Mag. Andreas Schelakovsky und Mag. Sabine Rohart

Mag. Andreas Schelakovsky und Mag. Sabine Rohart – Tiefenökologie

Heilende Gefühle und die Kraft der Verbundenheit

Was können wir tun, um unser Verhältnis zur Erde zu heilen? Die Tiefenökologie weist auf einen Weg, der über unsere Gefühle geht. Wobei es nicht darum geht, nur »Schönes« zu fühlen, sondern darum, in die Tiefe zu gehen. Dort erwarten uns auf der einen Seite der Schmerz und die Verzweiflung um den Zustand der Welt und auf der anderen die Verbundenheit mit allen Lebewesen. Diese immer sprudelnde Quelle der Lebendigkeit schenkt uns die Kraft und die Liebe, unser Ändern wahrhaftig zu leben. 

Warum sind wir uns im Grunde alle darüber einig, dass wir unseren Kindern und Kindeskindern eine lebenswerte Welt hinterlassen wollen, und scheinen doch auf dem besten Weg zu sein, daran zu scheitern?

Es ist nur natürlich, dass unsere gegenwärtige Situation und unsere dunklen Zukunftsaussichten Angst auslösen. Aber weil wir uns vor Schmerzen fürchten und Verzweiflung ein von der Gesellschaft tabuisiertes Gefühl ist, werden diese Empfindungen im Allgemeinen nicht ausgedrückt.

»Aber weil wir uns vor Schmerzen fürchten und Verzweiflung ein von der Gesellschaft tabuisiertes Gefühl ist, werden diese Empfindungen im Allgemeinen nicht ausgedrückt.«

Es reicht weder, die gegenwärtige Krise allein auf der Informations- und Sachebene zu diskutieren, noch genügt es, die Öffentlichkeit durch Vermittlung von immer schrecklicheren Sachinformationen wachzurütteln. Denn diese Art von Informationen verstärkt nur allzu oft den Widerstand und vertieft die Gefühle von Hilflosigkeit und Apathie. Vielmehr müssen wir einander helfen, diese Furcht erweckenden Informationen auch auf der Gefühlsebene zu verarbeiten. Hier setzt die tiefenökologische Bildungsarbeit an.

Tiefenökologie – Denken wie ein Baum

Wir können für unser Vorhaben, die Tiefenökologie zu beschreiben, das Bild eines Baumes aufgreifen: Er ist uralt, und seine Wurzeln finden ihren Halt im Weisheitsschatz unzähliger Kulturen, die vor uns da waren. Über die Wurzeln hat er Kontakt mit der Quelle, die alle fühlenden Wesen nutzen. Der Baum ist einzigartig, und auch der Tiefenökologie liegt es fern, etwas zu monopolisieren. Wozu auch, es ist so viel da! Die Krone mit dem Blätterdach verbindet ihn mit dem Universum. Durch die Krone sind auch wir mit den Sternen und mit der immer scheinenden Sonne verwandt. Die Übungen und Theorien gehören uns nicht. Im Gegenteil – durch einen lebendigen Austausch werden wir nur reicher, wenn wir den Fluss der Information zulassen, denn von diesen Quellen leben wir. Verankert in der Stabilität der Wurzeln und verbunden mit der Freiheit und visionären Kraft der Krone finden wir letztendlich die Kraft, die kein Sturm umwerfen kann. Der allen Stürmen trotzende Stamm symbolisiert unser Potenzial, das sich im Alltag in drei Aspekten darstellt, die wir im Folgenden näher beschreiben wollen: Deep Questioning, Deep Experience und Deep Commitment.

»Tiefenökologie ist auch ein Sammelbecken für richtungsweisende und zukunftsfreundliche Philosophien.«

Deep Questioning – Tiefgehendes Hinterfragen

Der Tiefenökologie ist es wichtig, tiefgehende Fragen zu stellen, z. B. nach dem Wesen der Finanzmärkte, nach unseren Bedürfnissen, nach der Tragfähigkeit natürlicher Systeme, nach der Zukunftsfreundlichkeit von Technologien, nach der Natur und der Seele. Die Tiefenökologie ist auch ein Sammelbecken für richtungsweisende und zukunftsfreundliche Philosophien.

Deep Experience – Tiefgehendes Erleben

Tiefenökologische Bildungsarbeit zielt darauf ab, Räume zu schaffen, innerhalb derer Menschen Erfahrungen machen, die tiefer gehen als die rein intellektuelle Auseinandersetzung. Insbesondere die emotionale Dimension des Menschen bietet uns ein großes Potenzial tiefgehender Erfahrung.

Mag. Andreas Schelakovsky und Mag. Sabine Rohart

Um diese Erfahrungsdimension zu vermitteln, wurden und werden vielfältige Methoden der Natur- und Selbsterfahrung, des sozialen und globalen Lernens sowie der spirituellen Praxis gesammelt. Diese stammen aus den verschiedenen für eine ganzheitliche Bildung relevanten Bereichen. Integriert werden u. a. Erkenntnisse aus Systemtheorie, Gehirnforschung, Psychologie, Solidarökonomie, Ökofeminismus und Ökologie sowie der Weisheitsschatz vieler Traditionen, wie der abendländischen Philosophie, der christlichen Schöpfungstheologie, des Buddhismus oder des Schamanismus.

Deep Commitment – Tiefgehendes Engagement

Haben Menschen ihre Lage erkannt und ihre emotionale Reaktion auf den Zustand der Welt erforscht, erwächst zumeist der Wunsch nach engagiertem Handeln – nicht aufgrund moralischer Ermahnung, sondern aus einem »inneren Wissen um Verbundenheit«. Nicht mehr vom Teetrinken reden, sondern Tee trinken.

Natürlich sind Leute, die sich einer tiefenökologischen Arbeitsweise verschrieben haben, nicht per se Therapeuten oder Systemtheoretiker. Es ist die Haltung oder die Offenheit für Integration oder der Wunsch, Dinge, die getrennt waren, zu verbinden – die Kraft der Verbundenheit.

Tiefenökologische Bildungsarbeit

Daraus lässt sich ableiten, dass die Tiefenökologie ein ganzheitliches Konzept der Bildung für Nachhaltigkeit bietet. Gesellschaftlich engagierte Menschen sollen darin unterstützt werden, ihre Ausdauer, ihren Mut und ihre Kraft für ihr Tätigsein zu behalten.

»Die Erfahrungen der Lebendigkeit sind nicht immer nur schön – sie gehen in die Tiefe.«

Letztlich geht es darum, tiefes Erfahren zu vermitteln. Dabei begegnet man auch Herausforderungen und Schatten. Die Erfahrungen der Lebendigkeit sind nicht immer nur schön – sie gehen in die Tiefe. 

Tiefenökologische Workshops bieten einen Raum für die Erfahrung, nicht getrennt von der Welt zu sein, sondern eins mit ihr und innig verbunden (siehe Übungen im Anhang). Die tiefenökologischen Erfahrungen führten gemeinsam mit der Bewusstseins-Schulung zur Entwicklung des Konzepts der »Arbeit, die wieder verbindet« (siehe Literaturauswahl Macy, 2003). Das Besondere am tiefenökologischen Bildungsansatz besteht in der sorgfältigen und konsequenten Einbeziehung von Gefühlen sowie des spirituellen Erlebens; nicht im konfessionellen Sinn, sondern an der unmittelbaren und authentischen Erfahrung der Tiefendimension des Seins orientiert. Zusammenfassend definieren wir Tiefenökologie nach Sarangerel:

»Die Aufgabe tiefenökologisch inspirierten Tuns ist es, Gleichgewicht und Ganzheit zu fördern in unseren Beziehungen zu uns selbst, zu unseren Gemeinschaften, zur Natur und zur spirituellen Dimension unserer Existenz.«

Verzweiflungsarbeit: Raum für die Verarbeitung belastender Gefühle

Despair and Empowerment Work

Wer »Nachhaltigkeit« für sich und andere zum Thema macht, rückt damit auch die gegenwärtige globale Bedrohung in den Fokus der Aufmerksamkeit und mit ihr die damit unweigerlich aktivierten Emotionen wie Angst, Bedrücktsein, Verzweiflung und Hilflosigkeit. Der metatheoretische Ansatz orientiert sich an einer speziellen Form psychologischer Friedensarbeit, die in den USA als »despair and empowerment work« (verkürzt auch als »despair work«), Arbeit mit Verzweiflung und Ermutigung, bekannt ist. Sie ist die Antwort auf die Bedrohungen, denen unsere Erde und die auf ihr wohnenden Lebewesen ausgesetzt sind (vgl. Macy 1986).

Die gegenwärtige, unseren ganzen Planeten betreffende Krise ist unserem Fühlen und Denken näher gerückt. Sie umfasst sowohl die immer noch reale Bedrohung durch einen atomaren Krieg als auch die fortschreitende Zerstörung unserer Lebenssysteme, die Verbreitung menschlichen Elends in einem noch nie da gewesenen Ausmaß und die Tatsache, dass es zum ersten Mal in der Geschichte fraglich ist, ob die Menschheit insgesamt überleben wird. Die gegenwärtige Krise erfordert eine bewusste seelische und geistige Auseinandersetzung mit ihr, und zwar auf eine Weise, die Kraft gibt und Visionen einer positiven Veränderung möglich macht.

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Die Arbeit mit Verzweiflung und Ermutigung hilft uns, unser Wissen um diese Entwicklung zu erweitern, ohne von Angst, Trauer, Wut und dem Gefühl von Hilflosigkeit überwältigt zu werden. Sie versetzt uns in die Lage, Haltungen des Vermeidens und der Lähmung zu überwinden, und stärkt unsere Fähigkeit zum Mit-Leiden, unser Gefühl der Zusammengehörigkeit und unsere Bereitschaft zum Handeln. 

Verloren zwischen Ohnmacht und Allmachtsfantasien

Eine plausible Erklärung für das gegenwärtige menschliche Verhalten liefert die Theorie von der Vermeidung eines großen Schmerzes: der Ohnmachts-Allmachts-Komplex nach Richter (1982).1Dieser Abschnitt – die beschriebene Theorie und alle Literaturzitate – beruht auf der Arbeit unseres lieben Kollegen Sebastian »Aki« Valbuena (2012), der sich intensiv mit der Rolle des Ich-Bewusstseins in der globalen Krise befasst hat und darauf aufbauend ein Konzept der »Inweltbildung« formuliert. Horst-Eberhard Richter, Psychoanalytiker und Kulturphilosoph, definierte als Kern der Krise des Menschen die »kollektive Neurose« (1982, S. 192), welche die Folge einer permanenten, zwanghaften und unbewussten Verdrängungsleistung ist:

»Der Mensch könne nicht ertragen, eine Mitte zwischen Nichts und Allem zu sein. (…) Er sei verwirrt durch den Widerspruch, ein Alles vor dem Nichts, zugleich ein Nichts vor dem Unendlichen zu sein.« (Blaise Pascal, franz. Philosoph des 16. Jhd.; zit. n. Richter 1982, S. 878)

Auf seiner »verzweifelten Flucht vor der absoluten Sinnlehre« (Roszak 1994) füllt der Mensch »die Leere des Weltalls und seiner Seele mit dem Machtanspruch des Egos« (Kirchhoff 2009). Die Folgen der Flucht vor der Leere bzw. die Auswirkungen der Kompensationsversuche sind vielfältig, z. B. ein übersteigertes Kontrollbedürfnis (»Macht euch die Erde untertan!«), zwanghaftes Fortschrittsbewusstsein, Abspaltung und Vermeidung von Emotionen, ein patriarchaler Stärkekult (z. B. in der Kultur wirtschaftlichen Handelns), Verleugnung durch Überspielen (»immer jung, dynamisch und erfolgreich sein«), Beschleunigung aller gesellschaftlichen Prozesse (das »Hamsterrad«), Ablenkung durch Reizüberflutung bzw. Befriedigung durch Ersatzbedürfnisse (die Welt der Konsumartikel und des Fernsehens) sowie Betäubung bzw. hohes Suchtpotenzial (ca. 500.000 ÖsterreicherInnen leben mit psychoaktiven Substanzen; auch der exzessive Konsum von Energie und Rohstoffen kann als Suchtverhalten verstanden werden).

Der Zusammenhang mit globalen ökologischen und sozialen Krisen liegt auf der Hand: Die Summe der Vermeidungsstrategien zerstört unsere Lebensgrundlagen. Es wird auch deutlich, warum es gesellschaftlich nicht gelingt, einen einfachen, ruhigeren, bewussteren und nachhaltigen Lebensstil zu etablieren: Zu stark ist das Bedürfnis nach Verdrängung! 

Den Schmerz um die Welt annehmen

Die traditionelle Psychologie interpretiert die Tatsache, dass Menschen Schmerzen für die Menschheit empfinden können, als eine Projektion eigener Schmerzen. Die Psychosynthese (Parfitt 1992; Dönges & Brunner Dubey 2005) hingegen vertritt die Meinung, dass wir tatsächlich Schmerzen für das Ganze empfinden können, was im Kontext unserer heutigen Erkenntnisse als angemessen erscheint. Es gehört zu den Zeichen unserer Zeit und zum derzeit stattfindenden Evolutionsschritt der Bewusstseinsentfaltung, dass die Grenze der Persönlichkeit zum größeren Ganzen hin durchlässiger wird. Dies bedeutet, dass die Probleme der Gesellschaft und der Welt tatsächlich unsere eigenen Probleme sind und dass wir die Leiden und Freuden der Menschheit in uns erfahren können. Wir erkennen zunehmend, dass die gesamte Menschheit in uns lebt.

Mag. Andreas Schelakovsky und Mag. Sabine Rohart

»Aufgrund unserer tatsächlichen Erfahrung können wir erkennen, dass unser Schmerz um die Welt aus unserer wechselseitigen Verbundenheit entspringt. Dieselbe Verzweiflung, die uns, solange wir sie versteckt hielten, voneinander trennte, erweist sich nun als Bestandteil des uns alle verbindenden Gewebes. Ob diese Erkenntnis uns wie ein Blitz trifft oder ob sie uns allmählich dämmert, auf jeden Fall bedeutet sie einen Wendepunkt in unserer Wahrnehmung (…). Wir gelangen zu einer neuen Sicht von uns selbst.« (Macy 2003, S. 140) Loren Cruden (1997) beschreibt diesen Vorgang bildhaft als ein Haus, das zuerst von hohen Zäunen umgeben ist, die abgebaut werden, und dadurch wird erfahrbar, dass das Haus immer schon Teil einer unendlich großen Landschaft war.

Am Leben teilnehmen

»Alles Leben auf dieser Erde ist auf mannigfaltige Weise miteinander verbunden und alles Leben ist heilig.« (Loren Cruden)

Leben wir in der Ausrichtung, dass alles Leben heilig ist, finden wir immer wieder Zugang zu den diesem Netz innewohnenden natürlichen Kräften: der Kraft der Elemente, der Rhythmen und Jahreszeiten, der Pflanzen und Tiere, der Kraft der Berge und Flüsse …

Wenn wir nun z. B. die Kraft der Elemente in unser Leben einladen und bewusst mit der Gartenerde arbeiten, Regenwasser sammeln, einen Lehmofen bauen oder Gebetsfahnen in den Wind hängen, dann findet Resonanz statt und wir kommen vertieft in Kontakt mit den erdigen, fließenden, feurigen und luftig-leichten Aspekten unseres Lebens – wir nehmen intensiver am Leben teil!

Das Herz als Kompass

Am Leben teilzuhaben erfordert besonders, das Herz für sich und die Welt zu öffnen: »Das Herz weiß, wohin es sich wenden muss, um nach Hause zurückzufinden.« (Cruden 1997, S. 20).

»Das Herz weiß, wohin es sich wenden muss, um nach Hause zurückzufinden.«

Diese Offenheit für die Regungen des Herzens hat oft weniger mit spektakulären inneren Erfahrungen und meditativen Gipfelerlebnissen zu tun, sondern vielmehr mit der Bereitschaft, sich dem Schmerz zu stellen, sowie mit einem Stillerwerden, der Konzentration auf den Gesang der Vögel, die Ängste eines Kindes, das Rauschen der Blätter im Wind oder auf die Einsamkeit eines alten Menschen. »Diese Dinge werden Ihre Wahrnehmung vertiefen und erweitern und mit heilenden Energien in Kontakt bringen.« (Cruden 1997, S. 70f.)

Die Sehnsucht als Wegweiser

Viele Menschen tragen die tiefe Sehnsucht nach Verbundenheit und tieferer Bedeutung in sich: Das Herz sehnt sich danach, in Kontakt zu treten und am Leben teilzuhaben. Wenn wir uns für Stein und Baum öffnen, lassen wir die Grenzen unseres Selbst durchlässiger werden, wir dehnen uns aus, um mehr in uns aufnehmen zu können. Dabei erwachen die Sinne – vielleicht durch Naturachtsamkeitsübungen – und beginnen, die Sprache der Schönheit zu verstehen. Darin liegt Frieden. Wir verbinden uns tiefer mit der Quelle und kommen aus der Isolation heraus. So beginnt der Heilungsprozess. (Cruden 1997, S. 211)

»Wenn wir uns für Stein und Baum öffnen, lassen wir die Grenzen unseres Selbst durchlässiger werden, wir dehnen uns aus, um mehr in uns aufnehmen zu können.«

Die Wende – mit neuen Augen sehen

Der Aufgang zu vielen antiken Tempeln wird von furchterregenden Figuren bewacht. Nur wenn wir uns ihnen – ausgerüstet mit unseren Ressourcen – stellen, wenn wir durch unser Grauen und Grämen hindurchschreiten, finden wir den Eintritt in die Wahrheit, die auf uns wartet. Dort finden wir die wechselseitige Verbundenheit mit allem Leben, unsere »tiefe Ökologie« mit allem, was sie uns verheißt. Dies neue Bewusstsein kommt zu uns wie eine Gnade. Stephen Levine, ein Meditationslehrer, sagt, Gnade sei »ein Gefühl innerer Verbundenheit, die Erfahrung unserer eigentlichen Natur.«

»Es heißt, dass wir aufwachen sollen, aufstehen, uns auf den Weg machen. Auf uns soll gezählt werden können!
Wir werden gegenwärtig an unseren Platz auf dieser Erde erinnert. Wir haben unsere Pflichten zu erfüllen – uns selbst gegenüber, unseren Familien, unseren Nationen, der Natur und dem Schöpfer. Denn wir werden wahrgenommen in der geistigen Welt.« (Joanne Shenandoah)

Praktische tiefenökologische Übung

Weil die Erfahrung in der Tiefenökologie einen wichtigen Platz einnimmt, möchten wir im Folgenden eine Übung vorstellen, die geeignet ist, die theoretischen Bausteine erlebbarer zu machen.

Das Gewebe

Eine geleitete Meditation nach Joanna Macys Version, leicht verändert. 

Ziel: Verbundenheit vertiefen 

Anleitung:

Lege dich nieder oder sitze, entspanne, lass los … fühle deinen Atem an der Nase, in deinem Körper … fühle, wie das Atmen geschieht, wir »werden geatmet«, das Leben atmet in uns. Es atmet in jedem und jeder von uns in diesem Raum, in dieser Welt … alle Dinge teilen den gleichen Atem – das Tier, der Baum, der Mensch …, wenn du deinen Atem spürst, spüre auch dieser Verbundenheit nach … 

Wir können uns diese Verbundenheit auch als strahlende Lichtfäden vorstellen, die uns entströmen und umgeben … sie verbinden und verweben sich mit den Energien von jedem und jeder hier im Raum … das Gewebe erstreckt sich auch über diesen Raum hinaus, denn es besteht aus Beziehungen, aus Liebe und Arbeit, aus Lachen und Tränen, die wir mit anderen Lebewesen geteilt haben. 

Mag. Andreas Schelakovsky und Mag. Sabine Rohart

Lege dich nieder oder sitze, entspanne, lass los … fühle deinen Atem an der Nase, in deinem Körper … fühle, wie das Atmen geschieht, wir »werden geatmet«, das Leben atmet in uns … es atmet in jedem und jeder von uns in diesem Raum … in dieser Welt … wie das Leben eines Börsenmaklers in New York atmet, eines Erdbebenopfers auf Haiti, einer Biobäuerin in Tirol, eines ölverklebten Seevogels an der kalifornischen Küste, eines Skateboardfahrers in Rom, eines riesigen Baumes im brasilianischen Regenwald, eines versunken spielenden Kindes in Moskau … in demselben Augenblick atmet das Leben in uns, als ob wir eins wären … 

Wenn wir unseren Atem spüren, können wir vielleicht auch etwas von dieser Verbundenheit spüren … wir können uns diese Verbundenheit als strahlende Lichtfäden vorstellen, die uns entströmen und mit jeder und jedem hier in diesem Raum verbinden … dieses Gewebe erstreckt sich über diesen Raum hinaus, denn es besteht aus unseren Beziehungen: aus Liebe … Arbeit, … die wir mit anderen Lebewesen geteilt haben … der Traurigkeit, die wir für andere Lebewesen empfunden haben. Diese Beziehungen haben uns verändert, entfaltet, geprägt … 

Mag. Andreas Schelakovsky und Mag. Sabine Rohart
Mag. Andreas Schelakovsky und Mag. Sabine Rohart

Zu den Autoren

Mag. Andreas Schelakovsky, Ökologe mit Schwerpunkten in der Umweltpsychologie und -bildung. Pionier (seit 1989) der tiefenökologischen Bildungsarbeit in Österreich. Projekte für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, vor allem in der Ausbildung von MultiplikatorInnen tätig. Derzeit von einer Gehirnerkrankung (Parkinson) ziemlich gebremst, aber er ist nicht aufzuhalten.

Mag. Sabine Rohart, ausgebildete Handelswissenschaftlerin mit den Schwerpunkten Umwelt und Wirtschaft sowie Sprachen. Im internationalen Handel tätig. Leitet in ihrer Freizeit Frauenkreise und unterstützt bei der Abhaltung von Tiefenökologie-Workshops. Seit 2019 im Organisationsteam des Greenskills-Lehrgangs für zukunftsweisendes Leben und nachhaltiges Bauen.

Literaturauswahl

Ciompi, Luc (1999): Die emotionalen Grundlagen des Denkens; Vandenhoek & Ruprecht: Göttingen

Cohn, Ruth (1975): Von der Psychoanalyse zur themenzentrierten Interaktion; Klett: Stuttgart

Cornell, Joseph (1991b): Auf die Natur hören, Wege zur Naturerfahrung; Verlag an der Ruhr: Mülheim an der Ruhr

Cruden, Loren (1997): Jeder Ort ist heilig. Regeln, Riten und Erfahrungen für ein Leben im Einklang mit den Rhythmen von Himmel und Erde; Ansata: Interlaken

De Haan, Gerhard; Kuckartz, Udo (1995): Was bestimmt das persönliche Umweltverhalten – und was kann die Umweltbildung daraus schließen? In: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Hrsg.: Berliner Forum, Schulische Umweltbildung 1995, eine Fachtagung des Modellversuchs SchUB, Tagungsband. S. 78–90

Fietkau, H. J.; Kessel, H. (1986): Umweltlernen; in Callies, J. & Lob, R.: Handbuch der Umwelt- und Friedenserziehung, Bd. 1; Schwann-Verlag: Düsseldorf

Finger, Matthias (1993): Führt Umweltlernen zu verantwortungsbewussterem Handeln? Umwelterziehung 4+5 / 93. S. 18–19. Übersetzung aus dem englischen Original: Nature Herald, Issue 4/93

Fliegenschnee, Martin; Schelakovsky, Andreas (1998): Umweltpsychologie und Umweltbildung: eine Einführung aus humanökologischer Sicht; Facultas-Univ.-Verl.: Wien

Gugerli, Barbara; Frischknecht-Tobler, Ursula, Hrsg. (2011): Umweltbildung plus, Impulse zur Bildung für nachhaltige Entwicklung; Verlag Pestalozzianum: Zürich

Harding, Stephan (2008): Lebendige Erde, Gaia – vom respektvollen Umgang mit der Natur; Heinrich Hugendubel Verlag: Kreuzlingen, München

Leggewie, Claus; Welzer, Harald (2009): Das Ende der Welt wie wir sie kannten. Klima, Zukunft und die Chancen der Demokratie; S. Fischer: Frankfurt am Main

Littig, Beate (1995): Die Bedeutung von Umweltbewußtsein im Alltag, oder: Was tun wir eigentlich, wenn wir umweltbewußt sind? Europäische Hochschulschriften. Reihe 22. Soziologie. Bd. 270. Lang: Frankfurt a. Main, Berlin, Bern, New York, Paris, Wien. Zugleich: Fernuniversität Hagen, Diss.

Loibl, Elisabeth (2014): Tiefenökologie. Eine liebevolle Sicht auf die Erde; oekom verlag: München 2014

Louv, Richard (2008): Last Child in the Woods. Saving our Children from Nature-Deficit Disorder; Algonquin Books: Chapel Hill

Lovelock, James (1991): Das Gaia-Prinzip: Die Biographie unseres Planeten; Verlag Artemis & Winkler: Zürich, München

Lüpke, Geseko von; Erlenwein, Peter (2006): Projekte der Hoffnung – Der alternative Nobelpreis: Ausblick auf eine andere Globalisierung; Oekom verlag: München

Lüpke, Geseko von (2008): Altes Wissen für eine neue Zeit – Gespräche mit Heilern und Schamanen des 21. Jahrhunderts; Kösel Verlag: München

Macy, J.; Brown Young, M. (2003): Die Reise ins lebendige Leben. Strategien zum Aufbau einer zukunftsfähigen Welt; Junfermann: Paderborn

Macy, Joanna (1988): Mut in der Bedrohung. Friedensarbeit im Atomzeitalter. Ein Selbsterfahrungsbuch; Kösel Verlag: München

Macy, Joanna (1994): Die Wiederentdeckung der sinnlichen Erde. Wege zum ökologischen Selbst; Theseus-Verl.: Zürich, München. S. 294

Macy, Joanna (2008): Fünf Geschichten, die die Welt verändern: Einladung zu einer neuen Sicht der Welt; Junfermann: Paderborn

Malti, Tina; Häcker, Thomas; Nakamura, Yuka (2009): Kluge Gefühle; Verlag Pestalozzianum: Zürich

Meyer, Christian (2009a): Aufwachen, der Weg der inneren Erfahrung; Kamphausen: Bielefeld

Meyer, Christian (2009b): Texte zum Aufwachen; Zeit und Raum: Berlin 

Petri, H. (1992): Umweltzerstörung und die seelische Entwicklung unserer Kinder. Kreuz: Zürich

Pichler, Michaela; Schelakovsky, Andreas (2003): Global! Egal? Was (er)fordert unsere komplexe Welt von der Bildungsarbeit? In: Umwelt & Bildung 1/2003, S. 28–30

Porstner, Machris (2010): unveröff. Kursunterlage zum Lehrgang »Nachhaltigkeit & Lebensstil«, Ausbildungsinstitut für Erwachsenenbildung Wr. Neustadt; auf der Basis eines Skriptums von Lisa Haberkorn: Einführung in die Somatische Traumatherapie (2006)

Preuss, Sigrun (1991): Umweltkatastrophe Mensch. Über unsere Grenzen und Möglichkeiten, ökologisch bewußt zu handeln; Asanger, Reihe Umweltpsychologie: Heidelberg

Richter, Horst-Eberhard (1982): Der Gotteskomplex. Die Geburt und die Krise des Glaubens an die Allmacht des Menschen; Rowohlt: Reinbek bei Hamburg

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Unterbruner, Ulrike (1991): Umweltangst – Umwelterziehung: Vorschläge zur Bewältigung von Ängsten Jugendlicher vor Umweltzerstörung; Veritas: Linz. S. 127

Valbuena, Sebastian (2012): Die integrale Inweltbildung als pädagogische Antwort auf die Krise des Menschen; Diplomarbeit an der Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Erziehungswissenschaften

Vaughan, Frances (1990): Die Reise zur Ganzheit, Psychotherapie und spirituelle Suche; Kösel Verlag: München. S. 271

Weber, Andreas (2011): Mehr Matsch. Kinder brauchen Natur; Ullstein: Berlin

Zöller, Josephine (1999; 9. Aufl.): Das Tao der Selbstheilung. Die chinesische Kunst der Meditation in Bewegung; Ullstein TB: Berliner zwischenmenschliche Beziehungen; GwG: Köln

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