Eine magische Reise zur weiblichen Urkraft
Kakao-Zeremonien erfreuen sich einer steigenden Beliebt- und Bekanntheit im europäischen Raum. Christiane Krieg, bewandert in schamanischen Praktiken, erläutert die Herkunft und Geschichte der Kakaobohne und erklärt, wie die herzzentrierende Wirkung des Kakaos sowohl in einer Zeremonie in einer Gruppe als auch allein entfaltet und sinnvoll eingesetzt werden kann.
Schokolade ist überall auf der Welt beliebt, doch nur wenige wissen, dass der Kakaobaum eine uralte spirituelle, lehrende Schamanen-Pflanze ist.
»Jeder Pflanze wohnt aus schamanischer Sicht ein Spirit inne.«
Jeder Pflanze wohnt aus schamanischer Sicht ein Spirit inne. Dem Kakao wird dabei ein besonderer Geist zugesprochen. Kaum eine Pflanze verbindet uns so sehr mit Mutter Natur, mit der weiblichen, schöpfenden und inspirierenden Kraft in uns allen, wie die Kakaopflanze. Der Kakao hat eine herzzentrierende Wirkung, verbindet die fühlende Ebene sanft mit dem Verstand und schafft einen Raum voller Geborgenheit. Er unterstützt die bewusste Verbindung zu unseren inneren Bedürfnissen, bringt angestaute Emotionen zum Fließen und gilt als berauschendes Lebensmittel.
Herkunft und Geschichte
Ursprünglich stammt der Kakao aus dem Gebiet um den Amazonas. Von dort breitete er sich nach Mexiko und zum Volk der Maya aus, wobei die ersten nachgewiesenen Spuren mehr als 5.500 Jahre zurückliegen. Traditionell wurde Kakao als Getränk zelebriert und lediglich mit Wasser angerührt, doch auch Mais wurde als eine verwendete Zutat nachgewiesen.
Die Azteken brachten die Kakaobohnen als Zahlungsmittel in unsere Welt; und hier galt er als »braunes Gold«. Nur wohlhabenden Menschen war er anfangs vorbehalten oder eben diesen mit einer besonderen Position in der Gemeinschaft, wie indigenen Priestern oder hochrangigen Gästen. Die Spanier kamen mit dem Kakao während ihren Eroberungszügen in Berührung. Das dargebotene Getränk war ihnen in dieser Form viel zu bitter und damit ungenießbar, doch gleichzeitig bemerkten sie die positive Wirkung auf den Körper, die Euphorie und verliehene Kraft, und mischten nach ihrem Geschmack später dem Getränk unter anderem Vanille und Zucker bei.
Im 17. Jahrhundert war Schokolade im heutigen Mexiko bereits ein Volksgetränk, und auch in Europa wurde Kakao populärer. Der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. liebte den Trank und auch August der Starke in Sachsen genoss die flüssige Schokolade in einer eigens dafür vorgesehenen Meißner Porzellantasse, die 2021 zu einem hohen Preis versteigert wurde. Mitte des 18. Jahrhunderts konnten sich reiche Kaufleute und Handwerker den Kakao ebenfalls leisten. Zu dieser Zeit taufte der schwedische Naturforscher Carl von Linné den Kakaobaum »Theobroma«, übersetzt: Speise der Götter. Mit der Beliebtheit wuchs ein lukrativer Markt. Die Kakaobohne fand den Weg in unser aller Becher und in die Schokoladentafeln. Die größte Kakaoproduktion befindet sich inzwischen in Afrika. Fast 70 % aller Kakaobohnen für den Markt kamen im Jahre 2022 von dort.
Schatz der Natur
Kakao macht nicht nur glücklich und öffnet unser Herz, sondern gilt als sogenanntes Superfood. Viele Studien heben den gesundheitlichen Aspekt hervor. Die Roh-Kakaobohnen besitzen über 300 wertvolle Inhaltsstoffe, deshalb ist es bei der Verarbeitung von Roh- bzw. Ritualkakao wichtig, die Bohnen schonend zu trocknen und nicht – oder wenn, minimal – zu rösten. Denn auf diese Weise bleiben die meisten temperaturempfindlichen Stoffe, wie Flavonoide z. B. Epicatechin, erhalten. Auch viele B-Vitamine, wie Vitamin B1, B5, B6 und Folsäure stecken in ihm, die ebenfalls temperaturempfindlich sind. Sowohl Vitamine und Antioxidantien gehen beim Rösten verloren als auch die Flavonoide, was ein großer Verlust darstellt.
Ritual-Kakao ist deshalb Kakao in reiner Form und hat wenig mit dem süßen, stark verarbeiteten Kakaopulver zu tun, das wir alle aus Kindheitstagen kennen. Aus den getrockneten Kakaobohnen wird eine Roh-Kakaomasse hergestellt. Von dieser Masse wird pro Person die entsprechende Grammmenge abgewogen und für eine Zeremonie in die Flüssigkeit gegeben. Beim Anrühren wird der Trank ebenfalls nicht gekocht, sondern nur langsam erwärmt, um die wertvollen Inhaltsstoffe zu erhalten.
Eiweiß, Mineralien wie Magnesium, Kalzium und Eisen, das Alkaloid Theobromin und die wertvollen Kakaoflavanole (Flavonoide) sind ebenfalls im Kakao enthalten. Sie helfen, die Elastizität der Blutgefäße aufrechtzuerhalten, und tragen zu einem normalen Blutfluss bei. Gleichzeitig besitzen sie zahlreiche weitere gesundheitsfördernde Wirkungen, z. B. die Senkung des Risikos von Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die Regulierung des Blutdrucks, die positive Beeinflussung des menschlichen Immunsystems oder die Verbesserung der Gedächtnisleistung.
Das enthaltene Theobromin (»Speise der Götter«) ist mit dem Coffein strukturverwandt und hat wie dieses eine anregende Wirkung auf das Nervensystem. Allerdings wirkt es milder und dauerhafter sowie stimmungsaufhellend, gefäßerweiternd und herzstimulierend. Die Fermentation der Kakaobohnen im Fruchtfleisch durch die Hefen, Bakterien und Enzyme setzt diese Effekte frei. Durch diesen entscheidenden Prozess entsteht der typische Geschmack, und die Aromen bilden sich heraus. Inzwischen bestehen Unterschiede zwischen den Fermentationsverfahren, sodass beim Kauf für die eigene Zeremonie mit Bedacht gewählt werden darf. Jede Bohne oder Sorte hat ihr eigenes Geschmacksprofil durch die Umgebung, das Klima und den Boden, in dem der Kakaobaum wächst. Je nach Vorlieben oder Intention für die Zeremonie kann entsprechend ausgewählt werden.
Beim Anbau ist der Kakao eine wahre Diva und benötigt bestimmte Bedingungen, um optimal Früchte tragen zu können. Doch:
»Kein zweites Mal hat die Natur eine solche Fülle der wertvollsten Nährstoffe auf einem so kleinen Raum zusammengedrängt, wie gerade bei der Kakaobohne.«
(Alexander von Humboldt (1769 – 1859), Naturforscher)
Zeremonie und weibliche Urkraft
Roh-Kakao ist ein Getränk der Liebe, der Fülle unserer Natur und sollte für die Zeremonien mit eben dieser in Achtsamkeit zubereitet werden. Der traditionelle und regenerative Anbau, die Verarbeitung der Bohnen sowie die Zubereitung des Getränkes sind Teil der Energie und des Rituals. Es erinnert uns daran, wie wir mit Pachamama verbunden sind und achtsam mit dieser umgehen sollten.
Kaum eine Pflanze stärkt die sogenannte heilig-weibliche Energie in uns allen so wie die Kakaobohne. Diese Urkraft gilt als weich, zugewandt, innehaltend, inspirierend, intuitiv und tröstlich. Das Getränk schafft einen Wohlfühlraum in uns und um uns herum und kann somit wundervoll in andere Übungen wie Yoga integriert werden.
»Kaum eine Pflanze stärkt die sogenannte heilig-weibliche Energie in uns allen so wie die Kakaobohne.«
Das Konzept des Göttlich-Weiblichen hat seine Wurzeln in alten Kulturen, in denen das Weibliche, das Gebärende verehrt und gefeiert wurde. In vielen indigenen Traditionen wurde die Erde als nährende Mutterfigur gesehen, und das Weibliche wurde mit den Zyklen der Natur, der Schöpfung und der Intuition in Verbindung gebracht. So können wir uns in einer Kakao-Zeremonie sowohl mit unserem Körper intensiver verbinden als auch den Weg zum Herzen und den Gefühlen ebnen.
Die Kakao-Pflanze mit ihren wertvollen Kakaobohnen begleitet besondere Übergänge im Leben, wird für verschiedenste Feste und Zusammenkünfte verwendet, stärkt und unterstützt Zeremonien indigener Kulturen seit jeher in dortigen Regionen. Die Pflanzenseele öffnet unser Herz, hüllt uns ein, umarmt uns sanft und unterstützt uns bei Visionsreisen oder Innerer-Kind-Arbeit. Noch heute wird Kakao von einigen Kulturen in Südamerika als Heilpflanze und nicht (nur) als Nahrungsmittel angesehen und genutzt.
Bereits das gemeinsame Anrühren, die Einladung an Mama Cacao und das Vorbringen der Intention gehören zur Zeremonie. Mit dem traditionellen Holzquirl, dem Molinillo, der bereits seit Jahrhunderten in Zusammenhang mit dem Genuss von Kakao verwendet wird, wird er im Topf gerührt und vorsichtig zerstampft. Er wird cremiger und schaumig. Durch das rhythmische Drehen überträgt sich auch Intention und Frequenz desjenigen oder der der Gruppe auf den Kakao.
Mache es dir richtig gemütlich, genieße dich und wertschätze sinnlich-genüsslich die Fülle der Natur!
Kakao kann uns für die universellen Weisheiten öffnen und baut eine Brücke vom Verstand zum Herzen. Er hilft, in die Balance zurückzukehren und durch unsere innere Arbeit Triggerpunkte und somit Verletzungen abzubauen.
Kakao-Zeremonie-Rezept
Bereits ca. 10 g reiner Roh-Kakao aktivieren deinen Organismus. Sensible Menschen spüren ab einer Menge von ca. 15 g einen Effekt. Um eine bestmögliche Wirkung zu spüren, sollte man ca. 3 Stunden vorher nichts oder nur etwas Leichtes essen. Normalerweise werden pro Zeremonie/Tag 30 – 32 g Roh-Kakao auf ca. 200 bis 250 ml Flüssigkeit, Wasser oder Hafermilch pro Person angerührt. 20 – 35 g können dich in ein tiefes Erlebnis führen. Nutze gerne einen besonders geformten und gestalteten Zeremonien-Becher, der dich anspricht. Es darf etwas Besonderes sein und sich vom Alltag abheben.
Weil Kakao entgiftend wirkt, trinke viel Wasser und handele eigenverantwortlich. Zu viel Kakao kann später Kopfschmerzen, den sogenannten Kakaokater oder Herzrasen verursachen. Solltest du bestimmte Medikamente nehmen, schwanger sein oder Herzprobleme haben, hole dir gegebenenfalls vorher ärztlichen Rat ein. Für unsere Haustiere kann Kakao übrigens tödlich sein, da sie bestimmte Stoffe nicht abbauen können; verschließe deine Vorräte deshalb gut.
Lege dir alle Zutaten, wie die Roh-Kakaomasse, nach Belieben bestimmte Gewürze, wie Zimt, Vanille, eine Prise Salz, Kardamom oder auch Chili bereit, gebe die abgewogene Menge Roh-Kakao geraspelt in einen Topf mit der Flüssigkeit und füge eventuell Honig oder Kokosblütenzucker zu, um es zu süßen. Erwärme die Flüssigkeit vorsichtig, bis sich der Kakao weitestgehend aufgelöst hat.
Der Genuss mit langsamen Schlucken kann kombiniert werden und dich durch schamanische Seelenreisen oder ein Journaling führen. Genieße deine besondere Me-Time! Nehme dir Zeit für dich, um zu reflektieren. Oder: tanze, singe und musiziere. Die Wirkung intuitiver Tänze wird durch den Kakao verstärkt. Dabei kann eine Zeremonie sowohl als Auszeit alleine als auch in einer Gruppe durchgeführt werden. Fühle dich frei, sie nach deiner Intuition und deinem Anliegen zu gestalten. Wir dürfen altes Wissen und Rituale in eine neue Zeit überführen und für uns anpassen, wenn es sich vom Herzen her stimmig anfühlt.
Zum Abschluss: Bedanke Dich bei Dir, beim Kakao, spüre die Liebe zu deiner Seelenessenz und zu deinen mitgebrachten Potenzialen.
Ich wünsche Dir ein herzöffnendes Erleben und viele inspirierende Entdeckungsreisen mit Mama Cacao!
Christiane Krieg ist Autorin, medialer Coach, Ausbilderin in der Tierkommunikation und in schamanischen Praktiken.
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