Autorin: Marion Schickert
Sicherlich kennt jeder von uns Menschen, die genau den EINEN Beruf oder die EINE große Passion haben und in dieser vollkommen aufgehen. Andere interessieren sich jedoch für die unterschiedlichsten Bereiche, entwickeln verschiedenste Ideen und möchten am liebsten alles gleichzeitig ausleben. Das kann durchaus überfordernd sein und den Einzelne(n) an seinen Fähigkeiten zweifeln lassen. Marion Schickert äußert sich zu diesem vermeintlich verwirrenden Typus Mensch und zeigt, welches Potenzial dahinter verborgen liegt.
Kennen Sie Kopfrattern? Dieses permanente Rattern im Kopf, wenn eine unbändig große Fülle an Ideen und Möglichkeiten auf Sie einströmt?
Sie lieben es, Wissen aufzusaugen, und besitzen eine schier unbändige Neugierde auf unterschiedliche Themenbereiche, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben? Lesen Sie oft mehrere Bücher parallel (teils nicht zu Ende), haben mehrere Ausbildungen absolviert, Berufe erlernt und Arbeitsstellen gewechselt, sich eventuell viel im Eigenstudium selbst beigebracht, Sie können und wollen sich nur ungern auf etwas festlegen und besitzen unzählige Zettelchen mit Geschäftsideen, Wortkreationen und Notizen im Haus verteilt, die Sie dann doch nicht umsetzen?
Kommt Ihnen da etwas bekannt vor? Erwischt! Herzlichen Glückwunsch und willkommen in der bunten und vielseitigen Welt der Scannerpersönlichkeit(en), auch Tausendsassas, Multitalente oder Vielbegabte genannt.
Vielbegabung – eine Spielart und Form der Hochbegabung
Anne Heintze (OpenMind-Akademie), eine deutschsprachige Expertin auf dem Gebiet der Hoch-X-Menschen, schreibt in ihrem Buch »Außergewöhnlich normal«: »Barbara Sher beschreibt das Phänomen als eine ganz besondere Begabung von Menschen. Meine Erfahrung mit hochbegabten Menschen bestätigt das eindeutig. Ausgeprägte Neugierde an vielen Themen ist ein Wesen der Hochbegabung oder in diesem Fall besser gesagt: Vielbegabung.«
Der Name »Scanner« wurde von der amerikanischen Karriereberaterin, Bestsellerautorin und Unternehmerin Barbara Sher geprägt und eingeführt, als sie damals bei ihren Coachings eine noch unbekannte Persönlichkeitsstruktur entdeckte und erforschte. 2006 veröffentlichte Sher das Buch »Refuse to Choose« und beschäftigt sich intensiv mit Menschen, die so viele Interessen haben, dass sie sich oft nur schwer für eins entscheiden können. Menschen mit diesen Persönlichkeitsmerkmalen nannte sie »Scanner«. Die deutsche Erstausgabe erschien im Februar 2008 mit dem Titel »Du musst dich nicht entscheiden, wenn du 1000 Träume hast«. Dadurch wurde auch im deutschsprachigen Raum die Scannerpersönlichkeit über die Jahre erst mehr und mehr bekannt, wenn es auch immer noch viele Betroffene gibt, die nichts von dieser Begabungsform wissen und dadurch in einem Dilemma stecken:
Sie denken fälschlicherweise, dass sie sich für »eine Sache« entscheiden müssen, und suchen oft ein ganzes Leben vergebens nach dieser EINEN Sache, dem EINEN Job oder Hobby, der EINEN Spezialisierung, die es für Scanner einfach nicht gibt. Ein Scanner liebt Vielfalt, eine Begrenzung führt zum geistigen Korsett und zu dem Schwinden von Energie und Lebensfreude.
Scanner wollen sich im tiefsten Herzen nicht spezialisieren und nicht auf EINEM Gebiet ein Experte werden. Für sie steht die breit gefächerte Wissensansammlung im Vordergrund. Was nicht bedeutet, dass dies nur oberflächlich geschieht. Im Gegenteil, sie erforschen, ergründen und erlernen neue Dinge mit Leichtigkeit, erkennen und erfassen Zusammenhänge flott und eignen sich dadurch blitzschnell Wissen an. Sie tun dies genau so lange, bis sie verstanden haben, worum es geht. Womit das Ziel erreicht ist und sie zum nächsten Thema übergehen können und dann oft auch das Buch nicht mehr fertig lesen brauchen. Barbara Sher beschreibt in ihrem Buch neun Scanner-Typen, in denen Sie sich wiederfinden werden, sollten Sie zu dieser Personengruppe gehören. Sie werden staunen:
- Zyklischer Scanner
- Doppelagent
- Sibyllinischer Scanner
- Tellerjongleur
- Sequenz-Scanner
- Serienspezialist
- Serienmeister
- Universalist
- Wanderer
- Ausprobierer
- Turbo-Wechsler
Viel- oder Hochbegabung
Betroffene haben eine unbändige Neugierde auf Neues, sind vielseitig interessiert und brauchen Abwechslung und Wissensansammlung wie die Luft zum Atmen, weshalb sie meist über ein breit gefächertes Fachwissen in unterschiedlichsten Themenbereichen verfügen und selten nur EINEN Beruf oder EIN Hobby ausüben. Sie sind kreativ begabt, bringen sich vieles autodidaktisch bei, haben eine Ideenflut im Kopf und einen flinken Geist. Die größten Handbremsen können sein: die Schwierigkeit, sich zwischen all den Möglichkeiten zu entscheiden sowie den Geist zur Ruhe zu bringen.
Aber Achtung! Es ist mir sehr wichtig, zu erwähnen, dass es nicht darum geht, in einer Scanner- oder Begabungsschublade zu verschwinden. Es geht vielmehr darum, zu erkennen, ob Sie ein Scanner sind.
Dies gibt Ihnen die Möglichkeit, zu verstehen, warum Sie so sind, wie Sie sind. Es geht darum, Bewusstheit zu erlangen, Vorgänge zu verstehen, sich selbst anzunehmen und von alten Denkmustern und Glaubenssätzen loslassen zu können. Erst diese Bewusstheit über das Thema erlaubt es Ihnen, zu lernen, was es braucht, um diese Form der Hoch- und Vielbegabung frei von Selbstzweifeln und facettenreich ausleben zu können. Das Erkennen dieser Begabung und das Sich-selbst-Erlauben, dies zu tun, setzen oft schon eine ungeheure Energie frei und können ein großer Befreiungsschlag für viele Menschen sein. Ich selbst habe es so erlebt. Und es gibt noch weitere wichtige und interessante Sonderformen der Begabung, die oft gepaart mit der Vielbegabung auftreten können.
»Ein Scanner liebt Vielfalt, eine Begrenzung führt zum geistigen Korsett und zu dem Schwinden von Energie und Lebensfreude.«
In ihrem Buch »Außergewöhnlich normal – Hochbegabt, hochsensitiv, hochsensibel: Wie Sie ihr Potential erkennen und entfalten können« beschreibt Anne Heintze weitere Begabungs- und Intelligenzformen, auch Sonderformen, zu denen auch die Multibegabung des Scanners gehört, wie:
- den High Sensation Seeker (HSS),
- Inselbegabungen (Savants genannt),
- Asperger-Autisten und die
- »Multiplen Intelligenzen« (die erstmals von dem Psychologen Howard Gardner in seinem Buch »Frames of Mind« im Jahr 1983 vorgestellt wurden)
- sowie andere Themen, die mit diesen Begabungen oft in Zusammenhang stehen können.
Multiple Intelligenzen sind:
- Sprachliche oder linguistische Intelligenz
- Musikalische Intelligenz
- Logisch-mathematische Intelligenz
- Räumlich-bildliche Intelligenz
- Körperlich-kinästhetische Intelligenz
- Intrapersonale Intelligenz
- Interpersonale Intelligenz
- Naturalistische Intelligenz
- Existenzielle Intelligenz
- Emotionale Intelligenz
- Soziale Intelligenz
- Spirituelle Intelligenz
- Physische Intelligenz
- Praktische Intelligenz
- Kreative Intelligenz
- Vitale Intelligenz
- Kristalline und fluide Intelligenz
Hochsensibilität
Damit ist die erhöhte Wahrnehmung der fünf Hauptsinne gemeint. Hochsensible Menschen sehen zum Beispiel Farben heller/intensiver, riechen Parfums oder Körpergerüche, schon bevor jemand um die Ecke kommt, oder fühlen Wärme, Kälte und Berührungen stärker als andere. Hochsensibilität kann bei allen Sinnen stark ausgeprägt sein und schneller zu Reizüberflutungen im Alltag führen.
Was haben Hochsensibilität, Hochsensitivität und all die anderen Intelligenzen und Sonderformen von Sinnesbegabungen nun mit dem Scanner zu tun?
Häufig tritt Vielbegabung gepaart mit Hochsensibilität auf. Manche Scanner – wie ich zum Beispiel – sind nicht nur hochsensibel, sondern zusätzlich hochsensitiv, hellfühlig und High Sensation Seeker.
Warum ist dies wichtig zu wissen? Hochsensibilität bedeutet eine erhöhte Wahrnehmung von äußeren Reizen, den fünf wie hören, riechen, schmecken, fühlen, sehen und geht meist mit einer hohen Empathiefähigkeit einher, mit der wir Stimmungen in Räumen und von anderen Personen sehr schnell erspüren.
Wir haben quasi keine »Filter im Kopf« wie normal fühlende Menschen, sondern wir nehmen alles gleichzeitig um ein Vielfaches verstärkt wahr, wobei das zu Gedankenchaos (Kopfrattern), Gefühlschaos, Reizüberflutung und deren Folgen führen kann. Hochsensitive haben zudem noch einen sechsten und siebten Sinn (Vorahnungen, Hellsinne), sie können eigene innere Reize und die anderer wahrnehmen.
Nun ist die Hochsensibilität oder Hochsensitivität allein an sich schon eine Herausforderung.
Jedoch gepaart mit der extrem schnellen Informationsverarbeitung bei Hoch-oder Vielbegabung wird auch die Wahrnehmung der jeweils fünf Hauptsinne nochmals zusätzlich schneller, intensiver und verstärkt wahrgenommen. Sie können uns quasi in Blitzgeschwindigkeit beinahe überwältigen und uns in bestimmten Situationen kaum mehr klare Gedanken fassen lassen, wenn wir uns dessen nicht bewusst sind und den Umgang damit nicht gelernt haben. Körperliche Symptome wie zum Beispiel starke Rückenschmerzen, Kopfschmerzen oder massive Verspannungen und Anspannungen im Körper können auch Anzeichen dieser Überlastung sein.
Nun stellen Sie sich vor, wie es Kindern ergehen mag und welche Auswirkungen es für sie in der Schule, im privaten Umfeld und bei Interaktionen mit anderen und sich selbst haben kann. Was tun Kinder, die reizüberflutet sind und sich noch nicht so wie Erwachsene ausdrücken können? Was tun sie, wenn sie in Reizüberflutungssituationen nicht mehr aufnahmefähig sind und zudem keine Auszeit oder Verständnis erhalten, sondern stattdessen mehr Disziplin oder Leistung von ihnen gefordert wird? Es führt dazu, dass sie abschalten, im Traumland verschwinden, aggressiv werden, ausflippen, weinen, verweigern, auffällig werden, sich die Ohren zuhalten oder im Schneckenhaus verkriechen. Je nach Kind und Typ sieht es anders aus. Und wie schnell führt solch ein Verhalten zum Gedanken, dass das Kind ADS und ADHS habe oder einfach bockig sei und keine Lust habe? Wie so oft im Leben braucht es auch hier einen ganzheitlichen Blick, ebenfalls in Bezug auf die Eltern, denn diese Persönlichkeitsstrukturen sind vererbbar und oft ziehen sich Probleme bereits durch mehrere Generationen hindurch.
»Häufig tritt Vielbegabung gepaart mit Hochsensibilität auf.«
Es geht darum zu erkennen, dass es diese Mischformen und Paarungen und Zusammenhänge auf dem Gebiet gibt und sie bei beruflichen, privaten oder schulischen Problemen und Therapieansätzen miteinbezogen werden sollten. Aus eigener Erfahrung und aus der vieler Befragter kann ich nur bestätigen, dass dies leider noch zu selten der Fall ist oder Maßnahmen nicht umgesetzt werden können, weil es für diese Themen einerseits zu wenige Anlaufstellen/Personal oder Verständnis gibt, andererseits Bewusstheit für diese Themen fehlt. Es existieren so viel mehr Intelligenzformen als die, die in IQ-Tests abgefragt werden, die jedoch eine große Bedeutung haben. Unter den »Hoch-X-Menschen« gibt es viele Inselbegabte. Häufig bleiben die Fähigkeiten hochintelligenter Menschen aufgrund vermeintlicher Schwächen wie Dyskalkulie oder Legasthenie unentdeckt. Sie leben als sogenannte »Underachiever« oft weit unter ihren Möglichkeiten, und das Gefühl der unbewussten Unterforderung (Boreout) kann sie stark belasten, ohne dass sie es genau benennen könnten.
Wie Sie sehen, ist es ein facettenreiches und komplexes Thema mit einer großen Tragweite und Bandbreite für die betroffenen Personen. »Aber bilden diese Betroffenen nicht eher eine Randgruppe?«, werde ich oft gefragt. Nicht wirklich. Denn: Ca. 15 bis 20 % der Bevölkerung sind hochsensibel und tragen diese besonderen Persönlichkeitsmerkmale in sich. Hier sind all die Sonderformen und Paarungen wie die Vielbegabung miteingerechnet. Schätzungsweise sind nur 2 % der Bevölkerung hochbegabt, worunter auch die vielbegabten Scanner fallen. Doch welchen Anteil davon Scanner ausmachen, weiß man nicht genau, da dieses Gebiet noch tendenziell unerforscht ist. Spätestens jetzt können sich Betroffene vorstellen, warum sie sich so »andersartig« unter vielen anderen Menschen vorkommen und gefühlt anders »ticken« als ihre Mitmenschen. Und welches Kopfrattern und welche Selbstzweifel es auslösen kann, wenn sie nicht wissen, dass sie diese ganze Fülle an Fähigkeiten, Inselbegabungen oder multiplen Intelligenzformen besitzen. Unter Umständen betrifft dies auch andere Familienmitglieder, denn diese Gaben und Fähigkeiten werden oftmals vererbt. Gerade bei Kindern, die sehr wissbegierig, lebhaft, ungeduldig und neugierig sind oder sich schnell langweilen, im Unterricht dahinträumen und abschalten, denken viele Eltern, Pädagogen und Ärzte zuerst an ADS oder ADHS. Aber haben sie auch die Scannerpersönlichkeit im Blick? In vielen Punkten sind sie sich sehr ähnlich oder es gibt Mischformen. Und natürlich gibt es auch unter den »Hoch-X-Menschen« ADS und ADHS. Jedoch sollte meiner Meinung nach immer die Möglichkeit einer Viel- oder Hochbegabung sowie die Kombination mit Hochsensibilität und deren Zusammenhang und Auswirkung in Betracht gezogen werden, denn eine Unterforderung kann ähnliche Verhaltensweisen wie eine Überforderung oder Reizüberflutung aus oben genannten Gründen aufweisen. Natürlich darf nicht pauschalisiert werden. Es ist ein komplexer Themenbereich, es existieren viele Mischformen und je nachdem, ob introvertiert, extrovertiert oder beides (ambivertiert), tritt es unterschiedlich zum Vorschein. Dennoch bedarf es mehr Bewusstheit für vielbegabte Kinder und Erwachsene und eines besonderen Umgangs mit diesen Fähigkeiten.
Hochsensitivität
Menschen, die zu den fünf Hauptsinnen auch innere Reize wie Stimmungen, Gefühle sowie Vorahnungen von sich selbst und anderen wahrnehmen können und diese intensiv spüren, sehr empathisch sind sowie sich gut in andere Personen hineinversetzen können, sind möglicherweise hochsensitiv. Sie nehmen schnell wahr, wo zuvor gestritten wurde oder dass es jemandem nicht gut geht. Die Herausforderung dabei ist, sich gesund abzugrenzen und zu unterscheiden: »Was ist deines, was ist meines.«
80 bis 85 % der Bevölkerung haben diese Veranlagung nicht und können dadurch nur schwer nachvollziehen, warum Sie als Scanner so vielseitig bunt und wissbegierig sind, viel hinterfragen, oft komplett andere unkonventionelle und neue Wege gehen und vor Ideenfülle übersprudeln. Andere Menschen sind oftmals eher irritiert, finden es seltsam und sind schlichtweg überfordert mit der Geschwindigkeit und Fülle an Informationen, die wir zur Aussprache bringen. Scanner leiden zudem gehäuft am Hochstaplersyndrom, auch Impostor genannt (engl. impostor = Hochstapler, Schwindler). Ein Phänomen, bei dem Betroffene ihre eigenen Leistungen und ihren Erfolg anzweifeln und denken, dass sie einfach Glück gehabt hätten. Dabei werden sie immer von der Angst begleitet, dass es bald auffliegen könnte und sie ertappt werden, nichts zu können. Da Ihnen das Aneignen von Wissen und Ausführen von Aufgaben leicht von der Hand geht, sind sie oft nicht in der Lage, den Erfolg wirklich auf eigene Leistungen und Fähigkeiten zu beziehen und zu erkennen.
Auch gibt es viele Underachiever (Minderleister): Sie leben oftmals unerkannt von Schulbeginn an weit unter ihren körperlichen und psychischen Möglichkeiten und ihrer Leistungsfähigkeit. Sie passen sich ihrem Umfeld mit »Normalbegabten« an, um zugehörig zu sein, und unterdrücken ihre Fähigkeiten, was auf Dauer krank machen kann.
Diese besonderen Gaben sind eine Herausforderung, aber auch ein Geschenk.
»Dennoch bedarf es mehr Bewusstheit für vielbegabte Kinder und Erwachsene und eines besonderen Umgangs mit diesen Fähigkeiten.«
Als ich erst mit über 40 Jahren entdeckte, dass ich Scanner bin und wirklich bei vielem anderem auch noch »HIER« geschrien habe, steckte ich bis dahin selbst in diesem ausweglos scheinenden Dilemma innerer Zerrissenheit und Dauerkopfrattern, die mich oft schier zur Verzweiflung brachten. Immer schon fühlte ich mich anders, wie ein bunter Vogel mit Artgenossen, die nur zweifarbig waren und eine völlig andere Sprache sprachen als ich. Es war zeitweise wie in einem Korsett, ich trat auf der Stelle und das Leben schmiss mir Dinge in einer Endlosschleife immer und immer wieder vor die Füße. Durch erlangte Bewusstheit und Erkennen meiner Vielbegabung, Selbstannahme, Selbsterkenntnis, Achtsamkeit und Körperzentrierungsübungen mehrerer Methoden und Auszeiten in der Natur schaffte ich es, das Gleichgewicht zu finden und meinen Potenzialen auf die Spur zu bekommen, Klarheit zu erreichen sowie meinen roten Faden zu erkennen und beruflich umzusetzen. Ein sehr erleichterndes Gefühl von innerer Freiheit, Frieden und Gelassenheit ist eingekehrt. Meine Suche hat aufgehört, mein Weg noch lange nicht. Für Scanner ist es eine enorme Herausforderung, die Balance zwischen Über- und Unterforderung zu finden. Mit Achtsamkeit und einer eigenen flexiblen Struktur klappt dies aber sehr gut.
Wichtig ist ebenfalls die Sinn- und Berufungsfindung für uns und der Austausch mit Gleichgesinnten. Sich die Vielfalt der Berufsausübung zu erlauben und zu erkennen, dass es für uns nicht diesen EINEN Beruf oder eine Spezialisierung gibt, löst eine große Erleichterung aus. Plötzlich kommt die Lösung wie von Zauberhand, wenn die Selbsterkenntnis und Selbstakzeptanz eingetreten sind. Der Stresspegel sinkt, das Selbstvertrauen kehrt zurück und die Intuition und innere Stimme finden langsam wieder »Gehör«. Durch Achtsamkeits- und Wahrnehmungsübungen, Zeit in der Natur verbringen, Yoga, Barfußlaufen, Atemübungen und andere Methoden können Gedankenkreisel unterbrochen und verlassen werden. Raus aus dem Kopf hinein ins Gewahrsein und Wahrnehmen. Für Zettelwirtschaften gibt es einfache Tricks. Anstatt Zettel verwenden Sie Notizbücher oder Hefte. Somit ist es sprichwörtlich »raus aus dem Kopf«, und die Ideen gehen nicht verloren, was uns entspannen lässt. Da wir in kurzer Zeit sehr viel leisten können, wir gleichzeitig auf mehreren Ebenen unterwegs sind, benötigen unser Körper und das Hochleistungshirn oft kleine Zwischenpausen, um zu regenerieren. Erlauben Sie sich diese Auszeiten und nehmen sie diese wahr, auch wenn Menschen um sie herum es nicht tun. Sie sind dadurch länger energiegeladen und bleiben in Balance.
High Sensation Seeker
Im Gegensatz zur Scannerpersönlichkeit sind High Sensation Seeker (HSS) GRENZGÄNGER, die immer wieder neue Spannungsreize in Form von regelmäßigen Grenzerfahrungen in unterschiedlichster Ausprägung suchen. Entgegengesetzt früherer Annahmen müssen diese aber nicht zwingend mit erhöhtem Risiko verbunden sein (können aber). Sie sind ständig auf der Suche nach starken Gefühlen, neuen Erfahrungen und Erlebnissen in unterschiedlichster Form (z. B. Sportarten, Begegnungen, Reisen, Sexualität). Physiologisch wird diese Persönlichkeit mit einem stärker ausgeprägten Verhaltens-Aktivierungs-System (BAS – Behavioral Activation System) in Verbindung gebracht. Hier ein Link zu meiner Ausbilderin, die es gut beschreibt: https://open-mind-akademie.de/high-sensation-seeker-oder-scanner-persoenlichkeit/
Und hier noch mal im Überblick, eine Zusammenfassung für Sie:
Wie erkenne ich eine Vielbegabung und welche Persönlichkeitsmerkmale gibt es?
Scanner haben eine unbändige Neugierde, sind vielseitig interessiert, brauchen die Abwechslung wie die Luft zum Atmen, denn sie ist ihr Lebenselixier. Das ist auch der Grund, weshalb Sie über ein breit gefächertes Fachwissen in unterschiedlichsten Themenbereichen verfügen und nur selten den einen Beruf oder das eine Hobby ausüben. Sie haben einen flinken Geist, mögen keine oberflächlichen Gespräche oder sinnbefreiten Aufgaben, erfassen schnell und weitblickend Zusammenhänge für komplexere Themen und haben unkonventionelle kreative Lösungsansätze und Ideen für Projekte oder Probleme parat. Sie sind sehr kreativ, schreiben und lesen gern, bringen sich viel autodidaktisch bei, lieben es, Dinge zu erfinden sowie Geschäftsideen zu entwickeln und lesen meist mehrere Bücher nebeneinander, und ein einziges Leben reicht nicht aus, um zu entdecken, was es alles auf der Welt zu entdecken gibt.
Eine ihrer größten Handbremsen ist die Schwierigkeit, sich zwischen all den Möglichkeiten zu entscheiden, und dass sie oftmals Strukturen meiden, weil diese fälschlicherweise zu monoton erscheinen. Doch genau diese Struktur ermöglicht einem Scanner, all die Vielfalt und Interessen auszuleben, ohne sich zu verzetteln, und den Fokus auf das Wesentliche zu behalten.
Zur Autorin
Marion Schickert, geb. 1974. Sie ist Natur- und OpenMind Coach für Viel- und Hochbegabung, Hochsensibilität, Hochsensitivität und Hochbewusstsein (Ausbildung: open-mind-akademie.de) sowie Illustratorin, Achtsamkeitsfotografin und Botschafterin vom Bundesverband Kinderhospiz e. V.
Sie lebt und wirkt in und mit der Natur im schönen Niederbayern, ihre Naturverbundenheit, Menschen- und Tierliebe und Kommunikationsfreude spiegeln sich in all ihren Tätigkeiten wider.
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