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Seit jeher versuchen wir Menschen, unsere Erfahrungen in einen größeren Sinnzusammenhang einzuordnen. Wir versuchen das Unerklärbare erklärbar zu machen. Dies ist die Geschichte, wie aus Chaos Liebe entsteht. Die Autorin nimmt uns mit auf diese Entwicklungsreise der Menschheit.
Chaos.
Es ist der Beginn des menschlichen Denkens. Wir entdecken und erobern unseren Lebensraum, die Welt, Planet Erde. Es bieten sich uns Phänomene an – Ungerechtigkeit, Krankheit, Leid, Tod –, die Fragen aufwerfen. Wir versuchen, sie mit weltlichen Erklärungen verständlich zu machen. Als es uns nicht gelingt, erfinden wir eine Macht, die höher sein muss, als wir es sind, denn schließlich will doch alles irgendwie erklärbar sein. Wir nennen sie »göttlich«. Und »Gott« steckt hinter allem, was für uns unbegreiflich ist. Wir malen uns Geschichten aus, die uns erklären sollen, was wir nicht erklären können.
In der griechischen Mythologie heißt der Schöpfer allen Seins »Chaos«, er ist ein Geist, kein Gott. Aus ihm entspringen seine Tochter Gaia (die Erde) und sein Sohn Uranos (der Himmel). Gaia und Uranos haben viele Kinder, die als die ersten echten Götter gelten. Die wichtigsten von ihnen sind Kronos und Rhea, die ebenfalls Kinder zeugen. Eines davon ist Zeus, der große und mächtigste Gott der Griechen und der Herrscher über Blitz und Donner. Er teilt unsere Welt in Himmel, Meer und Unterwelt auf. Einer seiner Söhne ist Hermes.
In Ägypten glauben wir ebenfalls an Götter. Es gibt zum Beispiel Ra, den Sonnengott oder Isis, die Göttin der Magie und Fruchtbarkeit. Und es gibt den Gott der Weisheit, der Schreibkunst, der Magie und des Mondes. Sein Name ist Thot.
Wieder woanders sind unsere Götter Tiere, Pflanzen und auch alle anderen Dinge. Wir glauben an Animismus, also daran, dass alles, was ist, lebendig ist. Als sibirische, indische, ur- und südamerikanische indigene Völker feiern wir unsere Götter, die Natur und alles, was die Welt uns bietet, mit Ritualen. Wir sind dankbar und demütig und gehen achtsam mit unserer Umwelt um, denn das gegenseitige Dienen ist für das Überleben von uns allen notwendig. Wir verbinden uns auf diese Weise mit den übernatürlichen göttlichen Dimensionen, erkennen einerseits die Erhabenheit der geistigen Welt an und begeben uns gleichzeitig auf Augenhöhe in eine aktive Interaktion mit ihr. Wir nehmen Teil an Schöpfung, Wetter, Krankheit, Heilung, und Magie.
In der Welt der Wikinger erzählen wir Geschichten nordischer Mythologie. Wir glauben an Götter wie Odin, Thor oder Loki. Im Zentrum unserer Geschichten steht jedoch einzig Yggdrasil, der Weltenbaum. Er gilt als der Ursprung unserer Schöpfung und verbindet alle drei existierenden Welten miteinander, Himmel, Mittelwelt und Unterwelt. Hier sind wir Zauberer, Hexen, Wahrsager oder Seherinnen.
Anstatt uns die Phänomene der Welt jedoch einfacher zu machen, sorgen die vielen Götter, ihre Bedeutungen und ihre Herkünfte für das Gegenteil. Wir verstehen die Welt nicht mehr und geraten in eine Erklärungskrise, alles wird sinnlos. Dabei waren wir doch gerade noch auf einem guten Weg, den Sinn hinter dem Sinnlosen zu finden.
Es ist wieder Chaos und wir beginnen zu versuchen, unsere Geschichten zu entwirren und neu zu ordnen.
Sinnstiftendes Sortieren.
Wir versuchen es mit Vereinfachung durch die Verschmelzung vieler Götter zu einem alleinigen Schöpfer allen Seins. So entsteht der Monotheismus. Denn ein Gott reicht für uns. Wir sind überfordert von der Vielfalt der Welt, und das uns übermannende Wissen beunruhigt uns. Neben unzähligen kleinen entstehen drei große monotheistische Weltreligionen. Das Judentum, das Christentum und der Islam.
»Wir versuchen es mit Vereinfachung durch die Verschmelzung vieler Götter zu einem alleinigen Schöpfer allen Seins. So entsteht der Monotheismus.«
Die Geschichten, die wir uns im Judentum erzählen, schreiben wir in das Buch Tora. Sie handeln vom Zusammenschluss des unsichtbaren allmächtigen Gottes mit Abraham. Der Bund wird mit dem Akt der Beschneidung gefeiert, dient der Verheißung von Land und Nachkommen und stärkt die Beziehung zwischen Gott und Abrahams Familie. Es gibt das Versprechen eines Messias, der auf die Welt gesandt wird, um mit Gottes Hilfe die Welt zu einem besseren Ort zu verändern.
Im Christentum erscheint uns Jesus von Nazareth. Wir nennen ihn den menschgewordenen Sohn Gottes, und wir glauben daran, dass Jesus der versprochene Messias ist. Er wird als die unbesiegbare Sonne« oder als das »wahre Licht der Welt« bezeichnet. Das Buch, das um ihn entsteht und die Geschichten seines Lebens trägt, nennen wir die Bibel.
Im Islam gilt Jesus als einer von vielen Gesandten, sogenannte Propheten, die die Botschaft Gottes verbreiten. Muhammad besiegelt uns als letzter Prophet die Geschichte dieses einen Gottes, der im Islam Allah genannt wird, und beschenkt uns mit dem Buch Koran. Es kündigt uns den vermeintlichen Messias erst an, den die Christen schon in Jesus zu erkennen glauben.
Die Liebe dient als zentrales und gemeinsames Element aller monotheistischen Religionen. In der Tora gebieten wir uns, den Nächsten zu lieben wie uns selbst. Jesus hinterlässt uns in der Bibel ein ähnliches zentrales Gebot. Wir sollen einander so lieben, auf die Art und Weise, wie er uns liebt. Im Islam bekommt Gott 99 Namen von uns und seine zwei schönsten sind Liebe und Barmherzigkeit. In unseren Überlieferungen, in denen wir uns mit Muhammed beschäftigen, finden wir ein weiteres Zitat. »Niemand von Euch«, sagt er, »hat den Glauben erlangt, solange er nicht für seine Brüder liebt, was er für sich selbst liebt.«
Und die Liebe im biblischen Sinne, das ist Agape, eine einzigartige Form der Liebe, die auf die mythologische griechische Philosophie zurückzuführen ist, in der die Liebe sechs verschiedene Qualitäten besitzt. Es sind
- Eros – die leidenschaftliche Liebe,
- Philia – die freundschaftliche Liebe,
- Storge – die familiäre Liebe,
- Pragma – die beständige Liebe,
- Philautia – die Selbstliebe und schlussendlich,
- Agape – die selbstlose Liebe.
Agape ist die tiefe, reine und übergeordnete Form der Liebe. Sie ist allumfassend, erwartungsfrei, selbstlos und uneigennützig. Sie bewertet nicht, haftet nicht an und ist einfach da. Sie ist göttlich.
»Agape ist die tiefe, reine und übergeordnete Form der Liebe. Sie ist allumfassend, erwartungsfrei, selbstlos und uneigennützig.«
Gottes Botschaft ist folglich die Liebe. Und dieser Gott, der ewige, unveränderliche Ursprung des Universums, der namenlose und unbeschreibliche Herrscher über die Welt, bleibt für manche von uns eine unsichtbare, über uns schwebende Illusion und von anderen bekommt er Farbe, Form und Figur. Und wir machen ihn zu einem alten Mann mit weißem Haar und einem langen weißen Bart. Wir lokalisieren ihn weit weg im Himmel, von wo er uns zwar beobachten kann, jedoch nicht in der Lage ist, mit uns Kontakt aufzunehmen.
»Gottes Botschaft ist folglich die Liebe.«
Die Botschaften Gottes und die Geschichten, die wir aus ihnen machen, sprechen jedoch auch von Sünden. Im mittelalterlichen Christentum sind es die bekannten sieben Todsünden Stolz, Neid, Zorn, Habsucht, Trägheit, Völlerei und Wollust. Sünder werden bestraft und Agape, die tiefe, reine und übergeordnete Liebe gerät dadurch in den Hintergrund. Wir lieben nicht mehr allumfassend, erwartungsfrei, selbstlos und uneigennützig. Wir bewerten, haften an, verlieren den achtsamen Umgang damit und setzen Bedingungen auf die zuvor bedingungslose Liebe.
Wir wollen die Dysbalance verstehen und beginnen neu zu sortieren, logisch zu denken, und zu philosophieren.
Im 12. und 13. Jahrhundert ersetzen wir vor Allem in den Naturvölkern, zum Beispiel in Mesopotamien, unsere Abhängigkeiten von den Gottheiten der Natur durch eigene Berechnungen, weil wir den Zyklus von Wind, Regen und Trockenzeit verstehen und vorbestimmen können. Wir beobachten auch den Nachthimmel genau und bemerken Zusammenhänge von Sternbildern mit Jahreszeiten. Die Grundzüge der Astrologie werden geschaffen und schon bald machen wir Voraussagen vielerlei Art, die mit dem Sternenbild und der Planetenkonstellation zusammenhängen.
Im westlichen Teil der Welt hören wir davon und machen uns selbst diese Logik auch zu eigen. Die indigenen Weisen inspirieren uns und wir forschen nach weiteren Möglichkeiten, die Welt und ihre Geheimnisse zu durchdringen, nicht allein um Gott zu finden, sondern auch, um die Schöpfung zu verstehen, einen Sinn hinter dem Leben zu entdecken und vielleicht auch, um besser und länger leben zu können.
1492 entdecken wir mit Christoph Kolumbus Amerika und mit dem Eintauchen in diese neue Welt bekommen wir einen zunächst befremdlichen, dann anziehenden Einblick in schamanische und indigene Praktiken und Rituale der Anbetung und Interaktion mit der Natur.
Wir umarmen jedoch im 19. Jahrhundert noch keine Bäume oder tanzen den Regen herbei, denn erst einmal spielt Gott noch immer eine Art übermächtige Rolle und dient als eine machtvolle Instanz, auf die der Mensch die letzte Verantwortung und Entscheidungsgewalt schieben kann. Karl Marx schreibt 1844, als er gerade 26 Jahre alt ist: »Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks.« Gott ist für ihn folglich eine Illusion des menschlichen Verstandes, der den armen hilflosen Wesen in der Not beisteht und ihnen Trost spendet. Der Mensch ist also machtlos, verglichen mit Gott, dem Höheren, dem Schöpfer allen Seins, in dessen Gunst wir stehen wollen und von dem wir abhängig sind, ohne eine Idee davon zu haben, wer oder was Gott eigentlich ist.
Die Gedanken von Marx nehmen Philosophen, Religionskritiker und Psychiater mit ins 20. Jahrhundert. Der Philosoph und Anthropologe Ludwig Feuerbach zum Beispiel vertritt eine ähnliche Theorie wie Marx. Seine Projektionsthese besagt, dass Gott einfach nur ein menschliches Wesen ist, das wir in den Himmel projizieren. Gott ist ein Wunschgedanke, eine selbsterfüllende Prophezeiung. Gott ist etwas, das uns dazu verhilft, die Sterblichkeit zu überwinden und uns von den Gesetzen der Natur abzugrenzen. Gott ist demnach der Wunsch, dass noch etwas kommt, wenn wir sterben, dass es nicht vorbei ist, wenn wir im Ziel sind.
Der Psychoanalytiker Sigmund Freud findet seine eigene Erklärung für Gott. Er nennt seine Theorie den Gott-Komplex, denn wir Menschen wollen nicht erwachsen werden und streben daher nach einer Vaterfigur. Erwachsenwerden trennt das Ich vom Wir, also das Innen vom Außen und das Gefühl der Einheit, das wir Menschen als Säugling erfahren, ein Gefühl, das Sicherheit schafft, schwindet im Älterwerden. Leid tragen und Entscheidungen treffen, das müssen wir plötzlich selbst. Da kommt uns ein allmächtiger Gott-Vater nur wie gerufen.
Wir wären nicht wir Menschen, wenn wir diese Theorien auf uns sitzen ließen. Deshalb entwickeln wir uns weiter und denken neu.
1969 sorgt Neil Armstrong als erster Mensch auf dem Mond für Furore und das wirft neue Fragen zu unserem Mensch-Gott-Verhältnis auf. Der Blick von da draußen im All auf die »Blue Marble« lässt die Dimensionen für einen Moment verschwimmen.
Als Konsequenz greift der Astrophysiker James E. Lovelock im Jahre 1972 die Idee der Naturgötter wieder auf und formuliert die sogenannte Gaia-Hypothese. Unser Planet Erde ist demnach ein lebendiger Organismus, der, um sein eigenes Leben zu sichern, Leben auf sich erschaffen hat. Zusammen mit der amerikanischen Mikrobiologin Lynn Margulis erklärt er die Interdependenz allen Lebens selbst mit unserer abiotischen Umwelt. Und wir verstehen, dass wir alle Teile der Selbstregulierung unserer Welt sind. Wir sind mitverantwortlich für das Überleben aller und unser Planet gilt als das adaptive Kontrollsystem, das uns den Möglichkeitsraum Leben sichert.
Mit der Entstehung der Gaia-Hypothese machen wir uns zum Mitverantwortlichen, und wir verstehen, dass wir einen erheblichen Anteil haben, zumindest an der Entwicklung der ursprünglichen Schöpfung eines oder mehrerer Schöpfer. Das Mensch-Gott-Verhältnis bleibt erstmal ungeklärt.
Unsicherheit.
Das sinnstiftende Sortieren hat uns unsicher gemacht. Zweifel erfüllen uns. Der Glaube bröckelt. Das Vertrauen bricht. Versagensängste steigen in uns auf. Die Selbstliebe geht verloren und die Nächstenliebe wird dadurch zu einer absurden Idee. Doch wir geben nicht auf. Die neue Richtung ist das starke Verlangen nach geistiger Erleuchtung, nach dem Finden des übergeordneten Sinns, der hinter all dem steckt, nach Gott. Und wir beginnen zu reisen. Die Reisebüros füllen sich mit Anhängern von spirituellem Tourismus.
»Wir kommen neu in Kontakt mit einem Gott, der in uns und um uns lebt, als Natur, als Planet Erde, als lebender Organismus Gaia, als jede Zelle in uns.«
Wir gehen wie Christoph Kolumbus erneut auf Entdeckungsreise und kommen wie zuvor durch unser Bestreben nach Weiterentwicklung und Erleuchtung in zunächst befremdliche und uns dennoch anziehende Abenteuer. Wir reisen einerseits im Außen geographisch an abgelegenste Orte der Welt und lassen uns auch auf Reisen nach Innen ein, auf hypnotische Zustände, die wir in tiefster Meditation, durch Zeremonien oder mit Naturmedizin erzeugen. Wir umarmen nun auch Bäume oder tanzen den Regen herbei. Wir kommen neu in Kontakt mit einem Gott, der in uns und um uns lebt, als Natur, als Planet Erde, als lebender Organismus Gaia, als jede Zelle in uns.
Wir sind hungrig nach mehr. Zudem nehmen die Unsicherheiten, Zweifel und Ängste mit dem Möglichkeitsraum, der uns jetzt bietet, zu. Und wir berauben uns erneut des Selbstbewusstseins und der Eigenverantwortung. Wir suchen nach Erleuchteten, die uns erklären können, was in und um uns geschieht, nach Erleuchteten, nach Weisen, nach Lehrern, denen wir folgen können, nach modernen Gesandten eines namenlosen Gottes. Unsere neuen Propheten heißen Gurus und wir vertrauen ihnen, weil wir selbst die Übersicht verloren haben, blind.
Hermetik.
Viellicht können die geheimen Lehren uns helfen. Jene, die seit der Gott-Frage versuchen, hinter das zu forschen, was nicht zu erklären ist. Die Geheimlehren entstehen, weil es welche von uns gibt, die sich von der Komplexität des Übersinnlichen in der Welt nicht abgeschreckt, sondern vielmehr angezogen fühlen. Wir wagen den Blick hinter das, was wir mit dem bloßen Auge sehen können, und wir geben unseren Nachforschungen Namen wie Magie, Esoterik, Kabbala oder Hermetismus.
Die heute wohl bekannteste und somit nicht mehr ganz geheime Geheimlehre entsteht aus einer nächsten menschengemachten Geschichte. Ihr Wahrheitsgehalt ist ebenso wenig nachvollziehbar, wie die Erzählung über »Es gibt nur einen Gott« oder über einen »lebendigen Organismus Planet Erde«. Sie berichtet von der Verschmelzung des griechischen Gottes Hermes mit dem ägyptischen Gott Thot. Die Göttergestalt des Hermes Trismegistos wird geboren, wir machen einen Gott zum Menschen, der wirklich gelebt haben soll, sogar an mehreren Orten zu verschiedenen Zeiten. Und wir machen ihn zum Ursprung der nach ihm benannten hermetischen Schriften, die aus der Jahrtausende alten Geheimlehre, die nur von Mund zu Ohr weitergetragen wurde, entstehen. Die Schriften enthalten eine Lehre, die uns mithilfe sieben geistiger universeller Gesetze ein erfülltes, freies, selbstbestimmtes, freudvolles, verbundenes und glückliches Leben ermöglichen. Die Gesetze existieren in jedem Moment unseres Hierseins, egal ob es Tag oder Nacht, Sommer oder Winter ist. Sie generieren eine unendliche Kraft, die die universelle Ordnung bewahrt. Sie finden gemeinsam und parallel statt und besagen, dass alles, was ist, Energie ist. Alles, das bedeutet immaterielle Dinge wie Gefühle, Gedanken oder Worte und auch alles Materielle. Die Gesetze lassen uns spüren, ob wir in Einklang mit ihnen »schwingen« oder nicht, indem sie Balance und Dysbalance in uns erzeugen. Wir können nichts an ihnen verändern, sie sind nicht wegzudenken.
Das erste Gesetz ist das Gesetz der Geistigkeit. Und es bedeutet in seiner Einfachheit, dass wir durch unsere Gedanken unser Leben selbst bestimmen und unsere ganz persönliche Realität kreieren. Die Welt um uns entsteht in uns, denn alles, was in und um uns passiert, ist das Produkt unserer individuell manifestierten Gedanken. Gleichzeitig sind wir Teil eines größeren Gedankenkollektivs, das unsere gemeinsame Welt zu jener macht, in der wir leben. Wir sind die Schöpfer unserer Realität.
Das zweite Gesetz ist das Gesetz der Entsprechung/Anziehung. Es unterstreicht die Bedeutung des Gesetzes der Geistigkeit, indem es uns dazu anhält, nur in die Welt zu sähen, was wir auch ernten wollen. Unser Fühlen, Denken und Handeln spiegeln sich über unser tiefes inneres in der Außenwelt wider. So, wie wir gerade jetzt der Welt begegnen, begegnet die Welt uns zurück. Wir sind die Veränderung, die wir uns für die Welt um uns wünschen und bekommen das für uns selbst, was wir ihr schenken.
Das dritte Gesetz ist das Gesetz der Schwingung. Und wir kennen es nur zu gut. Je nachdem, mit welchem Fuß wir heute zuerst aufgestanden sind, ob wir heute positiv oder negativ gestimmt sind, es ist, als ob die Folgen unserer Laune uns den gesamten Tag an den Fersen hängen. Wir senden eine Frequenz aus und empfangen ebendiese Schwingungen auf der gleichen Ebene. Somit sind wir es durch unser persönliches Verhalten selbst, die Eigentümer darüber sind, in welchen Beziehungen und Lebensumständen wir uns heute einfinden.
Das vierte Gesetz ist das Gesetz der Polarität. Alles hat, wie zwei Seiten einer Medaille, zwei Pole: wir können zwischen den Polen hin und herwandern, wie wir möchten, denn Gegensätze sind einzig unterschiedliche Ladungen, Schwingungsebenen oder Zustände derselben Sache. Wir können also alles einfach ändern, wenn wir es wollen, lediglich durch das Hin- und Herwandern auf der Linie der Sache, auf der wir uns gerade befinden. Wenn eines von etwas existiert, ist auch sein Gegenteil bereits da. Mit der Krankheit ist also auch die Gesundheit schon da und für jedes Problem existiert längst die Lösung.
Das fünfte Gesetz ist das Gesetz des Rhythmus. Wir atmen ein und aus. Wir werden geboren, leben, sterben, und wir werden wiedergeboren. Alles im Leben und im gesamten Universum bewegt sich in einem natürlichen Zyklus. Auf Tiefen folgen Höhen folgen Tiefen. Wir lernen durch dieses Gesetz unseren persönlichen Rhythmus kennen und ihm zu folgen, ohne uns mit anderen zu vergleichen. Wir verhalten uns im Einklang mit uns selbst, sind selbstverantwortlich und werden achtsam mit uns, indem wir unseren Schlaf- und Wach-Rhythmus einhalten, unsere Ernährung und Bewegung ausgeglichen planen und uns nach stressigen Zeiten Pausen erlauben.
Das sechste Gesetz ist das Gesetz von Ursache und Wirkung. Auf ein Wenn folgt ein Dann und jede Ursache zieht eine Wirkung nach sich. Dieses Gesetz macht uns zum Eigentümer unseres Lebens, denn es zeigt noch einmal auf, dass wir es selbst sind, die mit jedem Einfluss, den wir auf unser Umfeld ausüben, eine Ursache begründen, die eine Wirkung hat. Somit können wir jede Wirkung zurückverfolgen zu ihrem Ursprung und daraus ergibt sich eine Möglichkeit, etwas ändern zu können, in jedem neuen Moment, in dem wir eine nächste Ursache erzeugen. Wir sind Schöpfer, Macher, Erfinder, in jedem Moment unseres Lebens.
Das siebte Gesetz ist das Gesetz des Geschlechts. Es besagt, dass alles im Universum sowohl eine männliche als auch eine weibliche archetypische Eigenschaft, Schwingung oder Energie enthält. Die weibliche Energie steht unter anderem für Urvertrauen, Empfangen, Intuition, Hingabe, Gemeinschaft, Inspiration und Verträumtheit. Die männliche Energie beschreibt Zielorientiertheit, Aktivität, Kraft, Macht, Verstand, Struktur, Fokus, Kontrolle und Schutz.
Die sieben hermetischen Gesetze sind wie eine uns innewohnende göttliche Kraft, höhere Energie oder unterbewusste Weisheit, Gott, die uns unterstützt, unserer Mitte treu zu bleiben und der Welt in einem tiefen Urvertrauen begegnen zu können. Sie sind für die einen von uns, was der allmächtige Gott für die anderen von uns ist.
Liebe.
Im Kern der geheimen Lehre steht ebenso wie in allen monotheistischen Religionen als auch im Buddhismus, im Hinduismus, sowie im Schamanismus, die bedingungslose Liebe. Sie weckt Erinnerungen an Agape. Die neue allumfassende Liebe ist ein reines Gefühl der Harmonie, ist die Verbundenheit zwischen allem, was ist. Jeder von uns ist ein eigener Teil, Mensch, eines größeren Ganzen, Universum. Und wir können uns entscheiden, uns und all jenes, was um uns ist zu lieben, oder nicht.
Der Schmetterlingseffekt.
Es ist das Jahr 2024. Wir können uns heute aussuchen, was von all dem wir für uns glauben wollen und nach welchen Glaubenssätzen wir leben wollen. Gott ist Chaos und er ist Ordnung. Gott ist viele und er ist einer. Gott ist geheim und er ist in uns allen. Gott ist weit weg und schwingt gleich hier, mit uns. Und wieder stehen wir ob der Vielfalt vor Fragen und Erklärungsversuchen. Wer oder was ist Gott eigentlich wirklich? Wer ist nochmal der Mensch? Was treibt uns an? Was macht uns zu uns, zu den einzigartigen Individuen, welche wir, jede(r) von uns, sind? Was bedeutet es, als Du und Ich auf der Welt zu sein? Und was lässt uns in dem Glauben, dass wir als Gemeinschaft aller Menschen in unserer Einzigartigkeit zum Selben gehören, also alle zusammen Eins sind, das »All-Eins«? Ist das, also die Gesamtheit allen Seins, »Gott«? Ist das die »Große Seele«? Ist das das »Höhere Selbst«?
Sicher ist eines, nämlich dass wir es sind, die die Wahl haben. Der Flügelschlag unserer Entscheidung, welchen Gott wir wählen, vermag es, einen Tornado auf der anderen Seite der Welt auszulösen. Jeder von uns kann einen Schmetterlingseffekt bewirken. Denn mit uns und unserer Einstellung zu Gott verändert sich unsere Art zu fühlen, zu denken, zu sprechen und zu sein. Und mit uns verändert sich unser Umfeld und das Umfeld unseres Umfeldes.
»Gott ist nichts. Und Gott ist alles. Und Gott ist Liebe.«
Gott im 21. Jahrhundert. Das bin ich. Das bist Du. Das ist jedes Gefühl, jeder Gedanke, jedes Wort, jede Aktion. Gott ist nichts. Und Gott ist alles. Und Gott ist Liebe. So war es, ist es und wird es immer sein.
Zur Autorin
Julia Hayden ist Autorin und Körperflüsterin. Im Rahmen der HAYDEN • SOULWORK Akademie bildet sie zusammen mit Alexander Martinez weltweit nach dem HAYDEN Modell aus.
Mit der Vision „Alles ist heilig“ haben sie das Ziel, Menschen dabei zu unterstützen, mit einem vollen JA hier auf der Welt sein zu können und dem Leben mit Gesundheit und Erfülltheit zu begegnen.
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