Wie eine erweiterte Wahrnehmung das Leben bereichern kann
Gibt es mehr, als wir mit unseren fünf Sinnen auf materieller Ebene wahrnehmen können? Gibt es jenseits des Physischen weitere Dimensionen, die sich mit etwas Training erkunden lassen? Hellfühligkeit, die Wahrnehmung des Feinstofflichen, ist, so Birgit Feliz Carrasco, erlernbar und kann sich positiv auf das eigene Leben auswirken. Wie, das verrät sie im Gespräch mit Tattva Viveka.
Tattva Viveka: Wir sprechen heute über Hellfühligkeit. Birgit, was versteht man darunter?
Birgit Feliz Carrasco: Früher bezeichnete man die Hellfühligkeit oft als siebten Sinn oder als Hellseherei. Doch aufgrund dieser Begriffe rutscht man leider schnell in die Ecke der Wahrsagerei oder des Okkultismus, wie man sie einst nannte. Vielen Menschen kommen gleichzeitig Filmszenen in den Kopf, in denen Menschen um einen Tisch herumsitzen und einem Medium, das mit einer rauchigen Stimme aus dem Jenseits spricht. Aber Hellfühligkeit ist eine Fähigkeit, die wir alle in uns tragen. Es ist ein Sinn, den wir einfach vergessen haben und infolgedessen nicht mehr einsetzen. Wir werden als feinstoffliche Seelen in Körper geboren und tragen die Gabe der Hellfühligkeit in uns, als Kind nutzen wir diese Fähigkeit aktiv, sehen Dinge und hören Geräusche, die unsere Eltern nicht mehr wahrnehmen. Warum dies? Weil unsere Erziehung und durchaus nötiges Training, um auf diesem Planeten zu überleben, die angeborene Hellfühligkeit überlagern. Sie wird, so sie nicht weiter gefördert oder stark ausgeprägt veranlagt ist, verdeckt, wie die untere Schicht eines Gemäldes, das immer wieder mit neuem Wissen übermalt wird; Wissen, das auf Wahrnehmung der Feststofflichkeit, also sichtbare und unfassbare Materie, ausgelegt ist. So gerät diese Fähigkeit des feinstofflichen Hellfühlens in Vergessenheit, scheint mir jedoch heute wichtiger denn je und zwar in Kombination mit unserer Wahrnehmung des Feststofflichen. Diese Kombination stärkt unsere Resilienz und auch metaphorisch die Wärme in uns Menschen.
»Hellfühligkeit ist eine Fähigkeit, die wir alle in uns tragen.«
Hellfühligkeit kann man trainieren und Schritt für Schritt wieder in sein Leben integrieren, um die feinstoffliche Welt wahrzunehmen – also alles, was feinstofflich, energetisch ist. Ich unterscheide zwischen der feststofflichen Welt, die wir hier auf Erden erleben, in der wir zum Beispiel Objekte anfassen können, und der feinstofflichen. Denn über das Feststoffliche hinaus gibt es noch so viel mehr. Jeder hat bereits folgende Situation erlebt: Man betritt einen Raum, in dem sich zwei Menschen befinden, die sich kurz zuvor gestritten haben oder eine heftige Diskussion hatten, und man spürt sofort, dass dort eine komische Stimmung herrscht – obwohl wir es weder gehört noch irgendetwas von dem Wortwechsel mitbekommen haben. Ein anderes Beispiel: Als Kinder erleben wir während des Heranwachsens Phasen, in denen wir mit Blumen oder imaginären Freunden sprechen, wobei uns dies später aberzogen wird. Diese feinstoffliche Wahrnehmung der existierenden, unsichtbaren Energiefelder, die sich nicht feststofflich manifestieren, ist bei Kindern vorhanden. Das können wir wieder erlernen und damit unsere Wahrnehmung und unser ganzes Leben bereichern. Das sind Anzeichen dafür, dass wir hellfühlig sind.
TV: Das hört sich nach der Ausdehnung der Sinneswahrnehmungen an. Wie kann man Hellfühligkeit von Hochsensibilität abgrenzen? Hochsensible oder hypersensible Menschen nehmen ebenfalls mehr wahr. Bestehen Überschneidungspunkte?
Birgit: Ich denke, ja. Vor und während des Schreibens meines neuen Buches »Hellfühligkeit. Die Fähigkeit, mit der du leichter durchs Leben gehst« habe ich mich mit diesem Phänomen beschäftigt. Hochsensibilität wird als neurologisch-psychologische Thematik definiert. Dabei handelt es sich um ein überreiztes Nervensystem, das in dem Sinne anders funktioniert, als dass es alle Dinge, die es wahrnimmt, weiterverarbeitet. Wir nehmen etwa das Zwitschern eines Vogels wahr, aber wir denken nicht weiter darüber nach. Hochsensible Personen gehen diesen Reizen immer weiter nach, was sehr belastend ist und häufig mit einem fast erzwungenen Rückzug aus der Umwelt einhergeht.
Vieles deutet darauf hin, dass diese Menschen hellfühlig sind, aber die Wissenschaft, die Medizin, muss dem Ganzen einen Namen geben. Ich denke, dass es einerseits große Schnittmengen zwischen Hellfühligkeit und Hochsensibilität gibt, es kann sich andererseits aber auch um eine neurologische Erkrankung handeln. In meinem Buch gehe ich unter anderem darauf ein und möchte hochsensible Personen dabei unterstützen, ihre Wahrnehmung so weit zu trainieren, dass es ihnen gelingen kann, diese bewusst einzusetzen.

TV: Könnte man sagen, dass bei Hochsensibilität die Überforderung im Vordergrund steht?
Birgit: Ja, unsere ganze Gesellschaft und die Art, wie wir leben, ist eine absolute Überforderung. Wir sehen aber mittlerweile, wie viele Strukturen nicht nur im persönlichen, sondern auch im systemischen, ökonomischen und politischen Rahmen langsam zusammenfallen. Die Frage ist: Warum sehen wir gerade jetzt diese Entwicklungen? Die Überforderung von immer mehr Menschen ist ein Phänomen, das sich unter anderem in den steigenden Zahlen derjenigen widerspiegelt, die an Burn-out und Depression leiden. Mit meinem Buch verfolge ich unter anderem das Anliegen, die Menschen auf ihre Hellfühligkeit als eine mögliche Lösung für ihre Überforderung aufmerksam zu machen. Ich will ihnen zeigen, dass man Hellfühligkeit wie eine Sportart trainieren kann. Danach fühlt man sich kräftiger und hat Muskeln aufgebaut. Wenn wir Hellfühligkeit trainieren, setzen wir unsere Sinne ein, um den Blick auf die Welt zu erweitern. Wir nehmen die feinstofflichen Welten, die unterschiedlichen Dimensionen wahr, nach denen wir uns alle sehnen. Wir fragen uns, ob es nicht irgendetwas Höheres gibt, und verspüren sogar eine Sehnsucht danach. Diese unbewusste Sehnsucht kann dazu führen, dass wir uns dem Konsum- oder Drogenrausch hingeben. Doch diese Sehnsucht kann auf eine andere Art und Weise erfüllt werden, und zwar indem man diese anderen Welten, diese anderen Dimensionen und ihre feinstofflichen Energien wahrnimmt und für sich nutzt.
»Die eigenen Ängste und Sorgen sind das größte Hindernis auf dem Weg, weil der Verstand immer wieder in unsere hellfühlige Wahrnehmung hineingrätscht.«
TV: Du sagst, dass eigentlich jeder hellfühlig ist, man müsste es nur trainieren. Wie trainiert man die eigene Hellfühligkeit?
Birgit: Eine wichtige Voraussetzung ist, dass wir uns von unseren üblichen Kategorien des Wahrnehmens und vor allem des Bewertens verabschieden. Wir müssen zunächst unser Gefäß leeren. In der Regel verlassen wir uns auf unsere klassischen Sinneswahrnehmungen und können uns nicht vorstellen, dass es darüber hinaus noch etwas anderes gibt, da wir verlernt haben, diese Ebenen wahrzunehmen. Dem kann man sich Schritt für Schritt wieder annähern, zum Beispiel, indem man seine Fähigkeiten im Alltag einsetzt und sich beim Einkaufen fragt: Tun mir jetzt Birnen oder Äpfel gut? Oder: Was sollte ich heute Wohltuendes zu Mittag essen? Auf diese Weise kann man die eigene Hellfühligkeit mit kleinen Schritten trainieren und vor allem lernen, die Entscheidungen weniger vom Verstand treffen zu lassen. Das ist die schwierigste Herausforderung, um hellfühlig zu werden, denn der Verstand grätscht immer rein, wenn man eine Entscheidung treffen muss. Wir haben andauernd mehrere Stimmen im Kopf, die miteinander diskutieren. Zwei sind es mindestens, vielleicht sogar noch mehr, und das muss gar nicht pathologisch sein. Kopf und Herz melden sich fortwährend zu Wort. Zum einen spricht die Seele über das Seelenherz, das Heilige Herz, und zum anderen spricht der Kopf, der Verstand. Der Kopf interveniert ständig, dabei ist es wichtig, der Stimme des Herzens mehr Raum und Kraft zu geben. Man kann beispielsweise die Hände auf die Brust legen und sich fragen: Was erledige ich als Nächstes aus meiner To-Do-Liste? Was mache ich als Erstes? Was wird am besten gelingen? Vorzugsweise stellt man sich eine Frage, die mit einer Ja-Nein-Antwort beantwortet werden kann. Zum Beispiel: Ich bin heute Abend mit einer Freundin verabredet. Das ist mir eigentlich zu viel. Gehe ich trotzdem hin, ja oder nein? Wenn die unmittelbar gefühlte Antwort »Ja« ist, wird in der zweiten Wahrnehmung der Verstand sich melden, denn der Kopf wird sofort Gegenargumente liefern. Die Einwände, die der Verstand darlegt, sind Teil eines antrainierten und über die Evolution der Menschheit hinweg überlieferten Verhaltens, denn die Aufgabe des Verstandes ist es, aufgrund von Erfahrungen, die in der Vergangenheit gemacht wurden, Projektionen für die Zukunft zu entwickeln. Im Sinne von: »Das kannst du nicht machen! Wenn du nicht gehst, wird die Freundin sauer sein.« Wird sie nicht, wenn man ihr offen und ehrlich sagt, dass man heute einfach Ruhe braucht. Typische Einwände des Verstandes wären auch »Wenn du jetzt den Job wechselst, bist du wieder in der Probezeit. Wer weiß, ob du diese dann überstehst…« und ähnliche, eher in besorgtem Timbre. Projektionen fallen meistens negativ aus und sind mit Angst und Sorgen verbunden. Das Herz hingegen ist immer positiv. Es kann natürlich vorkommen, dass die Seele etwas in einem Moment ablehnt, aber sie verbindet es nicht mit negativen Szenarien. Das ist ein wichtiges Unterscheidungskriterium. Auf diese Weise kann man das Fühlen wieder in seinen Lebensalltag integrieren und sich daraufhin weiterentwickeln.
TV: Sprichst du von Intuition?
Birgit: Das sogenannte Bauchgefühl würde ich als erste Stufe der Hellfühligkeit beschreiben. Wir kennen alle dieses komische Gefühl im Bauch, das Grummeln, und oftmals entscheiden wir uns trotzdem dagegen, diesem Hinweis zu folgen, weil unser Verstand meint, etwas Bestimmtes in dem Augenblick tun zu müssen. Aber nein, wir müssen nichts »so machen«. Wir können immer frei entscheiden. Wenn wir unseren Gefühlen nachgehen und mit dem Herzen entscheiden, wird das Leben weicher und sanfter werden. Es macht natürlich keinen Sinn, bei Rot über eine Ampel zu fahren. Wenn der Verstand in dem Moment sagt: »Nein, das geht nicht«, hat er durchaus seine Berechtigung. Aber wir sollten lernen, wieder ein Gefühl für uns selbst zu bekommen und uns nicht wie ein Roboter von außen, von diesem Lebensstil, bestimmen zu lassen. Mein großes Anliegen in all meinen Büchern ist es, dass die Leser Spiritualität, Bewusstheit, Achtsamkeit und Leichtigkeit in ihren Alltag integrieren lernen. Man könnte sagen, ich ziehe mich in eine Höhle zurück und meditiere nur noch. Das ist aber nicht besonders sinnvoll, da wir uns hier auf Erden in einem Körper inkarniert haben, um dieses Leben zu leben. Mir geht es vielmehr darum, beides miteinander zu verbinden.
Die Entwicklung der Hellfühligkeit reicht über mehrere Stufen, und diese Stufen dienten mir als Vorbild für den Aufbau der Kapitel meines Buches. Die Intuition ist dabei nur die erste Stufe. Darauf folgen weitere, bis dahin, dass man channeln und Botschaften für sich selbst und andere empfangen kann. Dafür muss man sich ganz leer machen. Das wäre die höchste Stufe, die erreicht werden kann.
TV: Wie nehmen wir feinstoffliche Eindrücke wahr? Das geschieht nicht mit den klassischen Sinnesorganen, oder?
Birgit: Die klassischen Sinnesorgane sind darauf trainiert, feste Objekte zu sehen, zu berühren, zu riechen, zu schmecken und zu hören. Aber wenn wir hellfühlig sind, können wir mit diesen fünf Sinnen Eindrücke, die nicht sichtbar sind, sehen, oder die nicht hörbar sind, hören. Früher hat man diese Fähigkeit Hellsehen genannt. Unsere körperlichen Sinne zur feststofflichen Wahrnehmung werden dann zu Hellsinnen. Was wir dazu brauchen, ist die Öffnung des sechsten oder siebten Sinns. Der sechste Sinn ist medizinisch als Vibrationswahrnehmung definiert, also wäre es der siebte Sinn, den wir reaktivieren müssen. In der Endform wird das Channeling genannt. Man kann es sich als eine zusätzliche Antenne vorstellen, oder wie einen Kanal im Körper, von dem zum Beispiel auch im Yoga gesprochen wird, der Kundalini-Kanal. Die innere Reinigung dieses Kanals oder das Einstellen des Antennenempfängers auf den Sender der Feinstofflichkeit ist das Wichtigste. Das lässt sich am besten mithilfe von Ritualen erreichen. Dazu gehören auch Meditationen.
»Wenn wir Hellfühligkeit trainieren, setzen wir unsere Sinne ein, um den Blick auf die Welt zu erweitern.«
TV: Was kann man alles in der feinstofflichen Welt entdecken? Was du berichtest, klingt faszinierend.
Birgit: Ja, das ist sehr spannend. Erst einmal geht es darum, nicht mehr zu denken und nicht mehr zu bewerten, sondern zu fühlen, zu spüren. Und – obwohl wir hier in einer anderen Welt leben, in der es hauptsächlich ums Denken geht – sich auf das Fühlen einzulassen. Dies stellt eine immense Erweiterung der Selbst- und der Außenwahrnehmung dar.
Stell dir die Schöpfung so vor, dass sie aus verschiedenen Dimensionen aufgebaut ist. Die feinstofflichen Dimensionen und Schwingungen kann man um unsere Erde herum und in der gesamten Schöpfung erspüren und fühlen. Man kann auch die Multiversen wahrnehmen oder zumindest anerkennen, dass es sie gibt. Durch Meditation kann man ebenfalls in diese höheren Dimensionen gelangen. Letzten Endes geht es um die Wahrnehmung von Energiefeldern, und diese Energiefelder sind auch hier auf der Erde, weshalb wir durchaus spüren, was in Konfliktregionen der Welt vor sich geht und uns nicht nur mental belastet. Denken wir zum Beispiel an die Corona-Zeit: Damals haben wir gemerkt, dass etwas Großes passiert. Es war möglich, dieses energetische Kollektivfeld wahrzunehmen, wobei von vielen diese Wahrnehmung unterdrückt und weggeschoben wurde.
Was man noch in diesen höheren Dimensionen wahrnehmen kann, sind Engel. Sie haben beispielsweise einen festen Platz im Christentum. Und wenn man in die Kirche geht und zu Gott betet, spricht man ebenfalls mit einer höheren Dimension. Deswegen ist es für mich nicht nachvollziehbar, wenn Menschen sich darüber wundern, dass ich mit Engeln spreche. Dann entgegne ich ihnen: Aber ihr macht das doch auch, wenn ihr um Hilfe bittet! Zudem kann ich bestätigen, dass es diese Wesenheiten gibt. Nicht nur unsere menschlichen Körper sind beseelt, auch andere Wesen. Und darüber hinaus ist unser Körper vergänglich, unsere Seele nicht. Wir sind nur ein kleiner Teil des großen ganzen feinstofflichen Feldes, der Urschöpfung, und daneben existieren noch andere Wesenheiten. Die gute Nachricht ist, dass sie alle bereitstehen, um uns hier auf Erden zu helfen, sowohl in unserem persönlichen Leben als auch bei der Entwicklung der Erde. Deshalb halte ich es für essenziell, uns mit dem Thema Feinstofflichkeit zu beschäftigen und Hellfühligkeit zu entwickeln. Ich glaube nicht, dass die klassischen Wege, welche die Welt momentan gestalten und führen, die Wege sind, um nachhaltig etwas zu verändern.
TV: Ja, unsere Welt ist sehr auf die materialistische, physische Welt ausgerichtet.
Birgit: Und dennoch haben wir alle bereits übersinnliche Erfahrungen gemacht. Allein der Gedanke: »In jenem Moment stand mir ein Schutzengel zu Seite«, zeugt davon. Wenn ein solcher Gedanke, ein solches Gefühl aufkommt, dann spüre diesem nach und sprich mit deinem Engel. Es ist das Mindeste, sich bei seinem Schutzengel dafür zu bedanken, dass man nicht die Treppe heruntergefallen ist und sich kein gebrochenes Bein zugezogen hat. Das ist der erste Schritt der Kommunikation. Wenn man Menschen kennenlernt, fängt man auch erst einmal damit an, sich einander vorzustellen und ein bisschen Smalltalk miteinander zu führen. Mit Erweiterung deiner Wahrnehmung und Kenntnis der feinstofflichen Energiekräfte kannst du diese auch nutzen, um das in dein Leben zu ziehen und durch Transformation der energetischen Schwingungen zu manifestieren, was du benötigst und wünschst.
»Der Kopf interveniert ständig, dabei ist es wichtig, der Stimme des Herzens mehr Raum und Kraft zu geben.«
TV: Nun, es ist so, dass nicht alle Energien, die wir wahrnehmen, positiv sind. Wie kann man sich vor negativen Energien oder überfordernden Gefühlen schützen?
Birgit: Man lernt auf dem Weg der Hellfühligkeit, sich mit seinem Heiligen Herzen zu verbinden. Das geschieht über meditative Rituale, die man regelmäßig ausführen muss. Man lernt ebenfalls, sich kontinuierlich zu reinigen. Dabei helfen zum Beispiel Wasser- oder Räucherrituale. Außerdem sollte man für extreme Situationen lernen, ein Schutzfeld um sich herum zu errichten. Der erste Schutz ist natürlich immer, die Situationen zu verlassen.
Wenn wir mehr mit unserer Seelenstimme, ich nenne sie auch das Heilige Herz, arbeiten, dann lernen wir, uns auch in einer solchen Situation mit unserem Heiligen Herzen zu schützen. Wenn ich zum Beispiel einen Unfall sehe, dann schicke ich Licht und Liebe, die direkt aus der Urquelle stammen, über mich zu den Verunfallten. Damit ist diese – und das meine ich keineswegs negativ –Verunreinigung meines Systems wieder gereinigt.
Ein anderes Beispiel: Wenn wir jemanden herumschreien hören, denken wir oftmals, was das für ein schrecklicher Mensch sei. Doch mit dieser Bewertung lasse ich in dem Augenblick noch mehr von seiner Energie in mein System hinein. Ich weiß nicht, warum die Person ausgeflippt ist und was sie für persönliche Probleme hat. Das geht mich auch nichts an. Wenn ich aus der Situation herausgehe und Licht und Liebe zu diesem Menschen schicke, dann baue ich mit diesem Licht und dieser Liebe, die ich teile, um mich herum einen Schutz auf.
Anfangs muss man Schritt für Schritt lernen, diesen Schutz um sich herum aufzubauen. Aber das ist wie mit dem Autofahren, zunächst lernt man, zu kuppeln und dann zu schalten. Mit der Zeit geht es völlig in das Sein über. Das ist es, was das Leben anschließend um so vieles leichter macht. Es fließt um mich herum und nicht mehr in mich hinein.

TV: Wie gehst du mit skeptischen Stimmen um, die das Hellfühlen als Einbildung abtun?
Birgit: Wenn ich spüre, dass jemand ablehnend reagiert, dann rede ich nicht weiter darüber. Es kann nicht jeder etwas damit anfangen. Aber ob dies nun als Spinnerei abgetan wird oder nicht, das ist mir gleichgültig, ich bewerte es nicht. Wenn die Menschen offen sind und mich besser kennen, merken sie, dass ich eine äußerst pragmatische Person bin. Im Gespräch mit mir erinnern sie sich vielleicht daran, wie sie zum Beispiel selbst als Kind mit Blumen gesprochen haben.
Natürlich gibt es auch Menschen, die immer wissenschaftliche Beweise fordern. Aber das macht in der Welt der Feinstofflichkeit und des Fühlens von Feinstofflichkeit keinen Sinn. Denn es geht genau darum, Dinge nicht mit dem Kopf anzugehen und Beweise dafür zu verlangen, sondern zu erfühlen.
TV: Wie lässt sich unterscheiden, ob eine Wahrnehmung wirklich aus der Hellfühligkeit heraus resultiert, oder ob es Projektionen der eigenen Ängste und Wünsche sind?
Birgit: Den Unterschied wahrzunehmen, bedarf eines langen, aber gehbaren Weges. Am besten ist es, wenn man diesen Weg mit jemandem zusammen geht, der für einen channelt, einem Hinweise gibt oder spezifische Meditationen anleitet. Ich biete mindestens einmal im Monat eine Online-Meditation an, für die sich Interessierte anmelden können, und anschließend erhalten sie ein einführendes Training. Zusätzlich biete ich eine Hellfühligkeitsschulung an, die acht Stufen umfasst und acht Monate dauert.
Die eigenen Ängste und Sorgen sind das größte Hindernis auf dem Weg, weil der Verstand immer wieder in unsere hellfühlige Wahrnehmung hineingrätscht. Bei weniger komplexen Fragen, die mit einer Ja-Nein-Antwort beantwortet werden können, lässt sich einfacher unterscheiden. Bei komplexeren Fragen, die Botschaften, Erklärungen und Hinweise von höheren Wesen erfordern, braucht man mehr Übung. Der Verstand will uns einfach immer retten. Er warnt uns vor allem. Beispielsweise könnte der Verstand immer davor warnen, dass es draußen regnen könnte und du deshalb auch an einem sonnigen Tag mit einem Regenschirm hinausgehen solltest. Gleichzeitig hast du aber das gute Gefühl, dass es heute nicht regnen wird. Auf dieses Gefühl kannst du dich dann verlassen.
Die eigenen Ängste zu beherrschen beziehungsweise zu erkennen, dass es überhaupt Ängste sind, die dem Ego und dem Programm des Verstandes entspringen, ist kein ganz einfaches Unterfangen. Es dauert eine Weile, bis man für sich Botschaften empfangen kann. In dem Maße, in dem man sich weiterentwickelt, kann man lernen, auch für andere gegenwärtig zu sein. Dabei ist es wichtig, dass man dabei möglichst angstfrei ist. Dies ist durchaus pragmatisch gedacht, weil es im gegenwärtigen Moment nichts gibt, vor dem wir Angst haben müssten. Eigentlich geht es uns gut. Das Schöne im Inneren, die schönen Erinnerungen, die schönen Erlebnisse und das schöne Gefühl in sich selbst zu stärken, vertreibt letztendlich die Dunkelheit.
»Man lernt auf dem Weg der Hellfühligkeit, sich mit seinem Heiligen Herzen zu verbinden.«
TV: Verrate unserem Lesepublikum noch, wie du selbst zu diesem Weg gekommen bist. Gab es ein bestimmtes Ereignis, aufgrund dessen du festgestellt hast, dass du mehr wahrnehmen kannst als andere?
Birgit: Ich denke, dass ich diese Fähigkeit bereits als Kind hatte, aber ich habe sie damals nicht bewusst wahrgenommen. Außerdem wurde ich nicht darin gefördert. So hoffe ich, dass die Sensitivität und das Empfinden bei Kindern, die heute aufwachsen, stärker gefördert werden. Später als Jugendliche wurde ich jedoch wieder damit konfrontiert. Ich erlitt einen Autounfall, bei dem ich wirklich spürte, wie mich eine Kraft aus dieser Situation, bei der ich eingequetscht hätte werden können, heraushob. So kam ich mit meinem Schutzengel in Kontakt. Infolgedessen erinnerte ich mich daran, dass ich schon immer die Seelen von Menschen wahrgenommen habe, die auf dem Friedhof begraben liegen. Aber als Jugendliche im Teenager-Alter spricht man nicht darüber, denn das kann auch in eine ganz andere Richtung interpretiert werden. Ende der 1990er Jahre lernte ich Yoga und Meditation kennen, die mein Energiefeld und den Energiefluss in mir maßgeblich verändert haben. In einigen Fortbildungen habe ich mich zusätzlich in diese Richtung weitergebildet.
Einmal saß ich mit einer Patientin zusammen, bei der es um einen unerfüllten Kinderwunsch ging. In der zweiten oder dritten Sitzung sah ich eine Seele, die sich noch nicht in ihrem Körper inkarniert hatte, jedoch kurz vor der Inkarnation stand. Als die Patientin aus dem Urlaub zurückkam, war sie tatsächlich schwanger. Im Folgenden baute ich Kontakt zur Seele des Kindes auf und konnte mit ihr sprechen. So entwickelte sich diese Fähigkeit immer weiter. Mittlerweile setze ich diese Fähigkeit immer dann ein, wenn ich Menschen zum Beispiel in meiner Heilpraxis oder im Yoga wahrnehme. Aber ich spreche nicht immer darüber, denn ich teile den Menschen nur dann mit, was ich wahrnehme, wenn sie mich dafür beauftragen. Ansonsten fließen meine Wahrnehmungen durch mich hindurch, und ich halte mich nicht weiter mit ihnen auf. Das ist eine wundervolle Arbeit, die keineswegs anstrengend ist.
Das Interview führte Stefanie Aue.

Zur Interviewten:
Birgit Feliz Carrasco ist Heilpraktikerin, Meditations- und Yogatherapeutin, Channel-Medium und Autorin zahlreicher Bücher zu Yoga, Spiritualität und Heilung. Sie teilt ihr Wissen als Hellfühlige und Seelencoach in Einzelterminen, Seminaren und Online-Schulungen. Ihre Maxime ist »Licht, Liebe, Leichtigkeit«.
Birgit Feliz Carrasco
Die Fähigkeit, mit der du leichter durchs Leben gehst
ISBN: 978-3-86410-392-6
300 Seiten
Preis: 22,00 €
Windpferd Verlag, 2025
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