Abbas Schirmohammadi & Philipp Feichtinger

Abbas Schirmohammadi & Philipp Feichtinger – Wer einen Baum pflanzt, wird den Himmel gewinnen

Der Mythos und die Kraft von Bäumen

Dem Baum schreiben Menschen seit jeher heilende Kräfte zu. In der Vergangenheit der Kelten und Germanen galten sie als das Zuhause von Naturwesen, als Verbindungsglied zwischen den höheren und niedrigeren Welten und als Kraftquelle. Dieses Wissen wird nun neu belebt, und um die Erkenntnisse der Botanik erweitert, die uns einen Einblick in die faszinierenden Mechanismen der Bäume eröffnet.

Einleitende Gedanken

Bäume sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Umwelt. Sie liefern Sauerstoff, schützen unseren Boden und halten unser Klima sauber. Sie sind wichtig für die Artenvielfalt, da sie Lebensräume für Tiere schaffen. Zudem sind Bäume einfach schön anzusehen und erhöhen unsere Lebensqualität. Vor allem Nadelbäume, die überall auf der Welt zu finden sind, sind essenziell für das Ökosystem unseres Planeten. Sie stellen eine Barriere vor Kälte dar, liefern Nährstoffe und Schutz vor Sonne und Regen, sind wichtige Nahrungsquellen für verschiedene Tierarten. 270 Millionen Jahre dauerten die Veränderungen, bis sich Nadelbäume als die dominanten Bäume zeigten. Bäume haben auch eine spirituelle Bedeutung für uns. Der Feigenbaum zum Beispiel ist nicht nur köstlich, sondern ein Symbol für Fruchtbarkeit und Überfluss. Die Hainbuche steht für Robustheit, die Douglasie für Anpassungsfähigkeit, die Eiche für Stärke und Kraft, die Esche vermittelt Besonnenheit, die Fichte ist das Symbol für Klarheit und Hoffnung, die Lärche für Charakterstärke, die Linde ist der Baum der Liebe, der Spitzahorn schenkt Schutz, die Weißtanne Lebenskraft, die Ulme stärkt die Intuition. Licht, Wachsamkeit und Wiedergeburt sind mit dem Lebensbaum verbunden.

»Mit jedem Baum, den wir sehen, können wir uns mehr mit uns selbst und der Natur verbinden.«

Mit jedem Baum, den wir sehen, können wir uns mehr mit uns selbst und der Natur verbinden. Bäume sind tolle Klimaschützer. Sie wandeln mithilfe von Sonnenlicht Kohlendioxid (CO2) in Sauerstoff um. Eine einzelne ausgewachsene Buche kann an nur einem Tag die Atmosphäre um 18 Kilogramm CO2 entlasten. Bäume sorgen dafür, dass wir sauberere Luft und mehr Bio-Diversität haben. Viele Bäume bilden gemeinsam einen Wald. Dieser schützt das Leben unzähliger Pflanzen und Tiere, sorgt für die Erholung von Menschen und bietet den Waldbesitzern ein nachhaltiges Einkommen durch den Abbau von Holz. Er schützt Siedlungen, Straßen und Ressourcen. Laut Botanik ist ein Baum eine ausdauernde, verholzende Samenpflanze mit dominanter Sprossachse, die sich durch das Wachstum von Wurzeln, Rinden und Ästen ständig vergrößert. Man könnte vereinfacht sagen, dass ein Baum eine langlebige Pflanze mit einem verholzten Stamm ist.

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Bäume sind in der Lage, sich an verschiedene Umgebungen anzupassen, sie können in unterschiedlichen Höhenlagen und Klimazonen wachsen und selbst schwere Stürme und extreme Wetterbedingungen überleben. Ab einer bestimmten Höhe bildet der Baum eine Krone aus belaubten Zweigen. Andere wiederum haben Blätter, die zu langen, spitzen Nadeln geformt sind. Bäume können sogar als Heilmittel gegen Krankheiten und für andere gesundheitliche Zwecke verwendet werden. Außerdem können sie sehr alt werden: Fichten bis zu 300 Jahre, Tannen bis zu 600 Jahre, Linden, Eichen und Eiben sogar bis zu 1.000 Jahre. Der älteste Baum der Welt ist eine Fichte in Schweden, sie ist 10.000 Jahre alt. 

Woher kommen Bäume?

Voraussetzungen für die Entstehung von Bäumen waren die Entwicklung des Kormus als Organisationsform höherer Pflanzen, des Samens als Fortpflanzungsmethode, des Lignins für die Bildung von Dauergewebe und des sekundären Dickenwachstums für die Bildung mehrjähriger Organismen. Die Vorläufer der Bäume im Karbon-Zeitalter gehörten zu den Farnen, Schachtelhalm- und Bärlappgewächsen. Im Perm[1] brachte die Evolution die Samenpflanzen hervor. Die Nacktsamer breiteten sich als erste Bäume aus und erreichten vor 200 Millionen Jahren ihre größte Artenvielfalt, bis sie von den Bedecktsamern abgelöst wurden. Auf der Erde gibt es rund drei Billionen Bäume – das entspricht 422 Bäume für jeden Menschen. Mit knapp vier Milliarden Hektar bedecken Wälder rund 30 Prozent der Erdoberfläche. Doch seit Beginn der menschlichen Zivilisation haben wir schon fast die Hälfte des einstigen Baumbestandes abgeholzt.

Der Mythos und die Kraft von Bäumen

Bäume bestehen aus Wurzelwerk, Stamm, Ästen und Krone, Blättern und Früchten. Im Folgenden beleuchten wir den Mythos und die Kraft von Bäumen, auch auf uns Menschen bezogen.

Blätter und Früchte 

Bäume tragen Laub- oder Nadelblätter, die mehrjährig verbleiben oder am Ende einer Vegetationsperiode abgeworfen werden. Die Farbe, Nervatur, Zähnung, Anordnung, Form, Größe und Haptik der Blätter sind wichtige Bestimmungsmerkmale. Ein europäischer Laubbaum trägt etwa 30.000 Blätter, die zusammen eine enorme Transpirationskapazität besitzen. Einige Baumarten haben eingeschlechtige Blüten; Rosskastanie, Obstbäume und viele Bäume der wärmeren Klimazonen Zwitterblüten. Was die Frucht- und Samenbildung angeht, fällt die Reife vieler Baumarten in den Sommer oder Herbst. Die Früchte sind meistens nussartig. Saftige Steinfrüchte finden sich bei den Obstbäumen; Kapseln mit zahlreichen Samen bei Pappeln und Weiden.

»Blätter und Früchte stehen für Geben und Nehmen, Vergängliches loslassen und Neues kommen lassen.«

Blätter und Früchte stehen für Geben und Nehmen, Vergängliches loslassen und Neues kommen lassen. Das Loslassen alter, überholter, negativer Denk- und Verhaltensmuster spielt eine wichtige Rolle für unsere Entwicklung. Konflikte und Traumata der Vergangenheit sollten aus dem Gedächtnis verbannt werden. Das Mittragen eines schweren Problemrucksacks macht uns müde und langsam, entzieht Energie und schwächt uns. Die Gegenwart zählt: Neues darf entstehen und sich entfalten. Sei offen für alle Geschenke der Welt, die dir zufliegen und von dir eingesammelt werden dürfen. Höre auf deine Intuition und dein Herz, denn sie teilen dir mit, was du gerne ändern würdest, welche Träume und Lebensziele du hast und was dich glücklicher machen würde. Programmiere dich darauf und verändere deine Laufrichtung dahingehend, dass du deinen Visionen folgst. Das Leben ist ein Geben und Nehmen. Sei großzügig und mache Herzensgeschenke. Je mehr du gibst, desto mehr bekommst du auch zurück. Sei liebevoll, offenherzig, respektvoll und lasse die Welt an dir, deinem Sein, deinem Wesen und Wissen teilhaben. Gleichwohl darfst du annehmen, was dir zugereicht wird: Dankeschöns, Belohnungen, Präsente.

Krone und Äste 

Der obere aus Zweigen oder Ästen gebildete Teil des Baumes mit Blattwerk wird Krone genannt, worin die Nahrungsproduktion stattfindet. Die Äste entwickeln sich aus einer Achselknospe von einem bestehenden Ast oder von der Sprossachse aus, wobei die Ansatzstelle eines Astes am Stamm starken Hebelkräften ausgesetzt ist, die durch einen Astring stabilisiert wird.

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Krone und Äste stehen für die Schaffung vieler kleiner und großer Stärken, auch für Biegen statt Brechen. Äste biegen sich durch Wind oder Sturm, brechen aber, wenn sie gesund sind, nicht ab. Sie wehen mit den Gezeiten, sind überaus belastbar, können dick und stabil oder leicht und grazil sein. Für uns bedeutet das, die Natur und ihre Kraft zu ehren und zu schätzen, nicht sie zu vermüllen oder gegen sie anzukämpfen. Die Biegsamkeit der Äste steht für unsere Anpassungsfähigkeit, also die Fähigkeit, mit neuen Herausforderungen oder Situationen gut umgehen zu können und nicht daran zu zerbrechen. Jeder Ast ist eine einzelne Stärke von uns. Nimm deine Ressourcen wahr und schütze sie. Aktiviere und nutze sie. Du verfügst sicher über viel mehr Stärken, als du dir bewusst bist. Nutze die Äste für dein Gleichgewicht im Leben. Denn sie balancieren dich aus und schenken dir immer das, was du gerade brauchst, ob das Kraft, Liebe, Entspannung oder Durchsetzungskraft ist.

Wurzelwerk

Neben der genetischen Festlegung steuern die Erfordernisse der Verankerung des Baumes im Boden ebenso wie die Notwendigkeit der Versorgung der Pflanze mit Nährstoffen und Wasser die Art und Intensität des Wurzelwachstums. Im Boden verbinden sich die Wurzeln mit Pilzmycelen. Bäume erhalten Mineralien von den Pilzen, während Pilze von den Bäumen die Kohlenhydratprodukte der Photosynthese gewinnen. Die Gesamtwurzelmasse reicht oft an die Masse der oberirdischen Pflanzenteile heran.

Das Wurzelwerk steht für Bodenhaftung sowie die Verbindung des Menschen mit der Welt um sich herum, im Kleinen wie im Großen. Sind die Wurzeln stabil, kann uns nichts umpusten. Es gilt also, seine Wurzeln zu pflegen und zu hegen. Ein vitales Familienklima ist der Ursprung. Bestehen gute Kontakte zu Vater und Mutter, Geschwistern, Opa und Oma? Hält die Familie zusammen? Ist das eigene Leben gut, die Gesundheit okay, das Einkommen gesichert, die Partnerschaft vital? Die Wurzeln geben uns Halt und Stand, Rückgrat, eine eigene Meinung, Stabilität und Sicherheit, die uns in miesen Zeiten krisenfest macht. Sie schenken uns Erfahrung und Weisheit, um die richtigen Entscheidungen zu treffen, sowie ein Netzwerk an guten Kooperationen und Kontakten. Daher prüfe deine Wurzeln und optimiere sie: Gehören alte Wurzeln entfernt, wollen neue gesetzt werden, wird der Wurzelstamm gut gepflegt, ist er stark und vital? Deine Wurzeln verbinden dich mit deiner Umwelt und machen dich zu einem Teil des großen Ganzen. Prüfe behutsam, welche Verbindungen du abbrechen und welche neuen du eingehen möchtest.

Stamm

Der Baumstamm ist die verholzende Hauptachse der Baumpflanze. Innen befinden sich das aus Primärgewebe bestehende Mark und totes Kernholz. Mittig ist das Splintholz, das der Speicherung und Leitung dient. Die äußerste Schicht bildet die Rinde. Sie besteht aus der Bastschicht, die in Wasser gelöste Nährstoffe transportiert, und aus der Borke, die den Stamm vor Umwelteinflüssen schützt.

»Der Stamm steht für Weisheit und Erfahrung, die sich wie ein schützender Ring um unser Leben legen.«

Der Stamm steht für Weisheit und Erfahrung, die sich wie ein schützender Ring um unser Leben legen. Je älter wir werden, desto weiser sind wir. Unsere Lebenserfahrung hilft uns, gute Entscheidungen zu treffen, sie schützt uns vor Blauäugigkeit und Leichtsinn, denn wir können Geschehnisse besser studieren, einschätzen und einordnen. Wir verstehen die Zusammenhänge der Komplexität des Lebens besser und verfügen über ein gutes Krisenmanagement, da wir schon einige gemeistert haben. Beruflich verfügen wir über viel Expertise, partnerschaftlich haben wir unseren Lieblingsmenschen zu schätzen gelernt, privat wissen wir, was wir wollen. All das schenkt uns den Durchblick, um unser Leben auf der bestmöglichen Bahn zu halten.

Rinden als Heilmittel

Paracelsus schrieb über den Baum: »Seine Haut, das ist die Rinde; sein Haupt und Haar sind die Wurzeln; es hat seine Figur, seine Zeichen, seine Sinne und die Empfindlichkeit im Stamme. Sein Tod und sein Sterben sind die Zeit des Jahres.« Dieses Zitat macht deutlich, welche Wichtigkeit bereits im Mittelalter der Heilwirkung von Bäumen und Sträuchern beigemessen wurde. Dies zeigt sich heute wieder in der zunehmenden Bedeutung von Richtungen der Naturheilkunde wie Phytotherapie, Gemmotherapie (Arbeit mit Pflanzenknospen), Bach-Blüten und Australischen Busch-Blüten. Die Rinde nimmt in der Heilwirkung eine besondere Betrachtung ein. Sie ist mehr als nur der Schutz des Baumes nach außen, sondern auch Nährstofflieferant und Lebensquell des Baumes. Die innere grüne Schicht der Rinde liefert ihm essenzielle Stoffe wie Zucker, Vitamine, Ballaststoffe und Spurenelemente. In früheren Zeiten, unter anderem bei den Kelten sowie den Ureinwohnern Nordamerikas und Australiens, war man sich ihrer Nahrhaftigkeit und heilsamen Eigenschaften bewusst. Die Menschen nahmen damals nur so viel, wie sie brauchten, um dem Baum nicht zu schaden. Langsam findet das Wissen rund um die Rindenmedizin ihren Weg zurück zur Naturheilkunde und in das öffentliche Bewusstsein. 

Zwei Beispiele aus der Rindenmedizin

  • Zeder: Die Rinde der Zeder wird basisch als ph-neutral eingestuft und weist wärmende, antivirale, fungizide und antiinfektiöse Eigenschaften auf. Bei körperlicher Schwäche kann eine Waschung mit Zedernrindenwasser guttun. Eine Räucherung mit Zedernrindenholz hielt in früheren Zeiten Schädlinge fern. Bei Husten hat es sich bewährt, Zedernrinde auf den Brustkorb zu legen.
  • Ahorn: Die Ahornrinde kann bei Gicht sehr wohltuend wirken, hat sich auch bei Blutergüssen, Brandwunden und Insektenstichen bewährt. Die Rinde wird auf die jeweilige Körperstelle aufgelegt, vor allem der austretende Saft ist mit heilenden Eigenschaften versehen.

Bäume im Schamanismus

Der Schamanismus verbindet das Wissen alter Kulturen über die Natur und deren Heilkräfte mit der feinstofflichen Welt. Eines seiner Grundprinzipien lautet: »Alles ist mit allem verbunden«. So nehmen Bäume im Schamanismus eine zentrale Rolle ein:

  • Kraft- und Versammlungsplätze: Bei den Kelten und Germanen bildeten Bäume und die dazugehörige Umgebung bedeutende Gerichts- und Versammlungsplätze. Das »Thing«, die Gerichtsversammlung, wurde unter altehrwürdigen Bäumen abgehalten. Auch für die Schamanen in früheren Zeiten waren sie wichtige Kraft- und Versammlungsplätze, da Bäume häufig dort gedeihen, wo Kreuzungspunkte von Erdenergien zusammenlaufen oder eine spezielle Erdenergie herrscht. Für Rituale und kulturelle Handlungen wurden diese Plätze ebenfalls genutzt.
  • Übergänge: Im Schamanismus geht man von verschiedenen Ebenen der Anders- oder feinstofflichen Welt aus. So gibt es die untere Welt, wo sich Krafttiere aufhalten, die mittlere Ebene, wo Menschen, Tiere und Pflanzen leben, und die obere Welt mit lichtvollen Wesen. Die untere Welt ist nicht 1:1 mit der Unterwelt der Sagen und Mythen gleichzusetzen, sondern weist andere Qualitäten als die mittlere und die obere Welt auf. Häufig bilden Bäume in der schamanischen Vorstellung Übergänge zwischen den Ebenen.
  • Heim für Naturwesen: Auch Naturwesen nutzen in der Sagenwelt und im Schamanismus Bäume als Wohnstätte. Neben Feen, Elfen und Kobolden können dies Trolle, Zwerge oder Elementarwesen sein. Jeder Baum hat einen Hüter, was in der Regel Faune sind. In der griechischen Mythologie kennen wir sie als Satyre, halb Mensch, halb Ziege. Werden große Baumflächen abgeholzt, kann energetisch Chaos entstehen, da die Naturwesen verzweifelt sind und nicht mehr in ihr Heim zurückfinden.

»Schamanen betrachteten Bäume nicht nur als organische, sondern auch als energetische Wesenheit wie Menschen, Tiere, Pilze und Pflanzen. «

  • Das Lebewesen Baum: Schamanen betrachteten Bäume nicht nur als organische, sondern auch als energetische Wesenheit wie Menschen, Tiere, Pilze und Pflanzen.

»Bäume werden daher als Quelle der Inspiration verehrt, und je nach Baumart werden ihnen besondere Bedeutungen und Kräfte zugeschrieben.«

Bäume werden daher als Quelle der Inspiration verehrt, und je nach Baumart werden ihnen besondere Bedeutungen und Kräfte zugeschrieben. Im Schamanismus geht man davon aus, dass jeder Baum eine individuelle Baumseele hat, die man in schamanischen Reisen besuchen kann. Dies sind sogenannte »Devas«, wie es sie auch bei verschiedenen Pflanzen gibt (zum Beispiel Salbei-Deva).

Frühjahrs-Baumritual

Was du dafür brauchst: Decke, Teelicht, Tüte mit Blättern vom letzten Herbst, Zweig

Wähle bereits im Herbst einen bestimmten Baum in deiner Nähe, mit dem du dieses Ritual durchführen möchtest, aus und bitte ihn um Erlaubnis, einen Sack mit seinen gefallenen Blättern füllen zu dürfen. Hebe diese an einem möglichst trockenen Ort auf. Schaue, ob dieser Baum ebenfalls im Herbst einen kleinen Zweig abgeworfen hat, und hebe diesen auf. Breite im nächsten Frühjahr an einem möglichst warmen Tag, wenn der Baum noch keine Knospen hat, eine Decke in der Nähe des Baumes aus. Stelle dir vor, wie du nun alles freilässt, was sich in den Wintermonaten bei dir an Ballast angesammelt hat, und gehe mit der Intention in das Ritual, ebenso wie der Baum zu neuem Leben zu erwachen. Lege nun mit den Blättern auf der Decke einen Kreis, sodass du darin sitzen kannst, und nimm mit dem entzündeten Teelicht und dem Zweig Platz. Konzentriere dich auf die Flamme des Teelichtes und lasse dich in sie hineinziehen. 

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Schließe deine Augen. Erfülle den Kreis, in dem du sitzt, mit jener neuen Energie des Frühlings und des Neubeginns. Lenke deine gesamte Energie auf Wachstum, austreibende Pflanzen, Blüten, neue Blätter, Sonnenschein, Vogelgesang und alles, was du mit dem Frühjahr verbindest. Spüre, wie sich die Energie im Kreis mehr und mehr verändert. Auch du wirst von ihr erfüllt und tankst diese Frühlingsenergie auf. Der kleine Zweig in deiner Hand ist ein Teil des Baumes. Nimm ihn in beide Hände und speichere die Energie des Kreises in ihm ab als Geschenk und Inspiration an den Baum, von dem er stammt. Wenn du möchtest, gib ihm gute Gedanken und Wünsche für dieses Jahr mit auf den Weg. Welche Wünsche hast du? Konzentriere dich auf sie und gib auch diese in den Zweig hinein. Bedanke dich dann beim Energiekreis und bei dem Baum. Kehre langsam zurück und öffne deine Augen. Blase das Teelicht aus und streiche nach und nach die Blätter beiseite, um die neue Energie zum Baum strömen zu lassen. Den Zweig hebst du auf, bis im Herbst die ersten Blätter fallen. Gib ihn dem Baum dann wieder zurück und schließe so das Ritual ab.

Waldbaden schenkt eine herrliche Auszeit

»Shinrin Yoku« heißt die japanische Naturheilmethode, die auch bei uns in Europa immer mehr praktiziert wird. Beim Waldbaden geht es um Stressabbau, darum, die Gedanken abzuschalten und in die Atmosphäre des Waldes einzutauchen. Es ist ein achtsamer Aufenthalt im Wald, bei dem der Kontakt zur Natur und die Aufnahme der Waldatmosphäre im Fokus stehen. Die Ziele sind, die Energiereserven aufzufüllen, Entschleunigung zu finden und neue Lebensfreude zu schöpfen. In Japan ist Shinrin Yoku schulmedizinisch anerkannt, Ärzte verschreiben Waldbaden auf Rezept. Der Wald wirkt sich positiv auf unser Wohlbefinden aus. Mitverantwortlich dafür sind die von Bäumen produzierten Terpene, organische Substanzen und Öle, die man beim Einatmen aufnimmt und die eine positive Wirkung auf uns haben. In Kombination mit Achtsamkeitsübungen, Bewegung und Meditation schaltet der Körper einen Gang zurück und senkt den Blutspiegel. Die sauerstoffreiche Waldluft wirkt sich positiv auf den Cortisolspiegel aus und regt die Entstehung natürlicher Killerzellen an, die Krebszellen aufspüren und zur Tumor-Bekämpfung beitragen.

Tauche beim Waldbaden in den Wald und dessen Atmosphäre ein. Das Tempo deines Waldspaziergangs bestimmst du. Schlendere einen Wald-Pfad entlang, springe über Bachläufe, balanciere auf Baumstämmen, mache eine Meditation oder Yogaübung. Lasse dich ganz auf deine Erlebnisse ein, ohne Eile. Suche dir ein nettes Plätzchen und nimm deine Umgebung auf. Erlebe deine Sinneseindrücke deutlich: Gerüche, Geschmack, Klänge, Farben. Verweile im Wald, erhole dich, entspanne und tanke auf, solange du magst.

Erdungsmeditation: Verbunden mit Mutter Erde wie ein Baum

Mache es dir in einer angenehmen Sitzposition gemütlich und schließe mit dem nächsten Atemzug deine Augen. In deiner Vorstellung begibst du dich an einen angenehmen, ruhigen Platz in der Natur, wo ein kraftvoller Baum steht. Nimm ihn dir als Inspiration und stelle dich in seine Nähe. Spüre die Verbindung zur Erde und nimm wahr, wie aus deinen Füßen und Zehen ganz sanft kleine Wurzeln sprießen. Immer stabiler wird dein Stand und immer größer werden die Wurzeln. Sie verzweigen sich weiter und tiefer ins Erdreich hinein und bahnen sich ihren Weg durch alle Schichten hinab zum Erdkern. Dort wartet schon die Gestalt von Mutter Erde, um dir eine Botschaft, ein Geschenk oder besondere Energie mitzugeben. Fühle, wie sie deine Wurzeln berührt und dir heilsame Kraft nach oben schickt. Diese wandert alle Erdschichten durch, durchbricht den Boden und erfüllt deinen Körper. Tanke die Erdenergie auf und lasse sie durch deinen Körper strömen. Eine tiefe Verbundenheit zur Natur und zur Erde selbst schwingt durch jede deiner Zellen. Du erkennst, wie sehr alles miteinander verbunden ist und welch ureigene Kraft im Erdkern steckt. Über den höchsten Punkt deines Kopfes fließt die Erdenergie hinaus in die Luft und erfüllt die Umgebung, so wie es jeder Baum tut. So tragen sie alle das Geschenk der Mutter Erde hinaus in die Welt. Nimm wahr, wie sich deine Wurzeln langsam vom Erdkern zurückziehen und du deine Zehen am Boden wieder bewegst. Bedanke dich bei Mutter Erde und wisse, dass du diese Übung jederzeit für deine Erdung wiederholen kannst. Verweile noch ein paar Augenblicke, bevor du zurückkehrst und die Augen öffnest.

Conclusion

Der Mythos und die Kraft von Bäumen können und sollen uns auf unserem menschlichen Lebensweg begleiten. Wir können viel von Bäumen und Wäldern lernen, ihre Energien aufnehmen und über bestimmte Baum-/Waldrituale und -meditationen nicht nur Kraft tanken, sondern auch Stress abbauen, Weisheit gewinnen und Frieden finden.

Abbas Schirmohammadi & Philipp Feichtinger
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Zu den Autoren:

Abbas Schirmohammadi

Der Heilpraktiker für Psychotherapie und Coach hat sich auf Problemlösung, Stressmanagement und Persönlichkeitsentwicklung spezialisiert. Er arbeitet vor allem mit Klientenzentrierter Gesprächsführung, Entspannungstechniken und Lösungsorientiertem Coaching. Seit über 15 Jahren verhilft er Klienten zu mehr Erfolg, Gesundheit und Glück. Er hat zahlreiche Bücher, CDs und Kartensets im Bereich »Ganzheitliche Gesundheit« veröffentlicht.

gesundheits-cds.de & abbas-schirmohammadi.de

Philipp Feichtinger

Der Heilpraktiker hat sich auf Entspannung und ganzheitliche Gesundheit spezialisiert. Kursleiter für Autogenes Training und Progressive Muskelentspannung, Burnoutberater und Coach für geistige Entwicklung. Hypnose- und Naturheiltherapeut. Betreibt seine Praxis in Riedau/Österreich. Er ist Autor mehrerer Entspannungs-CDs und schreibt Fachartikel für Gesundheits-Magazine.

nhp-feichtinger.at

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