Sabine Lichtenfels - Steinkreise als spirituelle Kraftzentren

Sabine Lichtenfels – Steinkreise als spirituelle Kraftzentren

Der neu erschaffene Steinkreis von Tamera

Der neu erbaute Steinkreis der Lebensgemeinschaft Tamera in Portugal ist das spirituelle Zentrum der Gemeinschaft. Es schafft nicht nur eine Verbindung zum Ort und den vitalen Kräften der Natur, sondern es bildet auch einen Resonanzraum, der es ermöglicht, mediale Bewusstseinsebenen zu öffnen und tieferes Wissen zu erlangen.

Lichtenfels Tamera Steinkreis
Der neu geschaffene Steinkreis der Tamera-Gemeinschaft in Portugal

Sabine Lichtenfels: Schön, dass du das so intim beschreibst, weil wir tatsächlich über viele Jahre – wir nannten es damals das Wandernde Wüstencamp – einen Ort suchten, wo wir das Heilungsbiotop starten können. Im Laufe dieser Suche fühlte ich mich irgendwann seelisch entmutigt, denn ich dachte, dass wir diesen Ort nicht finden werden. Kurze Zeit später reiste ich mit meinem Kollegen Paul Giesler ins Innere von Portugal, und wir stießen dort auf den Steinkreis von Almendres, der inzwischen als der älteste Steinkreis Europas beschrieben wird. Mich berührte es damals unglaublich, dass dort mitten in der Pampa, mitten zwischen den Korkeichen, ein Steinkreis mit 96 riesengroßen Megalithen steht, der etwa 1000 Jahre älter als Stonehenge ist. Ich erinnere mich daran, wie mich damals körperlich eine Ehrfurcht ergriff, und infolgedessen begann ich mich, vertieft zu fragen, wie die Menschen in der Vergangenheit diese Erde bewohnt haben. Waren es wirklich einfache, unterentwickelte Menschen, wie es oft beschrieben wird? Oder waren es Hochkulturen, die viel über den Frieden wussten?

Seitdem habe ich den Steinkreis sehr oft besucht, immer wieder auch mit Gruppen. Wir hielten dort Wachnächte, meditierten, betrieben Traumforschung. Ich hatte das Gefühl, dass ich in Kommunikation oder in Kontakt mit der Erde war und mir Botschaften vermittelt werden, die mich überwältigten. Daraufhin schrieb ich das Buch »Traumsteine«, in dem ich beschrieb, wie mir im Traum eine Stammesgemeinschaft präsentiert wurde, die in Kooperation mit allen Wesen lebte. Dies war der Anfang meiner matriarchalen Weltsicht, die mir bereits zuvor ein Stück weit bekannt war, doch zu dem Zeitpunkt stand ich in einer medialen Verbindung zu dieser Weltsicht, die lebensverändernd auf mich wirkte. Diese erfahrene Verbindung prägte später zutiefst den Aufbau sowohl von Tamera als auch den Plan der Heilungsbiotope.

Der 3000 Jahre alte Seinkreis von Alemendres in Portugal

TV: Ihr habt daraufhin einen Steinkreis bei Tamera aufgebaut, der ebenfalls aus 96 Steinen besteht, so wie der Steinkreis aus der Megalith-Zeit. Welche Bedeutung haben die 96 Steine?

Sabine: Das ist eine interessante Geschichte. Ich versuchte damals, den Botschaften, die ich erhalte, zu vertrauen. In diesen wurde mir mitgeteilt, dass im Kern die weibliche und männliche Energie als Göttinnenkraft und Gotteskraft agieren und daraus alle Schöpfung hervorgeht. Die Zahl 96 hat eine große Bedeutung, weil es 96 Archetypen gibt, und wenn diese 96 archetypischen Kräfte gut miteinander kooperieren, also auf Kooperation statt auf Dominanz ausgerichtet sind, ist das Kernwissen für eine Friedensgemeinschaft darin vorhanden. Es war ein langer Weg, bis wir selber den Steinkreis errichtet haben. Ich erhielt zwar damals immer wieder die Aufforderung, das Wissen vom Steinkreis nach Tamera, also zu unserem Ort, zu unserer Gemeinschaft zu bringen, doch ich deutete es immer nur geistig. Irgendwann leitete ich gemeinsam mit Marco Pogatschnik, einem bekannten Geomanten, ein Seminar auf Malta. Malta ist als ein prähistorischer Ort bekannt, auf dem keine Waffen gefunden wurden und beeindruckende alte Tempel stehen. Während einer Fährfahrt berichtete ich Marco, dass ich immer wieder die Botschaft erhalte, das Wissen vom Steinkreis nach Tamera zu bringen, und er antwortete sodann, dass wir wirklich einen Steinkreis bauen sollten. Es hat eine gewisse Zeit gebraucht, bis wir uns endgültig dazu entschlossen haben, und es blieb bei dieser Botschaft: »Nehmt 96 Steine, findet heraus, welche die 96 Archetypen sind, die für euch in Tamera für eure Arbeit beim Aufbau einer Friedensgemeinschaft von Bedeutung sind.«

TV: Nun sagt ihr als Gemeinschaft, dass der Steinkreis das spirituelle Zentrum oder das spirituelle Herz der Gemeinschaft sei.

Sabine: Erst einmal mussten wir herausfinden, wo wir diesen Steinkreis errichten sollten. Ursprünglich hatten wir einen anderen Platz im Sinne, einen geomantischen Yin-Platz. Wir meditierten als Gruppe über diese Frage, und erhielten sehr klar die Antwort, dass dies nicht der richtige Platz sei. Der Steinkreis sollte am Herzplatz unseres Ortes errichtet werden, und das war geomantisch der Platz, an dem der Steinkreis heute steht. Wir versuchten in Tamera noch vor der Errichtung des Steinkreises, die Landschaft zu erforschen: »Was für Kraftorte gibt es hier? Wie stehen sie in Resonanz zueinander?« Der Ort des Steinkreises war damals unter tausend Zistrosen verborgen. Deswegen wussten wir nicht, dass sich darunter ein solch großer Platz befindet. Wenn man sich nun vorstellt, dass man den Landschaftskörper auf einer Fläche sehen und ihn wie eine Landkarte ausschneiden würde, ist der Steinkreis genau der geodätische Punkt, an dem das Gleichgewicht, die Balance gehalten ist, damit nichts kippt. Das war alles Zufall, aber es gab interessante Nebenerscheinungen bei der Frage, wo der Ort sein soll.

Tamera Community
Tamera Community

TV: Ihr fandet es über eine meditative Befragung heraus.

Sabine: Dies war eine Kernerkenntnis für mich. Bei der Entdeckung des Steinkreises wurde mir zunehmend bewusst, dass in allem ein Bewusstsein lebt: Bewusstsein in Pflanzen, Bewusstsein in Tieren, Bewusstsein im Erdkörper. Wir können lernen, unser Ich-Bewusstsein auf das Ich-Bewusstsein eines anderen Wesens einzustellen, sodass eine Kommunikation von Zentrum zu Zentrum möglich wird. Daraus entstand der Gedanke der Kooperation statt Dominanz. Fragt, bevor ihr handelt, und fragt, ob der Eingriff erwünscht ist oder nicht. Dies setzen wir konsequent um: Jeder Stein wurde befragt, ob er als Informationsträger dienen möchte und ob er sich willkommen fühle. Im nächsten Schritt mussten wir entschlüsseln, welche Archetypen für die Tamera-Gemeinschaft von Bedeutung sind.

TV: Welche sind die wichtigsten Archetypen?

Sabine: Ich möchte erst einmal über die acht Bereiche sprechen. Es war äußerst interessant für mich, dass sich der Steinkreis von Evora als eine Stammesgemeinschaft offenbarte, in dem man den menschlichen Prozess von der Geburt bis zum Tod begleitet, mit dem dahinterstehenden Weltbild, dass sich das kosmische Wesen bewusst dafür entscheidet, sich als Mensch zu inkarnieren. Infolgedessen wurden mir acht Bereiche offenbart. Der erste Bereich steht für die Pflanzen. Seine Aussage ist, dass Pflanzen Kindern bei ihrer Inkarnation helfen. Es ist ein wichtiges Prinzip, dass, wenn Kinder auf die Erde kommen, man ihnen hilft, sich mit Pflanzen zu verbinden. Es wurde gesagt, dass Kinder Pflanzen besonders leicht lesen, weil sie mit ihren Seelen in Kontakt treten können, und andersrum helfen die Pflanzenwesen dem Kind, sich körperlich zu inkarnieren. Der zweite Bereich steht für Kinder und Tiere. Wenn Kinder ein bestimmtes Alter erreicht haben, ungefähr im Alter von sieben, beginnen sie, von Tieren zu träumen, und die Tiere zeigen sich ihnen als Helferkräfte. Der dritte Bereich ist das sinnliche Erwachen. Kinder fangen auf einmal an, erotische Träume zu haben. So stellt sich die Frage, was Eros in seiner tiefsten Realität ist. Das ist der dritte Bereich im Steinkreis. Wenn diese verschiedenen Stufen der Inkarnation durchlaufen wurden, gelangt man zum nächsten Bereich, dem Bereich des reinen Denkens. So wie wir atmen, gibt es auch von Meinungen ungetrübte Gedanken, die pure Bewusstseinskraft sind. Dem wurde ein gesamter Bereich mit verschiedenen Aspekten gewidmet. Weitere Bereiche befassen sich mit dem Denken und der Manifestation sowie mit Wissenschaft und Verwirklichung. Der nächste Bereich steht für Ältestenschaft. Ein Mensch ist dann erwachsen, wenn er sein Ego kennt, es durchschaut hat und folglich Verantwortung für das Ganze übernehmen kann. Des Weiteren existiert ein Bereich für die Kooperationskräfte mit unsichtbaren Wesen, mit Engelskräften etc. Ein weiterer Bereich steht für Beruf und Berufung, Umsetzung und Manifestation sowie ein Bereich für Kulturen und Orte. Folgende Fragen erörtern wir im Bereich des Ortes: Für welche Orte stehst du? Was will der Ort, an dem du lebst, dir sagen? Wie tritt man mit einem Ort in Kooperation? Das sind die acht verschiedenen Bereiche. In diesem Raum fragten wir immer wieder nach den Kernarchetypen, die eine Gemeinschaft braucht, um in Balance und in Kooperation miteinander Gemeinschaft zu praktizieren und zu verwirklichen.

Sabine Lichtenfels Almendres Steinkreis
Sabine Lichtenfels bei de Entdeckung des Steinkreises von Almendres

TV: Der Steinkreis hat eine Kraft, die einem Orientierung auf der Suche nach den Archetypen und bei Fragen zum Ort selber geben kann. Aber auch ihr erschuft diesen Ort mit, denn ihr habt ihn durch die meditativen Befragungen ausgewählt und ihn daraufhin kreiert. Würdest du sagen, dass dieser Ort selbst eine innewohnende Kraft und Bewusstheit hat?

Sabine: Das bejahe ich. Doch diese Kraft und Bewusstheit werden stark durch die Kooperation genährt. Der Steinkreis von Tamera kann als das Kind vom Steinkreis in Evora betrachtet werden. Er ist nicht derselbe, aber dadurch, dass wir dort tief gefragt haben, offenbarten sich diese Visionen. Es ist so, als ob das indigene Friedenswissen eines Landes dort wieder zur Sprache käme. Dies kann erst in Erscheinung treten, wenn eine Kooperation zwischen Mensch und Erde, Mensch und Tier, Mensch und Pflanze entstanden ist sowie die wahre Bereitschaft, tief in den Korpus als Ganzes hineinzuhorchen. Ich glaube inzwischen, dass sich durch diese Praxis neue Kraftorte entwickeln können. Der Steinkreis ist in dieser Hinsicht wie ein neuer Kraftort.

TV: Genau. Man kann einen Ort nutzen, um ihm Fragen zu stellen. In eurem Fall, wie man eine Gemeinschaft entwickelt und pflegt.

Sabine: Genau. Das ist das momentane Bild. Vor Kurzem brachten wir ein neues Buch mit dem Titel: »Der Steinkreis« heraus, und dazu entwickelten wir Tarotkarten, wobei jeder Stein durch eine Karte repräsentiert wird. Der dahinterliegende Gedanke ist, dass das Prinzip in jeder Region angewandt werden kann. Der Tamera-Steinkreis steht speziell mit unserer Region in Verbindung. Jeder Archetyp ist in ähnlicher Weise in anderen Regionen vertreten und daraus entsteht das Bild der vernetzten Intelligenz, das wie ein Wunder für mich ist. Dabei frage ich mich immer wieder, wie es früher war. Damals gab es keine Internetverbindung. Wie ist es möglich, dass überall auf der Erde Steinkreise und Kraftplätze existieren, und ist es möglich, dass sie in spiritueller Kommunikation miteinander standen? Über dieses Prinzip, dass überall Bewusstsein ist und man lernen kann, sich zum Beispiel auf das Bewusstsein von anderen Orten auszurichten, wird es leichter verständlich.

Tamera
Tamera und der Steinkreis im Morgennebel

TV: Spannend. Man denkt häufig, dass ein Kraftort ein Ort ist, den man erst einmal finden muss, aber wie es sich nun darstellt, wird dieser in einer konkreten Situation mit erschaffen. Wir Menschen verdichten Information und erhalten daraufhin eine Resonanz, um dann in Kommunikation zu treten und Klarheit zu bekommen, oder neue Informationen, neue Weisheit sogar.

Sabine: Genau. Das Prinzip der Resonanz ist entscheidend. Ansonsten denkt man, dass es irgendwelche fixen Plätze seien, die man finden muss. Doch die Resonanz verhält sich wie in einer Liebesbeziehung. Resonanz erzeugt Kraft. Resonanz öffnet den Kanal. Ich erinnere mich, wie ich damals im Steinkreis in Evora stand und eine Eingebung nach der anderen empfing. Irgendwann fragte ich mich, was die Menschen wohl denken, die mich in dem Zustand sahen. Wahrscheinlich, dass die Lichtenfels jetzt gänzlich spinnt, denn sie kommuniziert schon mit Steinen. Aus diesem Grund erkundigte ich mich, wie ich mir diese Informationsübertragung vorstellen darf? Sitzen die Ahnen in den Steinen und teilen mir ihre Botschaften mit? Daraufhin wurde mir humorvoll geantwortet, wie das Senden oder Empfangen von Nachrichten beim Radio oder Fernsehen funktioniere? Auf diese Weise wurde mir klar, dass die Steine als Antennen fungieren, die einem dabei helfen, das Bewusstsein so zu fokussieren, dass der Kanal sich öffnet und die gewünschte Frage quasi die gewünschte Antwort anzieht. Steine verhalten sich wie Antennen für Bewusstseinsqualitäten, die im virtuellen Raum vorhanden sind und abgerufen werden können.

TV: Würdest du sagen, dass die Menschen während der Zeit der Megalith-Kultur die Steine auf diese Weise nutzten?

Sabine: So wie es mir offenbart wurde, ja. Damals wurde mir durch Träume vermittelt, dass die Menschen zu jener Zeit gelernt hatten, spirituell miteinander zu kommunizieren. Sie nutzten –vergleichbar mit unseren Telefonnummern – bestimmte Zeichen und Symbole, und wenn man sich stark auf diese konzentrierte, wirkten sie auf den gesamten Raum, sodass man bemerkte, dass jemand »anruft«. Auf diese Art kommunizierten sie miteinander, und dies ist natürlich faszinierend. Das Prinzip der Telepathie wird somit auf einem anderen Weg erklärt.

Lichtenfels Grace Pilgrimage
Grace Pilgrimage

TV: Dies ist eine hochmoderne Bewusstseinsebene, die sich mit den Erkenntnissen aus der Quantenphysik über die Informationsebene deckt. Es wird angenommen, dass die materielle, grobstoffliche Ebene nicht die alleinige Realität ist, sondern wir immer in einem Bewusstseinsraum eingebunden sind, in dem die Möglichkeit besteht, über Schwingungen, Vibrationen und Resonanz miteinander in Verbindung zu treten.

Sabine: Für mich war es eine revolutionäre Erkenntnis, da in unserem Denken unbewusst noch immer stark die Trennung zwischen Körper und Geist verankert ist. Doch plötzlich wurde mir klar, dass jeder Körper verdichteter Geist ist. Indem man lernt, sich auf das Geistige auszurichten und zu konzentrieren, öffnet sich dieselbe Ebene im Anderen und dadurch kommt die höhere Ich-Qualität zum Zug, kommt in Kommunikation, kommt in Kontakt von Herz zu Herz.

TV: Ich hörte vor Kurzem einen Vortrag über Quantenphysik, in dem die Frage, was eigentlich Bewusstsein sei, erörtert wurde. Der Referent gelangte zu dem Schluss, dass Bewusstsein auch im Ort vorhanden ist. Für Bewusstsein ist ein individuelles Subjekt nicht zwingend notwendig, sondern Bewusstheit kann all durchdringend verstanden werden. Bewusstheit ist überall, auch in Steinen oder sogar an einem Ort.

Sabine: Ja, genau. Das wird für mich immer frappierender. Unsere gesamte Individualitätsvorstellung ist von merkwürdigen Konditionierungen geprägt. Im Alten Testament spricht Gott: »Ich bin, der ich sein werde.« Das darf man nicht beim Namen nennen. Aber gerade an dem Punkt sitzt ein unglaubliches Geheimnis: das Ich-Wunder, das überall als Bewusstseinskraft existiert, und mit dieser Bewusstseinskraft kann man in Resonanz treten. Ebenfalls im Alten Testament steht die Geschichte von Moses geschrieben, wie er beim brennenden Dornbusch sagt: »Hier bin ich«. Dabei fällt er nicht unterwürfig auf die Knie und verbirgt sich aus Angst vor einer Strafe, sondern zeigt sich. Dieses Ich-Bewusstsein in allem zu entdecken, ist ein zentrales Anliegen des Abenteuers des Friedens.

Tamera Steinkreis
Kosmogramm

TV: Wie haben deine beschriebenen Erfahrungen deine Friedensarbeit geprägt? Zum Beispiel die Erkenntnis, dass überall Lebewesen und lebendige Kräfte am Werk sind und dass auch Mutter Erde ein Lebewesen ist sowie die gesamte Natur. Solche Einsichten verändern die Sicht auf die Welt, oder?

Sabine: Ja, komplett. Susanne Fischer-Rizzi oder Rosemarie Kirschmann, die mit der Gaiamantie zusammenarbeiten, sprechen immer wieder darüber, dass Europa über Jahrtausende friedlich bewohnt war. Damals gab es keinen Krieg. Diese Periode dauerte länger als unsere patriarchale Kultur an, in der auf einmal der Krieg der Vater aller Dinge wurde. Doch es ist wahr, dass alles Wissen Erinnerung ist. Es ist die Vollmacht der Friedensmatrix, wirklich den Mut aufzubringen, sie zu durchdringen und eine Wirkung auszulösen. Immer mehr Menschen erkennen, dass die Antwort nicht in Völkern, nicht in Nationen, nicht in Imperien liegt, sondern in der autonomen Bewohnung des Planeten Erde in Kooperationen, also in dezentralen autonomen Zentren. Auch ich glaube, dass dies die Antwort ist. Die Kräfte sind zudem bereit, uns zu helfen. Das Wasser würde uns helfen, wenn wir es ehrlich fragen würden, wie es behandelt werden möchte? In Israel-Palästina wurden die Ländergrenzen zugunsten der Beherrschung des Wassers auf diese Weise gezogen. Doch was würde passieren, wenn alle wüssten, dass es genügend Kräfte, genügend Wasser, genügend Ressourcen gibt, wenn wir kooperierend mit ihnen in Aktion treten würden. Ein Systemwechsel ist gefragt, aber ob wir das als Menschheit schaffen werden, ist für mich die große Frage. Der Mensch ist geistig in einer Kriegshypnose gefangen. Dies spiegelt sich in den kleinen Beziehungen genauso wie in den Verhältnissen zwischen den Nationen wider. Das Verhältnis von Mann und Frau ist ebenfalls betroffen, sowie die Genderfrage. Überall ist der Kern von der Matrix entfremdet, doch gerade der Kern braucht die Wiederverbindung mit der heiligen Matrix.

TV: Am Anfang unseres Gesprächs berichtest du über deine Meditationserfahrungen mit den Steinkreisen und dass dir in diesem Zusammenhang eine urgeschichtliche Utopie offenbart wurde. Was bedeutet sie?

Sabine: Der Begriff »Urgeschichtliche Utopie« gehört zu meinen Lieblingswörtern. Ich kann nicht beweisen, ob alles, was mir am Steinkreis gezeigt wurde, wahr ist. Doch dem folgte solch eine Resonanz, und ich erlebte in der Zeit unzählige Synchronizitäten, sodass infolgedessen der Begriff der urgeschichtlichen Utopie entstanden ist. Als das Nondum der Geschichte würde es Ernst Bloch bezeichnen. Es ist in der Erinnerung präsent, aber es trägt gleichzeitig eine Zukunft in sich, da die Utopie noch nicht ist. Dabei haben wir den Mut, auf diese Utopie, diese Vision zuzugehen. Für mich ist Vision ein wichtiger Begriff, denn in ihm trifft man auf eine universelle Realität. Die urgeschichtliche Utopie spricht davon, dass wir an den Ursprung zurückkehren, als der Mensch mit den universellen Kräften verbunden war. Wenn wir unseren Ursprung erneut in Erinnerung rufen und zu unseren Wurzeln zurückgehen, kann sich bildlich gesprochen der Lebensbaum entfalten, und auf diese Weise kann etwas korrigiert werden. Aus eigener Kraft können wir sowieso nichts mehr machen. Es muss etwas passieren, damit wir mit den Lebenskräften in Kooperation treten und sich diese Vision verwirklichen kann. Viele indigene Völker wie die Hopis sagen seit geraumer Zeit, dass wir loslassen müssen, dass wir unsere Vorstellungen loslassen und in die lebendige, heilige Starkstromkraft des Lebens wieder eintreten müssen. Nur so werden wir die Führung finden, die wir benötigen.

TV: Welche Funktion haben die Kraftorte in dieser Vision?

Sabine: In den Tagen rund um den 22. zur Sonnenwende riefen wir zu einer Friedensmeditation auf, die von der Frage begleitet wurde, was wir im Moment in dieser Situation tun könnten. Denn ich habe seit langer Zeit nicht mehr so viel Ohnmacht und Verzweiflung wie seit dem Ausbruch des Krieges in Israel-Palästina erlebt. Die unterschiedlichsten Menschen beteiligten sich an der Friedensmeditation. Einige leben in Gaza, in Israel, in Turtle Island, also in den USA, auf den Philippinen, in der Ukraine. Alle gemeinsam meditierten wir für eine Stunde und sagten, dass wir alle unsere Vorstellungen zur Seite schieben und offen sein möchten für das, was kommt.

Ich war überwältigt davon, wie viele Synchronizitäten sich ergaben, und ich empfing den Appell, an mindestens 13 Kraftplätze zu gehen, an uralte Kraftplätze, die das alte Wissen tief in sich hüten, und zur gleichen Zeit eine Meditation zu initiieren. In der Ukraine wurden mir wichtige Plätze gezeigt, auch ein alter Steinkreis in Israel oder unterirdische Gänge in der Nähe der Klagemauer. Wasser hatte dabei eine immense Bedeutung. Wir möchten etwas ausrufen und parallel dazu Aktionen starten, bei denen wir einerseits die Kräfte stärken und andererseits uns öffnen, damit die Kräfte durch uns wirken können. Wir folgen der Vision von Defend the Sacred, dass Menschen Aktionen starten, die in Verbindung mit dem Ganzen stehen. Aktuell ziehe ich mich ein wenig zurück, um zu prüfen, ob wir gerade die Kraft haben, solch eine Aktion zu initiieren. Das löst wie Geburtswehen in meiner Seele aus. Doch es ist immer wieder unglaublich, zu erleben, wie stark Kraftplätze unterstützen können und wollen, wenn der Mensch sich für den Kanal öffnet.

TV: Würdest du sagen, dass die Gemeinschaft selbst zu einem Kraftort wird, wenn man gemäß dieser Vision zusammenlebt?

Sabine: Es kommt darauf an, wie tief die einzelnen Mitglieder der Gemeinschaft die Kriegsmatrix bereits durchdrungen haben. Es ist allseits bekannt, dass auch Gemeinschaften gerade in Krisen stecken. Man umkreist immer wieder die Frage, wie Mensch und Erde wirklich wieder einander näherkommen. Doch wenn eine Gruppe von Menschen mit dem Ort und mit dem Ganzen in Kohärenz lebt, leistet sie einen zentralen Beitrag zur Verwirklichung der Vision.

TV: Möchtest du noch etwas über Terra Deva berichten?

Sabine: Wir haben in Tamera einen Ort eingerichtet, den wir Terra Deva nennen. Dies ist ein spezieller Forschungs- und Experimentierort, an dem wir ausprobieren, wie eine Kooperation mit allen Wesen aussehen kann. Wir arbeiten dort zum Beispiel mit sogenannten invasiven Wesen wie dem Eukalyptus, der in Portugal zum Feindesbaum erklärt wird, oder den Akazien, die einen vor die Frage stellen, ob es das Beste wäre, sie alle zu fällen. Dies führt einen direkt zum Kern unseres Anliegens: Was bedeutet Frieden? Tiere und Pflanzen werden ebenfalls als Feinde begriffen, doch wir fragen uns, wie man dieses Feindbild überwinden kann.

Terra Deva steht für eine Forschungsart, bei der auch diese Aspekte beleuchtet werden. Wir haben einen Rattentempel in Terra Deva, wo wir beispielsweise die Kooperation mit Ratten üben. Außerdem arbeiten wir gerade mit Wildschweinen auf der Tierebene zusammen. Es geschehen wahre Wunder, und es scheint so, als ob es sich herumsprechen würde, dass wir diese Art der Forschungsarbeit an diesem Ort praktizieren, denn es tauchen immer wieder neue Tiere auf, mit denen eine neue Balance geschaffen werden muss.

Marisis nennen wir den Landschaftspark, der gleichzeitig unsere Naturkathedrale ist. Im Zentrum befindet sich der Steinkreis, der von weiteren Kraftorten umgeben ist, an denen ein Aspekt jeweils geehrt wird, wie zum Beispiel das heilige Männliche oder das heilige Weibliche. Man kann es sich wie einen Organismus vorstellen. Wir wirken gemeinsam mit allen Kulturen im Osten, im Süden, im Westen, im Norden. Wir beobachten, was wir von ihnen empfangen und wie wir es im Sinne einer Friedenskraft verarbeiten und senden es dann wieder zurück in die Welt. Auch für diese Arbeit steht Marisis als Landschaftspark.

TV: Für euch ist die Natur ebenfalls heilig.

Sabine: Ja, alles Leben. Einer institutionellen Religion gehört keiner und keine auf Tamera an. Doch wir teilen alle die Religion miteinander, dass das Leben heilig ist. Selbstverständlich gehört die Natur als lebendiger Organismus, als sprechendes Wesen dazu.

Sabine Lichtenfels

Sabine Lichtenfels, geboren l954, studierte Theologie in Deutschland. Heute bekannt als Autorin verschiedener Bücher und als Mitbegründerin des Friedensforschungszentrums Tamera in Portugal. Sie ist Mutter zweier Töchter und Großmutter von fünf Enkeln. Sie lebt seit 1978 in Gemeinschaft und in offener Partnerschaft.

sabine-lichtenfels.com

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1 Kommentar zu „Sabine Lichtenfels – Steinkreise als spirituelle Kraftzentren“

  1. Es war eine große Freude, das Interview zu führen. Schön, dass es solche Menschen gibt, die ihr ganzen Leben einer größeren Sache widmen und sich für Frieden und das Leben einsetzen. Danke Sabine für dein Lebenswerk.
    Herzlichst, Ronald

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