Eine Form des Bewusstseins
Gewaltfreie Kommunikation ist bekannt für einen achtsamen Dialogansatz zur Konfliktlösung. Mironel de Wilde zeigt auf, wie bewusste Kommunikation darüber hinaus zu mehr Mitgefühl und Authentizität in unserem Leben beitragen kann und welche Rolle das Bewusstsein für die eigenen Gefühle und Bedürfnisse dabei spielt.
Tattva Viveka: Lass mich mit einer einfachen Frage beginnen: Was ist Gewaltfreie Kommunikation?
Mironel de Wilde: Du sagst, es sei eine einfache Frage, und wir Trainer der Gewaltfreien Kommunikation würden uns wünschen, dass dem so sei, aber es ist tatsächlich schwierig, Gewaltfreie Kommunikation auf eine einfache Definition zu reduzieren. Die meisten Menschen kennen sie als einen Ansatz zur Kommunikation, darauf deutet der Name bereits hin. Wir sprechen und kommunizieren auf eine Art und Weise, die verbindend ist, und doch würde ich es eher als eine Form des Bewusstseins bezeichnen. Ich möchte es gewaltfreies Bewusstsein nennen. Es ist eine Art und Weise, das »Anderssein« zu betrachten. Dabei vermeiden wir es, eine Trennung zwischen den Dialogpartnern zu erschaffen. Diese Trennung entsteht, wenn wir zum Beispiel darüber urteilen, was richtig oder falsch ist. Gewaltfreie Kommunikation ist angewandte Achtsamkeit, ein Bewusstseinsprozess, der unser ganzes Wesen und das Wesen der anderen miteinbezieht. Das ist die Essenz der Gewaltlosigkeit.
»Die Seele ist der Ort, an dem wir spüren, was uns wirklich wichtig ist.«
Gewaltfreie Kommunikation ist angewandte Achtsamkeit des gesamten Geistes und seiner Inhalte. Es ist eine Achtsamkeit des Herzens, der Gefühle und der Bedürfnisse. Die Bedürfnisse nenne ich gerne die Ebene der Seele. Die Seele ist der Ort, an dem wir spüren, was uns wirklich wichtig ist. Wenn wir uns all dieser Ebenen unseres Seins bewusst sind, können wir auf das zugehen, wonach wir uns wirklich sehnen, anstatt zu versuchen, Dinge zu vermeiden, die wir nicht mögen. Dies ist ein Zeichen von Authentizität. Gehen wir auf das zu, was wir wollen, oder versuchen wir, von etwas wegzukommen? Wenn wir versuchen, von etwas wegzukommen, bedeutet das, dass wir auf das Leben reagieren und vielleicht nicht völlig frei sind.
Gewaltfreie Kommunikation ist daher ein Bewusstwerdungsprozess, der uns frei macht, uns authentisch auf das zuzubewegen, was uns wichtig ist, und andere einzuladen, uns dabei zu unterstützen. Natürlich können wir auch andere in ihrem Leben unterstützen. Auf diese Weise erleben wir das Leben als grundlegend schön – selbst in seinem Schmerz und seiner Tragödie. Dem ganzen Phänomen liegt eine tiefe Schönheit zugrunde, die wir durch Gewaltfreie Kommunikation kultivieren. Aus diesem Bewusstsein heraus können wir natürlich kommunizieren und Differenzen, Schwierigkeiten und Konflikte auf der Grundlage einer grundlegenden Verbindung miteinander und mit den Sehnsüchten des anderen lösen.
TV: Welche Rolle spielt die andere Person in der Gewaltfreien Kommunikation – im Dialog?
Mironel: Wenn man in der Gewaltfreien Kommunikation sehr versiert ist, braucht man nicht zu erwarten, dass die anderen Menschen eine bestimmte Rolle einnehmen. Man lernt, sich alles, was der andere sagt, vom Herzen her anzuhören – auch wenn es eine Beleidigung oder Kritik ist. Es mag unangenehm zu hören sein oder sogar schmerzhaft, aber ich kann immer noch das Herz oder das Bedürfnis in dem hören, was der andere sagt. Wenn ich mich nicht so gut mit Gewaltfreier Kommunikation auskenne, ist es hilfreich, wenn beide Personen Verantwortung für sich selbst übernehmen und Einfühlungsvermögen für den anderen haben. Leider ist das nicht immer der Fall.
Eine oft gestellte Frage ist: »Wie kann ich gewaltfrei kommunizieren, wenn der andere das nicht tut?« Die Antwort ist: Wir sollten auf die Sehnsüchte des anderen hören und nicht auf seine Worte. Die Worte können alle möglichen Urteile, Kritik und Vorstellungen darüber enthalten, was richtig oder falsch ist oder wie die Dinge sind oder sogar darüber, was die Realität ist. Wir können uns leicht über die Realität streiten. Wenn das der Fall ist, sollten wir darauf hören, was diese Person wirklich will. Wie sähe das schönste Leben oder die schönste Welt oder die schönste Situation für diese Person aus?
Wenn ich das, was eine Person sagt, in ihre Sehnsüchte und Wünsche übersetzen kann, dann fange ich an, sie wirklich zu hören. Dann bin ich wirklich bereit, ihr zuzuhören. Ich möchte jedoch eins klarstellen: Wenn ich von dem, was die andere Person sagt, getriggert werde, ist es schwer, Empathie für mein Gegenüber zu entwickeln. Wenn das Gesagte für mich schmerzhaft ist, muss ich bei der Empathie für mich selbst beginnen. Dies ist ein Grundsatz der Gewaltfreien Kommunikation – zuerst kommt das Selbstmitgefühl. Wenn das Selbstmitgefühl erst einmal da ist, kann man, auch wenn man es nicht braucht, in der eigenen Mitte bleiben und sich die Sehnsüchte des anderen anhören.
TV: Welche Rolle spielen Gefühle in der Gewaltfreien Kommunikation?
Mironel: Gefühle spielen in der Tat eine sehr wichtige Rolle; Gefühle sind die ehrliche Antwort unseres Systems auf das Leben und der Schlüssel zur Authentizität. Ich traue der Authentizität von jemand anderem nicht, wenn ich nicht auf seine Gefühle eingestimmt bin. Denn Gefühle sind die Botschaft des Systems. So reagiere ich tatsächlich auf die Situation, auf dich und auf das, was du sagst.
»Gefühle sind die ehrliche Antwort unseres Systems auf das Leben und der Schlüssel zur Authentizität.«
Der Verstand kann uns alle möglichen Geschichten erzählen und mir zum Beispiel sagen, ich sollte in einer bestimmten Situation höflich sein. Wenn ich wütend bin, ist das jedoch meine ehrliche Reaktion, und ich habe eigentlich keine Lust, höflich zu sein. Mir ist danach zu sagen: »Du kannst mich mal!«, und das ist meine Authentizität. Gefühle sind auf eine Art und Weise wahr, wie es der Verstand manchmal nicht ist. Der Verstand ist – wie ich es gerne nenne – ein echter Übersetzer unseres restlichen Wesens. Die Gefühle jedoch sind immer wahr. Außerdem verschaffen uns Gefühle Zugang zu allem, was uns wichtig ist. Sie sind die Schlüssel, die Pforten zu unseren Bedürfnissen. Unsere Gefühle sagen uns, was wichtig ist. Sie haben im Wesentlichen zwei Komponenten. Zum einen haben sie eine Informationskomponente, also eine Botschaft, wie zum Beispiel: »Ich will Respekt oder Sicherheit.« Zum anderen haben Gefühle auch eine Form von Energie. Die Intensität unserer Gefühle sagt uns, wie wichtig das Gefühl gerade ist. Wenn es sehr intensiv ist, dann ist es sehr wichtig.
TV: Was sind nach deiner langjährigen Erfahrung in der Arbeit mit Menschen die größten Probleme und Bedürfnisse von spirituell ausgerichteten Menschen?
Mironel: Es gibt sicherlich universelle Sehnsüchte, die immer wieder auftauchen. Zum Glück sind die Grundbedürfnisse der meisten von uns befriedigt. Nach der Befriedigung unserer Grundbedürfnisse kommt unser Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Wir wollen alle einer Gruppe angehören. Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit ist ziemlich universell, daher würde ich es als spirituelles Bedürfnis bezeichnen.
»Zugehörigkeit letztlich eine Frage unserer Beziehung zum Universum, zu Gott oder zum Leben.«
Natürlich wollen wir zu einer Gemeinschaft, einer Familie oder einem Freundeskreis gehören, vielleicht sogar zu einer Nation oder einer Gesellschaft, und doch ist Zugehörigkeit letztlich eine Frage unserer Beziehung zum Universum, zu Gott oder zum Leben. Zugehörigkeit ist eine Frage wie die folgenden: »Hat meine Existenz einen Sinn? Bin ich dazu bestimmt, hier in dieser Welt oder in diesem Leben zu sein?«
Das sind spirituelle Fragen. Ein endgültiges Gefühl der Zugehörigkeit kann nur aus einem spirituellen Gefühl der Einbeziehung in dieses ganze Phänomen, das wir Existenz nennen, entstehen. Natürlich hat das viele Abstufungen und schließt daher auch Fragen ein wie: »Werde ich von den Menschen um mich herum geliebt?« Der Zweifel, den so viele Menschen in Bezug auf ihre Zugehörigkeit haben, ist im Wesentlichen ein spiritueller Zweifel.
TV: Wie kann uns die Gewaltfreie Kommunikation helfen, spirituell zu wachsen?
Mironel: In vielerlei Hinsicht, aber eine der wichtigsten Möglichkeiten ist, dass die Gewaltfreie Kommunikation uns die Werkzeuge an die Hand gibt, die Perspektive aufzeigt und uns einlädt, unsere Ganzheit anzunehmen. Durch Empathie, Selbstempathie, Selbsterkenntnis und Selbstverantwortung können wir jeden einzelnen Teil des menschlichen Wesens in uns selbst mit liebevoller, verstehender Präsenz umarmen. Und wenn ich sage, jeden einzelnen Teil, dann meine ich auch jeden einzelnen Teil – selbst die dunkelsten Schatten, die Teile, für die wir uns am meisten schämen.
»Dieses ganze Ego-Bashing der spirituellen Welt ist in der Gewaltfreien Kommunikation nicht vorhanden.«
Werfen wir einen Blick auf das Ego. Viele spirituelle Sichtweisen sagen, dass das Ego falsch ist und wir es loswerden, transzendieren oder verleugnen müssen. Dieses ganze Ego-Bashing der spirituellen Welt ist in der Gewaltfreien Kommunikation nicht vorhanden. Es wird als ein weiterer schöner Teil des menschlichen Wesens verstanden, der uns dient und uns glücklich machen will. Das gilt auch für jeden anderen Teil von uns und jede einzelne Emotion, einschließlich Depression, Wut und Schuld. Sie alle sind Mechanismen in unserem Wesen, die wertvolle Bedürfnisse in sich bergen, die wollen, dass wir uns im Leben bewegen und glücklich sind. Dieses Annehmen unserer Ganzheit ist für mich eine Brücke zwischen den verschiedenen traditionellen, spirituellen Ansätzen und unserem Leben. Das gilt zum Beispiel auch für die Meditation, deren Erkenntnisse und Wirkungen wir dann im Alltag leben. Gewaltfreie Kommunikation bringt Spiritualität in unser tägliches Leben, in den Supermarkt, in unsere Beziehungen und in unsere täglichen Kämpfe.
Für mich war das eine wichtige Brücke. Ich meditierte viel, machte viele Retreats. Und danach habe ich mich manchmal über die Trennung zwischen meinem spirituellen Leben, in dem ich kosmische Erfahrungen aller Art machte, und dem Supermarkt, in dem es meine Lieblings-Erdnussbutter nicht gab, gewundert. Dann war ich so frustriert, wie man es nur sein kann. Ich verstand nicht, was los war, denn es gab hier eine Spaltung. Es lag daran, dass mein Ego-Verstand und meine Herz-Seele keine Beziehung zueinander hatten. Die Gewaltfreie Kommunikation gab mir die Möglichkeit, diese beiden wesentlichen Teile meines Wesens, mit denen ich meine ganze Zeit verbringe, also entweder in meinem Ego-Verstand oder in meiner Herz-Seele, zu verbinden. Jetzt können sie zusammen abhängen.
TV: Du hast auch über Authentizität gesprochen. Wie kann Gewaltfreie Kommunikation Authentizität unterstützen? Was ist die Bedeutung von Authentizität?
Mironel: Ich spreche definitiv viel über Authentizität. Für mich ist es eines der wichtigsten Themen, wenn es darum geht, ein ganzer Mensch im Leben zu sein. Authentizität bedeutet, seine persönliche Realität so anzuerkennen, wie sie ist, in diesem Moment. Ich bin tatsächlich so, wie ich in diesem Moment bin. Das ist ein grundlegender Ausgangspunkt. Viele spirituelle Traditionen sagen: »Fang da an, wo du bist.« Und das macht Sinn! Wo sollte man sonst anfangen?
Ich glaube aber nicht, dass es so einfach ist, denn um dort anzufangen, wo man ist, muss man wissen, wo man ist. Wir müssen wissen, was in uns vorgeht und warum wir tun, was wir tun. Vielleicht gibt es Vermeidungsmechanismen, die vorhanden sind, weil du etwas nicht fühlen willst. Authentizität bedeutet, Selbstwahrnehmung zu entwickeln, um zu wissen, was wirklich in deinem Körper, in deinem Herzen und in deinem Geist vor sich geht. Dann können wir den Mut entwickeln, dies in unseren Beziehungen zu leben und uns den Menschen um uns herum zu zeigen.
Gewaltfreie Kommunikation ist ein Bewusstwerdungsprozess und eine Übung, sich seines Geistes bewusst zu werden. Was sind meine Urteile? Was sind meine Beobachtungen? Ich unterscheide zwischen der Realität, der wir alle zustimmen würden, und meiner Interpretation, meiner Meinung oder Bewertung davon. Ich könnte sagen: »Dieser Raum ist ein totales Durcheinander.« Das ist eine Bewertung, und tatsächlich liegen vielleicht vier Kleidungsstücke auf dem Boden. Dies ist ein Bewusstseinsprozess. Ich werde mir meiner Gefühle und sogar der Nuancen meiner Gefühle bewusst. Wenn ich sage, dass ich mich heute verwirrt fühle, dann ist das ein bestimmtes Gefühl. Dann werde ich mir meiner Bedürfnisse bewusst und stelle die Frage, was mir im Moment wichtig ist.
Zum Beispiel: Ich rege mich auf, wenn mein Mitbewohner den Abwasch nicht macht – aber geht es wirklich um den Abwasch? Oder geht es um eine tiefe Sehnsucht nach Zuwendung, die ich als Kind nie verspürt habe? Denn so etwas wie ein unverhältnismäßiges Gefühl gibt es nicht. Die Leute sagen, man reagiere unverhältnismäßig oder man sei »zu viel«, sie meinen, man solle sich nicht so aufregen.
Nein! Reg dich auf! Wenn du dich authentisch aufregst, dann ist es Teil deiner Authentizität, das zu zeigen, so zu sein, aber auch die Verantwortung für das zu übernehmen, worüber du dich wirklich aufregst, und das ist normalerweise nicht der Toilettensitz oder die Zahnbürste oder die Dinge, über die sich die Leute normalerweise aufregen.
Das ist also die Bedeutung von Authentizität. Ich bin mir dessen bewusst und habe den Mut, dies mit den Menschen um mich herum zu teilen. Das bedeutet letztendlich, dass ich eine tiefe Verbindung eingehen kann. Authentizität ist die wichtigste Zutat für das Fundament des Glücks, das für die meisten von uns, wenn du nicht irgendwo als Einsiedler lebst, tiefe Verbindung ist.
TV: Ich denke, dass Gewaltfreie Kommunikation eine Methode ist, aber keine spirituelle Ideologie. Sie ist neutral gegenüber Glaubenssystemen. Stimmst du dem zu?
Mironel: Es ist definitiv eine Methode, und es gibt bestimmte Praktiken. Und doch, wie ich schon sagte: Sie ist auch eine Art von Bewusstsein. Ich weiß nicht, ob man es eine Ideologie nennen möchte, denn es ist keine Religion mit eigenen Lehren und so fort, aber es hat auf jeden Fall eine Philosophie. Wenn du es eine Ideologie nennen willst, dann würde ich es »gelebte Non-Dualität« nennen. Es geht darum, aus dem Gefühl herauszutreten, dass es etwas Richtiges oder Falsches, Gutes oder Schlechtes gibt oder dass es eine moralische Verpflichtung gäbe. Es ist sicherlich ein Paradigma, eine Perspektive, oder man könnte sagen, eine Ideologie.
TV: Die Definition einer Ideologie ist für mich, dass es immer etwas Gutes und etwas Schlechtes gibt. Wir folgen einem bestimmten Wertesystem oder Glaubenssystem. Aber du sprichst davon, dass wir die Bewertung von Gut und Böse überwinden.
Mironel: Ja, das können wir mit Sicherheit sagen. Eines der Mantras, das die Gemeinschaft der Gewaltfreien Kommunikation verwendet, ist ein Gedicht von Rumi:
Draußen,
jenseits der Vorstellungen
von Richtig und Falsch,
liegt ein Feld.
Dort werden wir uns treffen.
TV: Welche Rolle spielt Mitgefühl in der Gewaltfreien Kommunikation?
Mironel: Mitgefühl ist für mich ein natürliches Ergebnis von Verständnis. Wenn ich verstehe, dass jeder, auch ich, alles tut, was er tut, weil er glücklich sein will, dann kann ich Mitgefühl für ihn haben. Ich kann sogar Mitgefühl für die tragischsten Ausdrucksformen des Versuchs von Glück, wie Gewalt, haben. Es gibt einen Grundsatz, der im Grunde genommen besagt: Jeder tut immer sein Bestes. Wenn du es besser machen könntest, würdest du es tun. Das ist das Beste, was du tun kannst.
Dafür habe ich Mitgefühl, denn mit den inneren und äußeren Ressourcen, die man hat, schafft man genau das, und bei mir löst dies ganz natürlich Mitgefühl aus. Wir tun alle unser Bestes. Wir alle finden unseren Weg durch das Leben. Was uns am meisten unterstützen kann, ist ein liebevolles Verständnis und ein JA zu allem, was auftaucht.
Auf diese Weise integrieren wir unsere Wunden und Verletzungen und erkennen sie an. Das bedeutet, wir integrieren unseren vergangenen Schmerz. Und 97 Prozent unseres Schmerzes ist vergangener Schmerz. An sich entsteht nicht viel Schmerz in der Gegenwart. Es ist fast immer ein Schmerz aus der Vergangenheit. Um den Auslöser wieder zu reintegrieren, ist Mitgefühl die Schlüsselkomponente. Dann ist es wichtig zu sagen: Ich kann diesen Schmerz fühlen und ich kann ihn voll und ganz willkommen heißen. Es gibt keinen Grund, ihn zu vermeiden, keine Notwendigkeit, dass er sich anders anfühlt, als er ist. Es gibt keine Bedingung, wie lange er andauern sollte. Das ist Mitgefühl. In der Gegenwart des Mitgefühls können die Teile von uns, die verwundet sind, wieder in unsere Ganzheit integriert werden. Das ist es, wonach sich die Menschen sehnen, wenn die Verwundung geschehen ist. Das ist die Rolle des Mitgefühls.
TV: Wie kann uns die Gewaltfreie Kommunikation dabei helfen, Konflikte mit anderen zu lösen?
Mironel: Das ist die Hauptanwendung der Gewaltfreien Kommunikation und das, wofür sie am bekanntesten ist. Sie hilft uns, Konflikte zu lösen, indem sie uns dabei unterstützt, uns auf der Ebene unserer Bedürfnisse zu verbinden. Die Unterscheidung zwischen unseren Bedürfnissen und unseren Strategien ist ihr wichtigster Beitrag. Konflikte gibt es nur auf der Ebene der Strategien. Ich will dies tun, du willst das tun. Wenn wir aus dieser Strategie heraustreten und uns auf die Bedürfnisse dessen einlassen, was für mich im Moment wichtig ist, und auf die Bedürfnisse dessen, was für den anderen im Moment wichtig ist, dann haben wir eine offene Möglichkeit. Wir sagen: Haltet euch an eure Bedürfnisse, sie sind das, was zählt. Und gebt euren Strategien Spielraum. Es gibt tausend Möglichkeiten, wie die Situation gehalten, geehrt oder erfüllt werden kann.
Marshall Rosenberg, der Begründer der Gewaltfreien Kommunikation, sagte: »Jeder Konflikt kann in 20 Minuten gelöst werden, nachdem man die Bedürfnisse des anderen tief verstanden und wertgeschätzt hat.« Um an diesen Punkt zu gelangen, bedarf es jedoch einer langen Zeit und einer Menge Arbeit. Es ist bereits schwierig, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen, sie mitzuteilen und den eigenen Schmerz zu überwinden, damit man den anderen hören kann. All das kann viel Zeit in Anspruch nehmen.
Wenn man einmal so weit ist und sagen kann, dass man wirklich versteht, was der andere braucht, und in der Lage ist, diese Bedürfnisse zu achten und zu respektieren, wenn man schätzen kann, was der andere schätzt, und umgekehrt, dann wird es möglich, Strategien zu finden, die allen Bedürfnissen gerecht werden. Dazu gehört auch, bestimmten Bedürfnissen Vorrang einzuräumen und den Raum zu haben, unerfüllte Bedürfnisse zu betrauern. Am Ende steht die Konfliktlösung oder Transformation.
TV: Was ist mit der inneren Gewalt, wenn wir diese Art der Kommunikation führen und versuchen, unsere eigenen Bedürfnisse und die des anderen herauszufinden? Es ist eine sehr subtile Gewalt, die darin besteht, sich selbst Geschichten zu erzählen …
Mironel: Das ist der Schwerpunkt von Living Compassion (Gelebtem Mitgefühl), das mit der Gewaltfreien Kommunikation verbunden und von ihr inspiriert ist. Sie konzentriert sich auf unsere innere Beziehung. Das ist die Beziehung, die wir zu unserer »inneren GFK« (inneren Gewaltfreien Kommunikation) haben. Ich finde, das ist der wichtigste Ausgangspunkt. Ich würde sogar sagen: Solange es innere Gewalt gibt, wird sie als äußere Gewalt zum Vorschein kommen, wenn sie bestimmte Schwellen überschreitet. Wenn es keine innere Gewalt gibt, verschwindet die äußere Gewalt von selbst.
In der Tat haben wir alle einen inneren Kritiker. Wir alle haben eine Stimme, die ich die »Mehr-Stimme« nenne. Du solltest »mehr« sein: Du solltest schöner sein, mehr Geld haben, stärker sein, intelligenter sein, mehr Selbstvertrauen haben. Wir alle haben eine solche Stimme, und diese Stimme meldet sich oft heftig und sagt uns im Grunde, dass wir nicht gut genug sind oder dass das, was wir tun, nicht in Ordnung ist.
Meine Beziehung zu meinem inneren Kritiker, zu meiner »Mehr-Stimme«, wird zum Kern meiner Kultivierung von Gewaltlosigkeit in mir selbst, in meinem Leben und in meinen Beziehungen. Es ist ein gutes Zeichen, wenn ich diese Stimme hören und sagen kann: »Wow! Du willst wirklich, dass ich der Beste bin, du willst wirklich, dass ich Erfolg habe und besser werde.« Ich höre auf die Sehnsucht in dieser Stimme und nicht auf die Botschaft, dass ich zu dick bin. Ich höre die Sehnsucht nach Leichtigkeit, Lebendigkeit, Gesundheit, Ausstrahlung, Schönheit und der Möglichkeit, mich in meiner Beziehung oder wo auch immer gut zu fühlen! Ich habe Mitgefühl für eine Stimme, die keinen anderen Weg kennt, sich zu zeigen. Ich habe Mitgefühl für eine Stimme, die nur verurteilend sein kann. Gewöhnlich ist das die Stimme eines anderen: die Stimme meiner Mutter, die meines Vaters oder die meines Lehrers oder auch eine Kombination davon.
Ich habe auch Mitgefühl mit denjenigen, die aufgrund ihrer eigenen Geschichte und der ihrer Eltern nicht die Möglichkeit hatten, sich liebevoller zu zeigen. Indem ich dieses Mitgefühl in mein ganzes Wesen einbringe, mache ich meine innere Welt, wenn auch sehr subtil, zu einem gewaltfreien Raum. Eine weitere Kerndimension davon ist das, was wir Selbstverantwortung nennen. Das bedeutet, dass ich auch meine gesamte Erfahrung anerkenne. Alles, was ich erlebe, alles, was ich fühle, alles, was ich denke, kommt aus meinem System, und niemand ist für die Reaktion verantwortlich, die in mir entsteht. Das heißt, wenn ich die volle Verantwortung für mich selbst übernehme, lebe ich ein Leben frei von Schuldzuweisungen und Beschwerden. Ein Leben ohne Schuldzuweisungen und ohne Beschwerden ist die Einladung zur inneren Gewaltlosigkeit oder zum lebendigen Mitgefühl.
TV: Das klingt sehr friedlich.
Mironel: Das kann es sein. Es ist nicht friedlich in dem Sinne, dass man immer gleichmütig ist und sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt. Es ist friedlich in dem Sinne, dass auch fehlender Frieden willkommen ist. Was sich ändert, ist der Widerstand gegen den Nicht-Frieden. Wut ist willkommen, Traurigkeit ist willkommen. Ich nenne es eine andere Art von Gleichmut. Es ist nicht der Gleichmut des Meditierenden, der so mit einem höheren Wert verbunden ist, dass ihn menschliche Werte nicht mehr bewegen. Es ist der Gleichmut, der den gesamten Tanz des Lebens umarmt. Es ist in Ordnung, wenn wir uns vor einer Minute noch glücklich gefühlt haben und jetzt sehr wütend sind, weil uns unser Freund etwas erzählt hat. Wir denken, wir sollten uns immer noch glücklich fühlen, weil wir uns vorher glücklich gefühlt haben. Wenn er das nicht gesagt hätte, wären wir immer noch glücklich. Das ist unser Widerstand.
Dann ist es wichtig, loszulassen und zu sagen: »Okay, ich war glücklich und jetzt bin ich wütend.« Doch ich werde den Fluss des Lebens umarmen und werde die Wut nicht schlechter machen als das Glück. Wut ist ein anderer Ausdruck des Lebens. So ist das Leben jetzt in mir, und es verhält sich wie die Natur, in der es Wasser und Feuer gibt. Ich mache Vulkane nicht besser oder schlechter als Wasserfälle. Die Natur ist unglaublich. Jeder Teil des Dschungels hat eine Funktion. Die Schlange und der Skorpion sind genauso wichtig wie die Orchidee und der Schmetterling. So ist es auch in meinem eigenen inneren Raum. Das ist der Frieden. Der Frieden besteht darin, den Nicht-Frieden zu schätzen.
TV: Es geht darum, das Hier und Jetzt, die Gegenwart, wirklich zu akzeptieren.
Mironel: Ganz genau. Es ist eine bestimmte Art zu leben, im Hier und Jetzt zu sein. Vielleicht ist es inzwischen ein Klischee – aber es gibt das Sprichwort, dass Schmerz unvermeidlich, aber Leiden optional ist. Leiden ist der Widerstand gegen den Schmerz. Es gibt die Vorstellung, dass es keinen Schmerz geben sollte oder dass er falsch sei. Schmerz ist nicht falsch. Schmerz ist eine wichtige Botschaft unseres Systems darüber, was wir brauchen. Es ist wunderbar, das zu wissen. Wenn ich meinen Schmerz wirklich schätzen kann, dann trete ich aus dem Leiden heraus und in die Akzeptanz hinein.
TV: Dieser Schmerz ist ein Gefühl und deshalb werden Gefühle nicht beurteilt oder bewertet. Sie sind alle in Ordnung und Teil meiner selbst. Mein Gefühl abzulehnen, bedeutet, mich selbst abzulehnen.
Mironel: Genau, so ist es, und in gewisser Weise lehnt man so das Leben selbst ab.
TV: Es ist eine Energie, mit der man umgehen muss. Nicht gut, nicht schlecht …
Mironel: Es ist das Leben. Es gibt nichts im Leben, was schlecht ist.
TV: Ich bin neugierig, mehr über deine aktuelle Arbeit als GFK-Entwicklungsberater in Nepal zu hören. Bitte erzähle uns über deine Erfahrungen, über das, was du dort unterrichtest, und die bisherigen Ergebnisse.
Mironel: Ich bin jetzt seit etwa fünf Monaten in Nepal. Auch wenn das nach einer ganzen Weile klingt, ist es noch zu früh, um über Ergebnisse zu sprechen. Man braucht Zeit, um anzukommen, die Menschen kennenzulernen und zu verstehen, wie die Dinge funktionieren. Das Interessante am Unterrichten in Nepal ist, dass ich vieles, was ich tue, mit einem Übersetzer machen muss. Ich lerne also, mich kurz und bündig zu fassen. Ich lerne, so viel wie möglich mit so wenigen Worten wie möglich zu sagen. Ich habe in Nichtregierungsorganisationen unterrichtet, was sehr interessant ist, weil jede Organisation ihre eigenen Bedürfnisse hat. Neben all den Bedürfnissen der Menschen gibt es eine Reihe von organisatorischen Bedürfnissen.
Mein Hauptprojekt ist jetzt, Gewaltfreie Kommunikation in die Schulen zu bringen. Wir arbeiten mit drei Gymnasien zusammen, mit zweien im Kathmandutal und einem in einer anderen Region. Ich bin begeistert von dieser Anwendung, denn gewaltfreier Unterricht ist ein ganzheitlicher Ansatz für die Erziehung, bei dem der Lehrer niemanden ins Unrecht setzt. Das gleiche Prinzip lässt sich auch auf Bildung übertragen. Wenn ein Kind 2+2=5 sagt, würde man nicht sagen: »Du hast Unrecht!« Du würdest sagen: »Oh, das ist interessant, ich frage mich, wie du zu dieser Antwort gekommen bist, denn ich bin auf eine andere Antwort gekommen.« Also finden wir das gemeinsam heraus.
Gewaltfreies Unterrichten bezieht wiederum die Ganzheit eines Wesens, eines Schülers, mit Neugierde und Offenheit ein. Während der traditionelle Unterricht auf einer Menge von Urteilen basiert, ist der gewaltfreie Unterricht ohne Urteile und daher eine radikale Veränderung. Ich freue mich darauf, denn die Schulen in Nepal sind sehr offen, voller Vorfreude und aufnahmebereit.
Ich bilde zudem Mediatoren und Berater aus. Nepal hat ein erstaunliches Mediationssystem. In jeder Gemeinde gibt es ein Mediationszentrum, weil man das Justizsystem entlasten möchte, das nicht so robust ist. In ganz Nepal gibt es Tausende von Mediatoren, die jedoch nur eine Grundausbildung erhalten haben. Ich bilde die Ausbilder der Mediatoren aus, denn Gewaltfreie Kommunikation hängt stark mit Mediation zusammen. Sie hilft Menschen, miteinander in Kontakt zu kommen, und bietet Konfliktlösung. Die Ausbildung von Beratern und die psychosoziale Unterstützung sind weitere Aspekte meiner Projekte. Ich bilde auch Berater und Ausbilder von Beratern in Traumabewusstsein und einer mitfühlenden Perspektive aus. Auf diese Weise können sie die Ganzheit des Menschen erfassen und sind wirklich in der Lage, für eine andere Person da zu sein. Ich arbeite dabei mit einem Ansatz, der besagt, dass mit jedem Einzelnen jederzeit alles in Ordnung ist. Wichtig dabei ist, sich die verschiedenen Teile in uns selbst und den anderen anzusehen und herauszufinden, wonach sich jeder Teil in uns und den anderen sehnt.
TV: Wow! Ich stelle mir gerade vor, wie die Welt aussehen würde, wenn alle Schulkinder in Gewaltfreier Kommunikation unterrichtet würden. Vielleicht wäre in ein paar Jahren alles anders.
Mironel: Dem stimme ich voll und ganz zu. Denn selbst wenn ein Lehrer sagt, dass eine Antwort falsch ist, landet das unterbewusst beim Schüler und gibt ihm das Gefühl, falsch zu sein. Es nährt den Teil, der sich nicht sicher ist, ob er in Ordnung ist. Auf diese Weise verlieren wir tragischerweise fast alle unsere Unschuld während der Schulzeit. Selbst wenn die Lehrer wohlmeinend und meist freundlich sind – und tragischerweise sind nicht alle Lehrer so freundlich –, führt diese urteilende Haltung im Grunde genommen zu einer inneren Verurteilung.
»Gewaltfreie Kommunikation ist weitgehend ein Verlernprozess. Wir verlernen zu urteilen.«
Kinder können Gewaltfreie Kommunikation oft schneller lernen als Erwachsene, weil Gewaltfreie Kommunikation weitgehend ein Verlernprozess ist. Wir verlernen zu urteilen. Kinder haben noch nicht gelernt zu urteilen, also verstehen sie es sofort.
TV: Ich denke, dass die Beurteilung und der Verlust der Unschuld sehr früh beginnen. Ich sehe, wie Eltern ihre Kinder behandeln, und auch, wie Kinder gut oder sogar die Besten sein wollen.
Mironel: Auf jeden Fall. Gewaltfreie Erziehung ist ein Thema für sich. Wir werden auch die Eltern der Schüler in den Schulen unterrichten. Wir unterrichten die Lehrer, die Schüler und die Eltern, was das Dreieck vervollständigt. Das ist sehr interessant. Feedback ist auch ein großes Thema in der Gewaltfreien Kommunikation. Da geht es beispielsweise um die Frage, wie wir Wertschätzung zeigen. Zu sagen, dass man gut ist, ist in der Tat ein Urteil, und selbst wenn es ein nettes Urteil ist, schafft es eine Trennung. Ich bin der Beurteilende und du bist der Beurteilte; wir sind nicht auf der gleichen Ebene. Ich bin jetzt die Autorität, die weiß, was gut und schlecht ist, und du bist derjenige, der Gegenstand meiner Meinung ist.
Anerkennung zu geben, würde so klingen: »Es berührt mich, weil ich so viel Kreativität sehe, und das gefällt mir.« Hier drücke ich mich selbst aus und stelle mich nicht wertend über den anderen. Ich sage nur, was in mir vorgeht, um meine Wertschätzung mitzuteilen. Also ja, das ist ein großes Thema, und das Gleiche gilt auch für Kritik. Dort ist es noch wichtiger, aber auch Wertschätzung sollten wir gewaltfrei äußern.
TV: Hast du eine Vision für eine friedliche Welt und wie würde diese aussehen?
Mironel: Für mich wäre Gewaltfreie Kommunikation die Grundlage meiner Vision. Ich mag den Satz: eine Welt, die für alle funktioniert. Es wäre eine Welt, die die Bedürfnisse in den Vordergrund stellt und wirklich nur die Frage stellt: Was brauchen wir? Was brauchen wir wirklich? Mit diesem Wort »wirklich« komme ich auf die Authentizität zurück. Ich denke, wir haben Dinge, die wir wirklich brauchen. Wir brauchen wirklich genügend Nahrung und Unterkunft, Bildung und Gesundheitsfürsorge für alle. Und dann gibt es all das, was wir nicht wirklich brauchen, nämlich eine Konsumkultur, die im Grunde aus unserem Wunsch, uns selbst zu vermeiden, Kapital geschlagen hat. So viele menschliche Aktivitäten, so vieles von dem, was wir tun und herstellen, dient dazu, uns davon abzulenken, uns selbst wirklich zu spüren und zu wissen, wer wir sind und was die Herausforderungen des Lebens sind.
In meiner idealen Vision von einer Welt, die für alle funktioniert, würden wir das Vermeidungsverhalten weglassen. Wir würden auf all die Wegwerfprodukte aus Plastik verzichten, die wir kaufen, um das Gefühl zu haben, etwas gekauft zu haben, oder die wir kaufen, um vorübergehend eine kleine Lücke in unserer Psyche mit Dingen füllen, nur um sie dann wegzuwerfen und das Nächste zu kaufen. Wir würden all die Inhalte überspringen, die wir sehen und konsumieren, die uns ablenken und unsere Zeit in Anspruch nehmen und diese Lücke füllen, sodass wir gar nicht darüber nachdenken müssen, was wichtig oder schmerzhaft ist.
In meiner idealen Welt hätten wir eine Kultur der tiefen Empathie, sodass sich jeder sicher fühlt, wenn er sagt, was wirklich in ihm vor sich geht. Es gäbe ein gemeinsames, kollektives Verständnis für das, was in jedem Einzelnen vor sich geht. Wir wären in der Lage, all das willkommen zu heißen, es zu hören, es zu lieben und dafür zu sorgen. Wenn wir eine Kultur der Empathie hätten, in der Authentizität gefeiert wird, sodass die Menschen sich sicher fühlten, so zu sein, wie sie sind, dann würden viele Probleme, die wir als die Probleme der heutigen Welt bezeichnen, gelöst werden. Der Überkonsum und alle damit verbundenen Umweltprobleme würden drastisch reduziert werden.
Insbesondere Konflikte, ob international oder persönlich, würden drastisch reduziert werden, und es gäbe mehr Ressourcen. Es wäre besser, wenn Paare Menschen hätten, an die sie sich wenden könnten, anstatt zu versuchen, miteinander zu kommunizieren, wenn die Partner voneinander getriggert werden und offensichtlich nicht dazu in der Lage sind. Es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen; es braucht ein Dorf, um ein Paar zu heilen; es braucht ein Dorf, um einen Schüler zu bilden. Im Grunde genommen besteht die Vision darin, dieses Dorf oder alle diese Dörfer authentischer menschlicher Beziehungen zu schaffen. Ich sehe darin die Lösung für einen Großteil unserer heutigen Herausforderungen.
TV: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führten Ronald Engert und Stefanie Aue.
Mironel de Wilde wurde in Gewaltfreier Kommunikation und Living Compassion (Gelebtem Mitgefühl) ausgebildet. Er arbeitet derzeit als Entwicklungsberater für Gewaltfreie Kommunikation für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in Nepal. Er ist Friedensberater und Shaivismus-Lehrer.
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