie wirft aber auch viele Fragen auf, wer wir in Wahrheit sind und wo unser Weg der Entfaltung und Bewusstwerdung beginnt und hinführt. Das Dilemma des Lebens wird deutlich: Wir alle sind geboren ohne Gebrauchsanweisung und der Sinn des Lebens und die wahren Entwicklungswege erschließen sich meist erst mit zahllosen schmerzvollen Erfahrungen, nicht selten verursacht durch dieselben Fehler, die wir immer und immer wieder begehen.
Mein persönlicher Weg der menschlichen Entfaltung begann mit einer erschreckenden Erkenntnis, die mich letztlich zu einer tiefgründigen Wahrheit führte. Sie erschloss sich mir in der direkten Auseinandersetzung mit mir selbst und meiner Beratungsarbeit mit Kundinnen und Kunden.
Eine erschreckende Entdeckung und ein Ausweg
»Wenn das, was ich als mich selber bezeichne, im Wesentlichen aus Prägungen durch mein Umfeld und unbewusste Muster besteht: Wer bin ich denn in Wahrheit?« Hundert Jahre psychologischer Forschung machen uns bewusst, wie prägend frühkindliche Erfahrungen sind, wie tief sich Eindrücke in das ungefestigte Selbst des Menschen einprägen mögen, wie stark sich gerade auch schmerzvolle Verluste und unbefriedigte Bedürfnisse in unsere Seele einkerben. Die systemische Forschung enthüllt über das persönliche biografische Leben hinaus Einflüsse unserer Ahnen als transgenerationale Traumata oder Einflüsse unseres kollektiven Schmerzerlebens. Die pränatale Psychologie wiederum erkennt, wie sich Schmerzmuster der Mutter und Familie schon vorgeburtlich prägend auf das Werden unseres körperlich-seelischen Fundamentes auswirken. All diese Faktoren machen deutlich, wie stark wir vorgeprägt und in Mustern gebunden sind. Ganz zu schweigen davon, dass wir vor dem Hintergrund der Reinkarnation auch karmische Fesseln in uns tragen.
Die kognitive Kenntnis dieser tiefgründigen Wirkzusammenhänge ist das eine. Ein anderes ist es, sich selbst in diesem Licht zu sehen. Ich habe bis dahin geglaubt, zu wissen, wer ich bin. Nun zerfiel dieses Gebäude meines Selbst mit einem Mal drastisch zu Staub. Auf die drängende Frage, wer ich selber bin, ergab sich mir damals eine erstaunlich einfache Antwort jenseits von esoterischen Lehren, die mich zunächst in den Bann zogen.
Ich beschäftigte mich zu dieser Zeit intensiv mit der Anthroposophie Rudolf Steiners, dann mit der Anglo-Theosophie von Helena Petrovna Blavatsky und Alice Bailey. All diesen esoterischen Lehren gegenüber entwickelte ich zunehmend ein Unbehagen. Sie wirkten auf mich abgehoben, abstrakt und unzugänglich. Was mich aber faszinierte, war die kosmische Ordnungsstruktur der sieben Strahlen, eine Lehre, die letztlich viel weiter zurückreicht in die nebelhafte Urgeschichte der Menschheit.
Dieser farbige Lichtblick durchstieß als Regenbogen meinen nebelverhangenen Geist der Normgebundenheit. Vielleicht sind wir ja nicht bloß eines, dachte ich, vielleicht sind wir vieles, oder gar alles? Der verheißungsvolle vielfarbige Regenbogen als Symbol der Vielheit in der Einheit und Einheit in der Vielheit ließ mich nicht mehr los.
Die Lehre der Vielheit oder Multiplizität des Menschen
Die Lehre, dass der Mensch kein homogenes Wesen ist, sondern in unserer Seele verschiedene Aspekte unseres Seins leben, ist nicht neu. So sagt in Goethes Drama Dr. Faust: »Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust.« Die eine will dieses, die andere jenes. Gerade bei Entscheidungen wird deutlich, dass wir zugleich verschiedene Standpunkte haben und unterschiedliche Aspekte leben. Zuweilen weit weniger harmonisch, als wir uns einreden.
Kein Geringerer als Sigmund Freud beflügelte mit seinem Strukturmodell der Psyche die Multiplizität des Menschen. Nach Freud leben in uns das ›Ich‹ im Spannungsfeld von ›Über-Ich‹ als moralische Instanz und das ›Es‹ als Lustprinzip. Carl Gustav Jung entfaltete in seinem Modell der Archetypen diese Instanzen nicht nur weiter aus, sondern suchte auch nach einer Ordnung dieser Kräfte, die im Menschen wirken. Als eigentlicher Begründer der psychologischen Teilearbeit kann aber der italienische Psychiater und Pionier der Transpersonalen Psychologie Roberto Assagioli gelten. Er beeinflusste eine ganze Anzahl von Menschen, die psychotherapeutische Wege suchten, mit den Teil-Persönlichkeiten in Kontakt zu kommen, bindende Muster aufzulösen und neue Lebensmuster mit ihnen auszuhandeln. Der Versuch von Jung einer innerseelischen Ordnung ging dabei aber mehr und mehr verloren.
Erkundungswege in die Seele und ihre Abgründe
Meine persönliche Abenteuerreise in die Innenwelt begann mit der Frage: »Wenn ich nicht das bin, was ich bislang glaubte zu sein, welche Optionen des Seins habe ich dann überhaupt?« Vielleicht könnte ich mich in diesen Optionen erleben und eine Antwort zum wahren Sein würde sich aus diesem Erleben erschließen?
Ich begann die Ordnungsstruktur der theosophischen sieben Strahlen als sechs Grund- und Mischfarben und dem Weiß als ungebrochenem Licht in einem Farbkreis anzuordnen und war erstaunt, dass sich parallel zu den Farben auch eine Ordnungslogik der seelischen Grundqualitäten der sieben Strahlen ergab. Erst später erkannte ich, dass auch Goethe und Schiller sich zu diesem Thema Farbe und menschliche Temperamente im Farbkreis Gedanken gemacht hatten.

Abb. 1: Temperamenten Rose nach Goethe-Schiller
Das In-Erscheinung-Treten der Lebensmatrix
Für mich entstand in Etappen folgendes Bild, das ich als Urgrund des Lebens, als Lebensmatrix bezeichne:

Abb. 2: Lebensmatrix und Qualitäten

Abb. 3: Lebensmatrix und Archetypen
Rot steht in der Lebensmatrix für Aktivität und Extraversion. Grün entsprechend für die Introversion, das ruhige, denkende Prinzip. Bei Rot herrscht die Bewusstseinsfunktion des Empfindens vor, bei Grün gegenüberliegend das Denken. Für das Männlich-Proaktive Willensprinzip steht die rechte Seite mit den Farben Blau-Violett. Das weiblich rezeptive, fühlende Prinzip wird links mit den Farben Gelb und Orange dargestellt. Blau entspricht dem männlich introvertierten, erdgebundenen (Melancholiker), Violett dem männlich extravertierten Feuer Prinzip (Choleriker). Gelb repräsentiert das Wässrige, weiblich Introvertierte (Phlegmatiker) und Orange das weiblich Extravertierte Luft-Prinzip (Sanguiniker).
Zur Mitte hin ergibt das Farbgemisch im Farbenkreis das unbestimmte Grau. Gegen außen nimmt die Sättigung zu. Das Modell ergibt somit ein komplettes Fließmodell der menschlichen Typen mit allen möglichen Farb-Tönungen. Es erschloss sich mir damit ein Urmuster des Seins.
Untenstehendes Bild zeigt den Lebensmatrix-Farbkreis mit Tierarchetypen und dem System der inneren Familie. Dabei steht das innere Kind im roten Bereich, der innere Vater bei Blau, die innere Mutter bei Gelb, die Ahnen bei Grün.

Abb. 4: Tier-Archetypen der horizontalen Typen

Abb. 5: Das System der inneren Familie im Horizontalschnitt
Die positiven und negativen Aspekte der Typen
Die Grundstruktur, wie oben beschrieben, ergibt insgesamt folgende Beschreibung der verschiedenen Typen:
Farbe | Archetyp pos. und neg. | Eigenschaften |
---|---|---|
Blau | Direktor Autokrat | machtvoll, kontrollierend, führend, strategisch, integer, organisiert starrköpfig, unflexibel, unfreundlich, herrisch |
Gelb | Supporter Symbiotiker | einfühlsam, wertschätzend, empathisch, fürsorglich, mütterlich, sanftmütig überfürsorglich, vereinnahmend, unabgegrenzt, entmündigend, aufopfernd |
Rot | Kreator Aktionist | schöpferisch, praktisch, tatkräftig, handlungsorientiert, engagiert unüberlegt, verausgabend, unstrukturiert, überfordert, überaktiv |
Grün | Analytiker Kritiker | überlegt, durchdacht, kritisch, analytisch, sachlich, strukturiert nörgelnd, urteilend, unflexibel, pedantisch, besserwisserisch |
Orange | Enthusiast Chaot | genießerisch, flexibel, offen, begeisterungsfähig, hingebungsvoll verführbar, anfällig, hedonistisch, süchtig, unstrukturiert |
Violett | Motivator Fanatiker | kraftvoll, durchsetzungsstark, konfliktfähig, kämpferisch, entwicklungsfreudig besessen, rücksichtslos, vereinnahmend, grenzüberschreitend |
Grau | Generalist Konformist | ausgeglichen, ruhig, unauffällig, bescheiden, bereitwillig, harmonisch wankelmütig, regrediert, unkonturiert, roboterhaft, ungreifbar |
Abb. 6: Die positiven und negativen Aspekte der Typen
Die Weiterentwicklung der Lebensmatrix im Spannungsfeld von Schwarz und Weiß
In meinen ersten Darstellungsversuchen war der Farbkreis umgrenzt in eine nach außen hin zunehmende Dunkelheit (schwarz) und nach innen hin in eine zunehmende Helligkeit (weiß). Mehr und mehr entstand in mir das Bild eines noch umfassenderen dreidimensionalen Hologramms in Form einer Farbkugel. Ich begann zu experimentieren mit Darstellungen, die nach oben hin in aufgehelltere Farben übergingen bis hin zum Weiß, nach unten in dunklere Farben bis hin zum Schwarz.

Abb. 7: Dreidimensionale Lebensmatrix von vorne und von hinten.
Im Inneren der Kugel, wo alle Farben zusammenfließen, befindet sich grau, gegen außen hin nimmt die Sättigung zu. Auch hier entdeckte ich später, dass Vordenker sich mit derselben Idee beschäftigten, ohne aber einen Bezug zu einem Typenmodell im Hinterkopf gehabt zu haben. Die Farbkugel wurde zum ersten Mal vom finnischen Astronomen und Priester Aron Siegfried Forsius beschrieben. Später wurde die Farbkugel vom norddeutschen Maler und Mystiker Philipp Otto Runge grafisch dargestellt.

Abb. 8: Farbenkugel
Die Farbkugel ist das perfekte Hologramm des alles Enthaltenden. Mit der Farbkugel zeigt sich auch das sich verbergende, alles enthaltende und keine Farbe bekennende, in allem durchschnittliche Grau.
Die zwei weiteren Typen, die den Farben Weiß (oben) und Schwarz (unten) zugeordnet werden können, stellen sich wie folgt dar:
Weiß | Harmonist Asket | intuitiv, vielfältig, ganzheitlich, weltoffen, tiefschürfend, sensibel, ästhetisch perfektionistisch, verletzlich, kompliziert, abgehoben, weltfremd, narzisstisch |
Schwarz | Matador Aggressor | stark, heldenhaft, kompromisslos, unbeeinflussbar, egozentrisch, einfach selbstbezogen, grob, materialistisch, verletzend, aggressiv |
Abb. 9: Die zwei weiteren Typen, die den Farben Weiß (oben) und Schwarz (unten) zugeordnet werden können
Wer wir wirklich sind im Lichte der Lebensmatrix
Die Frage der Persönlichkeitstypen wirft die Frage auf, wer wir wirklich sind. Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Unser Ich-Ich, das höhere Selbst oder der innere Beobachter, ist reines unpersönliches Bewusstsein. Ich sitze hier und schreibe, während der innere Beobachter mein »äußeres Ich« beobachtet. Da ist mein Körper, dessen Finger auf der Tastatur des Computers herumklimpern, da sind vielleicht auch Gefühle und Gedanken. All das bin ich nicht. Ich habe einen Körper, Gefühle, Gedanken … Dieses Konglomerat hat meist eine Charakteristik.
Das Fließmodell der Lebensmatrix kann unser äußeres Selbst und seine Bewegungen auf der Landkarte der Seele abbilden, ohne rigide Kategorien zu bilden.
Wir, unser äußeres Ich, ist so oder so. Nicht immer gleich. Zum Beispiel kann ich in bestimmten Lebensphasen oder Kontexten ruhiger sein, angespannter, kämpferischer. Die meisten Menschen haben aber ein konsistentes äußeres Ich, das beispielsweise introvertiert oder extravertiert ist. Das Fließmodell der Lebensmatrix kann unser äußeres Selbst und seine Bewegungen auf der Landkarte der Seele abbilden, ohne rigide Kategorien zu bilden. So kann mein Heimatfeld in der Lebensmatrix auch grau-blau-grün sein. Oder ich kann jemand sein, der verschiedene Aspekte lebt.
Zum Beispiel Veronika, die Powerfrau mit dem cholerischen Temperament: Sie ist eigentlich Krankenpflegerin und hat eine sehr einfühlsame empathische Seite. Gerade auch Gegensätzlichkeiten in der Typologie sind nicht selten. Häufig bewegen sich Muster auf einer diagonalen Achse. Gerade auch solche komplexen oder widersprüchlichen Seiten in uns können aber in der Lebensmatrix als Muster erkannt werden und zeigen innere seelische Zusammenhänge auf. Diese Selbst-Erkenntnis und seelische Transparenz erleichtert Selbstmanagement-Aufgaben enorm. Doch es sollte sich zeigen, dass die Lebensmatrix mehr ist als eine innere Landkarte als abstraktes Modell.
Die Lebensmatrix als Seelenraum
In meiner Arbeit mit Suchenden festigte sich in den letzten Jahren mehr und mehr der Eindruck, dass ich mit der Lebensmatrix nicht nur ein ganzheitliches Typenmodell gefunden habe, sondern dass diese Ordnungsstruktur unseren Seelen-Raum beschreibt. Das Extravertierte liegt vor uns, das Introvertierte hinter uns. Das Männliche rechts, das Weibliche links. Es ist naheliegend, dass das Geistig-Spirituelle (weiß) oben liegt und das Triebhaft-Instinktive und der Materie-Aspekt (schwarz) unten.
Der Raumbezug führt dazu, dass körperliche Blockaden meist einen direkten seelischen Bezug im entsprechenden Raum haben.

Abb. 10: Vertikal Schnitt Lebensmatrix als Seelenraum
Seelische Grundgesetze als Orientierung auf dem Lebensweg
Ich begann nun in Kursen damit, mit Musik, Bewegung und Körperachtsamkeit mit Suchenden den neu entstandenen Seelenkosmos der Lebensmatrix als innere Landkarte zu erkunden und machte dabei spannende Entdeckungen der Grundgesetze des Lebens. Sie sind Grundlage einer typengerechten Persönlichkeitsentwicklung.
1.Die Temperaments-Struktur und Konstitution des Menschen hängen mit unter- oder überbelebten Feldern zusammen: Die Kenntnis dieser eigenen Grundstruktur ist die Grundlage eines gezielten Selbstmanagements.
Jolanda zum Beispiel ist eine sensible Person (weiß). Aggression und Triebhaftigkeit sind ihr ein Greuel (schwarz). Jolanda leidet an den rauen Seiten des Lebensalltages.
2.Menschen haben in der Regel ungelebte Schattenseiten. Die Integration der Schatten führt zur Lösung subjektiver Probleme und Herausforderungen.
Georg zum Beispiel ist ein lebhafter, geselliger Kumpan (rot, Extraversion). Es fällt ihm leicht, Kontakte zu knüpfen. In seinem Leben hat er aber immer wieder Schwierigkeiten, Struktur und Ordnung zu schaffen und konzentriert seine Kräfte einzuteilen (grün, Analytiker, Introversion). Er verzettelt sich leicht in einem Aktivismus.
3.Das Leben versucht sich selber auszugleichen (Auto-Homöostase): unbewusst in Kompensation, bewusst in Integration.
Gerda ist eine sehr einfühlsame Person (gelb, Empathin, weiblich introvertiert). Oft überkommt sie eine unbestimmte Wut, die dann auch verletzend wirken kann. Sie ist zudem erstaunt, dass ihr Kind oft wütend und in Konflikte mit Klassenkameradinnen verwickelt ist. Die unbewusste Kompensation müsste in eine bewusste Integration der Wut transformiert werden. Dabei lernt Gerda, eine natürliche Durchsetzungsfähigkeit und Autorität zu entwickeln (violett, Motivator, männlich extravertiert).
4.Das natürliche Temperament des Menschen ist in der Regel überlagert mit Erwartungsstrukturen und Prägungen von außen. Diese führen zu Kompensationsmustern.
Sophie erinnert sich, dass sie früher ein fröhliches, sonnenhaftes Kind war (orange, Enthusiastin, weiblich extravertiert). Der Leistungsdruck der Schule und ein Missbrauchserlebnis führten dazu, dass sie der Ernst des Lebens einholte und sie strenge Seiten entwickelte (blau, Direktor, männlich introvertiert).
Die Gesetzmäßigkeiten können in der Regel im Sinne polarer Grundprinzipien im Farbkreis mit Grund- und Komplementärfarben anschaulich dargestellt werden. Im Prinzip ist die Komplementärfarbe das jeweilige Entwicklungsfeld hinsichtlich der Entwicklung eines Typs.
Das natürliche Muster des Lebens
Heute gehe ich davon aus, dass der Mensch ein natürliches Heimatfeld hat. Es kann als sein Naturell bezeichnet werden. Seit der Geburt sind wir Menschen unterschiedlich, einzigartig. Die zwanghafte Gleichmacherei und der Normdruck in unserer Gesellschaft hinsichtlich Anpassung führen zu einem schmerzhaften Erlebnis in jungen Jahren, zu einer existenziellen Scham: Vielleicht bin ich so, wie ich bin, nicht gut? Das Thema der Neurodiversität, der Vielgestalt unserer Gehirne und Wesen als Entpathologisierung unserer Gesellschaft, halte ich in diesem Zusammenhang als extrem wichtig.
Letztlich geht es nicht darum, einen Menschentypus oder seinen Typus zu entwickeln. Es geht darum, ganz zu werden.
Das natürliche Muster des Lebens wird meist durch Prägungen überformt. Wir bilden dann ein falsches Selbst aus und haben Mühe, in unserer Entwicklung an dem anzuknüpfen, wer wir wirklich sind. Letztlich geht es nicht darum, einen Menschentypus oder seinen Typus zu entwickeln. Es geht darum, ganz zu werden. Aber auf dem Weg der Ganzwerdung und Integration ist es meist ein wichtiges Zwischenziel, sein Naturell wiederzufinden und zu entwickeln. Eine biografische Anamnese kann hier hilfreich sein, um die Prägungen rekonstruieren zu können. Ein anderer Zugang ist der Einbezug des Tages seiner Geburt als planetarische Prägung.
Unsere fernen Ahnen waren sich sehr wohl bewusst, dass die Wochentage jeweils bestimmte planetarische Bezüge hatten. Dies kommt immer noch deutlich in den lateinischen Sprachen zum Ausdruck. Aber auch bei uns ist der Bezug von Wochentagen und Planeten meist unverkennbar: Der Sonntag ist der Tag der Sonne, der Montag der Tag des Mondes. Eine Analyse meines Bekanntenumfeldes zeigte zu meinem Erstaunen klare Bezüge vom Wochentag der Geburt mit dem Grundwesen des Menschen.

Abb. 11: Horizontalschnitt und sieben hermetische Planeten
Lebensmatrix und Bewusstseinsentwicklung
Zu Beginn des Jahres 2022 entdeckte ich beim amerikanischen integralen Philosophen und Mystiker Ken Wilber die Beschreibung eines integralen Typenmodelles mit horizontalen und vertikalen Typen. Er bezog sich damals bezüglich der horizontalen Typen auf das Typenmodell des Enneagramms. Die einzelnen Typen, so seine Ansicht, würden mit zunehmendem Bewusstseinswachstum eine individuelle Entwicklung durchlaufen. Mir wurde bewusst, dass auch Ken Wilber ein wichtiger Vordenker des Lebensmatrix-Typenmodelles ist und die Idee einer horizontalen Typologie sich in der Lebensmatrix perfekt und transparent darstellen lässt. Die Achse der Bewusstseinsentwicklung stellt dabei die Vertikale dar.

Abb. 12: Archetypen in einem differenziellen Typenmodell
So lassen sich alle Archetypen in einem differenziellen Typenmodell absolut präzise darstellen.
Die Transzendierung der Typen
Nehmen wir das Beispiel des Direktors, blau. Das männlich Introvertierte hat etwas Organisiertes, Strukturiertes. Hier treffen sich die Bewusstseinsfunktionen Wollen und Denken. Es ist das männlich Introvertierte. In einem archaisch-magischen Bewusstseinszustand würde das dem Typus des Herrschers entsprechen. Durch die Bewusstseinsstufen durchläuft nun dieser Typus seinen eigenen Entwicklungsweg der Transzendierung, denn die zunehmende Offenheit und Transzendenz charakterisiert höhere Bewusstseinsstufen.
Der Typus des Herrschers würde sich entlang der Transzendierungsstufen zum kultivierteren Führer entfalten. Der Führer ist offener für sozialen Dialog als der egozentrische Herrscher. In einer weiteren Entwicklungsstufe würde das geistig-spirituelle Grundprinzip das denkende Wollen durchdringen. Der entsprechende Typus wäre der Prophet.
Jeder Typ hat seine Ressourcen- und seine Schattenseiten. Der Herrscher (dunkelblau) etwa zeigt Führungsqualität und schützt. Als Autokrat (negative Form) fehlt ihm aber Demut. Diese findet er in der Komplementärfarbe Hellorange, dem Jünger. Wenn der Herrscher den Jünger integriert, führt dies zur Ganzwerdung und Heilung. So offenbaren alle Typen einen eigenen Weg der Transzendierung, aber auch ungelebte Schatten, die zu integrieren sind.

Abb. 13: differenzielle Lebensmatrix
Die Entwicklung des Ich und das Ego
In der Entwicklung des Bewusstseins zeigt sich, dass sich in den ersten Stufen das Ich und sein Schatten (Ego) im Rahmen einer Persönlichkeitsentwicklung festigen. In einer weiteren Phase geht es um die Transzendierung des Ich und des Egos im Rahmen einer spirituellen Entfaltung. Dabei vollzieht der Mensch nach dem deutschen Psychiater Michael Depner verschiedene Geburten, bis hin zur Selbstverwirklichung.

Abb. 14: Die Transzendierung des Ich und des Egos im Rahmen einer spirituellen Entfaltung
Von der Komplexität der menschlichen Seele zur systematischen typengerechten Entfaltung
Das Leben und die menschliche Entwicklung sind komplex. Die Stärke der Lebensmatrix als differenziertes Typensystem und der damit verbundenen Methode des Integralen Tiefen Coachings ITC ist, dass diese Komplexität voll und ganz dargestellt werden kann und eine Ordnungsstruktur entsteht, an der man sich in inneren Entfaltungsprozessen orientieren kann. Bewusstseinsentwicklung geschieht nicht nur durch Meditation und spirituelle Praxis, obwohl sie dabei sehr zentral sind. Neben dem Entwickeln von höheren Bewusstseinsstufen geht es darum, in seiner Seele aufzuräumen, schmerzvolle Erfahrungen zu integrieren und die damit gebundenen emotionalen Kräfte zu transformieren.
Es scheint gerade in unseren Breitengraden eminent wichtig zu sein, seelische Verletzungen aufzulösen. Dabei kann die Lebensmatrix eine wichtige Orientierungshilfe in Wachstumsprozessen sein. Der indische Mystiker Aurobindo Ghose hat dies geahnt und versucht, Grundlagen für eine Vereinigung von östlicher Mystik und westlicher Psychologie zu legen. Heute sind wir einen Schritt weiter. Eine innere Orientierung für die persönliche Entwicklung im Sinne einer gesunden typengerechten Persönlichkeitsentfaltung und spirituellen Reifung liegen mit dem Integralen Tiefen Coaching ITC und der Lebensmatrix bereit. Es ist ein integraler Weg der Ganzwerdung, bei dem die individuellen Herausforderungen und psychosomatischen Blockaden gezielt gelöst werden können.

Zum Autor:
Martin Bertsch ist Sozialarbeiter FH, Coach BSO und ICF, Körpertherapeut IKP, Erwachsenenbildner und Ausbildungsleiter im Coaching Bereich. Er arbeitet selbständig in der Visions Schmiede in Bern in der Schweiz. Sein besonderes Interesse gilt der Persönlichkeitsentwicklung und spirituellen Entfaltung.
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