Ein Integrationsprozess
Nach dem Prinzip »Wie im Kleinen so im Großen« widmet sich der Autor der Untersuchung der Hand aus einer assoziativen Perspektive. Dabei ordnet er ihr drei Kräfte zu: den Willen, die Liebe-Weisheit und die Intelligenz. Wie er zu diesen nachvollziehbaren Einsichten gelangt und wir uns diese bewusst machen und zunutze machen können, erfährst du im Folgenden.
Nach allem, was wir sehen, durchläuft die Menschheit eine tiefgreifende Krise. Dabei erweist sich das Wirklichkeitsverständnis des Konsumierens sowie des Besitzens auf Kosten der Natur und anderer Menschen als immer problematischer. Damit einher gehen existenzielle Bedrohungen. Solange wir denken, wir hätten eine Wahl, alles, miteinander zu teilen, leben wir im Zustand der Bedrohung und Verwirrung.
Teilen, so die These, ist die transformative Kraft, die als Existenzbedingung in der Schöpfung angelegt ist. Teilen leitet sich von der geistigen Verbundenheit von allem ab, was ist.
Teilen, so die These, ist die transformative Kraft, die als Existenzbedingung in der Schöpfung angelegt ist. Teilen leitet sich von der geistigen Verbundenheit von allem ab, was ist. Teilen reguliert das Werden und das Zusammenspiel zwischen Geist und Materie, zwischen kosmischen und irdischen Kräften. Als Menschen haben wir die Wahl, mit den Kräften der Schöpfung zusammenzuarbeiten oder gegen sie. Im ersten Fall entwickeln wir uns kollektiv weiter, im zweiten Fall enden wir in der Zerstörung. Die globale Situation kann als Energiestau beschrieben werden, weil die Mentalität der Menschheit kosmische Kräfte aufhält und irdische Entwicklungen verzögert. Teilen bedeutet, auf der Erde gesunde Lebensbedingungen für alle zu schaffen. Das ist eine Herkulesaufgabe, auch für die Kreativität. Diese Kreativität und der Zugang zu den Urkräften der Schöpfung ist als verborgenes Potenzial in allen Menschen angelegt. Der vorliegende Beitrag möchte dafür sensibilisieren, sich dies am Aufbau und Gebrauch der eigenen Hand bewusst zu machen.
Diese Kreativität und der Zugang zu den Urkräften der Schöpfung ist als verborgenes Potenzial in allen Menschen angelegt.
Vorab eine Bemerkung zur Entstehung dieses Artikels: Er ist das Ergebnis einer 20-jährigen Beschäftigung mit dem Thema und zugleich ein Gemeinschaftswerk. Damit einher geht die Zusammenarbeit mit dem Künstler Paul Degen, und daraus sind die Handzeichnungen entstanden. Das Motiv: Wie kann die Hand zu einer Quelle der Inspiration für geistiges Wissen werden? Dies sollte zugleich eine Hommage an Leonardo da Vinci sein. Eine wichtige Phase der Beschäftigung war die schriftstellerische Zusammenarbeit mit Thorsten Wiesmann. Hier ging es darum, in Verbindung mit den Lehren der zeitlosen Weisheit das Prinzip des Teilens zu erkunden. Als Frucht dieser Zusammenarbeit entstanden zwei Bücher und etliche Artikel über das Teilen. Passagen dieses Beitrages sind daraus entnommen.
Der Willensaspekt der Hand
Nach den Lehren der zeitlosen Weisheit bringen die drei geistigen Urkräfte Wille, Liebe-Weisheit und Intelligenz die Wirklichkeit hervor. Es ist das Verständnis des dreieinigen Aufbaus der Schöpfung.
Wenn diese Urkräfte so grundlegend sind, dann sollten sie sich im Aufbau der Hand zeigen. Und wenn Teilen selbst so grundlegend ist, dann müsste es sich im Gebrauch der Hand wiederfinden lassen. Denn die Hand ist ein Organ, das die innere mit der äußeren Wirklichkeit verbindet. Durch die Hand bringt der Mensch seine äußere Wirklichkeit hervor.
Denn die Hand ist ein Organ, das die innere mit der äußeren Wirklichkeit verbindet.
Die erste Urenergie des Willens ist im Leben selbst enthalten. So ist im Atem der Wille zum Leben eingepflanzt. Über diese lebenserhaltende Funktion wird im Willen die Fähigkeit gesehen, Kraft verfügbar zu machen, zu bündeln und auf ein Ziel zu richten. Bezogen auf die Hand kommt einem das Ballen der Faust in den Sinn. Die Faust gilt als die erste menschliche Schlagwaffe, aus der sich – wie Forscher annehmen – die Drohgebärde entwickelt hat. Davon abgeleitet gewinnt die geballte Faust als Symbol Bedeutung in der politischen Ikonografie etwa im Zuge der Arbeiterbewegung oder bei Protesten.
Das alles sind erste Hinweise auf die Beziehung der zur Faust geballten Hand zum Willen. Das Wesen des Willensprinzips zeigt sich an der Hand in der Bewegung, die zur Faust führt, am aufschlussreichsten. Damit die Faust entsteht, müssen sich die Finger aneinanderlegen. Auf diese Weise kommt die geschlossene Einheit der Finger zustande. Der Zug zur Einheit, zur Synthese des Guten ist die unverstandene schöpferische Wirkung des Willens. Die Finger entstammen einer gemeinsamen Wurzel, der Handfläche. Auf diese Weise symbolisiert die Hand mit den fünf Fingern die Aufspaltung der Einheit und den Rückbezug auf sie. Als teilende Individuen verhalten sich Menschen wie Finger, die sich aneinanderlegen und so zusammen ihre einzelne Kraft potenzieren. Um im Bild zu bleiben: Jeder Mensch ist wie ein einzelner Finger und kann sich getrennt von anderen erleben. Und so wie der Finger über die Handwurzel mit den anderen Fingern verbunden ist, so kann sich ein Mensch als Teil einer größeren Einheit erleben, mit der er untrennbar verbunden ist.
Stille und Leere sind Ausdruck der höchsten Kraftkonzentration, des Schöpferischen im Urzustand.
Von der Seite aus betrachtet kann man erkennen, dass die einrollende Bewegung der Finger nach innen eine Spirale bildet, die in einem Punkt endet. Zufall? Wohl kaum.
Die einrollende Spirale und die spiralförmige Bewegung auf einen Punkt hin sind Funktionsprinzipien der Natur, von der Bewegung der Atome, über Wasserstrudel, Tornados bis zu Galaxien. Die Bewegung der einrollenden Spirale auf einen Punkt hin ist ein weiteres Indiz, dass die Urkraft des Willens im Aufbau der Hand angelegt ist. Die einwärts rollende Drehbewegung erzeugt Sog und Auftrieb. Das, was im physikalischen Sinne Auftrieb bedeutet, setzt sich beim Menschen im Psychischen fort, zum Beispiel als Begeisterung und Enthusiasmus. Viktor Schauberger beschreibt die Einwärts-Bewegung auf einen Punkt hin zugleich als Stille erzeugend. Für den Maler Paul Klee bedeutet die einrollende Spirale Sterben und Tod. Sterben und Tod wiederum sind nicht das Ende, sondern der Übergang in eine andere Existenzweise. In den Weisheitslehren stehen Stille und Leere für den Übergang in eine höhere Dimension. Stille und Leere sind Ausdruck der höchsten Kraftkonzentration, des Schöpferischen im Urzustand. Es ist das Gegenstück eines selbstbezogenen Willens, der Machtgelüste befriedigt und sich nicht um die Folgen des Handelns schert.
Dazu gehört die große Kunst, die Herzen der Menschen zu berühren und mit der Seele der Dinge in Berührung zu kommen.
Teilen bedeutet, dem schöpferischen Willen zur Hand zu gehen und sich als Träger für ihn zur Verfügung zu stellen. Es mag dieselbe physische Hand wie zuvor sein, aber sie hat sich verfeinert und bewegt sich in anderen Sphären. Man kann sich dies an der Verfeinerung des Tastsinnes der Finger bewusst machen. Sie ist dort gegeben, wenn über das Grobstoffliche hinaus das Feinstoffliche berührt und gespürt werden kann. Dazu gehört die große Kunst, die Herzen der Menschen zu berühren und mit der Seele der Dinge in Berührung zu kommen.
Empfehlungen zur Bewusstmachung der Handzeichnung zum Willen
Erkenne im Spiralaufbau die Teilhabe deiner Hand an dem universellen, schöpferischen Kraftprinzip des Willens zum Guten.
Erkenne, wie deine Finger sich für die Faustbildung aneinanderlegen und wie ganz natürlich daraus eine gemeinsame Einheit entsteht.
Mache dir im Ballen deiner Finger zur Faust das Prinzip der Anziehung von Willenskraft und seine Potenzierung in einem Punkt bewusst.
Liebe-Weisheits-Aspekt der Hand
Wenn man die zur Faust geballte Hand langsam öffnet, dann bildet die Stelle, bei der sich Daumen und Zeigefinger berühren, einen natürlichen Haltepunkt. Dadurch entsteht die bekannte Geste, bei der Daumen und Zeigefinger zusammen einen Kreis bilden. So geht der Punkt des konzentrierten Willens in einer spiralförmig öffnenden Bewegung der Finger über in einen Kreis. Die zwei sich gegenüberstehenden, räumlich konträren Finger, die gleichsam als zwei Hälften zusammen einen Kreis bilden, symbolisieren zusammen die zweite Grundenergie der Liebe und Weisheit. Hier mag man innehalten: Wie sehr neigen wir dazu, das Gegebene als selbstverständlich anzunehmen, ohne das Geistige, das sich dahinter verbirgt, wahrzunehmen? Hier sind die im Vorteil, die über die dargelegten Zusammenhänge staunen können. Der strenge Kritiker mag einwenden, dass die durch Daumen und Zeigefinger gebildete Form eher einem Oval als einem Kreis gleicht. Es ist die Winkelstruktur der Finger, die keinen vollkommenen Kreis zulässt. Zugleich ist es die Idee hinter der Form, die auf den ebenmäßigen Kreis verweist. Der Kreis ist das vollkommenste Gebilde im zweidimensionalen Raum, so wie die Kugel im dreidimensionalen. Er steht für Harmonie und Vollendung.
Es ist dies auch eine der wichtigsten Handgesten, mit denen der Buddha dargestellt wird. Die Bezeichnung Buddha bedeutet Erwachter, jemand, der sich durch vollkommene Weisheit, bedingungsloses Mitgefühl und große Gelassenheit auszeichnet. Diese Eigenschaften finden sich in dieser Handgeste wieder und damit das Potenzial, das in jedem Menschen angelegt ist. Die vielen bekannte Mudra-Lehre setzt an diesem Potenzial an. Die kreisbildende Handgeste erinnert daran, dass der Mensch selbst eine Öffnung hin zur Welt ist und die ganze Welt in sich trägt.
Gelassenheit entspringt aus einer tiefen Einsicht in das Wesen der Dinge.
Wer ausgehend von der geballten Faust für eine Weile still sitzend oder stehend die kreisbildende Handgeste ausführt, wird sich schwerlich der entspannenden Wirkung der Geste entziehen können. Es ist vielleicht die einfachste Geste, mit der sich die Haltung der Gelassenheit im Körper spüren lässt. Gelassenheit entspringt aus einer tiefen Einsicht in das Wesen der Dinge. Die Weisheit, wie sich der Mensch aus dem endlosen Kreis von Ursache und Wirkung, von Täter- und Opferstrukturen, von leidvoller Erfahrung herauslösen kann, indem er aufhört, sich an Dinge anzuhaften und sich von ihnen in Besitz nehmen zu lassen. Das ist eine der Voraussetzungen dafür, dass Teilen möglich wird. Erst indem der Mensch aufhört, an den Dingen angehaftet zu sein, kann sich das angelegte Potenzial der Liebe und Weisheit zeigen.
Die Art und Weise, wie Daumen und Zeigefinger zusammenwirken, ist bemerkenswert. Dazu ist es hilfreich, sich beide Finger zu vergegenwärtigen. Der Daumen ist der stärkste der fünf Finger, was darauf hindeutet, dass der Kraftaspekt des Willens am stärksten durch ihn wirkt. Zugleich hat er eine Sonderstellung, weil er von allen Fingern die größte Bewegungsfreiheit besitzt. Da er den anderen Fingern gegenübersteht, verstärkt er entscheidend die Greiffunktion. Dass der Daumen eine Sonderstellung einnimmt, zeigt sich auch daran, dass die ihm zugeordneten Gehirnregionen größer sind als bei den anderen Fingern.
Wenn man den Daumen an den Zeigefinger legt und die Hand ausstreckt, erkennt man, dass der Daumen seitlich versetzt im Winkel von 90 Grad zu den anderen Fingern ansetzt. Und wenn man den Daumen maximal von den gestreckten restlichen Fingern abspreizt, bilden Daumen und Zeigefinger ein Winkelmaß von 90 Grad. Zufall? Laune der Natur? Wohl kaum. Das Winkelmaß ist zusammen mit dem Zirkel ein wichtiges Symbol in den Mysterienschulen. Der Zirkel steht in Beziehung zum Kreis, dem Symbol der Weisheit, während das Winkelmaß und der rechte Winkel in Beziehung zum Quadrat, dem Symbol der Intelligenz und der materiellen Ebene, stehen. Das Zusammenfügen beider Symbole hat eine wichtige rituelle Bedeutung zum Beispiel bei den Freimaurern im Sinne der All-Einheit und der Vereinigung mit Gott. So ist die Hand durchdrungen von Symbolen wie dem Punkt, der Spirale, dem Kreis und dem Quadrat.
Empfehlungen zur Bewusstmachung der Handzeichnung zur Liebe-Weisheit
Vollziehe im Öffnen der geballten Faust das Prinzip der Entfaltung von innen nach außen und von oben nach unten nach.
Bilde mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis und verharre darin eine Weile. Fühle in die dabei entstehende Energie hinein.
Vergegenwärtige dir das Zusammenspiel von Daumen und Zeigefinger als Ausdruck gegenläufiger Druck- und Sogkräfte.
Der Intelligenzaspekt der Hand
Was sich über das Wesen der Hand sagen lässt, ist, dass sie von einer Intelligenz konstruiert sein muss, die jenseits des Menschlichen liegt. Einer Intelligenz, die all das umfasst, was der Mensch war, ist und sein wird. Die Kraft, die in der menschlichen Hand wirkt, ist dieselbe Kraft, die im Tier, in der Pflanze oder allgemein in der Natur wirkt. Zugleich kann man sagen: Die Kraft, die durch die Hand wirkt, hat mehr Freiheitsgrade bezogen auf das Für und Wider der Einheit. Die Freiheitsgrade ergeben sich aus der Freiheit des menschlichen Willens. Dort, wo der persönliche Wille hinter den höheren Willen tritt oder sich mit ihm vereinigt, fördert alles, was geschieht, die Einheit.
Die Kraft, die in der menschlichen Hand wirkt, ist dieselbe Kraft, die im Tier, in der Pflanze oder allgemein in der Natur wirkt.
Eine Möglichkeit, mit der Intelligenz der Hand in Berührung zu kommen, ist die Vergegenwärtigung folgender Zahlensymbolik. Der Mensch hat zwei Hände, die die elektrische Dualität des Männlichen (Pluspol) und des Weiblichen (Minuspol) verkörpern. Alles, was entsteht, entsteht aus dieser Spannung und diesem Energiekreislauf. Die Hände sind gleichermaßen Antennen für die geistige Welt und Zeugungsorgane der stofflichen Welt. Dieser Satz gibt die Bestimmung der Hände verdichtet wieder. Jede Hand hat fünf Finger, die das fünfte Prinzip der vereinigenden Quintessenz des Denkens repräsentieren, die den Menschen zu dem machen, was er ist. Das Denken entwickelt sich in Verbindung mit dem materiellen Greifen der Hände, indem es in den Erkenntnisprozess des reflexiven Begreifens der Umwelt übergeht. Die Zahl Fünf steht symbolisch für das menschliche Potenzial, den Übergang zum fünften Reich des Geistigen oder Übermenschlichen. In den fünf Fingern ist die Fähigkeit zur Vergeistigung der Materie angelegt. Die fünf Finger an jeder Hand ergeben zusammen die Zahl Zehn, die Zahl der menschlichen Vervollkommnung. Weil durch die Hände die Kräfte wirken, die hinter diesen Zahlen stehen, ist das Ende der menschlichen Vervollkommnung beschlossen. Denn Zahlen sind nicht, wie zuweilen angenommen wird, Etiketten, die man Sachen aufklebt. Vielmehr sind sie die formenbildenden Kräfte der Realität selbst. Freiheit kann es somit nicht über das Ziel, sondern nur über den Weg und die Geschwindigkeit der evolutionären Entwicklung geben.
Die Rückführung auf menschliches Maß ist das Bekenntnis zu sich als Menschen
Die Intelligenz vermittelt zwischen dem Motiv, dem Krafteinsatz und der Wirkung. Je geringer die Reibungsverluste in dieser Verwirklichungskette sind, umso mehr kommt die Intelligenz zur Entfaltung. Die Intelligenz des Handelns besteht im Gleichgewicht zwischen Druck (Daumen) und Sog (Zeigefinger). Ohne Druck geht es nicht, aber zu viel Druck ist schädlich. Was man häufig vergisst: Der größte Druck entstammt inneren Quellen – der Druck, den sich Menschen selbst machen. Etwa übertriebene Ansprüche, die in Ehrgeiz und Perfektionismus wurzeln. Selbst geschaffenen Druck beseitigt man, indem man seine Maßstäbe relativiert. Die Rückführung auf menschliches Maß ist das Bekenntnis zu sich als Menschen. Darin verbirgt sich eine ungeahnte Stärke: im »So-sein-wie-man-ist«, Größe zu zeigen. Des Menschen Bestimmung ist Größe. Doch niemals zum Preis der Herabsetzung. Wer sich selbst drückt, setzt sich herab, wer damit aufhört, lässt sich wachsen.
Sog = Begeisterung/Enthusiasmus ist als Gegenspieler von Druck wichtig. Für sich genommen greift er zu kurz und entfaltet bestenfalls ein Strohfeuer. Sog ist all das, was Leichtkraft und Auftrieb verleiht. Eine wichtige, Sog erzeugende Arbeitsweise ist das spielerische Üben. So sind beispielsweise die von Paul Degen kreierten Handzeichnungen das Ergebnis eines tagelangen Anfertigens von Skizzen und Arbeitsproben. Der Zauber des Spiels und des kreativen Arbeitens besteht darin, in der Sache aufzugehen. Insofern gibt es Parallelen zur Meditation. Das ritualisierte, rhythmische Vorgehen gewährleistet den richtigen Krafteinsatz und löst weder Ermüdung noch Verspannung aus.
Empfehlungen zur Bewusstmachung der Handzeichnung zur Intelligenz
Mache dir bewusst, welche inneren Voraussetzungen es braucht, damit aus einer Handbewegung eine rituelle Handlung entstehen kann.
Mache dir das dynamische Wechselspiel von Greifen und Loslassen bewusst. Wie leicht zuweilen das Greifen ist und wie schwer das Loslassen.
Mache dir das Verhältnis zwischen Motiv, Krafteinsatz und Wirkung bewusst. Sind deine Motive klar und eindeutig? Ist der Krafteinsatz angemessen? Kannst du Wirkungen gelassen betrachten?
Teilen als Zusammenwirken geistiger Kräfte
Wenn wir eine Entsprechung dafür suchen, wie Menschen optimal koordiniert zusammenarbeiten können, dann bietet das Zusammenspiel der Finger eine erste Vorstellung. Wie sich in den Händen das Geistige und das Materielle durchdringen, hat Leonardo da Vinci in meisterhaft-genialer Weise in seinem Bildnis »Johannes der Täufer« ausgedrückt. Alles in dem Bild ist auf das Zeigen als Verweisen auf eine tiefgründige Wahrheit und Weisheit ausgerichtet. Wahres Zeigen, so legt das Bild nahe, bedeutet Wissen und Wahrheit für andere verfügbar zu machen. Vielleicht ist das Zeigen die einfachste und weiseste Form des Teilens überhaupt. Dies, weil es sich darauf beschränkt, die Richtung zu weisen und so anderen den Raum zum Selbstsein und Selbsttun zu lassen.
Lesen ohne Handeln bedeutet, ein Verharren in der Welt der Gedanken, ein Scheinhandeln.
Was bei dem Thema der Hände von Interesse ist, ist ihre Beziehung zum Herzen. Dabei lässt sich sagen: So, wie der Mensch in seinem Herzen denkt, so ist er. Bezogen auf die Hände lässt sich ergänzen: Zu dem, was die Hände des Menschen tun, wird er. Wie oft entwickeln wir großartige Pläne? Wie oft bleiben die Hände untätig? Das ist auch die große Gefahr, das Aufnehmen von Informationen als Handeln anzusehen. Lesen ohne Handeln bedeutet, ein Verharren in der Welt der Gedanken, ein Scheinhandeln. Deshalb sind wir gut beraten, nur so viel aufzunehmen, wie wir bereit sind weiterzugeben.
Die teilende Verbindung von Herz und Hand lässt sich in der Kunst und im Wirken des Künstlers deutlich machen. Für diesen Zusammenhang ist folgende Aussage von Leonardo da Vinci bedeutsam: »Wo der Geist nicht die Hand des Künstlers führt, dort gibt es keine Kunst. Wo der Gedanke nicht gemeinsam mit der Hand arbeitet, dort gibt es keinen Künstler.« Dies ist so zu verstehen: Wenn das, was erschaffen wird, sich als Kunst erweisen soll, dann muss der Künstler zum Gefäß für den höheren Willen und die höhere Liebe-Weisheit werden. Dort, wo der Geist = Gott die Hand des Künstlers führt, entsteht Kunst. Und dort, wo er aus der Liebe zur Kunst handelt und dabei sein ganzes Können (= seine Intelligenz) zur Geltung bringt, wird er zum Künstler.
Das koordinierte Zusammenspiel der Hände ist ein Vorbild für das Teilen. Teilen ist ein geniales Prinzip, um Leistungen in Gruppen zu maximieren und gemeinsam Ziele zu erreichen, die als Wettbewerb unvorstellbar sind. Sie hat zwei Vorbedingungen: 1. Sich trivialer Vergleiche zu enthalten. 2. Das vorurteilsfreie Bekenntnis zu den Stärken und Schwächen aller. Wo man besser als andere sein will, durch Verschweigen eigener Schwächen und das Ausnutzen der Schwächen anderer, entsteht Wettbewerb und das stirbt. Die Schönheit des Teilens liegt darin, dass sich Stärken und Schwächen ergänzen, dass sich Geben und Nehmen ausgleichen, dass Wert und Würde erfahrbar werden. Durch Teilen entsteht Lichtfülle, entsprießen Lichter, die sich gegenseitig erhellen. Im Schein der Lichtfülle stirbt die Angst, im Schatten zu stehen.
Empfehlungen zur Bewusstmachung der Handzeichnung zum Teilen
Erkenne und wertschätze dich in deiner vermittelnden Stellung: in deiner Abhängigkeit von anderen (oben) und der Abhängigkeit anderer von dir (unten).
Öffne dich für die Erkenntnis: Es ist nicht wichtig, wo jemand auf der Leiter der geistigen Reife steht, da es auf das Zusammenwirken aller zum Wohle des Ganzen ankommt.
Halten wir fest: Durch den feinsinnigen, achtsamen Gebrauch der Hände wird eine neue Kreativität möglich. Über das Mitschwingen gelangt man in Resonanz mit den Urkräften der Schöpfung, und so ist es möglich, die Seele der Dinge zu berühren. Die Fähigkeit dazu ist in den Händen angelegt. Die teilenden Hände erlauben diese Art von Berührungen, und zwar wenn sie nichts mehr besitzen, wegnehmen, kontrollieren und manipulieren wollen. Stattdessen bewahren sie das Selbstsein und die Würde der Dinge. Diese Haltung ist gekennzeichnet durch eine Behutsamkeit bezogen auf die Nahzone (den Daumen) und die Weitsicht bezogen auf alles Ferne und Zukünftige (den Zeigefinger). Viel ist gewonnen, wenn diese Haltung das Verhältnis der Menschen zueinander und zur Umwelt bestimmt und so eine neue schöpferische Qualität des Miteinanders hervorbringt.
Literatur
Weis, Thomas/Wiesmann, Thorsten: Die kulturprägende Kraft des Teilens. Soziale Kreativität, Gruppendenken, Wirtschaft der Verbundenheit. Verlag: Books on Demand (2014) 272 Seiten
Wiesmann, Thorsten/Weis, Thomas: Teilen: Die Einheit von Wissenschaft, Kunst und Spiritualität. Kindle eBook (2013) 268 Seiten
Zum Autor
Dr. Thomas A. Weis studierte an der Universität Tübingen Psychologie und Pädagogik und promovierte in Sozial- und Verhaltenswissenschaften über Fantasie bei Kindern. Nach einer längeren Phase als Trainer, Berater und Coach in der Wirtschaft in Deutschland und im Ausland arbeitet er jetzt als Psychologe und Entspannungstherapeut im Gesundheitsbereich.
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